Journal Montag, 4. April 2022 – Noch ein Wochenstart

Dienstag, 5. April 2022 um 6:37

Nochmal eine Nacht mit viel Schlaf, ich genoss es.

Auf dem Weg in die Arbeit klirrte der Frost und biss mich ins Gesicht, knirschte der Raureif unter den Stiefeln.

Auf der Theresienwiese hatte der Aufbau des Frühlingsfests begonnen – die erste Bierzelt- und Fahrgeschäfte-Bespielung der Fläche seit Ausbruch der Seuche.

Vormittags Besprechungen und große Runden online, die länger dauerten als angesetzt. Schnell raus in die Apotheke gewitscht, das Nasenspray aus der Hausapotheke war über dem Verfallsdatum und musste ersetzt werden – neben Pflaster und Herpescreme wichtigster Bestandteil (ich werde wahnsinnig, wenn ich nicht schnaufen kann – egal ob wegen Chlor- oder Infektionsschnupfen, geht bei mir auch sofort auf die Bronchien). Es war sonnig geblieben, wärmer geworden.

Spätes Mittagessen: Sahnequark mit Joghurt, Birne.

Nachmittags Schreibtischarbeit, Jour fixes und Gespräche.

Nach Feierabend machte ich in kräftigem Wind einen Abstecher in den Vollcorner (Schilder baten um Maskentragen, von allen erfüllt), arbeitete die Einkaufsliste ab.

Daheim kochte ich erst mal Brotzeit für Dienstag: Buchweizen mit Karotten und Zwiebeln. Eine Runde Yoga, während der Himmel zuzog – eine Folge mit vielen anstrengenden Halte-Übungen.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell ein Bangladeshi Kurkuma-Tomaten-Kitchari – ein Reis-Linsen-Gericht, das wir so ähnlich als nah-östliches Mejadra von Ottolenghi bereits kannten. Nachtisch: Ein Rest (weniger guter) Zwetschgenkompott vom Sonntag mit Schmand, Schokolade.

§

Ein wichtiger Blogtext über “don´t give up on me”, wie jemand immer wieder Energie in ihr Leben mit psychischen Lasten investiert.
“Never”.

via Joël

ich kämpfe seit jahren mit meinen themen. ich vermeide den begriff dämonen aber eigentlich geht es genau darum – sie sind da, sie sind nicht reparabel. ich kann sie mit honig füttern, wie der buddhismus es mir vorschlägt, ich kann sie verstehen, fühlen, umarmen, ignorieren, sie mit arbeit und ablenkung überdecken. sie bleiben. manchmal gehen sie schlafen, dann hab ich ruhe – einen moment des gefühls von frieden und angekommen sein. dann dreht sich meine lebensspirale weiter und dasselbe thema kommt im neuen gewand zu mir „oh hej! so sehen die dämonen jetzt aus, cool“. aber leider sind sie halt wieder da. es dreht sich alles um bindung und beziehung und wie ich es drehe und wende, ich kriege es nicht so gelöst, dass sie für immer gehen.

(…)

neulich dachte ich mal, dass ich froh bin so abartig viel psychoanalyse und psychotherapie (ja, tatsächlich habe ich alles zusammen ca. 600 stunden therapie auf kosten der krankenkasse gemacht – was mir eigentlich als beweis dienen sollte, dass selbst die kapiert hatten, dass ichs nötig hatte) gemacht zu haben, immerhin kann ich mir eine menge kosten sparen dadurch, dass ich selbst eine wirklich großartige therapeutin bin – zumindest für mich. und es hat nichts mit zusammenreissen zu tun – auch so eine idee im umgang mit psychischer erkrankung, die ich jahrezehntelang selber gemacht habe und gerne auch von meinem umfeld verlangt habe. ich habe das versucht, es hilft nichts. genauso wenig wie ignorieren.

Ganz große Bewunderung, ganz großer Respekt.
(Auch weil ich das nicht schaffe, selbst bei meinen viel, viel kleineren Päckchen. Ich würde mal sagen, ich habe ca. 2012 aufgegeben, spätestens 2016 – u.a. weil ich einfach nicht genug Interesse für mich aufbringe, weil es mich derart anödet, mich mit mir zu beschäftigen, so unglaubwürdig sich das auch von so einer Ego-Bloggerin lesen mag. Statt dessen halte ich irgendwie durch, sind ja nur noch ca. 30, 40 Jahre. Meistens ist das ja ganz gut aushaltbar.)

§

Mist, das war mir nicht klar: Journalistin Melina Borčak versucht in einem Twitter-Thread – offensichtlich zum wiederholten Mal -, ständig wiederholte Falschdarstellungen des Bosnienkriegs zu korrigieren.

Krieg in Bosnien war kein Bürgerkrieg, sondern Angriffskrieg Serbiens +Kroatiens gg Bosnien. Der internationale Charakter des Krieges ist mehrfach vom UNO-Tribunal belegt. “Bürgerkrieg” sagen nur Leute, die milošević +tuđman reinwaschen wollen – ob aus Ignoranz oder Rassismus.

Da sehen Sie mal: Dieser Krieg, diese Kriege fanden zu meinen erwachsenen Lebzeiten statt, und jetzt erkenne ich, dass ich doch mal gründlich nachlesen sollte, was da eigentlich passiert ist. (Habe bis gestern auch immer fälschlich von “jugoslawischem Bürgerkrieg” gesprochen.) Lesetipps dazu von Borčak unter dem eigentlichen Twitter-Thread.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 3. April 2022 – Doch noch ein Schneelauf

Montag, 4. April 2022 um 6:29

Lange und vorwiegend gut geschlafen, ich fühlte mich geradezu ausgeruht beim Aufwachen. Auch gestern schlug ich die Augen zu diesem Anblick auf:

Gemütliches Kaffeetrinken und Bloggen, dann machte ich mich fertig für einen Isarlauf – auf den ich mich besonders freute, weil es ein erster Schneelauf seit Jahren sein würde (erst Hüfte kaputt, dann neue Hüfte zu neu, dann kein Schnee). Er war wundervoll, ich blieb sehr oft zum Fotografieren stehen.

Im Nußbaumpark wurde schon auch mit dem Schnee gespielt, links vom Baum.

Verdutzte Forsythie im Alten Südfriedhof.

Wenig los an der Isar, immer wieder ein paar Schneeflocken.

Der Kiosk konnte wohl nicht schnell genug von Aperol Spritz und Wegbier zurückschalten auf Glühwein.

Eine Ahnung von Sonne und blauem Himmel im Süden hinter der Wittelsbacherbrücke.

Kabelsteg in der Ferne, rechts Müller’sches Volksbad – gestern waren fast keine Radln unterwegs, ich konnte auch hier entspannt laufen

Medusa! Was haben sie dir angetan!

Landende Nilgans, Blick vom Föhringer Wehr nach Norden.

Mehr verdutzte Blüten.

Geheimes U-Boot-Treffen in der Gärtnerei des Englischen Gartens.

Sonne!

Der Kormoran trocknete seine Flügel mit energischem Wedeln.

Unter der Kennedy-Brücke.

Blühende Zierkirsche im Schnee.

Eisbach, hier sieht man im Hochsommer badende Kinder, die sich bachabwärts treiben lassen und dann tropfend mit der Tram zurückfahren.

In einer angenehm leeren Tram fuhr auch ich, aber zum Sendlinger Tor. Körperpflege und Anziehen.

Frühstück ließ ich diesmal wirklich aus, also Semmeln, Kuchen, Porridge oder ähnliche Frühstücksspeisen, um zwei gab es den Borschtsch von Vorabend, und zwar allen restlichen (Herr Kaltmamsell hatte sich schon etwas genommen), ohne Schmand – weil ich keine Lust darauf hatte. Gemüse in Reinform (Salat, Gemüsesuppe, gedünstetes Gemüse) geht wirklich in beliebig großen Mengen in mich rein, bevor ich nicht mehr kann. Schmeckte auch diesmal sehr gut, allerdings vermisste ich in den Texturen etwas Beißiges. Wären klassisch ja Fleischstücke, ich kann mir aber auch gekochte Körndln vorstellen, zum Beispiel Grünkern.

Internetlesen, Zeitunglesen, ich las auch Annie Ernaux, Sonja Finck (Übers.), Das Ereignis aus (ein seltsames Büchlein). Am späten Nachmittag eine Obstmahlzeit: Orange und Trauben.

Es war immer mehr die Sonne herausgekommen, so begann draußen das große Tropfen.

Zum Abendessen gab es Dampfnudeln – aber von Herrn Kaltmamsell. Es gibt ja im Hause Kaltmamsell Dampfnudeln als zwei grundsätzlich verschiedene Gerichte: Von mir leicht und fluffig, auf Kartoffeln gegart, von Herrn Kaltmamsell mit Butterkruste unten.

Im Fernsehen ließen wir Bohemian Rhapsodie laufen, und ich stellte fest, dass ich im Kino nichts verpasst hatte: Die Teile der Band-Geschichte, die für den Film verwendet wurden, interessieren mich nicht. (Aber die BBC-Doku, die ich mal zufällig in Brighton erwischt hatte, mit BBC-Material aus Jahrzehnten: Die war superspannend.)

Im Bett das nächste Buch begonnen, Hildegard Knef, Der geschenkte Gaul – vom ersten Absatz an verliebt. Annie Ernaux, Sonja Finck (Übers.), Das Ereignis hatte ich zwar als historisches Zeugnis interessant gefunden: Wie war das, wenn man im städtischen Frankreich Anfang der 1960er als junge Frau unbeabsichtigt schwanger wurde und eine Abtreibung brauchte. Doch die literarische Seite beschäftigte sich auf seltsam verquaste und mir ganz ferne Weise mit dem Akt des Aufschreibens und Erinnerns und ließ mich daran denken, warum ich mit französischen Filmen so oft nichts anfangen kann.

Die Erinnerungen der Knef hingegen beginnen so:

Liebeserklärung an meinen Großvater

Meiner hieß Karl, er war mittelgroß und genauso kräftig, wie er aussah. Er trug den Kopf sehr gerade, die Wirbelsäule auch, und er hatte einen großen Mund mit vielen Zähnen; er hatte sie noch alle 32, als er mit 81 Jahren Selbstmord machte. Sein Jähzorn war das Schönste an ihm, erstens weil er sich nie gegen mich richtete und weil er so wild und rasch kam, wie er verging, und wenn vergangen, wurde sein Gesicht warm wie ein Dorfteich in der Sommersonne und seine Bewegungen verlegen und einem fischenden Bären gleich.

(Zeichensetzung im Original – ich erinnere mich, dass ich beim ersten Lesen als Teenager ständig stolperte und dann sehr beeindruckt von jemandem war, die sogar Kommas festsetzen durfte.)

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 2. April 2022 – Schnee. Und noch mehr Schnee

Sonntag, 3. April 2022 um 9:15

Eine gute Nacht. Ich wachte zwar ein paar Mal auf, was ja immer von der Beklemmung gefolgt ist, ob ich wieder einschlafen können werde, doch tatsächlich funktionierte das Wiedereinschlafen – und ich musste ja nicht früh raus. Das hellte meine Grundstimmung deutlich auf.

Erster Anblick beim Aufwachen:

Eigentlich kann ich die Winterrückkehr gerade auch nicht brauchen, doch ich sehe den Schnee in erster Linie als dringend nötigen Niederschlag. Und richtig frostig war es ja nicht.

Über den Tag machte ich noch viele Schneefotos, es schneite durchgehend leicht, in Flocken verschiedener Größe. Schließlich war das in diesem Winter erst der zweite ernsthafte Schneefall. (Sie werden jetzt sagen “Aber 2. April ist doch nicht mehr Winter?”)

Telefonat mit meiner Mutter. Unter anderem erfuhr ich zu meiner Beruhigung, dass meine Eltern bereits viertgeimpft sind. (Ich habe mir das für Mai vorgenommen, für sechs Monate nach Booster.)

Lange wägte ich ab, was mir mehr Freude bereiten würde: Radeln durchs weiße München zum Schwimmen, durch winzigen Schneefall? Oder Fahrt mit der Tram?
Ich entschied mich für Tram, um nicht schneenasse Kleidung in den Spind sperren zu müssen. Die Straßenbahn war auf der Hinfahrt so leer wie erwartet.

Im Dantebad der wahrscheinlich letzte Öffnungstag mit Check des Impfstatus und mit Maskenpflicht in den Innenräumen. Ich bin gespannt, ob ab Sonntag der Betrieb wirklich läuft, als gebe es kein Corona mehr.

Schwimmen im Schneefall war schön, die kalten Flocken bitzelten auf meinen Armen und Schultern. Rechte Zehen und linke Wade immer ganz kurz vorm Krampfen, erst auf den letzten 300 von meinen 3.000 Metern machte die Wade eine Runde ernst, kriegte sich aber wieder ein.

Auf der Rückfahrt war die Tram leider nicht mehr leer, und die Leute hielten keinen Abstand. Ich verließ an der zweiten Station meinen Sitzplatz und floh in eine Steh-Gegend, in der ich Raum hatte.

Einkäufe in einem sehr großen Edeka – und ich bekam tatsächlich kein Weizenmehl, das Herr Kaltmamsell für die geplanten Dampfnudeln auf die Einkaufsliste geschrieben hatte, stand vor leeren Regalen. Bis dahin hatte ich die Berichte von Hamstergekäufen aus Angst vor bevorstehenden Lieferengpässen (die Ukraine ist ein wichtiger Weizen-Exporteur) für übertrieben gehalten. Haben die Leute tatsächlich ihre Hamsterkäufe vom Pandemiebeginn vor zwei Jahren schon aufgebraucht oder weggeworfen? Nun, noch können wir auf nicht ganz so perfekt geeignete Weizenmehlsorten im Schrank zurückgreifen (00 und 550 statt 405).

Frühstück um halb drei: Semmeln und eine reife Birne. Das machte mich bettschwer, ich legte mich zu einem Nickerchen hin.

Herr Kaltmamsell hatte bereits vor einer Weile verkündet, er wolle jetzt auch backen. Er ließ sich meine anspruchsvollen Tortenbackbücher geben (aus der Phase zwischen 16 und ca. 26), doch gestern wurden es dann doch erstmal Mandelkekse. Ich probierte gleichmal zwei: Sehr gut!

Draußen schneite es weiter, die Farbkombination Weiß mit dem Neongrün der Ahornblüten fand ich besonders reizvoll.

Zeitunglesen, eine Runde Yoga – anstrengend allein durch das lange Halten von Positionen.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell ein Rezept aus einem besonderen Kochbuch ausprobiert, dass der Gast vom Donnerstag uns geschenkt hatte – ganz in der Tradition der 1980er-Vollwertbewegung.

Es gab daraus den Borschtsch, weil der zum Bestand in unserem Gemüsefach passte.

Schmeckte hervorragend, der von Buhl Riesling Deidesheimer Herrgottsacker 2017 passte nicht nur vom Namen gut dazu. Dann gab es noch Käse, abschließend Schokolade.

Im Fernsehen ließen wir Hancock dazu laufen, einer meiner liebsten Superheldenfilme. Ich stellte fest, dass ich das Ende wohl nur einmal gesehen hatte, nämlich damals im Kino, sonst immer vor Ende ins Bett gegangen war. Es ist auch die Schwachstelle des Films.

§

Tobias Kniebe schreibt in der Süddeutschen über den Krankheits-bedingten Abschied von Bruce Willis (nur gegen Abo €):
“Nichts zu bedauern”.

Aus allem, was Bruce Willis damals [ca. 1998] sagte und was in der Tat eher beiläufig und genervt klang, ließ sich am Ende eine Botschaft herauslesen, die voll überraschender Demut war – fast fatalistisch.

Es liegt nicht in meiner Hand, war der Subtext seiner Antworten. Ich kann nicht beeinflussen, wie ihr mich seht, welche Fantasien ihr mit mir entwickelt, welche Rollen unsere besten Geschichtenerzähler sich ausdenken, die ich ausfüllen kann. Ich kann mich nur bereithalten. Ich kann mich nur fit halten für den Moment, wenn wieder ein guter Anruf kommt. Ich kann dieses Gesicht, an dem ihr euch alle nicht sattsehen könnt, nur formbar halten für eure Ideen. Und das tat er. Kurz nach jenem Treffen holte ihn M. Night Shyamalan für “The Sixth Sense”, da war er ein stiller Kinderpsychologe, der unerklärliche Dinge verstehen muss, und selten war er so gut.

Kniebe beschreibt einige Rollen, in denen Willis Kinogeschichte schrieb – und lässt doch zwei meiner Lieblingsfilme mit ihm aus:
Death becomes her (dt. Der Tod steht ihr gut), in dem er ganz gegen Image in einer komischen Spießerrolle besetzt ist
Hudson Hawk – in dem er nämlich singt (mit Danny Aiello!)

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/I6WXVqg48Qs

Der Film wurde damals mit Goldenen Himbeeren überschüttet – was lediglich beweist, dass die alle keine Ahnung haben.

Tanzen sehen können Sie einen Bruce Wills aus Moonlighting-Zeiten (mangels Ferseher damals nie gesehen, von einem Freund aber sehr detalliert vorgeschwärmt bekommen) hier, Regie der Szene Stanley Donen (der unter anderem Singing in the rain gemacht hatte):

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/HXvki5MKPAI

Mein allerliebster Bruce-Willis-Film wird aber The Fifth Element bleiben. (Weil Milla Jovovich. Gary Oldman. Chris Tucker. Ian Holm. Und in der Hauptrolle: Das Drehbuch von Luc Besson und Robert Mark Kamen.) (“Multipass!”)

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 1. April 2022 – Schnee und Dunkelgraues vorm Wochenende

Samstag, 2. April 2022 um 8:01

Die Nacht begann gut mit fünfeinhalb Stunden Schlaf ohne Unterbrechung – doch danach war nur noch unruhiges Dösen und Ängstigen. Wieder stand ich übernächtigt auf.

Aus dem nächtlichen leichten Regen wurde bei Tagesanbruch erst Schneeregen, unterm Schirm auf dem Weg in die Arbeit Schnee: Die Wettervorhersage hatte richtig gelegen. Ich trug wieder Mütze und Handschuhe.

Das alles reichte aber nicht als Erklärung für mein dunkelgraues Gemüt, ich brachte nicht mal Vorfreude auf den Freitagabend oder das Wochenende auf. Echt kein’ Bock mehr.
Ich ahne Ursachen, beantrage aber Beschuldigung des Klimakteriums weil viel praktischer.

Zumindest (wenn ich mich schon an Zumindest entlang hangle) schaffte ich in der Arbeit zwei unangenehme Blöcke weg, machte nicht schon wieder bescheuerte Fehler. (Hoffentlich.)

Mittagessen: Banane, Granatapfelkerne mit Joghurt, Trauben. War ein bisschen zu viel.

Es schneite den ganzen Tag leicht und nass, auch für den Heimweg brauchte ich meinen Schirm. Kurze Wochenendeinkäufe beim Vollcorner. Daheim eine Runde Yoga, die gut tat. Noch besser tat das Glas Manhattan zum Einläuten des Wochenendes, jetzt wollte ich nicht mehr bitte heute jemanden umbringen, am liebsten mich, sondern sah die Möglichkeit, dass morgen reichen könnte. Alkohol ist toll.

Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch wieder Flat Iron Steak erjagt, er servierte es mit Ernteanteil-Spinat, ich machte aus Ernteanteil-Chicoree und -Kresse einen Salat dazu.

Ausgesprochen köstlich, Flat Iron Steak wollen wir dringen mal zum Grillen bei meinen Eltern mitbringen. Dazu gab es einen württemberger Acolon – die Rebsorte ist eine Neuzüchtung aus den 1970ern: Passte gut, wird aber nicht mein Lieblings-Roter, weil mir zu glatt. Nachtisch war ein Restl Schwedenspeise, Schokolade.

Am Sonntag enden nahezu alle Vorgaben zum Pandemieschutz (trotz immer neuer Spitzenwerte der Ausbreitung), jede muss selber schauen, wie sie sich (und damit indirekt auch Risikogruppen) vor einer Infektion mit Corona schützt. Tipps aus der Zeit, was wie wichtig ist:
“Wie kann man sich jetzt noch vor Corona schützen?”

Meine geliebten Restaurantbesuche verschiebe ich auf Zeiten, in denen ich gezielt Lokale mit hohem Hygieneschutz ansteuern kann, die z.B. weiterhin Impfnachweise verlangen.

§

Geniale Fernseh-Ideen, Teil 8 (gibt nicht so viele): Ein Dutzend Menschen mit ungewöhnlichem Lachen einladen und nebeneinandersetzen. Fertig, bitteschön.
Ich empfehle mehrfaches Gucken: Das sind tatsächlich alles Lachgeräusche.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 31. März 2022 – Ausgewanderter Gast und Beifang aus dem Internetz

Freitag, 1. April 2022 um 6:26

Unruhige Nacht, aber ohne große Löcher, im Halbschlaf wälzte ich Arbeitsaufgaben der kommenden Tage, alles, mit dem ich auch nur ein bisschen feststecke, beunruhigte mich bis zum Herzklopfen. Ich startete den Tag mit einer Stimmung, die zum düsteren Himmel passte, Katergefühl. Einer von wöchentlich mindestens zwei Corona-Selbsttests zum Morgenkaffee, weil abends ja ein Gast angekündigt war.

Auf instagram aus Hamburg beeindruckende Schneebilder. In München blieb es den ganzen Tag verheißungsvoll düster, aber Regen fiel erst am späten Abend und wenig.

Mittags Banane, Brot (Roggen-Dinkel vom Wimmer: gut – aber warum schokoladenbraun eingefärbt?), Trauben.

Kreislaufkapriolen mit ordentlich Schwindel (interessanterweise gut von klimakterischem Temperaturkarussel unterscheidbar).

Nach Feierabend nur ein kurzer Einkaufs-Abstecher in den Drogeriemarkt, daheim Lieblingstweets zusammengestellt, dann Tischdecken und Vorbereiten fürs Abendessen: Es kam ein ausgewanderter Freund, der beruflich in München zu tun hatte.

Herr Kaltmamsell hatte aus frischem Ernteanteil Topinambursuppe gekocht, außerdem briet er aus Weißkraut Okonomiyaki, zum Nachtisch hatte ich Schwedenspeise mit Trockenobst vorbereitet. Wir ließen uns aus dem neuen Leben des Freundes erzählen und planen jetzt ein Wanderwochenende in seiner neuen Heimat im Harz.

§

Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller hat die rumänische Diktatur noch in den Knochen. Ihre Einordnung des russischen Angriffs auf die Ukraine – und wie der Westen es dazu kommen ließ:
“Nobelpreisträgerin Herta Müller: ‘Diktatoren wissen, was sie ihrem Land antun'”.

Ich hoffe, dieses Fiasko auch in Bezug auf den Umgang mit Putin lässt uns merken, wie leichtsinnig wir waren. In der russischen Gesellschaft besteht keine Möglichkeit auf Opposition, bis hin zu Morden und Vergiftungen, was für gruselige Dinge! Putin hat sein eigenes Land ausgeraubt und völlig kaputt gemacht. Und entsetzlicherweise gibt es in Westeuropa Leute, die das nicht wissen wollen oder sich einen Despoten wünschen. Wie kann man in einer Demokratie so verwahrlosen?

(…)

Es gibt immer zwei Sprachen: die Staatssprache, die leere, nach Blech scheppernde Ideologie, die man fast nicht aushält; und es gibt die Sprache der Menschen. Die banatdeutsche Minderheit, aus der ich komme, war sehr reaktionär, das Nachdenken über den Nationalsozialismus haben sie nicht ertragen. Rumänien hat seine Geschichte gefälscht, es ist ja erst am vorletzten Kriegstag auf die Seite der Sowjetunion gewechselt. Man musste ständig darauf achten, dass man Ideologiesprache nicht nachbetet. Ich habe auch nie gesagt, dass mir die deutsche Sprache gefällt. Ein Wort von Jorge Semprún hat mich begleitet: Nicht Sprache ist Heimat, sondern das, was gesprochen wird.

§

Dina Litovsky ist Fotografin, Fotojournalistin, Gewinnerin des Nannen-Preises 2020. Hier schreibt sie ihre Überlegungen zum Dokumentieren von Demos auf – solche Reflexionen finde ich immer sehr aufschlussreich.
“What The Women’s March Taught Me About Photographing Protests”.

Protests are a visual trap. They seem relatively straightforward to shoot — lots of people, colorful signs, high emotions — but that’s an illusion. Images of protesters posing with their signs or screaming become really redundant really fast. The intensity of being in the middle of a crowd gets lost in translation and, inexplicably, the photos come out boring. I found that out the hard way. My archives are full of remarkably dull images from all kinds of protests.

(…)

The trick to photographing protests is picking out which individuals most effectively translate the mood of the particular gathering. People with the biggest signs or loudest insignia don’t necessarily make the strongest impact. The people in the flashiest attire come there to be seen and attract the most attention from photographers, but I find that more often than not they diminish the mood of images. Instead, I look for those on the sidelines, protesters who represent the zeitgeist in a more subdued but powerful way.

Und genau das ist der subjektive Filter der Fotos: Litovsky muss beurteilen, welche Individuen diese konkrete Demo am besten repräsentieren. Es gibt keine objektive Berichterstattung.

§

Eine Antwort auf die Frage, ob Handystrahlung Tumore verursacht, scheiterte lang an der Verfügbarkeit von Daten: Handys waren schlicht noch nicht lange genug verbreitet. Doch das sind sie jetzt, und es stellt sich heraus:
“No increased risk of brain tumours for mobile phone users, new study finds”.

The researchers used data from the UK Million Women Study: an ongoing study which recruited one in four of all UK women born between 1935 and 1950. Around 776,000 participants completed questionnaires about their mobile phone usage in 2001; around half of these were surveyed again in 2011. The participants were then followed up for an average of 14 years through linkage to their NHS records.

(…)

• There was no significant difference in the risk of developing a brain tumour between those who had never used a mobile phone, and mobile phone users. These included tumours in the temporal and parietal lobes, which are the most exposed parts of the brain

• There was also no difference in the risk of developing glioma, acoustic neuroma, meningioma, pituitary tumours or eye tumours

• There was no increase in the risk of developing any of these types of tumour for those who used a mobile phone daily, spoke for at least 20 minutes a week and/or had used a mobile phone for over 10 years

• The incidence of right-sided and left-sided tumours was similar in mobile phone users, even though mobile phone use tends to be considerably greater on the right than the left side

Auf Deutsch gibt es einen Artikel über die Studie in der Süddeutschen, allerdings nur gegen Abo (€):
“Keine Hinweise auf Hirntumore durch Mobiltelefone”.

die Kaltmamsell

Twitterlieblinge im März 2022

Donnerstag, 31. März 2022 um 18:46

Es braucht wieder Eskapismus.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 30. März 2022 – Jen Gunter, The Menopause Manifesto

Donnerstag, 31. März 2022 um 6:46

Nacht mit langem Loch ab halb vier – in dem ich mir zumindest ein paar Ideen fürs Abendessen ausdachte. (Und wenn die Klimakteriums-Begleiterscheinung “Brain fog” schlicht die Folge von Schlafentzug ist?)

Ich ernenne die Lessingsstraße zu Münchens Klein-Bonn. (Bin mir allerdings der starken Konkurrenz aus der Agnesstraße bewusst.)

Bedeckter Himmel den ganzen Tag, es war auch kühler geworden. Reichte aber nur zu ein paar Tropfen Regen.

Diesmal gab’s zu Mittag tatsächlich den Hüttenkäse, und zwar mit frischer Maracuja, davor ein Laugenzöpferl.

Vielfältiger Arbeitstag, doch ich war nicht zu spät fertig.

Auf dem Heimweg Obst und Brot gekauft, denn es sollte unter anderem Käse zum Abendessen geben. Zu Hause aber erst mal Nachtisch für Donnerstagabend gekocht (wir haben einen Gast!), dann eine Runde Yoga absolviert.

Neben Käse vom Tölzer Kasladen hatte Herr Kaltmamsell noch etwas vom Einkaufen mitgebracht – erster Gang des Nachtmahls mit Roggenbrot:

Tier in Form von Markknochen, gegrillt – zum ersten Mal in Deutschland beim Metzger gesehen, wir löffelten es auf Roggenbrotscheiben. Und dann ganz wundervollen Käse: Nach diesem holzfeurigen Scamorza, innen noch richtig mozzarellig, werde ich nie wieder Supermarkt-Scamorza kaufen. Dazu rote Paprika, Trauben, Birne. Es passte nur noch wenig Schokolade dahinter. Dann war ich sehr, sehr satt.

§

Jen Gunter, The Menopause Manifesto ausgelesen – an einem Tag, der wieder mehrere Glutattacken pro Stunde brachte. Zefix.

Die für mich relevante Info waren etwa 20 Prozent des Buchs, ein Aufsatz hätte also gereicht, die aber sehr gründlich und tief erklärt. Großes Lob für die wissenschaftliche Absicherung praktisch aller Fakten, Hinweise und Erklärungen im Buch.

Ausführlich widerlegt Gunter, eine Gynäkologin, Vorurteile und Stereotypen über Frauen in und nach den Wechseljahren – denen ich noch nie begegnet bin. Aber ich musste mich persönlich auch noch nie mit der Behauptung auseinander setzen, eine Frau erhalte ihren Wert durch gelungene Fortpflanzung, meine Wahrnehmungs-Blase scheint klein und kuschlig zu sein – und bei mir funktionierte nicht mal zu Teenagerzeiten die Indoktrination, dass der Wert einer Frau, eines Menschen an seiner sexuellen Attraktivität hängt. Auch der Blick auf die Medizinhistorie zum Klimakterium seit der Antike interessierte mich wenig.

Ärztliche Tipps für die Wechseljahre: Herz und Blutdruck im Auge behalten, abnehmen, Sport treiben, gesunde Ernährung – das ging nicht viel über Frauenzeitschriften hinaus, die aufgeführten Belege für einen Zusammenhang mit Wechseljahr-Beschwerden sind dünn. Angeblich werden die Beschwerden durch Gewichtsabnahme geringer, in meinem Fall wurden sie parallel zum Gewichtsverlust der vergangenen Monate stärker. Genauso wenig trifft die statistisch höhere Häufigkeit von Glutattacken bei höherer Außentemperatur auf mich zu. (Andererseits: Wenn ich in der kalten Jahreszeit bis zu drei Attacken pro Stunde habe – wird das am End’ bei Sommerhitze noch schlimmer?!)

Auch sonst fand ich mich in vielen Beschreibungen nicht wieder: Nein, meine hot flushes bestehen nicht aus rotem Kopf (nie) und Hitzegefühl in Oberkörper und Armen verbunden mit Schweißausbrüchen. Sondern in unangenehmer Glut aus dem Oberkörper, die allerdings manchmal ganz praktisch auch kalte Füße aufheizt.

Aber ich lernte durchaus, u.a. dass die derzeit hohe Frequenz meiner Glutattacken auf ein besonders rapides Absinken des Hormonspiegels hinweist, das kennt man sonst von jüngeren Frauen, denen die Gebärmutter samt Eierstöcken entfernt wurde. Interessant fand ich auch die Messbarkeit der Attacken (Puls, Körpertemperatur), dass aber ein Abgleich mit dem subjektiven Empfinden sich nicht unbedingt deckt (manche Frauen bemerken sie nicht).

Superinteressant: Gunter nennt Zahlen, in welchen Industrienationen Frauen welche Therapie bei Problemen (extrem starke Blutungen) bevorzugen – und setzt sie in Beziehung zur Kostenstruktur im Gesundheitswesen. So weist sie recht einfach nach, dass die deutlich überdurchschnittlich vielen Totaloperationen in den USA schlicht die kostengünstigste Lösung für Frauen sind, die “done with it” sein wollen – also nicht weiter für Medikamente und Artzbesuche zahlen wollen/können.

Der für mich zentrale Input war der zur Hormonersatztherapie: Ich hatte irrtümlich angenommen, dass eine Hormontherapie den Scheiß lediglich rauszögert, dass jede Frau früher oder später durch ihre persönlichen Klimakteriumsbeschwerden durchmuss, von praktisch keine (30%) über mittelschwer (30%) bis schwer (30%). Jetzt habe ich begriffen, dass externe Hormongabe die Symptome mildern kann, bis der Hormonstoffwechsel des Körpers mit der Umstellung durch ist. Und habe bereits einen Arzttermin vereinbart (drücken Sie mir die Daumen, dass der bislang unbekannte Herr etwas taugt).

Wofür ich wieder keine ausführlichen Kapitel gebraucht hätte: Für die Beweisführung, dass keine medizinischen Produkte vor Einführung in den Verkauf so genau geprüft werden, ab Verkauf so minutiös getrackt und überwacht werden wie die von “Big Pharma”, also von hochprofessionellen Pharmaunternehmen. (Weswegen Sie ja auch jeder Werbung für anscheindende Arzneien misstrauen sollten, die nicht mit “Zu Risiken und Nebenwirkungen etc. etc.” begeleitet wird: Hohe Wahrscheinlichkeit von reinem Marketingprodukt ohne erwiesene Wirkung.) Mich muss man auch nicht minutiös durch die Argumente führen, mit denen die Unzuverlässigkeit und die Risiken “natürlicher Mittel” belegt werden.

Und ein großes Kapitel über “gesunde” Ernährung hätte ich wirklich nicht gebraucht, dankeschön (Gut-Kärtchen allerdings für die Betonung, wie empirisch wacklig alle wissenschaftlichen Aussagen in diesem Feld sind). Oder ein weiteres über Nahrungsergänzungsmittel – das lediglich wiederholen kann, dass es keinen gesicherten Nutzen gibt. Über Verhütung in den Wechseljahren brauchte ich ebenfalls keine Information (*schnippschnapp* mit 30, bzw. *schmurgel*).

Grundsätzliche Erkenntnis: Ja, Frauen sollten über das Klimakterium ebensogut informiert sein wie über die Pubertät, lassen Sie uns mehr darüber sprechen.

§

Markus Theunert vom Dachverband Schweizer Männer- und Väterorganisationen nimmt die Kriegs-getriebenen Schmähungen menschlicher Männer auseinander:
“Sie träumen schon wieder von harten Kerlen”.

Es gibt eine Grundlage, auf die sich alle Fachleute der Geschlechterforschung und Männerarbeit verständigt haben: Männlichkeit bezeichnet als Begriff und Konzept die Gesamtheit der Anforderungen, die sich an Männer richten. Sie sind kulturell vermittelt, nicht gott- oder naturgegeben. Am männlichsten ist, wer diesen Männlichkeitsimperativen am meisten entspricht. Das ist jedoch eine unmögliche Mission. Bereits die traditionellen Männlichkeitsanforderungen – in jeder Lebenslage leistungsstark und souverän sein – waren unerreichbar. Ihre widersprüchliche Teilmodernisierung – in jeder Lebenslage leistungsstark und souverän bleiben, aber bitte gleichzeitig auch noch einfühlsam, sozialkompetent und männlichkeitsreflekiert sein – sind erst recht unerfüllbar. So mäandern viele Männer eher verwirrt als bestimmt durch die geschlechterpolitische Transformation und sind vor allem eins: orientierungslos ob all der Doppelbotschaften, die auf sie einprasseln. Denn so vehement die modernisierte Norm des entgifteten Mannes eingefordert wird, so hartnäckig halten die Institutionen – nicht nur in der Arbeitswelt – am Ideal des allzeit verfügbaren Superperformers fest.

(…)

Das Patriarchat kann sich nur halten, solange Männer und nicht Männlichkeitsnormen als Wurzel des Übels gelten. Als besonders wirkungsvoll erweist sich dabei, Männer in einem permanenten Gefühl des Ungenügens zu halten, verbunden mit der Angst, ihre Defizite an «echter Männlichkeit» könnten auffliegen. Denn solange genügend Männer genügend Schiss vor ihrem individuellen Versagen haben, so lange können sie sich nicht verbünden im gemeinsamen Kampf gegen ein patriarchales System, das ihnen genauso schadet wie Frauen und Kindern und das diese Angst vor dem individuellen Ungenügen als Machtmittel kultiviert.

Der SPIEGEL-Artikel ist in der Abwertung männlicher Vielfaltsbemühungen ein wunderbares Beispiel, wie pseudoemanzipatorische Reproduktion patriarchaler Macht funktioniert. Er redet Männern ein, ihre tastenden Versuche, die Männlichkeitskorsette ihrer Vorväter zu sprengen, seien schwächlich. Wer sich etwas mit männerrechtlerisch-antifeministischen Ideologien auseinandersetzt, weiss: «Schwächlich» ist die Chiffre für «weiblich». Das ist das bespielte Ressentiment: die heutigen Männer verweiblichen. Um Putin & Co. die Stirn zu bieten, brauchen wir wieder «echte Männer» (oder Frauen, die gelernt haben, sich wie solche zu verhalten).

Das ist eine perverse Umkehr der Sachlage: Autoritäre Machtmänner führen die Welt an den Abgrund eines dritten Weltkriegs. Ausbeuterische Männlichkeitsideologien führen den Planeten an den Abgrund der Klimakatrastrophe. Und der Weg aus dem Schlammassel soll das Revival der autoritären Machtmänner und der ausbeuterischen Männlichkeitsideologien sein – einfach in zeitgeistig-ausbalancierter frischer Verpackung?

die Kaltmamsell