Journal Samstag, 12. März 2022 – Der erste echte Frühlingstag
Sonntag, 13. März 2022 um 8:58Ich wachte in Herrn Kaltmamsells Zimmer auf: Nachdem die Nacht bereits durch Glutattacken und Krämpfe zerstückelt worden war, hatte mich auch noch sein Schnarchen neben mir vom Einschlafen abgehalten – ich nahm mein Kindle (als Lesestoff für den Fall, dass ich komplett nicht mehr schlafen können würde) sowie mein Kopfkissen und zog um. Tatsächlich schlief ich dann drei Stunden am Stück bis kurz vor sieben.
Sonniger Morgen mit Bettwäschewaschen (bisher funktioniert das ohne Trockner eigentlich ganz gut, das zusätzliche Zimmer in der neuen Wohnung zahlt sich aus), Bloggen und Milchkaffee.
Ich machte mich fertig für eine Schwimmrunde, vorher brachte ich noch Schuhe zur Schusterin in der Müllerstraße.
Radeln durch die Sonne zum Dantebad: Es war warm genug geworden, dass ich meine dicken Skifäustlinge gegen Fingerhandschuhe tauschte.
Vor und im Dantebad überraschend viele Leute, auch in Umkleide und Dusche (eine sechsköpfige Frauengruppe kann beim derzeitigen Bedarf nach Abstand alles blockieren). Im Becken ging es aber trotz vieler Schwimmer*innen friedlich zu. Dass ich mich mitten auf der Bahn einmal fürchterlich verschluckte, lag am Wind, der Wellen aufwühlte. Ich beließ es dennoch bei meinen 3.000 Metern im Sonnenschein, weil sich meine Zehen schon nach 2.000 Metern immer wieder zu lustigen, aber schmerzhaften Krämpfen krallten.
Auf dem Rückweg hielt ich an für ausführliche Einkäufe im Supermarkt fürs Abendessen. Und weil ich eh schon mal da war, Käse und Obst (hungrig einkaufen ist super – nie bringe ich mehr wunderbare Leckereien mit, über die ich mich später sehr freue). Es war richtig mild geworden und roch ganz eindeutig nach Frühling – endlich, hurra! Vor unserem Haus hatte ich schon vor ein paar Tagen Veilchen entdeckt.
Daheim versorgte ich den Strauß Tulpen, an dem ich nicht vorbeigekommen war, verräumte Einkäufe, hängte nasses Zeug auf. Mit Herrn Kaltmamsell nahm ich eine U-Bahn bis zur Endhaltestelle Moosach: Unser griechisches Olivenöl aus Solidarscher Landwirtschaft (vermittelt von unserem Kartoffelkombinat) war eingetroffen, in einem Innenhof konnten wir es abholen. Ich hatte zwei zusätzliche Hände mitgenommen, da ich vier Kanistern bestellt hatte statt der zwei im Vorjahr – dachte ich. Meine Angabe “vier Kanister” löste Verwirrung aus, da ich auf der Bestellliste mit nur zwei eingetragen war: Die supergeduldigen Organisator*innen sahen nach und konnten belegen, dass ich tatsächlich statt zweimal einen ganzen tatsächlich zweimal einen halben Ernteanteil bestellt hatte. Doch ich wurde beruhigt, es seien noch zwei Kanister übrig, die ich mitnehmen und nachträglich begleichen könne. Es war mir ausgesprochen peinlich, dieses Durcheinander ausgelöst zu haben – offensichtlich hatte ich beim Bestellen mal wieder um eine Ecke zu viel gedacht.
Die U-Bahn war sehr ungenehmen voll, aber meine Corona-Warn-App zeigt ohnehin in leuchtendem Rot immer weitere Risikobegegnungen an (zudem meldet Deutschland täglich 200 bis 250 Corona-Tote, die vor gar nicht allzu vielen Monaten noch große und breite Sorge begründet hätten), es ist wirklich nur eine Frage der Zeit, bis auch mich eine Infektion erwischt. Das kalkuliere ich inzwischen bei allen Plänen für die nächsten Wochen ein: Dass ich sie wegen Quarantäne oder Erkrankung nicht umsetzen kann. Aber offiziell ist Corona in Deutschland ja am 20. März vorbei – bis dahin werden wir uns alle ganz schön mit Krankwerden und Genesen beeilen müssen.
Um halb vier setzte ich mich endlich zum Frühstücken: Semmeln, spontan gekaufter Käse (!), eine Mohnzelte. Das machte mich angenehm bettschwer: Ich legte mich hin zu einem Schläfchen – für das ich mir das Bettzeug von Herrn Kaltmamsell lieh, meine Überzüge waren noch nicht trocken. Eine Stunde Tiefschlaf.
Nach Internet- und Zeitunglesen hatte ich genug verdaut für eine Runde Yoga.
https://youtu.be/kJ_bm5NCWTs
Mal eine andere Vorturnerin mit anderem Yoga, danke für den Hinweis an Micha. Mir war beim Titel “Intermediate to Advanced” klar gewesen, dass ich vieles nicht können würde, aber ich wollte halt mal bei den Großen mitmachen und war neugierig. (Außerdem hatte ich mit schnellem Durchklicken des Videos sichergestellt, dass der für mich machbare Anteil groß genug war.) Das war dann sehr anstrengend, ich kam so sehr ins Schwitzen wie noch nie zuvor bei Yoga. Mal sehen, ob ich Kopfstand oder Balancieren nur auf zwei abgewinkelten Armen jemals machen werde – muss ja nicht.
Herr Kaltmamsell hatte mein Wunsch-Abendessen gekocht:
Garnelen-Curry mit dem bayerischen Reis, den wir in Eching gekauft hatte. Der Reis schmeckte gut, er war im Reiskocher eher kernig geworden, eignet sich wahrscheinlich besser für Risotto. Nachtisch Süßigkeiten.
Abendunterhaltung: Die beiden letzten Folgen der zweiten Staffel Beforeigners, waren in Ordnung (das ist von mir ja schon ein riesiges Lob, dass ich eine Fernsehserie überhaupt gucke).