Journal Sonntag, 20. März 2022 – Familienfeier zu Vaters 80.

Montag, 21. März 2022 um 6:26

Wecker um sechs, denn wir hatten Pläne. (Bis dahin zerhackter Schlaf, ich fühlte mich beim Aufstehen erschlagen.) Zum Glück für die Pläne war auch dieser Corona-Selbsttest negativ.

Draußen ein weiterer herrlicher Morgen.

Wir stiegen in einen frühen Zug nach hinter Ingolstadt und spazierten vom Bahnhof Ingolstadt Audi zum Haus meines Bruders (der Bus, den es laut Fahrplanauskunft hätten geben sollen, fuhr laut Aushangfahrplan doch nicht an Sonntagen – nicht schlimm, nur 20 Minuten zu Fuß): Proben für Ständchen. Gestern war die Familienfeier zum 80. Geburtstags meines Vaters, und ich hatte “Todo cambia” von Mercedes Sosa als passendes Lied vorgeschlagen. Die hochmusikalische Bruderfamilie hatte sich nicht nur reingehört, sondern Neffe 2 hatte auch die Akkorde rausgehört und uns geschickt. Herr Kaltmamsell hatte Ukulele dafür geübt, Neffe 2 Gitarre, die Familie hatte sich eine Verteilung des Gesangs überlegt und geübt, und der eine sowie die andere “terzeln” ja auch nahezu aus dem Stand zu jeder Melodie und macht sie mehrstimmig. Und so gab es Frühstücksgetränke im sonnigen Wohnzimmer,  wir sangen das Stück ein paarmal durch.

Außerdem hatte die Bruderfamilie “¡Que viva España!” in “¡Que viva abuelo!” umgetextet, auf Vaters/Opas Lebensweg von Geburt in Madrid über Auswanderung als spanischer Gastarbeiter bis zu seiner Rolle als Vater und Großvater. Das probten wir auch durch – und stellten fest, dass wir das mit den Kastagnetten für eine Begleitung ein paar Jahrzehnte zuvor hätten lernen sollen (Neffe 1 versuchte einen YouTube-Schnellkurs, konnte mit dem Ergebnis allerdings nicht ganz überzeugen) (dabei würden Kastagnetten ausgezeichnet ins familiäre Percussion-Repertoire passen, sollte nachgeholt werden).

Zu Mittag trafen wir uns dann alle in einem schönen Lokal (Kastaniengarten, gerne für unsere Feiern genutzt ), es wurde zünftig gegessen.

Der Krautsalat schmeckte besonders gut: Er war mit Meerrettich angemacht, merke ich mir.

Fröhliche Unterhaltungen, auch wenn zwei Gäste wegen Krankheit ausfielen. Da wir als einzige Gesellschaft in einem Nebenraum saßen, konnten wir zum Nachtisch das Geburtstagsständchen ohne Rücksicht auf andere Gäste singen und musizieren. Es resultierte große Rührung. (Ist schon krass, diese supermusikalische Bruderfamilie immer wieder einfach so und auf diesem Niveau loslegen zu erleben.) Ich bedauerte allerdings, dass mein Vater seinen 80. Geburtstag nicht krachend mit richtig großer Feier im großen Freundeskreis feiern konnte (wie seinen 70. an nämlichem Ort) – Pandemie says no.

KaffeeundKuchen im Haus meiner Eltern, mit Mandelbaisertorte

und Amerikanischer Apfeltorte (ich schaffte nur Tee, später freute ich mich an einem Apfel). Weitere fröhliche Unterhaltungen.

Heimfahrt am Abend.

Die Bahn war recht voll, unter anderem mit einer Männergruppe mit Musikbeschallung und Mitgröhlen – ich hätte auch so das Pandemie-bedingte Aussetzen des Ballermann-Urlaubs nicht vermisst. (Zumindest folgten sie der Bitte, ihre Masken aufzusetzen – sonst war und ist die Maskendisziplin weiter sehr gut.)

Daheim geschäftiger Abend mit Häuslichkeiten, Körperlichkeiten, Vorbloggen.
Zu meiner Verwunderung hatte ich keinerlei Abendbrot-Hunger.

Im Bett las ich Hanya Yanagihara, A little life aus.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 19. März 2022 – Krampfkampf

Sonntag, 20. März 2022 um 7:11

Nach Milchkaffee gleich mal den Karottenkuchen mit Schoko-Frischkäse-Glasur überzogen (fast einmal im Monat nutze ich die eingebaute Mikrowelle ja doch: zum Schokoladeschmelzen).

Das ist die einzige Art Tortendeko, die ich kann: Expressionistisches Draufpatschen mit dem Gummihund.

Draußen schien die Sonne durch leichten Federwolkenschleier.

Ich probiere durchaus rum, wie ich die Krämpfe bei Sport und in der Nacht vermindern kann (der Nutzen von Magnesium kann leider nicht belegt werden – das erklärt, dass auch noch so große Mengen vor oder nach Sport oder Schlaf bei mir keinen Unterschied machten): Durch Yoga dehne ich praktisch eh täglich meine Waden, zwei Wochen täglich Blackroll hatten bislang keine Auswirkung, doch gestern holte ich meinen Igelball hervor und probiere jetzt mal die Fußunterseite. Der Ball wohnt jetzt unterm neuen Tisch und wird immer mal wieder herbeigerollt. Sollten Sie zu den Fachleuten gehören, die in genau diesem Gebiet forschen und/oder aktuelle und echte Forschung dazu kennen, würde mich Input sehr interessieren. (Aber nur dann, bitte keine persönliche Anekdoten, Einzelaussagen von Ärzt*innen/Apothekeri*nnen – die arbeiten fast nie in der Forschung – oder Marketing-Behauptungen.)

Während Herr Kaltmamsell seine Laufrunde drehte, machte ich mich fertig zum Schwimmen. Ich radelte hinaus ins Dantebad, wo die Sammelumkleide sehr voll war, die Schwimmbahn nicht mehr als vor einer Woche. Ich schwamm fröhlich und gelassen los, aber jederzeit auf Krämpfe gefasst, folgte dem Hinweis, den ich bei Krampfneigung gefunden hatte, und verkniff mir kraftvolles Abdrücken beim Wenden (das ich sonst sehr genieße). Diesmal machte nur einmal die linke Wade einen Krampfversuch, der von selbst nachließ, ich konnte mir 3.300 Meter im schönsten Sonnenschein gönnen.

Auf der Heimfahrt Einkäufe im Edeka, unter anderem ein paar Konserven, denn: Ich habe Herrn Kaltmamsell überredet, der bereits Sekunden nach Einkauf “Oh Gott, das muss weg!” denkt und Aufbrauchen plant, einen gewissen Bestand an Lebensmitteln vorzuhalten, der uns im Fall von gleichzeitiger Corona-Quarantäne ernährt oder bei Naturkatastrophen, z.B. wenn es auch kein Trinkwasser gibt, mit dem man Nudeln oder Hülsenfrüchte kochen könnte – oder keinen Strom dafür. Wir sorgen jetzt also nach und nach für zumindest ein volles Regalbrett im Kammerl (inklusive ein paar Flaschen Wasser), schlicht aus Vernunft (zum Befolgen des Ratgebers vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe schaffe ich es ja doch nicht). Und wenn das Verfallsdatum naht, essen wir diese Lebensmittel auf und ersetzen sie durch neue. Sie alle haben sowas natürlich längst, doch in diesem Haushalt wird wirklich seit Jahren nur frisch eingekauft, schließlich kommen wir beide auf unseren Arbeitswegen an Einkaufsmöglichkeiten vorbei. Als Konserven sieht man bei uns eigentlich nur Tomaten.

Zum Frühstück um zwei gab es Semmeln und ein Stück Karottenkuchen: Ich mochte sehr die Teig-Textur, weil besonders fluffig und gleichzeitig besonders saftig. Der Schoko-Frischkäse-Überzug machte sich auch sehr gut. Aber er entpuppte sich auch als sehr sättigend.

Nachmittag unter anderem mit Wäschewaschen und Zeitunglesen.

Abends wieder eine Runde Yoga – zur Abwechslung ereilte mich währenddessen ein Kreislauf-Purzelbaum mit Schwindel, heftigem Herzschlag und Schweißausbruch. Das war nicht so wirklich lustig, aber ich ließ mich davon nicht unterbrechen (ZEFIX!), machte ich halt Schweißflecken auf die Yogamatte. Diese Kreislaufvorfälle, die ich seit mindestens 20 Jahren habe, vier- bis sechsmal im Jahr, würde ich übrigens viel eher als “Hitzewallung” bezeichnen: Da wallen der Schwindel und die Hitze, da strömt der Schweiß. Und anschließend schlottere ich frierend.

Zum Abendessen servierte Herr Kaltmamsell den Sellerie aus Ernteanteil als mit Käse gefüllte und panierte Schnitzel, angelehnt an die Kürbis-Schnitzerl aus Österreich vegetarisch. Schmeckte gut, doch zu unserer Überraschung ging selbst der kräftige Käse fast unter – dann lieber gleich schlichte Sellerieschnitzel. Nachtisch Karottenkuchen und Süßigkeiten.

Als Abendunterhaltung guckten wir endlich zwei der restlichen Folgen der letzten Staffel Tatortreiniger: Man sieht am Ausweichen auf die Meta-Ebene, dass die Ideen ausgingen – womit das Ende der Serie ja auch begründet wurde.

die Kaltmamsell

Journal Freitag, 18. März 2022 – Freitägliches mit neuem Tisch

Samstag, 19. März 2022 um 8:16

Sieh an: Durch den frühen Feierabend am Mittwoch und den kleinen Ausflug fühlte sich die Woche gleich nicht mehr so lang an.

Zerhackte Nacht, aber ich bin weiterhin leicht zu erheitern: Als in einem Krampfanfall der große Zeh des rechten Fußes nach oben krampfte, die restlichen Zehen aber nach unten und sich einrollten, fand ich ultimativ keine Gegenstreckung, die nicht entweder die eine oder die andere Krampfung noch verstärkte. Das amüsierte mich dann doch, ich verlegte mich aufs Durchkneten von Unterschenkel und Fuß, bis der Spuk vorbei war.

Der Tag startete wieder bedeckt, wurde aber immer heller.

Mittags gebuttertes Vollkornbrot (nicht besonders, aber Pumpernickel war aus gewesen), Blutorangen.

Die Luft war mild genug für einen Hofgang am frühen Nachmittag, ich erschnupperte etwas ganz eindeutig Österliches.

Freitagsfrüher Feierabend. Ich dokumentierte das Verschwinden des Sheraton-Hotels am Heimeranplatz nach Fotos am Morgen.

Die einzige Info, die ich darüber finde, ist eine Meldung in der ImmobilienZeitung von Ende 2020:
“Officefirst verkauft Sheraton-Komplex im Münchner Westen”.

Spaziergang zur Schusterin, um Schuhe mit neuen Sohlen abzuholen. All die sandig-dreckigen Autos an und auf den Straßen der Innenstadt ergeben weiter ein seltsames und leicht apokalyptisches Bild. Regen ist auf zumindest die nächsten zehn Tage keiner angekündigt.

Beim frühen Heimkommen machte ich mich erst mal ans Kuchenbacken: Eine nennenswerte Menge Karotten aus Ernteanteil verschwand in diesem Schoko-Karottenkuchen – allerdings ohne schnickschnack Kokosblütenzucker von weit weg, sondern mit gutem bayerischen Rübenzucker. Und statt Schokostreuseln verwendete ich geriebene Schokolade. Das Überziehen mit Schokofrischkäse terminierte ich für Samstagmorgen nach dem Abkühlen.

Große Freude: Gestern war drei Monate nach Bestellung der neue Tisch angekommen – und passt noch besser zu den Stühlen als eh gedacht. Herr Kaltmamsell hatte ihn nach Lieferung gleich aufgebaut (ist durch eine Zusatzplatte in der Mitte vergrößerbar).

Während Herr Kaltmamsell das Nachtmahl zubereitete, versorgte ich uns mit Freitagabend-Drinks: Wir hatten beide sehr große Lust auf Aperol Spritz, also gab es den. Zum Abendessen teilten wir uns Rindfleisch aus der Pfanne (Entrecôte und Rumpsteak), dazu gab es Ernteanteil-Pastinaken aus dem Ofen. Nachtisch Süßigkeiten.

Kommentare und Bemerkungen anderer machen mir klar, welche Aspekte des Ukraine-Kriegs ich aus Eigenschutz recht gründlich wegblende: die individuell menschlichen. Ich lese keine Reportagen aus den beschossenen, belagerten, zerstörten Städten, gucke keine Bilder oder Filme des menschlichen Grauens in der Ukraine an. Das bedeutet nicht, dass ich das Entsetzliche negiere; ich blockiere lediglich es nachzuempfinden, das schaffe ich derzeit nicht. Statt dessen befasse ich mich auf einer so sachlich wie möglichen Ebene damit – und weiß, welch unglaubliche Luxus ich mir damit leisten kann.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 17. März 2022 – Alles sandig

Freitag, 18. März 2022 um 6:27

Unruhige Nacht, es sollte aber genug Schlaf zusammengekommen sein. Der Himmel bewölkt und grau.

Diesmal ein nicht ganz zielstrebiger Marsch in die Arbeit:

Erst musste ich sahara-sandige Autos fotografieren. Hier sind die Böden, Dächer, Fenster, Tore, Mauern so dreckig, dass ein paar Tage sandfreier Regen wirklich schön wären. Dann musste ich eine Magnolie fotografieren, die ernst macht.

Und dann grüßte mich am Bavariapark ein sehr kleines Kind und plauderte mich an (mutmaßlicher Vater mit Kinderwagen lächelnd und geduldig ein paar Meter im Hintergrund): Möglicherweise erzählte es mir, dass es gerade nach Hause ging und dass es kalt war.

Im Büro geordnete Arbeit. Mittags gab es Birchermuesli mit Joghurt (und zwei Löffeln Weizenkleie untergerührt – irgendwie muss ich dieses Hamsterstreu-trockene, greisliche Zeug loswerden) sowie eine Mango.

Die Häufigkeit meiner Glutattacken wurde etwas geringer. Auf der Bahnfahrt am Mittwoch hatte ich mit dreimal auf der Hinfahrt den Rhythmus von 20 Minuten verifizieren können. Mittlerweile spüre ich die Attacken bereits vor Eintritt anrollen, verlässliche Ankündigung ist eine kurze innere Unruhe, die an Genervtheit erinnert. Am Mittwoch warf ich bereits bei diesem Signal die Jacke ab, noch vor der eigentlichen Glut, und nahm das bereits als Triumph. Der Einsatz für Wiederreinschlüpfen war dennoch erst echtes Frieren.

Nach Feierabend marschierte ich in früher Dunkelheit zum Eataly. Lauter Lacher unterwegs, als ich dieses Plakat der Sparkasse sah.

So viel ich dieser Bank vorwerfe und so gründlich sie mich als Kundin vergrault hat: Ihre Werbung ist immer wieder epochal („Wir machen das mit den Fähnchen.“).
Allein wenn ich mir das Fotoshooting dafür ausmale!

Beim Eataly kaufte ich Blutorangen, Guanciale und Grana Padano (den wir als preisgünstigeren Parmesan in große Mengen verwenden), in einem Supermarkt auf dem Heimweg Brotzeit für die nächsten Tage sowie sehr, sehr viele Süßigkeiten.

Während Herr Kaltmamsell Nachtmahl kochte, turnte ich Yoga (mit wenig Geduld für Gelaber und Besinnlichkeit), machte dann Feldsalat an.

Perldinkel mit Pastinake und Karotte (alles Ernteanteil), zugekaufter Zwiebel und Frühlingszwiebel. Dazu Feldsalat (Ernteanteil) mit Kürbiskernöl-Dressing. Nachtisch sehr viele Süßigkeiten.

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Eine geschätzte Quelle zu aktuellen Ereignissen im Ukraine-Krieg ist die Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums geworden: Konzise und recht sicher nicht bloß haarsträubendes feuilletonistisches Rumgemeine.

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Eine hochinteressante und informative Folge Inside PolitiX des ZDF von Britta Buchholz zum Dilemma:
“Muss Deutschland Putins Russland endlich den Gashahn zudrehen?”

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https://youtu.be/7cIYZpox_rY

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 16. März 2022 – Überraschungsfahrt zu Papas Geburtstag

Donnerstag, 17. März 2022 um 6:38

Zerhackte Nacht. Es wurde Tag zu bedecktem Himmel, jetzt aber ohne Gelbstich.

Mein Vater hatte gestern 80. Geburtstag (was ich eigentlich nicht fassen kann). Zur Familienfeier ist am Wochenende eingeladen, doch ich wollte ihn auch gestern in die Arme schließen und als Überraschungsgast auftauchen – wenn…

… der Selbsttest am Morgen negativ war. Große Erleichterung!

Um meine Besuchspläne geheim zu halten, gratulierte ich meinem Vater morgens telefonisch – und plauderte mit ihm über Sahara-Sand auf der Terrasse (der eigentlich für den gestrigen Mittwoch angekündigte Sahara-Himmel plus “Blutregen” blieb aus, das war’s am Dienstag schon gewesen), vergangene Sahara-Sand-Erlebnisse während eines Spanien-Urlaubs, darüber, wie gesund er sich mit 80 fühlt (so schön!) – aber auch über die Beerdigung der kürzlich verstorbenen Freundin aus der Clique am Vortag.

In der Arbeit große Klötze geschoben, gut weitergekommen. (Inkl. dem Klassiker: überraschend ungestörte intensive Produktivität wegen versehentlich auf AB umgeschaltetem Telefon.)

Mittags gab es eine rote Paprika, außerdem Quark mit Joghurt.

Feierabend schon um halb drei. Ich nahm die U-Bahn zum Hauptbahnhof und dann eine Regionalbahn (ganz frisch, mit Neuwagengeruch) nach Ingolstadt Nord.

Über dem Bahnhof Rohrbach (Ilm) sah ich einen Falken fliegen, auf einem Feld hinter Baar-Ebenhausen einen prachtvollen Fasan picken.

Die Überraschung gelang, mein Vater freute sich (und ich erst!). Er erinnerte daran, dass ich zu seinem 50. Geburtstag sogar überraschend von meinem Studienjahr aus Wales eingeflogen war.

Im elterlichen Wohnnzimmer saß die erweiterte Bruderfamilie an der Kaffeetafel, auch hier großes Hurra, zumal darunter auch ein erkranktes Familienmitglied saß. Ich bekam Käsesahne-Torte, stieß mit Sekt auf meinen Vater an, ein paar zusätzliche Waldviertler Mohnzelten hatte ich mitgebracht (auch hier hatte sich das Kneten des Teigs am Vortag als nicht ideal herausgestellt: die gekochten Kartoffeln darin verfärben den Teig über die Zeit gräulich – wirkte sich allerdings nicht auf den Geschmack aus).

In letzter Dämmerung machte ich mich auf den Rückweg zum Bahnhof, ereignislose Heimfahrt. Ich dachte sogar daran, am Münchner Hauptbahnhof die beiden Foto-Automaten im südlichen Untergeschoß für mein Atomatenfoto-Projekt zu testen: An einem war der Geldeinwurf-Meschanismus kaputt, am anderen ließ sich der Hocker nicht hochschrauben, an letzterem machte ich Fotos in Hocke – nicht überbelichtet!

Daheim noch ein wenig Käse und Süßes zum Abendbrot.

§

Manchmal habe ich nämlich DOCH Einrichtungsideen:
Was wenn ich unseren wirklich geräumigen Flur so umbauen ließe?
(Dazu liefe dann den ganzen Tag dieser Sound – hey, wenn es Leute gibt, die ganzjährig Frühlingsvogelgesänge vom Band laufen lassen?)

die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 15. März 2022 – Gelbes Draußenlicht durch Sahara-Sand

Mittwoch, 16. März 2022 um 6:32

Die Nacht verlief ordentlich.

Der Tag wurde hell zu bedecktem Himmel und trockenem Boden, im Briefkasten keine Zeitung.

Nachdem die beiden riesigen Kastanien vorm Haus ein paar Nächte als Schlafbaum für einen Krähenschwarm gedient hatten (siehe Vollverkackung des Bodens drunter), haben sie jetzt wohl ausgedient, und Herr Kaltmamsell wird morgens nicht mehr von Krähengeschrei geweckt.

Grauer Gang in die Arbeit, aber weiterhin kein Regen. Drei Schwäne über die Theresienwiese fliegen sehen.

Arbeit mit einigen menschlichen Begegnungen. Mittags gab es ein Stück Käse, den restlichen Rote-Bete-Salat und eine Orange.

Am Nachmittag wurde das Licht draußen immer seltsamer. Immer intensiver gelb und gleichzeitig düster dämmerte es durch die Wolken: Es war wieder Sahara-Sand unterwegs.

Büroblick, hier ein Blick auf den Münchner Marstallplatz.
(Dabei finde ich die Fotos gar nicht so beeindruckend – instagram-Filter haben mich verdorben.) Nachmittags regnete es dann auch noch ein bisschen.

Temperatur-Achterbahn gestern in 20-Minuten-Amplitude – die x Mal Jacke an, Jacke aus fallen eigentlich schon unter Sport.

Der Feierabend wurde eher später, weil spät noch etwas zu erledigen war. Ich ging ohne Umwege heim (vorbei an Sahara-Sand-schmutzigen Autos), denn es gab etwas zu backen. Zwischen den Backschritten nahm ich mir die Zeit für eine Runde Yoga – ziemlich verwackelt.

Als Abendessen erfüllte mir Herr Kaltmamsell wieder einen Wunsch: Shakshuka. Nachtisch Schokolade.

In Bayern werden die Corona-Maßnahmen erst mal nicht aufgehoben – das erleichtert mich. Ich wäre sonst weder zum Schwimmen noch in Restaurants gegangen, das hätte mich geschmerzt. Zwar halte ich es für unwahrscheinlich, dass wir am Ende der Übergangsfrist am 2.4. ein Wellental im Infektions-Hoch erreicht haben, doch bis dahin kann ja noch ein Umdenken stattfinden.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 14. März 2022 – Gesammelte Schnippsel, weiter mild

Dienstag, 15. März 2022 um 6:33

Nachtschlaf ok, Quälfreiheit ist immer gut.

Sonniger Start in den Tag, auch wenn bereits für den Morgen schlechtes Wetter angekündigt war. Auf dem Weg in die Arbeit waren Mütze und Handschuhe weiterhin nützlich, aber die leichte Sorte.

Unhektischer Tagesstart, am Wochenende war es ruhig geblieben. Mittags gab’s Rote-Bete-Salat, Apfel und Orange.

Das schlechte Wetter stellte sich weiterhin nicht ein, fand ich in Ordnung (obwohl ich ein paar Tage milden Landregen wirklich gut fände). Auf dem Heimweg ließ ich Mütze und Handschuhe stecken. Ich erledigte ausführliche Lebensmitteleinkäufe, außerdem besorgte ich Drogeriewaren.

Zu Hause startete ich nach Auspacken und ein paar Back-Handgriffen ein neues Yoga-Programm von Adriene, auf Empfehlung 31 Tage Revolution von 2016. Ich konnte mich gut auf den langsamen Anfang einlassen.

Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Spaghetti Carbonara, Nachtisch Süßigkeiten

Der Sonntagsspaziergang hatte uns in Schwabing zur Kirche St. Sylvester geführt. Die barockisierende Hauptkirche neben der alten aus dem 14. Jahrhundert stammt aus den 1920ern – was erst auf den zweiten Blick an den Wand- und Deckenmalereien offensichtlich ist: Ich war fasziniert von der stilistischen Mischung Neue Sachlichkeit (wie praktisch, dass ich von einer Kunsthistorikerin begleitet wurde, die sie korrekt einordnen konnte) und Hollywood-Sandalenfilm – laut Wikipedia Kasein-Malereien von Ernst Kozicz, 1939/40. 2020 erschien ein ausführliches Buch über die Geschichte der Kirche von Sibylle Appuhn-Radtke, hier die Besprechung in der Süddeutschen.

Eine reiche Gemeinde war das wohl schon länger; heute zeugen Bronze-Reliefs samt Gedenktafeln für verstorbene Chorleiter und Pfarrer davon, dass Geld ganz sicher nicht knapp ist.

Diesen Bereich zwischen Leopoldstraße und Englischem Garten will ich seit Jahren genauer erkunden; immer wenn ich zufällig durchkomme, fällt mir die ganz besondere Mischung aus Villen, leicht angegammelten Einfamilienhäusern, Kirchlein, Wohnblöcken aus den 1950ern und Grünflächen mitten in München auf.

§

Szenisches Fragment:
Wie auf dem Schwieger-Familientreffen das launige Gespräch auf Superhelden kam und Superhelden-Fanboy Herr Kaltmamsell ausgerechnet da nicht im Zimmer, sondern auf dem Klo war. Woraufhin ich natürlich anfeuern musste: “Ihr habt vermutlich noch genau eine Minute für dieses Thema, ohne euch längere Vorträge zu jedem einzelnen Detail einzufangen, also redet SCHNELL!”

§

texas-jim arbeitet außerhalb seines studierten Berufs weiterhin in der Landwirtschaft seiner Vorfahren. Diesmal hat er Hafer gesät und berichtet Details – inklusive Bedeutung für ihn ganz persönlich.
“Heller als tausend Sonnen”.

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herzbruch hat die unfundierten Alleswisser in Talkshows satt, die jetzt auch noch alles über die Zukunft des Ukraine-Kriegs wissen.
“13.03.2022”. (Überschriften sind ab sofort aus.)

Mit den Mitteln der Logik kommt selbst jemand mit Doktor in Logik ja nicht so weit in der aktuellen Weltfriedensthematik. War bislang irgendetwas logisch an dem, was Putin gemacht hat? Ich möchte das gar nicht beantworten, ich kann nur für mich feststellen: Für mich, also Doktor in Logik im Ringelpulli im Sessel sitzend, ist zwischen dem 24.2. und heute kein einziger Zug von Putins Seite irgendwie logisch nachvollziehbar gewesen, und dann ist es ja Verschwendung von Rechenkapazität, jetzt über einen nach Wahrscheinlichkeiten und Logik vorhersagbaren weiteren Verlauf nachzudenken. Also lasse ich das sein.

Nun habe ich keinen Doktor in Logik, nicht mal irgendeinen Doktor (Gedenksekunde für meinen alternativen und abgebrochenen Lebensweg als berufliche Literaturwissenschaftlerin, der mich sicher auch unglücklich gemacht hätte, aber auf eine ganz andere Art und Weise). Aber gerade bei solch einem komplett durchgemenscheltem Thema wie Tagespolitik höre ich mir Prognosen von überhaupt niemandem ernsthaft an. (Unernst vielleicht gradmal die von Uroppa Krawuttke, der SELBST JA NOCH VOR STALINGRAD LAG!)

§

Kluge Worte von Grünen-Parteivorsitzender Ricarda Lange (ebenfalls in einer Talk-Runde, aber es gibt ja auch welche mit echten Gesprächen), warum Sie nicht mehr auf Angriffe auf ihr Äußeres reagiert – und ich wünsche von ganzem Herzen, dass diese Angriffe auch nicht an sie rankommen (illusorisch, ich weiß, dennoch Wunsch).

§

Lassen Sie sich von einer richtig guten Tanzszene aus dem japanischen Musical DANCE WITH ME von 2019 überraschen.

§

All die Details in der Bibel, zu denen man nicht nachhaken sollte, weil sie natürlich nicht wörtlich gemeint waren. Und ich begann mich schon zu gläubigen Zeiten zu fragen, was die Kriterien für die anscheinend doch wörtlich gemeinten waren.

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https://youtu.be/H8Ac6d05a7A

die Kaltmamsell