Journal Samstag, 12. März 2016 – #12von12

Sonntag, 13. März 2016 um 9:59

Vom 12. des Monats 12 Bilder posten – das ist #12von12. Ästhetisch anspruchsvolle Fotos kamen diesen Monat nicht heraus.

160312_01_Waschmaschine

Während der Morgenkaffee noch durchlief, lief auch schon die erste Maschine Wäsche (hell, 40 Grad).

160312_04_Waesche

Bis ich ausgiebig gebloggt und Internet gelesen hatte, war die Wäsche durch und aufgehängt (bis auf den Bettbezug, der im Trockner trocknete).

Der graue Himmel und die Kälte machten nicht gerade Lust aufs Laufen, aber ich erinnerte mich daran, wie gut mir ein Lauf immer tut, außerdem fiel mir eine Route ein, die ich schon seit Jahren nicht mehr gelaufen bin: quer durch die Innenstadt.

160312_06_Thalkirchen

Ich nahm die U-Bahn nach Thalkirchen und ging dort im Untergrund erst mal aufs Klo: Ohne Vandalisierung durch sommerliche Isargriller war die öffentliche Toilette pikobello.

160312_10_Muellersches

An der Aussicht aufs Müller’sche Volksbad war ich schon seit Jahren nicht mehr vorbeigelaufen.
Ich trabte so leicht und vergnügt, dass ich die Strecke immer nochmal verlängerte; laut App stieg ich erst nach über zwei Stunden und mehr als 20 Kilometern am Tivoli in die Straßenbahn zurück.

160312_18_Badewanne

Daheim löste ich die müdegelaufenen Beine in heißem Badewasser. (Eigentlich hatte ich das klassische Badewannenfoto mit keck herausragenden Zehen aufnehmen wollen, aber so liege ich nie in der Badewanne: Meine Zehen würden kalt. Lieber sinke ich tief und winkle die Knie ein wenig an, um möglichst meinen ganzen Körper unter heißem Wasser zu haben.)

160312_21_Fruehstueck

Frühstück!

160312_23_Zugfahrt

Am späten Nachmittag machte ich mich mit Herrn Kaltmamsell auf den Weg zu einer Familiengeburtstagsparty bei Ingolstadt.

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Nach 20 Minuten Fahrt hielt der Zug recht abrupt auf freier Strecke. Erst wurde als Grund Gegenstände auf dem Gleis genannt, dann Polizeieinsatz, dann Tiere auf dem Gleis – so oder so: Weiterfahrt verzögere sich auf unbekannte Zeit.

Zum Glück hielten sich unsachlicher Protest und Spekulationen im Großraumabteil in Grenzen, zum Glück hatten wir beide genug zu lesen dabei, zum Glück hatten wir Licht und Wärme, zum Glück hatte die Verzögerung für uns keine wirklich unangenehmen Folgen (wie sie sie zum Beispiel bei einer beruflichen Fahrt gehabt hätte).

160312_27_HBF_Ingolstadt

Mit 100 Minuten Verspätung kamen wir doch noch an (abschließende Erklärung war “a Viech” auf dem Gleis gewesen), meine liebe Mutter holte uns mit dem Auto ab und brachte uns zur Party.

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Gegessen, getrunken, geplaudert.

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Ein Taxi brachte uns in mein Elternhaus zum Übernachten (am Sonntag geht es gemeinsam mit meinen Eltern zu einer weiteren Geburtstagsfeier).

160312_33_Elternhaus

Einschlafen im Gästezimmer (das vor langer Zeit das Zimmer meines Bruder gewesen ist).

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag, 10. März 2016 – Freien Tag ausgekostet

Freitag, 11. März 2016 um 6:54

Fröhlich und ausgeschlafen aufgewacht, auf den freien Tag gefreut.

Nach dem morgentlichen Bloggen und Kaffeetrinken guckte ich einen Vortrag von Mary Beard in Stanford fertig (der Tab ist seit Wochen offen, am Vorabend war ich nach den ersten 20 Minuten zu müde für konzentrierte Aufmerksamkeit):
“Mistaken Identities: How to Identify a Roman Emperor”.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/2-JelaK-bAA

Wieder holt Beard das Interessanteste aus Irrtümern und Nichtwissen heraus. Daran, welche historischen Personen über die Jahrhunderte römischen Büsten und Statuen zugewiesen wurden, legt sie dar, wie viel diese Zuweisungen über die Zuweiser und ihre Zeit aussagen, wie wir bis heute auf der Basis unserer Voreingenommenheit forschen (und das alles, wie sie nur halb im Scherz erklärt, weil wir es nicht ertragen, wenn im Museum 99% der römischen Statuen “unknown Roman” heißen).

Zunächst nimmt sie sich als Beispiel Julius Cäsar vor. Unter anderem weist sie darauf hin, wie jede westliche Kunsthistorikerin von heute ihre Vorstellung vom Aussehen des Herrn sehr wahrscheinlich von der Zeichnung in Asterix hat.

Dann geht es um angebliche Darstellungen von Kaiser Augustus. Beard zitiert die Theorie von Augustus-Portraits, die als Vorlagen ins römische Reich hinausgeschickt wurden – und nimmt sie auseinander: Es gibt keinerlei Beweise dafür. Wo wir doch sonst jedes Detail über den Verwaltungsapparat von Augustus und das Leben seines Haushalts wissen, bis hin zu den Friseuren.

Oder der berüchtigte Kaiser Vitellius, dessen Portrait Kunstgeschichte machte – obwohl er es gar nicht war. Immer wieder aber betont Beard auch hier (und mit Beispielen), dass unsere heutigen Identifikationen keineswegs besser sein müssen als bereits getätigte alte: “It’s always work in progress.”

(Außerdem habe ich bei dieser Gelegenheit die Aussprache von ein paar Fremdwörtern im Englischen gelernt, die ich offensichtlich bislang nur geschrieben kannte.)

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Durch kalten Hochnebel zum Schwimmen geradelt, unterwegs Bücher im Laden abgeholt. Schwimmen war gut und schnell. In aufkommender Sonne an der Münchner Freiheit beim Orthopäden Einlagen abgeholt, Wacholderschinken gekauft zum Frühstück.

160310_01_Schinkenbrot

Wurschtbrot mit Schwarztee lässt mich immer an meine polnische Oma denken: Das gab es bei ihr zum Abendbrot – allerdings war das klassisch Semmeln mit Butter und Schinkenwurscht.

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Auf dem Weg zu Lebensmitteleinkäufen spazierte ich zu dem Vorhangstoff, den ich am Samstag entdeckt hatte – und den ich mir seither fürs Wohnzimmer vorstelle.

160310_03_Vorhangstoff

Die Federn sind aufgestickt, je etwa 12 cm hoch. Ich ging in den Laden, besah den Stoff aus der Nähe, las den Preis ab (die Verkäuferin war anderweitig beschäftigt): Uiuiuiui.
Aber in Wohnungseinrichtung investieren wir ja praktisch nie (außer vielleicht den Preis für einen Kleinwagen in eine neue Küche – aber das ist ja nicht Einrichtung, sondern… Haustechnik).

160310_13_Hauptfeuerwache

Dank Sonne und winterkahler Bäume sah ich den eigentümlichen Bau der Alten Hauptfeuerwache von 1904 mal im Ganzen.

160310_11_Hauptfeuerwache

Freute mich aber auch an Details.

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Auf dem sonnenbeschienenen Sessel im Wohnzimmer den Stapel Zeitungen der vergangenen Woche weggelesen.

Zum Abendessen Ofengemüse aus Karotten, Roten Beten, Pastinaken und Lauch des Ernteanteils, gewürzt mit Salz, Thymian, Knoblauch, Olivenöl. Dazu Butterbrot.

Herr Kaltmamsell kehrte von seiner Dienstreise zurück, ich ließ mir erzählen.

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Schöne Fotoserie: Alte Menschen in Draußennatur.
“Portraits Of Seniors In Nature By Karoline Hjorth and Riitta Ikonen”.

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Mein Internet bleibt das gute, schöne Internet. Wo Geschichten wie die passieren, die Herr Haltungsturner erzählt:
“Wie Twitter unseren Hund rettete”.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 6. März 2016 – schneidende Kälte

Montag, 7. März 2016 um 6:18

Das Krähennest im der Kastanie vorm Balkon wird möglicherweise heuer wiederverwendet: Krähe bei Erkundung gesichtet.

Kunstgeschichtliche Hausarbeit nochmal sorgfältig gelesen.

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Raus an die Isar: Englisch bunter Himmel oben, Scheißkälte mit schneidendem Wind unten – ich sehnte mich nach der Milde des Dezembers.

160306_01_Isarlauf

160306_04_Isarlauf

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Laufen war eher anstrengend, diesmal schmerzte die Achillessehne in der Bandage schon auf der Strecke.

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Nach kurzem Frühstück zur Kunsthistorikerin geradelt, um die Arbeit zu besprechen und mich mit Kuchen und Tee füttern zu lassen.

Daheim Telefonat mit Mutter, dann Abendbrot zubereitet: Hirschgulasch mit Kartoffelpüree, Apfelpudding mit Himbeersirup.

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 5. März 2016 – WMDEDGT

Sonntag, 6. März 2016 um 9:18

Am 5. jedes Monats möchte Frau Brüllen wissen: Was machst du eigentlich den ganzen Tag?, abgekürzt WMDEDGT, deshalb in noch ermüdenderer Ausführlichkeit als sonst:

Gestern schlief ich erst mal aus und blieb im Bett bis acht.

Ich machte Herrn Kaltmamsell und mir Milchkaffee auf der Basis von Cafetera-Espresso, bloggte und hatte dann endlich Zeit für eine ausführliche Betrachtung der Oscar-Kleider bei Go fug yourself. Wobei das größte Vergnügen ja in den Assoziationsketten der Autorinnen liegt, zum Beispiel bei der Ablehnung dieses Kleids.

Und falls Sie sich wie ich immer wieder fragen, wie’s Faye Dunaway geht: Hier ein aktuelles Bild von der Vanity Fair Party. (Ich dachte zum Beispiel letzthin beim Columbo-Gucken an sie (kommt auf ZDF Neo immer vor dem Abendessen).)

Diese doofen breiten Ausschnitte bis zum Gürtel scheinen ein Motto gewesen zu sein – so viele habe ich noch nie bei den Oscars gesehen. Vielleicht sind wir hiermit durch damit? Bitte?

Beim Klicken durch die Bilder merkte ich, dass mich die Frauen am meisten interessierten, die keinen Idealkörper haben, ob nun vorübergehend (Schwangerschaft) oder dauerhaft: So schön die Roben selbst auch sind – ästhetisch interessant wird’s, wenn sie sich auf einen individuellen Körper einstellen müssen.

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Duschen, anziehen, Rucksack und Einkaufszettel geschnappt, raus zum Einkaufen (was wer am Wochenende kochen würde, hatte ich schon an Vorabend mit Herrn Kaltmamsell vereinbart). Ich musste zwei Runden machen, weil ich eine Idiotin bin.

Geld geholt im Untergrund am Sendlinger Tor, beim Herrmannsdorfer Speck und Brotzeitwammerl, auf dem Viktualienmarkt zwei große Artischocken. Dann spazierte ich zum Glockenbachviertel. Ich war bester Stimmung, weil ein wenig die Sonne schien, weil ich einen wunderschönen Vorhangstoff mit eingestickten Federn bei Les Tissus Colbert in der Blumenstraße gesehen und mich der Bäckereiverkäufer bei Dompierre mit “What a lovely lady!” angeschäkert hatte1, als mir kurz vorm Tengelmann auffiel, dass ich auf dem Viktualienmarkt den wichtigsten Punkt auf meiner Einkaufsliste vergessen hatte: das Hirschgulasch für Sonntag. Von fröhlich zu Selbsthass in unter drei Sekunden: Kein Problem für mich.

Also zog ich nach Abladen der ersten Einkäufe nochmal los auf anderer Route zum Vikutalienmarkt, um Hirschgulasch zu besorgen. Auf dem Rückweg kaufte ich beim Alnatura an der Sonnenstraße Knoblauch, Milchprodukte, Eier, außerdem Grüntee für die Arbeit. Und vergaß zum Beleg für mein Idiotentum fast meine Handschuhe dort.

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Daheim kochte ich Lemon Curd nach dem Rezept meiner englischen Studienfreundin Helene (mit dem sie bei einem örtlichen Wettbewerb schon mal gegen eine später Zweitplatzierte in The Great British Bake Off gewonnen hat!). Allerdings basiert es auf Zubereitung in der Mikrowelle – die ich nicht habe (nichts Ideologisches, ich will bloß kein weiteres Riesentrumm in der Küche haben und vermisse sie nicht). Also guckte ich bei Lemon Curd-Fan Anke nach einer alternativen Methode, ließ aber das Wasserbad weg: Ich erinnerte mich nämlich, dass Ei bei 80-83 Grad Celsius eindickt, und rührte das Gemisch so lange auf mittlerer Hitze, bis es diese Temperatur hatte.

Das dazu verwendete Zuckerthermometer ist eine Erinnerung an Herrn Kaltmamsells monatelange Experimente mit Fudge-Rezepten, britisch und amerikanisch. Ich verwende es regelmäßig, unter anderem bei der Joghurtherstellung. Die Temperatur von über 80 Grad bedeutet übrigens auch, dass das Ei im Lemon Curd nicht mehr roh ist und man das (den?) Curd ein paar Wochen im Kühlschrank lagern kann. Wie von Helene geraten, rührte ich abschließend einen Esslöffel Drambuie ein – gute Idee. (Nein, ich weiß nicht, warum nochmal wir eine Drittel-volle Flasche Drambuie im Schrank stehen haben.)

160305_05_Lemon_curd

Frühstück!
Helene hatte auch notiert, dass sie mal Curd aus dem Saft frischer schwarzer Johannisbeeren gemacht habe: “It was seriously yummy!” Wird im Hochsommer ausprobiert.

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Ein paar Bücher online bestellt – per E-Mail beim Buchladen Tucholsky, wo ich sie nächste Woche nach der Arbeit abhole. Auch nicht umständlicher als ein Gang zur Packstation.

Twitter hinterhergelesen – die Tweets seit Samstagabend, bereits angeklickte Artikel daraus von mehreren Tagen.

Eine weitere höchst spannende Hausarbeit einer Nachwuchskunsthistorikerin gegengelesen, mit Genuss und Belehrung.

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Auf Twitter erfahren, dass Monika, Frau Gedankenträger, ihren Sohn John in der Nacht auf Samstag verloren hat. Das erschüttert mich schwer: Über das Blog seiner Mutter verfolge ich ja Johns Leben seit über zehn Jahren. Ich habe von ihm und seiner Mutter unglaublich viel über Autismus gelernt, das Buch Tomorrow Can Wait mitfinanziert und begeistert gelesen. Oh nein, das ist so furchtbar. Ich hätte John so gern erwachsen werden sehen. Das Buch empfehle ich immer noch und hoffe, dass die Menschen aufhören, “autistisch” als Beleidigung zu verwenden – oder es Menschen zuzuschreiben, deren zwischenmenschlicher Umgang ihnen seltsam vorkommt.

Zum Gedankenfließenlassenkönnen gebügelt.

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Den Abend läuteten Herr Kaltmamsell und ich mit Cosmopolitans ein.

160305_08_Cosmopolitan

Der Herr hatte sich noch daran erinnert, dass dieser Cocktail sehr betrunken macht, ich war überrascht.

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Zur Vorspeise Artischocken mit selbst gemachter Knoblauchmajo (verdünnt mit Joghurt), zubereitet von mir.

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Dann Selleriegratin (Sellerie aus Ernteanteil), zubereitet von Herrn Kaltmamsell.

Dazu guckten wir übers Internet die letztwöchige Folge Kitchen impossible an, von der so viel geschwärmt worden war.

Nun habe ich ja keinen Vergleich, weil mich Fernseh-Kochshows nicht interessieren und ich die anderen nicht kenne. Aber dieses Konzept fand ich ganz spannend, unter anderem das nicht-lineare Erzählen: Dazwischen wird immer wieder gezeigt, wie die konkurrierenden Köche zusammen ansehen, was von ihnen bei ihren Abenteuern gefilmt wurde.
Worüber ich immer wieder bei Fernseh-Non-fiction stolpere: Dass das Kamerateam nicht thematisiert wird. Juan Amador wird beim Trampen in Finnland nicht mitgenommen? Klar: Wenn ich einen Mann plus Kamerateam am Straßenrand stehen sehe, halte ich auch nicht an. Amador steigt in ein Auto, das endlich hält, und fährt los – und in der nächsten Aufnahme sitzt das Kamerteam offensichtlich auf dem Rücksitz und filmt ihn im Gespräch. Ich fühlte mich verarscht. Im Theater spricht man ja von der unsichtbaren vierten Wand, der zum Publikum – gibt es im Fernsehen eine unsichtbare zweite, hinter der das Kamerateam steht?
Das soll sich jetzt aber nicht so lesen, als glaubte ich, die Show sei nicht ohnehin von A bis Z durchgescripted.

§

Schöne Leseentdeckung bei Maximilian Buddenbohm:
“Kleine Szenen (8)”.

  1. a) Komme ich in das Alter, in dem Verkäufer nicht mehr befürchten müssen, ich könnte solche Kommentare anders als scherzhaft auffassen, b) schreitet die Prenzlauerbergisierung des Glockenbachviertels voran, so dass auch hier Lehrer ihre Schüler bald mit dem Argument zum Englischlernen bringen, dass sie sonst keinen Kaffee bestellen können. []
die Kaltmamsell

Journal Dienstag, 1. März 2016 – Schnee und Bloggercocktails

Mittwoch, 2. März 2016 um 7:11

Als ich Herrn Kaltmamsell einen guten Morgen wünschte, riet er: “Schau lieber nicht raus.” Aber bereits die Geräuschkulisse beim Aufwachen (Schneeräumen) hatte mir verraten, wie es da aussah.

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Auf dem Weg in die Arbeit schneite es weiter.

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Nein, das ist kein Filter über dem untersten Bild, das ist eine nasse Linse.

Über den Tag hörte der Schnee aber auf. Es blieb düster, grau und matschig.

Abends die sehr befreute Verabredung mit einer in München gebliebenen Bloggerin vom Wochenende samt Begleitung, die mit einer Einladung in den Westerwald endete. Dann habe ich da also einen Termin im Sommer.

§

Giovanni di Lorenzo, Herausgeber der Zeit hielt eine “Dresdner Rede”, in der er die Entstehung des Konzepts Lügenpresse analysiert – aus der Perspektive der Rezipienten, aber auch aus der Sicht der Medien, mit vielen konkreten Beispielen. Di Lorenzo setzt auf Aufklärung und Transparenz. Ich wünschte es gäbe mehr Beweise, dass das tatsächlich wirkt.
“Alles Lüge? Warum Deutschlands Medien so stark – und manchmal doch so angreifbar sind”.

§

Warum ich Blogs liebe, Folge fünfstellig. Frau Brüllen schildert einen Ausschnitt ihrer Arbeit für ein Schweizer Pharmaunternehmen, nämlich ein Konferenztelefonat mit der US-Behörde Center of Disease Control and Prevention. Wo wenn nicht in Blogs würde ich je von sowas lesen?
“Man hat’s nicht leicht.”

die Kaltmamsell

Twitterlieblinge Februar 2016

Montag, 29. Februar 2016 um 20:19

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Anderer Leut’ Lieblingstweets gibt es bei Anne Schüssler.

die Kaltmamsell

Oscarnacht 2016

Montag, 29. Februar 2016 um 2:09

Zur Selbsterinnerung: Die eigentliche Show beginnt um 5.30 pm PST, das ist 2.30 Uhr Münchner Zeit, Wecker also auf 2 Uhr.

Moin!

Fernseher anschalten und gleich mal die wunderschöne Cate Blanchett sehen – hätte fast nicht besser beginnen können. Hier ein Bild davon (das dem Kleid aber nicht gerecht wird).

Eine große Kanne Darjeeling steht bereit, ansonsten bin ich nicht zum Einkaufen gekommen, leider wird’s keine speziellen Snacks geben. Ich trage Tchibo, übrigens.

Hossa: Dallmayr leistet sich Oscarübertragungssponsoring!

Willkommen im Dolby Theater!
Erst mal ein Zusammenschnitt aus allen Nominierungen – herrlisch!

Chris Rock fängt gleich mal mit Hautfarbenwitzen an und baut seinen ganzen Auftritt um den “White People Choice Award”. Mit der überschlagenden Stimme muss ich erst fertigwerden (hat Jürgen Thormann seine Eddie-Murphy-Synchronstimme daher?). Rock meint, in den 50ern gab’s doch auch keine schwarzen Nominierungen – und keinen Protest: Schwarze waren zu beschäftigt damit, aufgehängt und vergewaltigt zu werden. Die Nummer mit den Verstorbenen könne man doch ganz schwarz machen, mit “black people being shot by cops on their way to the movies”.
Chris Rock fordert einfach black categories – schließlich gebe es ohne vernünftigten Grund auch Männer- und Frauenkategorien. Er nennt den Hollywood-Rassismus “sorority racism” (wenn man einfach zum falschen Klub gehört). Aber: “Things are changing.”

Emily Blunt und Charlize Theron – wunderschön wie immer (Emily mit komischer Note), fragwürdige Kleider. Diese extrem breiten Ausschnitte bis zum Bauchnabel (Theron) tun niemandem einen Gefallen.

Diesmal, so heißt es, wird mit der Reihenfolge der Oscars der Prozess des Filmemachens nachgestellt. Er beginnt mit Drehbuch: Spotlight – hätte ich mir am Sonntag fast noch angesehen. Als Dankesrede ein professionelles Runtersagen von Namen.
Ui! Das Orchester sitzt wieder im Saal!

Adapted Screenplay. Ryan Gosling und Russel Crow mit einem komisch gemeinten Dialog – hätte ich Crow eigentlich nicht zugetraut. The Big Short: Ja, das war ein gutes Drehbuch. Es wird jemandem dafür gedankt “for taking that risk” – uuuu, mit politischem Appell.

Uff, die Werbepause brauchen meine Tippfinger. (Musik eine Version Big Rock Candy Mountain, hihi.)

In der Pause der Trailer von The Revenant – genau, den werde ich mir sowas von nicht anschauen. Männer in der Wildnis mit Gemetzel interessieren mich nicht.

Spaßige Einlage, wie schwer es für schwarze Schauspieler und Schauspielerinnen ist, eine Rolle zu bekommen – anhand nominierter Filme, aus denen Szenen nachgestellt werden, mit Originalschauspielern. Wirklich witzig.

Den Auftritt der Dame habe ich jetzt nicht verstanden.

Sarah Silverman präsentiert Best Original Song – und macht unanständige James Bond-Witze, genau was wir von ihr erwartet haben. Das Oberteil ihres schwarzen Kleides habe ich auch nicht verstanden: Ein Ausschnitt sollte den Bogen nicht nach oben machen, sondern nach unten, sonst tut er beim Achselheben seltsame Dinge mit Brüsten.

Kerry Washington und Henry Cavill präsentieren The Martian (den möchte ich noch sehen) und The Big Short als Nominierte für Best Film.

JK Simmons, awwww! Er präsentiert Supporting Actress. Könnten wir das mit den langen Vollbärten1 langsam wieder lassen? Alicia Vikander ist definitiv meine Favoritin (vielleicht weil ich sie in dem Film gesehen habe?). Und sie bekommt ihn! Ich habe sie schon in so verschiedenen Rollen gesehen, dass ich von einer verhältnismäßig normalen, fröhlichen jungen Frau auf der Bühne fast verwirrt bin. Über den Rock ihres Kleides sollten wir sprechen: Es war GUT, dass Ballonröcke mit den 80ern des letzten Jahrhunderts zurückgelassen wurden, echt ehrlich.

Costume Design präsentiert von Cate Blanchett, hach. Wie komme ich dazu, Cinderella gesehen zu haben, seltsam. Mad Max: Fury Road, eine Überraschung. Sonst sind es ja eher die historischen Sachen, ich hätte auf The Danish Girl getippt. Eine Britin, die in ihrer Dankesrede erwähnt, dass das Szenario des Films wahr werden könnte (Climate Change).

Steve Carell und Tina Fey für Production Design/Set Decoration. Tina! Sie ist bislang am lustigsten. Mad Max: Fury Road gewinnt.

Für Makeup and Hairstyling haben sie Margot Robbie (woher sollte ich sie kennen?) und Jared Letho. Nochmal Mad Max: Fury Road! Liegt mit drei Oscars vorne.

Benicio Del Toro und Jennifer Garner führen die nächsten Best Film-Nominierten vor. The Revenant und Mad Max: Fury Road. Kleider waren ja bislang eher auf der langweiligen Seite, schon elegant, aber wenig inspirierend.

Michael B. Jordan und Rachel McAdams präsentieren Cinematography – Mad Max: Fury Road. Sollte ich vielleicht doch nachholen? Oscar geht an The Revenant. Acht vorherige Nominierungen für den Herrn: Osteuropäischer Name, spanischer Akzent, solche Mischungen mag ich ja.

Liex Schriber, die Dame habe ich nicht erwischt für Film Editing: Mad Max: Fury Road (ist es Zufall, dass ich mir diesen Filmtitel nach dem ersten Hinschreiben auf Taste gelegt habe?). Oh, hatten wir da einen South London glo’al stop bei der danksagenden Dame?

“Black History Month Minute” – komische Einlage, die ich noch nicht kapiere: Angela Bassett führt auf einen Helden von “our people” hin – der sich dann als der weiße Jack Black herausstellt. Mittellustig, aber ich finde passend, dass sie sich das Thema als roten Faden durch die Moderation gegriffen haben.

Bühnenbild habe ich noch gar nicht so mitbekommen. Ein bisschen Great Gatsby, insgesamt eher zurückhaltend.

Chadwick Bosemann und Chris Evans präsentieren Sound Editing – sehr schön, die einzelnen Ausschnitte sind rhythmisch aneinander geschnitten. Der fünfte Oscar des Abends für Mad Max: Fury Road. Interessant: Kurzvortrag über das Geschichtenerzählen mit Sound als Dankesrede.
Sound Mixing vom selben Duo präsentiert. Und noch einer für Mad Max: Fury Road.

Andy Serkis, der wohl der Schauspieler hinter einer ganzen Reihe von rein am Computer generierten Filmfiguren ist, für Visual Effects: Ex Machina, Überraschung. Das war ja seltsamerweise die einzige Nominierung für den Film (mindestens Drehbuch hätte eine weitere verdient gehabt).

Olivia Munn and Jason Segel blicken zurück auf die Technikoscarverleihung. Ja wie: Keiner für Arri?

Die Niedlicheinlage mit Star-Wars-Figuren. Na ja, sie hätten ihnen wenigstens eine Pointe schreiben können.

Durchwühlen des Küchenschranks brachte zumindest ein paar Salznüsschen zutage, an denen ich jetzt nage.

Immer noch kein Kostümwechsel bei Chris Rock. Wofür zahle ich hier eigentlich?
Er schickt Pfadfinderinnen zum Cookieverkaufen ins Publikum, hihi.

MINIONS! Puh, zumindest die sind witzig. Minionsprech wird untertitelt, sie stellen Short Animated Film vor. Bear Story gewinnt. Echte Menschen auf der Bühne, schön.

Best Animated Feature: Buzz Lightyear! (Mist, Kauen von Salznüsschen ist lauter als der Fernsehton.) Inside Out, das war erwartbar. Schöner Film. Es wird innig Pixar gedankt – und appelliert, kreativ zu sein: “Make stuff!”

Rock: “Welcome next year’s host – Kevin Hart!” Dieser plädiert dafür, über dem Diversity-Streit nicht nur das Negative zu sehen, auch dieses Problem werde bald nur noch im Rückblick existieren. Nächster Song. Gesungen von jemandem mit schlimmen, schlimmen Haaren. Sie haben eine Menge halbnackte Frauen drumrum gestellt, die Gymnastik machen, um davon abzulenken.

Kate Winslett und Reese Witherspoon – ich liebe Kates dicke Brille! Sie stellen Bridge of Spies und Spotlight als Nominierte für Best Film vor.

“Fresh perspective”, kündigt Chris Rock an: Er hat (schwarze) Kinobesucher in Compton nach ihren Meinungen zu den Oscarnominierungen gefragt. Sehr lustig.

Patricia Arquette – awww! Sie stellt Best Supporting Actor vor. Es gewinnt Mark Rylance für seinen Auftritt in Bridge of Spies, interessant. Sein Dank besteht aus bescheidenen Hinweisen auf alle anderen.

Louis C.K. präsentiert Documentary Short, unterstreicht, dass die Leute, die sowas machen, völlig anders sind als das Publikum vor ihm. Dass die nie reich werden: “This Oscar is going home in a Honda Civic.” A Girl in the River – ihr zweiter Oscar. Wunderschöner bestickter Mantel an der Dame.

Daisy Ridley und Dex Patel für Documentary Feature: Amy, keine Überraschung hier.

Chris Rock stellt PriceWaterhouseCoopers vor (die Leute hinter der Oscar-Bürokratie), drei Kinder in Anzügen kommen auf die Bühne. Hm?

Das Ergebnis des Cookieverkaufs wird präsentiert (sind Pfadfinderinnenkekse eigentlich eine eigene kulinarische Kategorie? mit speziellen Rezeptbüchern?).

Whoopie Goldberg – sie sieht großartig aus! Rückblick auf Honorary Oscars: Gena Rowlands, Spike Lee und Debbie Reynolds.

Academy-Präsidentin Cheryl Boone Isaacs: Filme sollten die Diversity des Publikums spiegeln. Sie bittet das Publikum, darauf Einfluss zu nehmen. Wow, ich hätte nicht gedacht, dass dieser Part der Oscars mal interessant sein könnte.

Louis Gossett, Jr., führt die Nachrufe ein. So viele Große starben in den vergangenen 12 Monaten (James Horner hatte ich übersehen), leiser Zwischenapplaus bei David Bowie.

Abraham Cromley und Jacob (verpasst) für Live Action Short: Stutterer. WHAT’S WITH THE BEARDS?! Lass das bitte aufhören, der Gag-Charakter ist lang schon rum.

Byung-Hun Lee und Sofia Vergara präsentieren Foreign Language Film: Es gewinnt Son of Saul, Ungarn. Der zweite Oscar, der nach Ungarn geht. Souveräne Dankesrede, inklusive philosophischem Exkurs.

Joe Biden auf der Bühne, what? Das Publikum steht applaudierend – was habe ich verpasst? Es geht um sexuellen Missbrauch an Universitäten, Biden appelliert, bei fehlendem consent einzuschreiten. Es folgt: Der nächste nominierte Song. Eine verrückte Branche.
Na gut, der Song hatte mit dem Thema zu tun.

Danke, Twitter, für die Erklärung:

Quincey Jones und Pharrell Williams präsentieren Best Original Score: Ennio Morricone für The Hateful Eight. Das war spannend bei diesen Nominierungen (mir fehlte The Danish Girl) – bis ich hörte, dass er noch keinen hat bei acht Nominierungen. Dann war’s echt Zeit, auch wenn seine Zeit doch ziemlich lang rum ist. Die wenigen Ausschnitte, die ich gehört habe, klingen auch gar nicht nach Morricone. Das ist von mir ein Lob.
UND er spricht nicht Englisch bei der Dankesrede, sondern Italienisch, Respekt.

Common (?) und John Legend für Best Original Song (immer noch die überflüssigste Kategorie): “Writing’s on the Wall”, der James Bond-Song. Nu, nicht so auswechselbar, wie anfangs geunkt wurde, aber auch kein echtes musikalisches Highlight. Widmet seinen Oscar der “LGBT community all around the world”.

Olivia Wild und Sacha Baron Cohen präsentieren. Sacha tut als wenn er schwarz wäre, mit offensiv schlechter Rappersprache-Imitation und rassistischen Sprüchen. Die letzten Best Film-Nominierungen. (Auch an Frau Wild mag ich diesen breiten Ausschnitt bis zum Bauchnabel nicht – es sieht einfach aus, als gehöre etwas drunter).

J.J. Abrams für Directing: Alejandro González Iñárritu für The Revenant (ja auch ich muss spanische Namen aus Wikipedia kopieren, wenn sie derart mit diakritischen Zeichen um sich werfen). Mir fällt auf, dass ich gar nichts gelesen habe, ob der Film überhaupt was taugt, so viel wurde über ihn als Genre und über seinen Hauptdarsteller gesprochen. Walkürenritt als Rausschmeißer von der Bühne ist lustig. Und nicht gerade subtil.

Langsam wird das Sitzen anstrengend. Tippen auf dem Schoß mache ich sonst auch nicht.

Eddie Redmayne stellt die Nominierten für Best Actress vor: Gewinnerin ist Brie Larson. Ich gestehe, von Room habe ich heute zum ersten Mal gehört, und zwar weil Brie Larson als Favoritin gehandelt wurde. “Thank you to the moviegoers.” Das ist ungewöhnlich.

Julianne Moore – puh, ihr Kleid ist ok. Bei ihr muss man ja immer auf Schlimmes gefasst sein. Sie präsentiert Best Actor: Leonardo DiCaprio. Na also, ist jetzt da endlich mal Ruhe? Jajaja, die Rede hat er ja schon ein paarmal geübt und nicht halten können. (Ich habe immer noch ein Problem, ihm die Darstellung Erwachsener abzunehmen.) Er zieht seinen Einsatz gegen Klimawandel durch, auch in der Dankesrede.

Morgan Freeman präsentiert Best Film: Spotlight, auch Freeman scheint überrascht. Von einer der Produzentinnen Lob dem Investigativjournalismus (ja, muss auch mal gesagt werden). Die letzte Danksagende trägt möglicherweise das schönste Kleid des Abends.
Michael Keaton isst einen Pfadfinderinnenkeks.

Ok, das war’s. Durchschnittliche Show für ein reiches Filmjahr.

Ich räume jetzt noch ein wenig auf und koche mir Kaffee, über dem ich versuche, die Vertipper hier zu korrigieren.
Dann ab zu einem Arbeitstag, wird schon gehen.

  1. Zunächst vertippt als “Vollbräten”, hätte ich fast gelassen. []
die Kaltmamsell