Journal Freitag, 25. März 2016 – Karfreitag mit Room

Samstag, 26. März 2016 um 8:32

Ich war bereits auf dem Weg ins Bad, um mich fürs Schwimmen fertig zu machen, als ich innehielt: Eigentlich wollte ich an diesem trüben Tag gar nicht raus. Ich blies die Schwimmpläne ab, wählte lieber sowas wie Erholung.

Seit Gründonnerstag beobachtete ich auf Twitter und Instagram, dass Ostern inzwischen vorgefeiert wird: Ab Gründonnerstag tauchen Bilder von gedeckten Ostertafeln auf, es werden Pinzen und Ostereier serviert, Osterfeuer angezündet, an Karfreitag wird “Frohe Ostern!” gewünscht. Das mag damit zusammenhängen, dass immer mehr Menschen den religiösen Hintergrund der Feiertage nicht kennen, verdutzt mich aber dennoch. Vielleicht ziehen die Menschen aus Unkenntnis Parallelen zu Weihnachten, an dem man ja auch schon viele Tage vor Heilig Abend “Frohe Weihnachten” wünscht? Wissen tatsächlich so wenige, dass die Tage vor Ostern mit anderen Ritualen besetzt sind? Selbst ich als sehr unreligiöser Mensch mag den von christlichen Mythen geprägten Rhythmus, nach dem an Gründonnerstag Grie Soß gegessen wird (und ich mich sogar noch zu gläubigen Zeiten mit Freunden zum Leben des Brian-Gucken traf), an Karfreitag Fisch – bei mir geht’s immer ums Essen. Nach dem in der Osternacht große Feuer angezündet werden.
Da sich aber auf Twitter bereits über Leute wie mich lustig gemacht wird, die darauf hinweisen, dass Karfreitag nicht Ostern ist, muss ich einsehen: Ich habe eine gesellschaftliche Entwicklung verschnarcht, “Ostern” ist inzwischen halt diese vier freien Tage im Frühling, die komischerweise jedes Jahr an einem anderen Datum sind. Wahrscheinlich ist die seltsame Terminierung der einzige Umstand, der den einen oder die andere zur Verwunderung führt, woher diese Feiertage eigentlich kommen.

Ich mache mich darauf gefasst, dass schon dieses oder nächstes Jahr “Weihnachten” halt diese vier Wochen im Dezember sind, in denen alles glitzert. Und dass ab dem 1. Advent “Frohe Weihnachten” gewünscht werden.

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Ich machte mich an den wochenlang gewachsenen Bügelberg und hört dabei einen großartigen Podcast: Holger Klein aka @holgi hat sich für Bayern 1 mit der Braumeisterin des Klosters Mallersdorf unterhalten, Schwester Doris. Es geht darum, warum jemand ins Kloster geht, wie Bierbrauen funktioniert und um das Kloster Mallersdorf selbst. Allein Schwester Doris’ Akzentmischung aus Fränkisch (unilaterales L ftw!), Oberbayrisch und Oberpfälzisch ist das Anhören wert – weniger Sprachinteressierte können von ihrem Humor und ihren klugen Reflexionen profitieren.

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Raus ging ich dann doch noch. Ich spazierte durch den Regen zu den Museumslichtspielen, um dort Room zu sehen. Von dem Film hatte ich zum ersten Mal gehört, als Brie Larson den Oscar für die beste Hauptdarstellerin bekam (und weiß jetzt auch, warum in der Show immer wieder die Meldodie von “Big Rock Candy Mountain” gespielt wurde).

Ich war von Anfang an gefangen von der Erzählperspektive des Films: Er wird aus der Wahrnehmung des fünfjährigen Jack geschildert. Natürlich sehen wir erwachsene Zuschauerinnen viel mehr als er – zumal er ja sein ganzes Leben in einem winzigen Zimmer verbracht hat, dem titelgebenden room. Auch wenn schon der Trailer klar macht, dass Jack und seine Mutter dem Gefängnis entkommen, ist der Film spannend. Dadurch, dass er immer bei Jack bleibt, wird sehr Vieles nicht erklärt, Bilder und Geschehnisse verweben sich zu einer Welt mit unendlich vielen Geschichten. Großartiges Drehbuch, sensationelle Schauspielerinnen und Schauspieler, ein ganz kleiner, riesiger Film.

Die Besprechung im Guardian beschreibt das sehr gut:
“Room review – to see the world within four walls”.

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Während meiner Abwesenheit (auch auf dem Rückweg regnete es kalt) hatte Herr Kaltmamsell Abendessen zubereitet: Der Schweinbauch mit Datteln und Marsala ist vermutlich die am wenigsten karfreitägliche Speise, die man sich vorstellen kann, schmeckte aber köstlich.

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Wahrscheinlich werden mir hiermit alle polnischen Gene aberkannt.

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Fernsehabend: Ich sah mir den RTL-Spielfilm über die Dassler-Brüder an, Gründer der Sportmarken Adidas und Puma. Unter anderem weil ich vor Jahren die Kommunikationsleitung von einer der beiden Marken kennengelernt und von dieser viele haarsträubende Geschichten aus Herzogenaurach gehört hatte. So bekam ich zum Beispiel den Tipp, bei einem Termin bei einer der beiden Firmen Schuhe der anderen zu tragen: Die Wahrscheinlichkeit, dass mir umgehend neue Schuhe angeboten würden, sei hoch.

Den Film fand ich für eine deutsche Fernsehproduktion gar nicht schlecht, die Dialoge hätte man noch entfloskeln müssen (“bei allem Respekt” in einer Werkstattumgebung der 1930er beamte mich umgehend auf die Brücke der USS Enterprise).

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Jimmy Kimmel verdeutlicht in einem Gespräch mit Hillary Clinton mansplaining – und warum Frauen in Führungspositionen nur falsch auftreten können:
“Jimmy Kimmel ‘mansplaining’ to Hillary Clinton was a perfect sendup of campaign trail sexism”.

die Kaltmamsell

Journal Montag, 21. März 2016 – Beifang aus dem Internet

Dienstag, 22. März 2016 um 6:37

Wieder kalt und düster, am Abend ein paar blaue Flecken am Himmel. Morgens ein wenig Kraftgymnastik, zur Arbeit geradelt, damit ich nach Feierabend ein Buch im Laden abholen konnte.

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Bitter: Was es anrichten kann, wenn man schon Kinder auf Diät setzt.
“On not being fed enough as a child.”
In diesem Fall sind die Kommentare essentieller Teil des Posts.

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Angewandte Wissenschaft: Klavierstimmen mit Physik.
“Die Entropie des Klaviers wird reduziert”.
Ob das mit Esoterik auch funktioniert hätte? Wünschelrute? Pendel?

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Dies hier fällt eher unter life hack:
“Von großen und kleinen Toilettentüren”.

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Wie ist es eigentlich für Journalisten, vor Ort über den Wahlkampf von Donald Trump zu berichten? Einiges klingt gruslig nach der “Lügenpresse”-Behandlung durch Pegida, AfD und Co.
“A Week on the Trail With the ‘Disgusting Reporters’ Covering Donald Trump.”

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Öffentlich meinungsstarke Frauen ziehen besonders viele und aggressive Angriffe auf sich. Nun stellt sich heraus, dass das mittlerweile als Geschäftsmechanismus genutzt wird. Eklig.
“Medien lieben ‘Angry Young Women'”.

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 20. März 2016 – Sonntagskaffee mit Eltern

Montag, 21. März 2016 um 6:11

Ausgeschlafen, Schokoladen-Nuss-Zopf gebacken. Den nahm ich zu meinen Eltern mit. An diesem Sonntagnachmittag hatte ich nämlich eigentlich meinen postoperativen Vater in Donauwörth besuchen wollen, doch seine Operation wurde um sechs Tage verschoben. Da er zwar nicht operiert war, aber schlimme Schmerzen leidet, besuchte ich ihn einfach trotzdem und daheim – mit Kuchen.

In München war das Wetter wie angekündigt kalt und düster, wurde aber netterweise Richtung Ingolstadt immer sonniger. Ich verbrachte einige schöne Stunden mit meinen Eltern bei Mittagessen und Kuchen sowie Diskussionen über die politische Lage – wir waren gemeinsam hilflos.

Auf der Rückfahrt Sonntagszeitung ausgelesen, dazu schöne Aussichten auf Sonnenuntergang.

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Am Samstag waren die Reiseunterlagen für unseren Wanderurlaub in England eingetroffen. Herr Kaltmamsell vertiefte sich in sie. 1. wies er mich darauf hin, dass wir durch Tolkien-Land wandern werden. Ich mache mich also auf ausführliche Vorträge gefasst. 2. Wir werden laut ihm eine Trillerpfeife brauchen.

Egal: Auf der Wanderstrecke liegen Orte namens Watton-under-Edge, Cam Long Down, Stinchcombe und Chipping Sodbury, gnihihi. Lautes Vorlesen ergibt sofort einen Loriot-Sketch, probieren Sie’s aus!

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Der Architekturtheoretiker Geoff Manaugh hat ein Buch “The Burglar ‘s Guide to the City ” geschrieben. Maik Nowotny hat sich mit ihm über die hoch interessanten architektonischen Aspekte der Kriminalität unterhalten:
“Wie Einbrecher die Stadt benutzen”.

via @ankegroener

die Kaltmamsell

Journal Samstag, 19. März 2016 – Anwandern an Loisach und Isar

Sonntag, 20. März 2016 um 9:43

Dass der Samstag ein sonniger Frühlingstag werden sollte (und zwar der einzige auf längere Sicht), hatte die Meteorologie seit Tagen angekündigt. Herr Kaltmamsell riet also, die Wandersaison zu beginnen: Schließlich haben wir für Ende Mai einen einwöchigen Wanderurlaub in England gebucht und sollten dafür trainiert sein.

Nach einer Runde Einkäufen und einem fast mittäglichen Frühstück nahmen wir also die S-Bahn Richtung Wolfratshausen und gingen eine vertraute Runde von Icking nach Wolfratshausen obenrum, zurück nach Icking untenrum an der Loisach und dem Isartal entlang zum Ickinger Wehr.

Es war tatsächlich warm genug, um ohne Mütze und Handschuhe, sogar mit offener Jacke zu wandern.

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Bei Itzing oben lagen noch Schneefetzen. Aber am Wegesrand erfreuten uns Blümelein. Huflattich und Schlüsselblumen erkannte ich leicht, doch am häufigsten sahen wir diese hier:

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Mein Bestimmungsbuch verwirrt mich eher – kann jemand helfen?

Dorfen:

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Wolfratshausen:

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Rast an der Loisach.

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Die Floßsaison war allerdings noch nicht eröffnet.

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Hier fließen Loisach und Isar zusammen:

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Am Ickinger Wehr sahen wir sogar einen Frosch (Kröte?).

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Zum Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell ein Retro-Gericht geplant: Mit Linsen gefüllte Zwiebeln (das erste Rezept hier).

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Der Koch war leider enttäuscht, mir schmeckte das Gericht ganz ausgezeichnet.

die Kaltmamsell

Journal Donnerstag/Freitag, 17./18. März 2016 – Frühlingsurlaub im Broeding

Samstag, 19. März 2016 um 9:51

Donnerstag wurde es endlich wärmer. Beim meinem morgendlichen Gang in die Arbeit (nach Crosstrainerstrampeln) war die Theresienwiese zwar noch gefroren, auf dem Heimweg hatte die Luft aber ins Milde umgeschlagen.

Morgens freute ich mich beim Ausmisten der Zeitung an einem Brutalkalauer in der Karstadt-Werbebroschüre (die Agenturleute highfiven wahrscheinlich bis heute stündlich, dass sie den Kunden dazu bekommen haben):

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Der Freitag begann sonnig, ich legte morgens nochmal eine Runde Bauch- und Rückentraining ein. Die Bavaria sah naturtrainiert wie immer aus.

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Nachmittag vom Tod Guido Westerwelles erfahren; auch mir war er nach Jahren des Kopfschüttelns über seine Politik durch seine Krankheit menschlich nahe gekommen, unter anderem durch das Spiegel-Interview vergangenes Jahr.

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Freude auf dem Heimweg: Die leicht gestiegenen Temperaturen hatten endlich die Veilchen hervorgelockt.

Abends lange befreutes Essen mit Herrn Kaltmamsell im Broeding. Die Süddeutsche hatte kürzlich über das Lokal geschrieben – zum Glück hatten wir schon vorher reserviert, denn erfahrungsgemäß ist nach einem Lob der Süddeutschen auf Monate kein Tisch mehr in einem Restaurant zu bekommen.

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Als Aperitif ließen wir uns einen hefigen, trockenen Prosecco empfehlen, der auf der Maische vergoren wurde – war mir ein wenig zu apfelmostig.

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Der Gruß aus der Küche war ein köstliches Scheibchen marinierte Lammoberschale auf Wirsing.

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Diesen Knaller an Weißwein gab es zum Pflaumen-Karamell-Schwein mit Spitzkohl: einen ebenfalls maischevergorenen Heinrich Grauen Burgunder Freyheit. Für mich ein gelungenes Beispiel für low interference-Wein (wieder ein neuer Begriff, der als Bezeichnung für diese aktuelle Bewegung getestet wird): gleichzeitig fruchtig-pflaumig und rau. Meine Weinentdeckung des Abends.

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Der Schweinebauch verstand sich prächtig mit dem Wein.

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Eine wunderbar runde Selleriesuppe mit Shiitakepilzen und Topinamburchips, begleitet von einem trockenen Tokaji Kikelet Furmint (hier eine Geschichte über die Winzerin – Sommeliere Anna Flohr hatte uns von der Lage hinter deren Haus erzählt, auf der dieser Wein gewachsen war).

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Zu diesem knusprigen und zarten Saibling auf Bärlauchsoße und mit Roten Beten und Mönchsbart gab es einen Riesling aus der Wachau von Martin Muthentaler – der pferdefurzigsteanimalischste Riesling, den ich je im Glas hatte. Passte mit seiner Säure und Frische wunderbar zu den mildesten Roten Beten.

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Die Zweierlei vom Bauergockel waren ein Traum – vor allem das Ragout aus dunklem Hähnchenfleisch, das eine Zitrusnote hatte: Eine Nachfrage in der Küche ergab, dass die Schale von Salzorangen verwendet worden war. Auch das Kürbiscouscous und der Spinat schmeckten köstlich. Als Wein dazu gab es einen Wenzel Pinot Noir vom Neusiedlersee, und zwar den Kleinen Wald, Muschelkalk (Direktlink wegen Navigationsspielereien der Website nicht möglich).

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Einen burgenländischen Kracher K gab’s zum Gorgonzola mit intensivem Rosmaringelee und Rucola auf Kümmelbrot – sehr interessant, eindeutigen Süßwein in der Nase zu haben, der im Mund dann aber kaum süß war.

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Richtig süß wurde es im Glas zum Dessert (das Vordessert in Form eines Klops’ Mangoeis vergaß ich zu fotografieren, so spannend waren die Ausführungen von Andreas Röhrich zum Wein): eine Velich Seewinkel Beerenauslese 2010. Das Dessert war eine angenehm schwere Vanillemousse mit Portweinbirnen.

Zu einem Espresso konnte ich Herrn Kaltmamsell noch überreden (ihm fielen bereits die Augen zu, doch im Broeding ist auch der Espresso sehr gut – ein Detail, an dem ich schon viele sonst sehr gute Lokale versagen habe sehen), dann brachten wir einander heim.

die Kaltmamsell

Journal Mittwoch, 16. März 2016 – Doraden

Donnerstag, 17. März 2016 um 6:22

Der Tag begann düster und wolkenverhangen, wurde aber ab Mittag immer sonniger. Kalt blieb es.

Den Morgen begann ich mit ein wenig Hanteltraining vor dem Fernseher – nachdem die Wochen zuvor mein Sportrhythmus deutlich langsamer geworden war, versuche ich jetzt wieder Regelmäßigkeit reinzukriegen. Zu Fuß in die Arbeit. Auf der Theresienwiese wird immer noch ein Stück Asphalt erneuert; als ich letzthin recherchierte, wann die Arbeiten endlich fertig werden, stellte ich fest, dass so eine “Sanierung” sieben Monate dauert. So schnell lache ich nicht mehr über den Berliner Flughafen.

Auf dem Heimweg besorgte ich beim Verdi Doraden als schnelles Abendessen zum Salat aus dem frisch geholten Ernteanteil.

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Das war nun das zweite Mal diese Woche, dass ich nach der Arbeit das Nachtmahl gekocht habe – Herr Kaltmamsell lässt bereits die Flügel hängen und fühlt sich überflüssig.

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Bald gibt es James Rebanks’ A Shepherd’s Life auch in deutscher Übersetzung: Mein Leben als Schäfer.

Vielleicht mögen Sie Herrn Rebanks (uns seinen beiden Hunden) ein paar Minuten beim Schäfern zusehen?

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/dr6O4EIz670

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In der jüngsten Wochenendausgabe der Süddeutschen erklärte ein ausführlicher Artikel, warum die Versprechen der Kosmetikindustrie gar nicht stimmen können (unter anderem: Um die Ergebnisse zu erzielen, mit denen sie wirbt, müssten die Produkte so tief ins Gewebe eindringen, dass eine Zulassung als Arzneimittel nötig wäre).
Kostenlos lesbar ist davon das Interview mit Ursula Loggen, wissenschaftlicher Leiterin des Bereichs Ernährung, Kosmetik und Gesundheit bei Stiftung Warentest:
“Schöner Schwindel”.

Was übrigens nicht heißt, dass Sie nicht 150 Euro für ein Töpfchen Gesichtscreme ausgeben sollen – das folgt lediglich demselben Marken-Mechanismus, das Menschen mehrere Tausend Euro für eine Handtasche oder mehrere Hundertausend Euro für einen Pkw zahlen lässt. Die Creme macht wissenschaftlich belegbar mindestens zu schön wie die Tasche und das Auto.

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Fast sechs Jahre alt, aber ausgesprochen lesenwert: Alexander Gorkow interviewt Sylvester Stallone.
“‘Ich war ein Idiot.'”

via @alex_ruehle

die Kaltmamsell

Journal Sonntag, 13. März 2016 – Augsburger Geburtstagsessen

Montag, 14. März 2016 um 6:20

Morgen bei Elterns: Zusammen mit Herrn Kaltmamsell Papas neues Dumbphone mit Pre-Paid-Tarif von Tchibo in Betrieb genommen, eine durchaus komplexe Angelegenheit. Bis zum Abend hatten wir noch nicht alle Hürden erfolgreich genommen, am abschließenden Laden des bereits bezahlten Guthabens aufs Handy scheiterten wir – es tauchte einfach nicht als Guthaben auf. Solche Geschichten kenne ich ja bislang nur vom Lesen im Techniktagebuch; es kann doch wohl nicht angehen, dass das derart kompliziert ist. Zumal wir alle wollten, dass mein Vater bis spätestens Freitag überall erreichbar ist und überall telefonieren kann, weil er da nämlich ins Krankenhaus muss.

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Auf der Autofahrt mit meinen Eltern nach Augsburg auf Wiesen Rehe gesehen und Störche, kurz vor der Ausfahrt Lechhausen einen Bussard am Himmel.

Geburtstagessen bei Schwiegers mit Lachstatar, Rinderfilet, Maultaschen, Rosenkohl, Granatapfelquitten – und drei Torten zum Nachmittagskaffee.

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Problemlose Zugfahrt nach Hause. Daheim banges Linsen auf die Landtagswahlergebnisse in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Mein Befürchtungen bewahrheiteten sich mit überall gut zweistelligen Stimmenprozenten für die AfD, aber ich merkte, dass ich mich nicht mehr so persönlich bedroht fühlte (mit meiner nicht-deutschen Abstammung) wie damals von den Republikanern. Jetzt hoffe ich vor allem, dass sich die Politikneulinge in den Landtagen selbst zerlegen.

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Mal wieder eine schön recherchierte Geschichte, wie die Zuschreibung von Geschlechterunterschieden funktioniert:
“Über die Erfindung der Handarbeiten als weiblich”.

via @kittykoma

Genau so etwas zahlt auf meinen Feminismus ein: Eine Hauptgefahr des Sexismus besteht in Zuschreibungen und Stereotypen. Statt Menschen individuell zu betrachten, werden sie als Bestandteil einer Gruppe gesehen, werden die vorgefassten Eigenheiten dieser Gruppe auf sie projiziert. Aber sicher gibt es Geschlechterunterschiede, die zum Beispiel bestimmte Krankheiten wahrscheinlicher machen. Doch Verhalten, Vorlieben, gesellschaftliche Rollen, Ziele, Wünsche und Träume daraus abzuleiten oder gar vorzuschreiben (auch elterliche Erwartungshaltung ist Vorschrift) ist Unterdrückung.

Handelt es sich um weiblich konnotierte Eigenheiten, geht gerne Abwertung damit einher: Wenn textile Handarbeit heute als Mädchenkram oder typisch weiblich angesehen wird, bedeutet das implizit eine Abwertung gegenüber echtem Handwerk oder gar Kunst.

die Kaltmamsell