Politiker, nächtens
Mittwoch, 18. Februar 2004In der Tagesschau ist regelmäßig ein deutscher Politiker zu sehen, bei dessen Anblick ich innerlich grinse: Den habe ich nämlich schon mal nackt gesehen, wenn auch undeutlich.
Ich war gerade recht frisch von daheim ausgezogen und auf einer Party eingeladen. Location war das Elternhaus der Gastgeberin, ein großes Anwesen auf dem Land. Wir feierten und tanzten dort auf dem Dachboden; die Eltern hatten für den Abend das Feld geräumt und wollten erst spät nachts zurückkommen.
Ich gehörte zu der Handvoll Gäste, die sich für einen Übernachtungsplatz angemeldet hatten. Mit einiger Entschuldigung wies mir die Gastgeberin das Zimmer ihrer kleinen Schwester zu, und damit deren Kinderbett. Während sie sich mit ihren eben heimgekehrten Eltern noch ein wenig unterhielt, rollte ich mich zusammen und schlief ein. Damit entging mir die Information, dass dieses Schwesterzimmer ein Durchgangszimmer war – zwischen Elternschlafzimmer und Bad.
Es war noch tiefe Nacht, als ich durch eine Bewegung im Zimmer hochschreckte: Eine Gestalt erstarrte, keine zwei Meter entfernt vom Kinderbett. Ich erkannte schemenhaft den Vater der Gastgeberin, splitternackt und ganz offensichtlich auf dem Weg ins Bad.
„Hallo.“
„Hallo.“
Er verschwand hinter der Badtür, ich legte den Kopf zurück aufs Kissen. Seinen Rückweg hörte ich nur, er ging wohl außen herum.
Am nächsten Morgen fuhr ich bald heim, ich hatte gerade noch Zeit, mich von der Gastgeberin zu verabschieden.
Der Herr wurde wenige Jahre später in den Bundestag gewählt und macht dort seither Karriere.