Archiv für Februar 2004

Politiker, nächtens

Mittwoch, 18. Februar 2004

In der Tagesschau ist regelmäßig ein deutscher Politiker zu sehen, bei dessen Anblick ich innerlich grinse: Den habe ich nämlich schon mal nackt gesehen, wenn auch undeutlich.

Ich war gerade recht frisch von daheim ausgezogen und auf einer Party eingeladen. Location war das Elternhaus der Gastgeberin, ein großes Anwesen auf dem Land. Wir feierten und tanzten dort auf dem Dachboden; die Eltern hatten für den Abend das Feld geräumt und wollten erst spät nachts zurückkommen.

Ich gehörte zu der Handvoll Gäste, die sich für einen Übernachtungsplatz angemeldet hatten. Mit einiger Entschuldigung wies mir die Gastgeberin das Zimmer ihrer kleinen Schwester zu, und damit deren Kinderbett. Während sie sich mit ihren eben heimgekehrten Eltern noch ein wenig unterhielt, rollte ich mich zusammen und schlief ein. Damit entging mir die Information, dass dieses Schwesterzimmer ein Durchgangszimmer war – zwischen Elternschlafzimmer und Bad.

Es war noch tiefe Nacht, als ich durch eine Bewegung im Zimmer hochschreckte: Eine Gestalt erstarrte, keine zwei Meter entfernt vom Kinderbett. Ich erkannte schemenhaft den Vater der Gastgeberin, splitternackt und ganz offensichtlich auf dem Weg ins Bad.
„Hallo.“
„Hallo.“
Er verschwand hinter der Badtür, ich legte den Kopf zurück aufs Kissen. Seinen Rückweg hörte ich nur, er ging wohl außen herum.
Am nächsten Morgen fuhr ich bald heim, ich hatte gerade noch Zeit, mich von der Gastgeberin zu verabschieden.

Der Herr wurde wenige Jahre später in den Bundestag gewählt und macht dort seither Karriere.

SZ-Fragebogen

Dienstag, 17. Februar 2004

Die Süddeutsche Zeitung am Wochenende hat jetzt auch einen Fragebogen. Und da diese Publikation ohnehin etwas Bloggiges hat, nehm ich’s auf:

Welcher populären Disney-Figur sahen Sie als Kind ähnlich?
In Snow White and the Seven Dwarfs gibt es diesen einen dunkelhaarigen Zwerg. Ich habe mich nie drum gekümmert, wie er heißt. Populär genug?
(Ich bilde mir immer noch ein, das wäre der erste Film gewesen, den ich im Kino gesehen habe.)

Sie sollen wiedergeboren werden. Wer oder was möchten Sie sein?
Irgendwas, das gerne lebt. Darf alles von Amöbe bis Weltherrscher sein.

Was möchten Sie gerne erfinden?
Ein flüssigkeits- und krümelresistentes Laptop.

Warum sollte man Latein lernen?
Damit man sich später so richtig am Altgriechischen freuen kann, das im Gegensatz zu Latein elegant und spannend ist.

Welcher Droge sind Sie verfallen?
Schokolade.

Stellen Sie sich „Hölle“ vor.
Was von Brueghel mit mehr Feuer.

Was genießen Sie beim Essen/Trinken?
Essen/Trinken.

Welches Tier gefällt Ihnen?
Der Ameisenbär.

Wem wären Sie lieber nie begegnet?
Bis jetzt war noch niemand so schlimm, dass er nicht wenigstens noch für eine gute Geschichte getaugt hätte.

In welchem Film hätten Sie ein Star sein wollen?
Muriel in Muriel’s Wedding.
(“She’s not just getting married, she’s getting even.”)

Darf man seinen Partner betrügen?
Nein. Aber man darf Affären mit anderen haben.

Welches Kleidungsstück ziehen Sie am liebsten aus?
Einen nassen Badeanzug.

Sie unternehmen eine Zeitreise. Wohin und warum?
In das Jahr, in dem Friedrich Torberg nach langer Emigration nach Wien zurückkehrte. Um mir dann von ihm zeigen zu lassen, wo was war.

How to Make Anybody Fall in Love with You?
Making sure to be the only woman left.

Filmtitel

Montag, 16. Februar 2004

Seit ich ihn Freitagabend gesehen habe, versuche ich ihn begeistert weiterzuempfehlen: diesen Film mit Diane Keaton und Jack Nicholson, Ihr wisst schon. Eben: Der hat einen derart bescheuerten Titel, im Englischen wie im Deutschen, dass ich ihn mir nicht merken kann. So what is it? Such is…? Some get everything? Und deutsch Mit Herz und Seele? Herz auf der Zunge? Ich bin mir sicher, es war was mit Herz.
Ich habe schon seinerzeit Wochen gebraucht, bis ich mir As good as it gets merken konnte. Ebenfalls mit Jack Nicholson – Zufall?
Egal: Hingehen, anschauen. Drehbuch und Diane Keaton sind zum Niederknien.

Something’s Gotta Give / Was das Herz begehrt
Treffende Besprechung bei Anke Gröner.

Ohne Spiel

Sonntag, 15. Februar 2004

Olympiaturm (42k image)

Als ich das letzte Mal auf dem Münchener Olympiaturm war, muss ich sieben gewesen sein. Glücklicherweise wollte gestern der Besuch aus Hamburg hinauf. Selbst bei grauem Wetter ist der Ausblick sehenswert.

Olympiaturm2 (42k image)

Friday Five 0402

Freitag, 13. Februar 2004

1. Are you superstitious?
Natürlich nicht. Aber ich weiß einfach, dass ich alle Chancen aufgebe beim Pokern zu gewinnen, wenn ich nicht den goldenen Ring mit dem blauen Glasstein trage, den mir mein spanischer Opa vererbt hat.

2. What extremes have you heard of someone going to in the name of superstition?
Eine frühere Freundin glaubte fest daran, dass sie ihre ständigen Nebenhöhlen-Entzündungen wegbekommen würde, wenn sie für sehr viel Geld rhythmisch geschüttelte Wässerchen kaufen und einnehmen würde.

3. Believer or not, what’s your favorite superstition?
Dass man Rührteig nur in eine Richtung rühren darf, weil sonst der Kuchen nicht aufgeht.

4. Do you believe in luck? If yes, do you have a lucky number/article of clothing/ritual?
Zufälle oder Glück? Ist es eine Glaubensfrage, dass manchmal Ereignisse zusammenzupassen scheinen? Auf jeden Fall glaube ich nicht an einen tieferen Sinn in Koinzidenz.
Um wieder die Tante Jolesch zu bemühen: Gott möge uns hüten vor allem, was noch ein Glück ist.

5. Do you believe in astrology? Why or why not?
Nein. Ich halte es für sehr, sehr unwahrscheinlich, dass der Stand der Sterne im Augenblick der Geburt unseren Charakter oder Lebensweg beeinflusst. Sonst könnte man ja mit einer gezielten Verlegung des Geburtstermins durch Kaiserschnitt das Glück seines Kindes verbessern. Hey! Ich glaube, da steckt ein Geschäftsmodell!

Friday Five

“Let me just give you a little tip”

Freitag, 13. Februar 2004

In Manhattan gab’s grade eine Blogger-Lesung Worst. Sex. Ever. New York geht leider weit über die Distanz hinaus, bei der ich auch nur mit dem Gedanken spiele, einen Kurztripp hinzulegen. Netterweise stellen die Beteiligten jetzt nach und nach ihre Geschichten online.

Für Genuss und Belehrung (u.a. was die Befindlichkeiten dicker Frauen beim Sex betrifft) empfehle ich Uffish. Allein schon, um vielleicht das eine oder andere Valentinstrauma zu verhindern.

Diätterror – die Serie (7): Poetic Justice

Donnerstag, 12. Februar 2004

Es ist billig. Es ist gemein. Es ist pietätlos. Aber ich hab gestern soooooo viel gelacht….

Diät-Guru Atkins starb übergewichtig

Diät-Guru Robert Atkins hat nach Medienberichten vor seinem Tod unter Übergewicht und Herzproblemen gelitten. Atkins war im vergangenen April im Alter von 72 Jahren nach einem Sturz auf einer vereisten Straße gestorben. Zuvor habe er einen Herzinfarkt gehabt und außerdem unter einer Herzinsuffizienz und Bluthochdruck gelitten, berichtete «The Wall Street Journal» am Dienstag unter Berufung auf den Bericht des ärztlichen Leichenbeschauers.
Bei einer Größe von 1,82 Meter und einem Gewicht von 116 Kilogramm wäre Atkins nach den Berechnungen der amerikanischen Gesundheitsbehörde (CDCP) als fettleibig eingestuft worden. Bei Herzerkrankungen spielt die Ernährung eine Rolle, auch Infektionen können jedoch eine Ursache sein. Der Vorsitzende des Atkins-Medizin-Rats in New York, Stuart Trager, sagte der Zeitung, Atkins Herzprobleme seien auf eine Kardiomyopathie zurückzuführen, eine Erkrankung des Herzmuskels, die wahrscheinlich von einer Virusinfektion ausgelöst wird. Die Erkrankung habe auch zu der Gewichtszunahme geführt, davor sei Atkins deutlich schlanker gewesen.
Die Zeitung hatte den Bericht des Leichenbeschauers von dem Ärztekomitee für Verantwortungsvolle Medizin erhalten, das sich für eine vegetarische Ernährung ausspricht. Atkins dagegen empfahl in seinen Diätplänen, viel Fleisch zu essen. Das Büro des Leichenbeschauers erklärte, der Bericht sei versehentlich an das Ärztekomitee geschickt worden. Atkins Witwe Veronica Atkins zeigte sich empört über die Veröffentlichung. Die Ärzte ihres Mannes hätten ihr versichert, dass seine Erkrankung nicht in Zusammenhang mit seiner Ernährungsweise gestanden habe.