
Das mit der guten Tat wird mir wirklich schwer gemacht. Denn: Was will ich in erster Linie von einem Buchhändler? Dass er mir die Bücher beschafft, die ich möchte. Habe ich mich ja schon aus ideologischen Gründen durchgerungen, erst mal auf die Bequemlichkeit der Lieferung zu verzichten, aber beschaffen soll er sie mir. Genau dieses konnte der kleine, fördernswerte Buchhändler in drei Fällen nicht.
Im Dezember bestellte ich online eine von der Süddeutschen Zeitung gepriesene illustrierte Neuübersetzung von Pinocchio, gleichzeitig bei Amazon und beim kleinen Buchhändler. Ein Exemplar wollte ich zu Weihnachten verschenken, das andere behalten. Das Ergebnis: Der kleine Buchhändler informierte mich, der Verlag sei mit der Bestellflut überfordert und könne nicht liefern, es bestehe auch keine Aussicht, dass er das in den nächsten Monaten wieder könne. Das evil empire des Buchhandels lieferte, wenn auch erst drei Wochen nach Bestellung.
Ebenfalls online bestellen wollte ich Ende letzten Jahres beim kleinen Buchhändler das Büchlein von Ina Bruchlos: Es war in keinem bestellbaren Verzeichnis zu finden (inzwischen übrigens schon). Amazon listete und lieferte umstandslos.
Kürzlich ließ ich mir wieder von der Süddeutschen Zeitung einen neuaufgelegten Interview-Bildband über Fernandel empfehlen. Ich bestellte zwei Stück davon beim kleinen Buchhändler, eines für meinen Vater, den Fernandel-Bewunderer, eines für mich. Kurz nach der Bestellung erhielt ich eine Mail des Buchladens, meine Bestellung könne abgeholt werden. Doch im Laden informierte man mich wieder, wenn auch mit Bedauern, wegen der großen Nachfrage könne der Verlag nicht liefern. Punkt. Keine Aussicht auf weiteres Bemühen, im Gegenteil: „Des wern’S auch sonst nirgens kriegen.“ Bei Amazon waren es zwei Klicks zur privaten Anbieterplattform (meist für Gebrauchtbücher genutzt), dann hatte ich zwei Exemplare (wenn auch plus Versandkosten) bestellt. Gestern, zehn Tage nach Bestellung, kamen die Bücher fabrikneu, noch in Folie verschweißt.
Klar gebe ich dem kleinen Laden noch weitere Chancen. Doch wer wie ich bei 99 Prozent der Buchkäufe exakt weiß, was sie will, hat im Buchreich des Böses schon ein angenehmes Leben.