Sagen Sie mal: Wo hängen Sie eigentlich Ihre frisch gewaschene Wäsche auf? Auch noch so sehr auf Wohnfragen spezialisierte Stylingspezialisten schweigen, wenn es darum geht, trocknende Wäsche ästhetisch ansprechend ins Interieur zu integrieren. Töpfe, Messer, Bettdeckensammlung, Porzellanfigürchenerbe, Meerschweinchenpaar, Fußballdevotionalien, Putzmittelkollektion – für all diese Aufbewahrungsprobleme bieten die entsprechenden Gazetten Räumlösungen an, nein, daraus machen sie im Grunde ihre Themenpläne. (Habe ich schon mal erzählt, dass ich mir zu Studienzeiten mal die tantigste aller erwachsenen Frauenzeitschriften kaufte, weil sie auf dem Titel versprach, Ideen für übergroßen Bücherbesitz zu bieten? Um daheim erbleichend festzustellen, dass die mir unter anderem allen Ernstes vorschlugen, aus vier Bücherstapeln und einem nordafrikanischen Teetablett ein Wohnzimmertischchen zu basteln? Nein?) Zu allem nur Erdenklichen hagelt es Tipps von Innendesignern, aber diese alltäglichste aller Alltagssituationen – manchmal mache ich mir sogar den Spaß, mir in besonders durchgestylten Einrichtungsvorschlägen der Wohnzeitschriften einen Wäscheständer vorzustellen – muss wohl weiterhin einfach scheiße aussehen.
Früher! Ja früher (!) war alles besser, und da hatte es in Wohnblöcken Waschküchen und Trockenräume. Ich weiß das, weil ich bis zum 16. Lebensjahr in solchen Blöcken wohnte und a) zum Hausmeister geschickt wurde, um Münzen für die Gemeinschaftswaschmaschinen zu kaufen, sowie b) zum Wäscheaufhängen an den so genannten Wäschespinnen auf der Wiese vorm Haus (Sommer, schönes Wetter) oder im Trockenraum herangezogen wurde. Für beides, also die Nutzung der Waschküche und die des Trockenraumes, gab es Listen, in die man sich zwecks Terminabstimmung vorher eintrug. Bis heute erscheint mir dieses System ideal, auch wenn meine Mutter augenrollend von den vielen Wegen spricht, die der viergeschoßige Abstand zwischen unserer Wohnung und der Waschgelegenheit verursachte.
Aber: Meine Mutter, die sich sogar ganz besonders für die Möglichkeiten ästhetisch ansprechender Inneneinrichtung interessiert, zog vom Wohnblock ins Eigenheim mit Waschküche und musste sich nie mit der Ästhetikstörung durch trocknende Wäsche in der Wohnung auseinander setzen.
Keines der Mehrparteienhäuser, die ich in den vergangenen zwanzig Jahren bewohnte, verfügte über einen Trockenraum. Zwar bin ich seit zehn Jahren waschautark und muss nicht mehr die Geräte von Freunden, die meiner Mutter oder gar einen Waschsalon bemühen, verfüge sogar über einen Wäschetrockner – gleichzeitig aber auch über sehr viele Kleidungsstücke, vulgo Anziehsachen, denen das Trocknen in der Maschine verboten ist (ich habe schmerzhaft gelernt, diesen Hinweis auf den Wäschezetteln besser mal zu berücksichtigen). Also muss ich diese Stücke aufhängen. Am schnellsten trocknen sie im Wohnzimmer; wenn ich unter der Woche tagsüber eh nicht in der Wohnung bin, sehe ich sie ja nicht. Am Wochenende hingegen will ich meinen Hauptaufenthaltsraum nicht mit nassen, verknitterten Stoffstücken an einem weißen Metallgestänge teilen. Also wohin damit? Das Esszimmer nutzen wir fast nicht, da wäre die Wäsche aus dem Weg. Doch nutzen wir gerade am Wochenende die türlos mit dem Esszimmer verbundene Küche, deren Gerüche sich in die Kleidung hängen würden. Das Zimmer des Mitbewohners ist sein Hauptaufenthaltsraum und ohnehin vollgestellt, fällt also ebenfalls weg. Bleibt mein Schlafzimmer.

Hiermit gebe ich preis, dass ich eine Ohne-Klupperl-Trocknerin bin. Dabei hätte ich Wäscheklammern – nur sehe ich für diesen zusätzlichen Arbeitsschritt viel zu wenige Vorteile (welche waren die überhaupt nochmal?). Aber eine Augenweide ist so ein Wäschegestell nie. Deshalb: Frau Schöner Wohnen, Herr Living at Home, von mir aus auch Frau von und zu House & Garden – her mit den Stylingtipps für das Aufhängen von nasser Wäsche! 