Madrid am Sonntag

Montag, 28. Mai 2007 um 21:51

Es hat noch gar nicht geregnet. Kuehl ist es schon, die Einheimischen tragen dicke Strumpfhosen und Anoraks (bzw. die leichten kleingesteppten Steppjacken, die ich an den Leuten hier kenne, die sich fuer fein halten), aeltere Herren auch Muetzen.
An der U-Bahn-Station Barajas (= Flughafen) wurde ich gleich mal von zwei mitteljungen gitanas mit zerfleddertem Metro-Plan in der Hand angesprochen, vorgeblich mit der Frage nach einer Metro-Linie. Ich hatte sie vorher bereits aus den Augenwinkeln bemerkt, wie sie sich in der Eingangszone herumdrueckten (mag tatsaechlich genetisch bedingt sein – in Spanien habe ich einen Sensor fuer gitanas). Ich hielt meine Habseligkeiten gut fest und gab freundlich Auskunft, als bereits vom gegenueberliegenden Bahnsteig ein wohlgekleideter Mann die beiden anbruellte, sie sollten sich fortmachen und woanders stehlen (sie reagierten mit einem laessigen “y tú quien eres…”). Auf meinen erstaunten Blick rief er mir zu, fuer mich arme Touristin unterstrichen mit aussagekraeftigen Gesten, dass die beiden mich bestehlen wollten und ich aufpassen solle. Ich weiss immer noch nicht, ob ich das nun besonders nett (mir gegenueber) oder besonders garstig (den beiden Frauen gegenueber) finden soll. Dass die beiden nicht wirklich eine Auskunft gebraucht hatten, war mir durchaus klar.

Die fruehere Taberna meines Grossonkels ist heute eine gemuetliche Kneipe voller Postkarten mit Sponti-Spruechen an den Waenden und serviert Wein sowie Speisen aus Extremadura. Gestern sahen wir uns nur um, tranken dort ein Glaeschen Bier, plauderten mit der Frau hinterm Tresen (eine Sorte Lokal also, in der nicht die sonst ueblichen Maenner mittleren Alters mit schwarzer Hose und weissem Hemd arbeiten, sondern auch Frauen, und das in bedruckten T-Shirts). Die Spezialitaeten aus Extremadura, die dort angeboten werden, wollen wir definitiv noch probieren.

Bereits gekostet haben wir chorizo a la sidra: Scheiben von Paprikawurst in Apfelwein erhitzt. Na ja. Na ja, na ja. Werden wir noch an einem anderen Ort probieren muessen, um sicherzustellen, dass sie nicht etwa schlecht zubereitet waren, sondern dass es sich generell um eine Darreichungsform von Chorizo handelt, die ich nicht begruesse. Satt wurden wir spaeter in einem Ableger der Kette “Museo del jamón” (Calle Atocha), in der wir zu unseren Bierchen sehr milden und schmackhaften spanischen Schinken bekamen, auch noch erstaunlich guenstig.

Fuer mich neu: Die vielen kleinen Lebensmittellaeden (Alimentación, drutos secos), die 24 Stunden geoeffnet zu sein scheinen und von chinesischen Einwanderern gefuehrt werden.

Womit ich hier definitiv als Touristin auffalle: Ich entschuldige mich bei jedem Rempler, egal, ob ich ihn veranlasst habe oder nicht. Sehr, sehr unspanisch, die Einheimischen reagieren auch ueberhaupt nicht.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Madrid am Sonntag“

  1. zorra meint:

    Chorizo mit Sidra habe ich nie gegessen, was ich aber sehr gerne mag ist Chorizo mit Sherry.

  2. frauniepi meint:

    drutos secos? ich kenne nur die frutos secos läden und die gibts inzwischen an jeder ecke. in zaragoza sogar wortwörtlich.

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