Archiv für September 2007

Grumpy old women

Dienstag, 11. September 2007

In England auf BBC eine Sendung „Grumpy old Women“ gesehen. Eine halbe Stunde lang erzählten bekannte Britinnen (Journalistinnen, Fernsehfrauen, Autorinnen, Schauspielerinnen) jenseits der 50, woran sie merken, dass sie sich zu „old Women“ entwickeln. Sie bekannten vor laufender Kamera, Plastiktüten zusammenzufalten und in Schubladen aufzubewahren, sich für Flora und Fauna zu interessieren, wirklich gern Spazieren zu gehen, sich bei Belehrungen ihrer Kinder mit Sprüchen zu ertappen, die sie an ihren eigenen Müttern gehasst hatten. Abschließend wurden sie um einen Rat an junge Frauen gebeten. Besonders gefallen hat mir die alternde Schottin, die eben nicht wie die anderen Damen zu Selbst-Sein oder Gelassenheit riet, sondern: Vor Konzerten nie die Jacke an der Garderobe abgeben, sonst verpasst man nach dem Konzert den Bus nach Hause.

Das fiel mir ein, als mir eben und schlagartig bewusst wurde, dass es in meiner Wohnung schon lange nicht mehr wie Sau ausgesehen hat. Möglicherweise sogar seit Jahren. Zum einen räume ich einmal die Woche auf, weil die Putzmänner kommen und eine Chance haben sollen, ihre Arbeit zu tun. Dadurch habe ich zum anderen gemerkt, wie gerne ich abends in eine aufgeräumte Wohnung heimkomme, und wie viel lieber mir der Anblick meines Schlafzimmers mit gemachtem Bett ist. Also tue ich mir selbst den Gefallen, die Wohnung halbwegs aufgeräumt zu halten und morgens nach dem Lüften mein Bett zu machen. Katalogreif ordentlich ist es bei mir zwar trotzdem nie (Papiernester: Rechts neben der Eingangstür, auf dem Küchenschrank, auf dem Wohnzimmertisch), dafür aber auch nie mehr so versaustallt, dass ich nicht jederzeit Besuch bekommen könnte.

Ich bin ultimativ im besten Mrs.-Robinson-Alter.

Letzte Dinge 2007

Dienstag, 11. September 2007

(Weil ich vor fast genau vier Jahren die damals letzten Dinge aufgezählt habe.)

letzte Zigarette: 2. August 2002
letzte Autofahrt: am Samstag im Auto einer Freundin zum Bauernmarkt nach Fürstelfeldbruck
letzter Kuss: vom Mitbewohner und sträflich lang her
letzter Weinkrampf: vor einem Einschlafen
letztes Buch: Lost in a Good Book von Jasper Fforde
letzter Film: Das Leben der Anderen
letztes benutztes Schimpfwort: Joder (spanisch), als sich meine Handtasche schier nicht schließen ließ
letztes Getränk: Schwarztee mit Milch
letztes Essen: gestern Abend verschiedene Käses
letzter Anruf: von der Agentur
letzte Sendung im TV: Criminal Intent (aus dem Augenwinkel beim Aufräumen)
letzte Dusche: heute Morgen
letzte CD: Jamie Cullum Twentysomething
letzter gekaufter Gegenstand: Briefmarke
letztes Mal aufgeregt wegen: der Straßenbahn, die ein paar Minuten zu früh fuhr und die ich deshalb verpasste. Ich rege mich leider leicht auf.
letzte Enttäuschung: Katalogbestelltes Oberteil passt nicht
letzte Worte: “Bis dann.”
letzte sexuelle Phantasie: ja
letzte merkwürdige Begegnung: die alte Frau am Apfelstand (“scho finfaneinz’g Johr!”), die vor mir einkaufte und der Umstand, dass ab einem bestimmten Alter die reine Existenz als Leistung gilt
letztes Mal verliebt: in den Anblick seiner feinen, geschwungenen Oberlippe
letztes mal amüsiert: gestern Abend über den Versuch des Mitbewohners, seine gerötete Augen durch das Aufsetzen einer Sonnenbrille zu schonen (aus mir plumpste ein blöder Blindenwitz am anderen)
letztes Mal umarmt: schon wieder Mitbewohner
letztes Mal getanzt: wenn Aerobic als tanzen gilt: vergangenen Sonntag. Wenn nicht, kann ich mich nicht mehr erinnern.
letztes Konzert: ich kann mich nicht erinnern
letztes Website besucht: Firmen-Intranet

Die italienische Note

Montag, 10. September 2007

Die Online-Gazette mindestenshaltbar hat diesmal die Küchentür geöffnet. Dahinter liegt unter anderem meine Geschichte “Die Erfindung der Pizza“.

Rettet die Prinzregententorte – 1

Sonntag, 9. September 2007

Das ist activism, mit dem ich mich problemlos identifizieren kann. Der Mann der Tat, Herr Exit, ruft zur Rettung der Prinzregententorte auf, die Opfer der Light-Welle zu werden droht. Dieselben Töne ruft Frau Indica in ihr Blog. Und wie sagt der Volksmund: Wie man in das Blog hineinruft, so hallt es zurück.

Für den ersten Versuch habe mich für dieses Rezept entschieden. Das Ergebnis: ein echter erster Versuch.

prinzregententorte.jpg

Die einzeln gebackenen Böden sollte ich noch heiß auf ein Kuchengitter stürzen. Woran sie herzhaft kleben blieben – das war mühsam. Die Buttercreme interessanterweise auf der Basis von Eigelb und mit geriebener Schokolade – aber für die vielen Böden eine zu kleine Gesamtmenge. Der Guss aus Zuckersirup mit geschmolzener Kuvertüre wurde sehr schnell sehr fest, bevor ich, ohnehin reichlich unbrauchbar in puncto Tortendeko, sie ganz auf und um die Torte gebracht hatte. Das Ergebnis sieht von außen nach schwerem Unfall aus, von innen nach Kaltem Hund. Geschmack soweit in Ordnung, aber nicht wirklich prinzregentisch. Das nächste Mal verwende ich das langweilige, also “klassische” Rezept aus dem Dr.-Oetker-Backbuch mit Puddingbuttercreme.

Erlebnisshopping

Sonntag, 9. September 2007

schweineschmalz.jpg

Am meisten Freude bereitet mir ein Einkauf, wo es solche Verpackungen gibt (wir nennen das boshaft den “Manufactum-Effekt”). Zum Beispiel gestern auf dem Bauernmarkt in Fürstenfeldbruck.

Nach dem Klick weitere Verpackungsbeispiele aus aller Welt.
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Antrag auf Metaphernentsorgung

Freitag, 7. September 2007

Bitte sofort auf den Metaphernfriedhof schaffen:
heilige Kuh
Am besten zwischen der Spitze des Eisbergs und dem Quantensprung vergraben.

Endgültig verstorben ist die bereits todkranke Metapher am 7.9.2007 in der FAZ, S. 22:

Man müsse permanent alles hinterfragen.
„Da darf es keine heiligen Kühe geben,
denn die gibt es auch bei Porsche nicht.“
Osterloh wies die Unterstellung um-
gehend zurück, bei Haustarifvertrag und
Mitbestimmung im Volkswagen-Konzern
handle es sich um heilige Kühe. Vielmehr
sei Volkswagen bei Absatz, Umsatz und
Ergebnis auf dem richtigen Weg. Das sei
auch ein Ergebnis des Tarifabschlusses
2006, in dem die Arbeitnehmer Arbeits-
zeiterhöhungen ohne vollen Lohnaus-
gleich akzeptiert hätten. Gleichzeitig trei-
be der VW-Vorstandsvorsitzende Martin
Winterkorn die Modellpolitik des Kon-
zerns voran: „Insofern verstehe ich nicht,
warum der Vorstandsvorsitzende von Por-
sche die erfolgreiche Arbeit von Winter-
korn und seinen Vorstandskollegen diskre-
ditiert, indem er suggeriert, bei Volkswa-
gen halte sich der Vorstand heilige Kühe.“

Requiescat in pace

Einverstanden!

Freitag, 7. September 2007

Vorwort zum heutigen SZ-Magazin:

Und wir wissen jetzt, warum sich immer mehr weibliche Stars mit ihren Töchtern in der Öffentlichkeit zeigen: weil nichts mehr schmückt!

Nur dass die Redaktion den zweiten Satzteil ganz sicher auf einem anderen Wort betont als ich.

Wobei natürlich beide Lesarten polemischer Scheiß sind.