Sie können es schon nicht mehr sehen, wenn ein Blogger mit Fingern auf gelernte Journalisten zeigt, weil sie nicht perfekt, makellos, arielnichtsaubersondernrein-westig sind, und klicken augenrollend weg? Sie mögen auch nicht zum vieldutzendsten Mal in der Zeitung lesen, dass Blogger das Internet verstopfen, keine Ahnung vom anständigen Informieren haben, überhaupt ganz offensichtlich mit zu viel Zeit ausgestattet sind?
Ha! Wie immer sind uns in Mediendingen die Vereinigten Staaten um Nasenlängen voraus. Dort hackeln sich bereits Nahrungsmittelblogger und Restaurants.
Es gibt mehr Leute in den USA als hier, es gibt mehr Blogger, es gibt mehr Foodblogger. Und laut Wall Street Journal werden letztere immer mächtiger. Während hierzulande immer noch ein paar Blogger an der Wand ihres Zimmes stehen und rhythmisch ihre Stirn daran schlagen, weil einige Blogger gegen Spesenzahlung ein Auto gefahren und darüber geschrieben haben – bestechen im Amerika neu eröffnete Restaurant Foodbloger bereits vorsichtshalber mit Preisnachlässen oder gleich kostenlosen Mahlzeiten.
Among those using the tactics are some of the biggest names in the business. Terrance Brennan, co-owner and chef of New York’s Artisanal Bistro and Picholine, hosted a cheese class for bloggers last year, waiving the usual $75-a-person fee. Bill Telepan, chef and co-owner of Telepan in New York, donated a $200, four-course meal to one influential blogger’s online contest. And in Washington, the Park Hyatt’s Blue Duck Tavern says it invited a customer back for a free Father’s Day meal after she posted a negative comment on the Washington Post’s Web site. (In a follow-up post, the diner wrote, “We will definitely return to Blue Duck Tavern,” not mentioning that she had been invited free.)
Oder:
Tom Walton, a San Francisco Bay Area restaurant publicist, says he encourages his clients to enlist their staff, friends and family to “stuff the ballot box to counter bad Web reviews.” It is the only way, Mr. Walton says, to fight back against anonymous reviews that assail a business, whether justified or not.
Zwar werden hier Bewertungsplattformen und Blogger in einen – äh – Topf geworfen (wenigstens darin sind US-amerikanische Journalisten den deutschen nicht voraus), aber schlimm sind die beschriebenen Verhältnisse so oder so. Und schon gibt es Wind von vorn aus Blogrichtung.
Mir ist es vor Jahren tatsächlich mal passiert, dass mich der Bedienerich eines Restaurants identifizierte, über das ich geschrieben hatte (mich hatte wohl der sehr spezielle Wein verraten). Ich hatte das Lokal zwar gelobt und empfohlen (für mich der einzige Anlass, über ein Restaurant zu schreiben: Wenn ich enttäuscht wurde, schreibe ich gar nichts), dennoch war mir das eher unangenehm. Ohne, dass ein Bestechungsversuch gefolgt wäre.
Via David Lebovitz