Archiv für Oktober 2007

Mode marginal: Meine künftige Kuverttasche

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Sie wird etwa 28 mal 12 Zentimeter sein, aus festem dunkelgrauem, leicht glänzendem Leder mit wenig Struktur, gefüttert mit weinrotem dünnen Leder. Die Form ergibt sich aus der Faltung eines einzigen Streifen Leders mit Überschlag, den ein Magnetverschluss hält, ein wenig Tiefe bekommt sie durch einen Einsatz an den Seiten. Zwei Fächer wird sie haben, außen völlig gurt- und halterlos sein. Und in etwa zwei Wochen fertig. Wenn die Tasche meinen Vorstellungen entspricht, gibt’s hier ein Foto und eine Empfehlung der beauftragten Lederwerkstatt.
Vielen Dank den Tippgeberinnen in den Kommentaren und per E-Mail: Inklusive Unterstützung der heimischen Handwerkskunst bereitet solch ein edles Geburtstagsgeschenk doch gleich nochmal so viel Freude.

Old Economy ist…

Montag, 15. Oktober 2007

… wenn mir die Kantinenmitarbeiterin das abgegessene Tablett mit den Worten „Kimm hera, Meisterin“ abnimmt.

(Über den Einsatz der fast kosenden Ansprache „Meister“ / „Meisterin“, und das deutschlandweit von mindestens München bis Hamburg, woselbst ich es schon in jeweils lokaler Mundart hörte, darüber möchte ich gerne mal was Schönes geschrieben haben.)

Mode marginal: Die Kuverttasche

Montag, 15. Oktober 2007

Allen zeitgenössischen Stilfibeln zufolge gilt weiterhin: Businesskasper, weiblich, trägt bei Abendterminen zum Businesskostüm eine Unterarmtasche (auch bekannt als Kuverttasche / Clutch Bag, hier Beispielbild). Ist ja auch elegant, zumal selbst noch so zierliche Taschen mit Schulterriemen die Körperhaltung ins Schludrige ziehen.

Das heißt: keine Abendtasche, kein Achselschweißfänger, sondern eine schlichte, rechteckige Tasche ohne Henkel. Reinpassen müssen: Geldbörse (klein), Handy, Visitenkarten, Taschentuch, Schlüssel, Tampon, Notizblock, Stift.

Und jetzt versuchen Sie mal, eine Kuverttasche zu finden. Lassen Sie mich das Ergebnis vorweg nehmen: Sowas hat man nicht. Da ich mir dieses Accessoire von meiner stilsicheren Mutter nachträglich zum 40. Geburtstag schenken lassen wollte, zog ich vergangenen Samstag mit ihr durch die Münchener Innenstadt und dort durch insgesamt neun Taschenläden und Taschenabteilungen von Kaufhäusern. Mit mehr als einem Exemplar im Sortiment war diese Taschengattung lediglich bei zwei altmodischen und verstaubten Kruschläden vertreten, die ich unter anderen Umständen gar nicht erst beachtet hätte: Ihre vollgestopften Schaufenster werden von Glitzer, Kettchen und Lackglanz billigster Machart dominiert (dazwischen ein paar vorgestrige Schulranzen). Ansonsten: Gedehnte Blicke beim Verkaufspersonal und höchstens ein Modell.
Noch ein Glück, dass meine Mutter dabei war: So ungern, wie ich alles außer Nahrungsmittel einkaufe, wäre ich nicht über die ersten beiden Taschenläden hinaus gekommen, weil ich mit „gibt’s nicht“ abgedreht hätte.

Im Moment sieht alles nach einer Einzelanfertigung bei einer Täschnerin im Glockenbachviertel aus. Da ich mir die Tasche schlicht vorstelle, kommt sie vermutlich auf nicht mal den halben Preis einer kleinen PradaLVGucchiD&GAignerMCMChanel.

Oder habe ich mich beim Suchen bloß dumm angestellt?

Die alte Feindschaft zwischen Bloggern und… Restaurants!

Samstag, 13. Oktober 2007

Sie können es schon nicht mehr sehen, wenn ein Blogger mit Fingern auf gelernte Journalisten zeigt, weil sie nicht perfekt, makellos, arielnichtsaubersondernrein-westig sind, und klicken augenrollend weg? Sie mögen auch nicht zum vieldutzendsten Mal in der Zeitung lesen, dass Blogger das Internet verstopfen, keine Ahnung vom anständigen Informieren haben, überhaupt ganz offensichtlich mit zu viel Zeit ausgestattet sind?

Ha! Wie immer sind uns in Mediendingen die Vereinigten Staaten um Nasenlängen voraus. Dort hackeln sich bereits Nahrungsmittelblogger und Restaurants.

Es gibt mehr Leute in den USA als hier, es gibt mehr Blogger, es gibt mehr Foodblogger. Und laut Wall Street Journal werden letztere immer mächtiger. Während hierzulande immer noch ein paar Blogger an der Wand ihres Zimmes stehen und rhythmisch ihre Stirn daran schlagen, weil einige Blogger gegen Spesenzahlung ein Auto gefahren und darüber geschrieben haben – bestechen im Amerika neu eröffnete Restaurant Foodbloger bereits vorsichtshalber mit Preisnachlässen oder gleich kostenlosen Mahlzeiten.

Among those using the tactics are some of the biggest names in the business. Terrance Brennan, co-owner and chef of New York’s Artisanal Bistro and Picholine, hosted a cheese class for bloggers last year, waiving the usual $75-a-person fee. Bill Telepan, chef and co-owner of Telepan in New York, donated a $200, four-course meal to one influential blogger’s online contest. And in Washington, the Park Hyatt’s Blue Duck Tavern says it invited a customer back for a free Father’s Day meal after she posted a negative comment on the Washington Post’s Web site. (In a follow-up post, the diner wrote, “We will definitely return to Blue Duck Tavern,” not mentioning that she had been invited free.)

Oder:

Tom Walton, a San Francisco Bay Area restaurant publicist, says he encourages his clients to enlist their staff, friends and family to “stuff the ballot box to counter bad Web reviews.” It is the only way, Mr. Walton says, to fight back against anonymous reviews that assail a business, whether justified or not.

Zwar werden hier Bewertungsplattformen und Blogger in einen – äh – Topf geworfen (wenigstens darin sind US-amerikanische Journalisten den deutschen nicht voraus), aber schlimm sind die beschriebenen Verhältnisse so oder so. Und schon gibt es Wind von vorn aus Blogrichtung.

Mir ist es vor Jahren tatsächlich mal passiert, dass mich der Bedienerich eines Restaurants identifizierte, über das ich geschrieben hatte (mich hatte wohl der sehr spezielle Wein verraten). Ich hatte das Lokal zwar gelobt und empfohlen (für mich der einzige Anlass, über ein Restaurant zu schreiben: Wenn ich enttäuscht wurde, schreibe ich gar nichts), dennoch war mir das eher unangenehm. Ohne, dass ein Bestechungsversuch gefolgt wäre.

Via David Lebovitz

Reverse reverse psychology

Freitag, 12. Oktober 2007

Stephen Fry erzählt, wie er lernte, auf Komplimente höflich zu reagieren:

If anyone praised me in my early days as a comedy performer I would say, “Oh, nonsense. Shut up. No really, I was dreadful.” I remember going through this red-faced shuffle in the presence of the mighty John Cleese who upbraided me the moment we were alone.
‘You genuinely think you’re being polite and modest, don’t you?’
‘Well, you know …’
‘Don’t you see that when someone hears their compliments contradicted they naturally assume that you must think them a fool? Suppose you went up to a pianist after a recital and told him how much you had enjoyed his performance and he replied, “rubbish, I was awful!” You would go away thinking you were a poor judge of musicianship and that he thought you an idiot.’
‘Yes, but I can’t agree with someone if they praise me, that would sound so cocky. And anyway, suppose I do think I was awful?’ (which most of the time performers do think of themselves, of course.)
‘It’s so simple. You just say thank you. You just thank them. How hard is that?’

Und mir fällt ein, wie mich vor vielen Jahren jemand zum selben Ergebnis brachte:
Die ausgesprochen herzliche Mutter eines Mitabiturienten hatte mir ein Kompliment gemacht – jetzt erinnere ich mich auch wieder, wofür: für den selbstgestrickten Pulli, den ich trug. Ich wehrte sofort aber ehrlich ab: „Doch nur aus Resten“, „ganz schnell und schlampig hochgenadelt“ etc. Woraufhin die liebe Frau eine versonnene Bemerkung machte, wie bescheiden ich doch immer auf Lob reagierte. Das war mir sehr peinlich: Ich? Bescheiden? Von Stund an fürchtete ich, durch die Abwehr von Komplimenten den völlig falschen Eindruck von Bescheidenheit zu erwecken – und erzog mich aller Macht dazu, konsequent und jedes Mal auf Lob und Komplimente mit einem schlichten, freundlichen Dank zu reagieren.

(Stephen Fry blogt!)

Way to go, Doris Lessing!

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Oh, das freut mich: Doris Lessing bekommt den Literaturnobelpreis. Irgendwo hatte ich abgespeichert, dass sie ihn schon hatte, aber das war Nadine Gordimer (auch Afrika, aber ganz anders).

Ich war etwa 20, verdiente Geld bei der Zeitung und konnte mir alle Bücher kaufen, die ich wollte (kann sich jemand vorstellen, welch schwindelerregendes Gefühl von Luxus das war?). Jetzt ging es mit dem Lesen erst richtig los, davor hatte ich recht orientierungslos eher Mist gelesen, von dem mir wenig in Erinnerung geblieben ist. Vermutlich war auch deswegen Schullektüre für mich so wichtig und prägend. Jetzt verschlang ich Feuilletons, arbeitete die Liste mit den Buchempfehlungen meines Griechischlehrers ab, durchwühlte Buchhandlungen. Ich stieß auf den fünften Band von Lessings Pentalogie Children of Violence in deutscher Übersetzung, Die viertorige Stadt. Den konnte ich mir sogar als Hardcover leisten! Sowas hatte ich noch nie gelesen, ich war gefangen von der Perspektive und dem Stil des Romans. Davon wollte ich mehr, also las ich auch die anderen vier – und wurde damit vermutlich bis heute in meinen politisches Ansichten und in meinem Feminismus beeinflusst.

Your inner child is a…

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Egoload - Unabhängiger Denker

Ha? Hahaha! Genau so hat meine Mutter mich geplant!

via überall