Archiv für Oktober 2007

Tricks of the trade

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Habe den Marvelcomics-Fanboy Mitbewohner dazu gebracht, mit mir in Ratatouille zu gehen, indem ich behauptete, in diesem Film gehe es um SUPERRAT! Als er misstrauisch nachhakte, ob der Protagonist denn auch Cape und Maske trage – log ich dreist: „Ja.“ („Ein unsichtbares Cape und unsichtbare Maske“, fügte ich so leise hinzu, dass er es nicht hören konnte.)

Viel anglophil

Dienstag, 9. Oktober 2007

Drei Filmchen über die aussterbenden tea rooms, grills, cafés in London. Bild klicken für Anschauen.
(via London Leben)

“…and we had the man who looks in the stars …”

“…what we call in the trade ‘meat and two veg’ …”

“…and they stood the test of time …”

Ich kenne diese Art Lokale noch aus meinem Studienjahr 1991/1992 in Swansea, Wales. Doch meine Wehmut über das Verschwinden gleicht der Nostalgie, mit der ich an die Zeiten denke, zu denen man im spanischen Heimatdorf meiner Großmutter das Trinkwasser in Kanistern aus der nächsten Stadt holen musste: Die Veränderung bedeutete Verbesserung. Also freue ich mich, dass ich die Speisen und Getränke in diesen tea rooms noch selbst kosten konnte, erinnere mich aber genauso intensiv an die Erleichterung, als ich auch in England endlich anständigen Kaffee und frische Sandwiches statt grauem Tee in Pappbechern und fettschwimmende Spiegeleier mit glasigen Pommes bekam.
Und doch – heartbreaking.

Ballermann in Dirndl und Lederhosen

Montag, 8. Oktober 2007

Wieder ein Oktoberfest überstanden. Als ich gestern Nacht hochschreckte, hatten mich nicht etwa die letzten Oktoberfestheimkehrer geweckt, sondern die alte böse Nachbarin von oben, die auch nach Mitternacht ihre Rollläden mit Schwung schließt (die mich aber immer wieder dadurch bezaubert, dass ich durch die wirklich nicht hellhörigen Wände mitbekomme, wie sie den Teilnehmern von Fernsehspielshows lauthals zujubelt und applaudiert).

Eine kluge Freundin hat die Hypothese aufgestellt, das Oktoberfest habe eine ähnliche Zielgruppe wie der rheinische Karneval. Dafür spricht, dass das Ereignis offensichtlich nur unter Drogen erträglich ist, dass sich die Ortsbewohner in leidenschaftliche Fans und ebensolche Gegner aufteilen (noch fehlt ein „Nit für Kooche“ zum Oktoberfest – anybody?), sowie dass sich Nicht-Ortsbewohner Gleichgültigkeit leisten können, da der Gehalt der Veranstaltung in etwa Ballermann-Niveau hat.

Am Samstagnachmittag geriet ich beim Versuch einer Bahnfahrt Richtung Nürnberg in sekundäres Oktoberfestschlamassel. Fast eine Stunde fuhr dorthin vom Münchener Hauptbahnhof überhaupt kein Zug, weil zu viele Leute mitwollten. Mindestens ein Lokomotivführer weigerte sich loszufahren, solange in den Gängen und zwischen den Waggons Passagiere standen – das erwies sich als fatal, weil sich dadurch immer mehr heimkehrwillige Oktoberfestbesucher an den Bahnsteigen sammelten. Ich sprang von Zug zu Zug und kam doch noch los, als sich ein Bahnchauffeur erbarmte und seinen gesteckt vollen Doppeldecker gen Norden bewegte. Ich gelangte dadurch zwar nicht genau an den Bahnhof, den ich angepeilt hatte, nutzte aber für das letzte Wegstück einfach ein Taxi.
(Selbst schuld: Ursprünglich hatte ich am frühen Nachmittag in einem lediglich gut gefüllten Zug gesessen, als ich auf halbem Weg bemerkte, dass ich das Wichtigste daheim liegengelassen hatte. Also umkehren. Wie sagte meine Mutter früher immer: „Dummheit g’hört g’straft.“)

Aus dem Leben eines Jurymitglieds

Sonntag, 7. Oktober 2007

Ein bescheuert hübscher Oktobersonntag, und ich arbeite die fast 500 Vorschläge für den Best-of-the-Blogs-Award der Deutschen Welle ab, um daraus Nominierungen in den einzelnen Kategorien zu machen. Dieses Jahr kann ich zumindest nicht mehr behaupten, ich hätte den Aufwand dieser Juryrerei unterschätzt: Ich wusste, worauf ich mich einlasse. Unter anderem auf viele, viele Stunden Weblogs lesen, Podcasts hören, Vodcasts gucken. Der Lohn der Mühe (neben dem vorrangigen Nutzen, monatelang stolzgeschwellt durch die Gegend laufen zu können, weil ich Jurymitglied der BoBs-Awards bin – was niemanden beeindruckt, weil so gut wie niemand auch nur weiß, dass oder wo ich blogge… Ich muss kurz rüber zum Mitbewohner gehen und mir sagen lassen, dass er stolz auf mich ist. Danke, jetzt geht’s wieder.), der Lohn der Mühe ist das eine oder andere Juwel, das ich bislang in Blogistan übersehen hatte und das ohne Umwege in meinen Bookmarks landet.

Nun werden sich meine lieben Leser und Leserinnen natürlich fragen: Wie kriegt sie es nur organisiert, Hunderte Blogs zu lesen, zu hören, zu sehen, und sich ihre Gedanken dazu zu merken? Aber das verrate ich doch gerne: Tabellen, das Geheimnis liegt in Tabellen. Jede Zeile ist ein Vorschlag, nach dem Sichten kennzeichne ich ihn farbig: Grün für eine potenzielle Nominierung, gelb für weiter beobachten, rot für aus dem Rennen (weil seit Monaten tot, offline, kein Blog, oder bis zur Gesichtslähmung langweilig). In der letzten Tabellenspalte begründe ich für mich die Farbwahl.
Wenn ich einmal durch bin, fange ich wieder von vorne an und mache aus den gelb Markierten entweder rote oder grüne. Dann schaue ich nochmal die grünen durch und erstelle die Shortlist, die ich an die Deutsche Welle übermittle. Wenn das nicht höllenspannend klingt, weiß ich auch nicht.

Durch eigenen Blogeintrag wieder 15 Minuten vor meinen Jurypflichten gedrückt.

In XML programmieren

Samstag, 6. Oktober 2007

oder: Warum ich oft froh bin, nicht mehr auf der Agenturseite der Dinge zu stehen.

Joe the Peacock: An unordered list of thoughts I had during a conference call with a potential client today

(über Herrn Knüwer)

Jetzt ist auch noch

Freitag, 5. Oktober 2007

Walter Kempowski gestorben.
Sein Tadellöser & Wolff hat meinen Sprachschatz dauerhaft bereichert (die Verfilmungen konnte ich bis heute vermeiden), seit mein kluger Deutschlehrer, Herr Köhler, den Roman kurz nach Veröffentlichung zu unserer Elftklass-Schullektüre machte.
Wir müssen schon komische Schüler gewesen sein, dass das Besprechen eines Buches im Unterricht uns dieses nicht etwa vermieste. Wochenlang war unser Jugendgeplänkel durchsetzt von „fiss biste patzt“, „Tadellöser!“, „bis einem das Blut unter den Finger hervors-prützt“ (wir Bayern konnten uns die Aussprache nicht so richtig vorstellen) und natürlich „immerhinque“, wir waren schließlich auf einem humanistischen Gymnasium.

Danke, Herr Kempowski. Und nicht nur dafür.

Küchenstöckchen, selbst gemacht

Mittwoch, 3. Oktober 2007

1. Welche Essige stehen in deiner Küche?
Weißweinessig, Obstessig Sauerkirsche, Essigessenz (na ja, die ist eigentlich zum Putzen), Cumberland-Balsamessig, Apfel-Balsamessig, Champagner-Balsamessig (die letzten drei waren lieb gemeinte Weihnachtsgeschenke).

2. Welche Öle?
Sonnenblumenöl billig, Bio-Sonnenblumenöl, Leinöl, Kürbiskernöl, Olivenöl, Olivenöl mit Orange (Teil des Weihnachtsgeschenks oben).

3. Welche Sorten Reis stehen dir derzeit zur Verfügung?
Paellareis Bomba, Basmatireis, Milchreis.

4. Welche Sorten Nudeln?
Suppennudeln, Spaghetti (wenig, liegt an meiner Low-Carb-Tendenz).

5. Welche Zuckerarten hast du in deiner Küche?
Demerara Rohrzucker, feinste Raffinade, Puderzucker, Vanillinzucker (Ich bin halt so sozialisiert: Wenn ich Vanillinzucker durch echten Vanillezucker ersetze, schmecken die meisten Backwaren nicht mehr, wie sie für mich gehören.)

6. Von welchem Gewürz hast Du die meisten Varianten in Deiner Küche?
Paprika: Rosenpaprika, Paprika edelsüß, Pimentón picante, Pimentón dulce, Chillipulver.

7. Welches andere Nahrungsmittel hast du in auffallend großer Variantenzahl vorrätig?
Am ehesten noch Kaffees: Jakobs Krönung, Del Mocca „El Presidente“, Spanischer Café “Marcilla” Mezcla (halb/halb naturál und torrefacto), drei Sorten Nespresso.

Und dann interessiert mich, wie das wohl bei zorra, Frau Creezy und Frau kelef aussieht.