Archiv für August 2008

Samstagsausflug

Samstag, 16. August 2008

Na? Wohin bin ich heute wohl ausgeflogen?

Bitte um Welterklärung: Flitterwochen

Freitag, 15. August 2008

Was, liebe Leser und Leserinnen, macht Flitterwochen zu Flitterwochen? Ich weiß, dass früher mal die Hochzeitsreise dazu da war, dass sich eben verheiratete, feine Leute (nicht feine hatten für sowas weder Geld noch Zeit) näher kennenlernten und aneinander gewöhnten. In noch feineren Kreisen zeigte der Ehemann der bis dato nicht aus dem Elternhaus gekommenen Ehefrau ein bisschen von der Welt. Schließlich bezog das Paar erst nach der Hochzeitsreise einen gemeinsamen Hausstand, hatte sich vor der Hochzeit auch fast ausschließlich unter Aufsicht gesehen; da war es eine gute Idee, einander kennenzulernen, auch sexuell, bevor es einen gemeinsamen Alltag zu gestalten galt.

Aber heute? Ein wenig kann ich verstehen, dass das Brautpaar nach einer klassischen Hochzeit erst mal Urlaub braucht – aber sehr oft finden die Flitterwochen deutlich nach dem Hochzeitsstress statt. Ich kenne auch nur sehr wenige Paare, die erst nach der Verehelichung zum ersten Mal gemeinsam Urlaub machen. Eben stoße ich wieder auf die Beschreibung eines „extremely belated honeymoon“, Jahre nach der Hochzeit. Möchte mir bitte jemand erklären, was eine Hochzeitsreisen von anderen Paarurlauben unterscheidet? (Vielleicht, dass man viel mehr Sex zu haben hat?) Welche Funktion heute Flitterwochen haben? Vielleicht ist es für den Mitbewohner und mich selbst 13 Jahre nach dem Gang zum Standesamt nicht zu spät.

Wie man Bloggerinnen kriegt: mit Schokolade

Freitag, 15. August 2008

Wer sich auf Herstellung und Verkauf von Schokolade spezialisiert, kann nicht wirklich schlecht sein. Entsprechend sympathisch finde ich die Pre-Launch-Aktion (heißt das so? könnte so heißen) von Chocri: Ein Blogger und eine Bloggerinnen dürfen je zwei Bloggern / zwei Bloggerinnen je eine Tafel Schokolade zusammenstellen und schenken – die jeweils ihrerseits zwei Blogger / zwei Bloggerinnen beschenken dürfen. Ausgeschrieben ist das Ganze als Wettbewerb zwischen den Geschlechtern, was tatsächlich völlig egal ist – Schokolade!

Die beiden Herren hinter Chocri haben das Konzept von Mymuesli auf Schokolade übertragen (Leckerkeitsvergleiche zu den Muesli-Herren?): Aus drei Grundschokoladen und einer Reihe von Zutaten kann man sich seine eigene Schokolade zusammenstellen und schicken lassen. Meine Schenkerin, Frau Lu, überließ mir die Wahl; und so, wie ich mir bei Mymuesli endlich mein perfektes Muesli gebaut habe, das es genau so nirgends zu kaufen gibt, füllte ich mit meinem Schokoladenwunsch eine Lücke im Supermarktregal: bittere Trauben-Nuss.

Gestern traf die Schokolade ein und war wirklich köstlich. Mich überraschte zwar, wie süß die Tafel war – aber das mag daran liegen, dass ich in den vergangenen vielen Monaten fast nie Schokolade unter 70 Prozent Kakaogehalt gegessen hatte – da kommt einem die handelsübliche Zartbitter vermutlich bereits süß vor. Die Rosinen hatten eine deutliche Zimt-Note, auf die ich ebenfalls nicht gefasst war, die mir aber schmeckte.

Sympathisch, flott, köstlich UND Schokolade: Ich wünsche dem Projekt alles Gute – und bin schon gespannt auf die Preise.

Lesezeichen wiedergefunden

Donnerstag, 14. August 2008

Dieses erste, beste Stofflesezeichen glaubte ich schon des Öfteren verloren. Und wieder war es das nicht, sondern versteckte sich im angelesenen Bambi von Felix Salten. (Ich hatte meinem Erstneffen zur Taufe ein Kinderbesteck mit Disney-Bambi drauf geschenkt, verbunden mit dem Versprechen, ihm dereinst die Geschichte von Bambi vorzulesen. Da sich auch mit ihm kein Babysitting-Verhältnis entwickelte, wollte ich ihm die Geschichte auf Band lesen. Das begann ich zwar vor zwei Jahren, führte es aber nie zu Ende. Jetzt ist der Bub sieben Jahre alt und interessiert sich vermutlich nicht mehr für die „Lebensgeschichte aus dem Walde“.)

Wissenschaftsschädlinge

Mittwoch, 13. August 2008

„Ach, diese wissenschaftlichen Untersuchungen sind doch auch nicht glaubwürdig.” So lautet die häufigste Entgegnung, die ich höre, wenn ich konstruierte Kausalitäten, Verschwörungstheorien oder manche medizinische Methoden als unwissenschaftlich und damit nicht valide kritisiere. Langsam verstehe ich, was die Entgegner zu dieser Annahme bringt: Wissenschaftsschädlinge.

So seien die Menschen und Institute genannt, die allen möglichen Blödsinn mit der Behauptung veröffentlichen, er sei wissenschaftlich erwiesen. Was er bei näherer Betrachtung dann genauso wenig ist wie die Heilkraft von Kupferarmbändern.

Jochen Paulus hat sich in Zeit Wissen einen solchen Schädling vorgeknöpft: das „Institut für Rationelle Psychologie“ in Stuttgart. Diesem verdanken wir Schlagzeilen nicht nur Bild, sondern auch in der Süddeutschen Zeitung, der FAZ, der Zeit, Spiegel Online, stern und dpa:

Für Sex nehmen sich die Erfurter 13 Minuten Zeit, die Berliner nur neun. Bier oder Saft aus Glasflaschen zu trinken bereitet den Deutschen messbar mehr Genuss als das Trinken aus Dosen oder Getränkekartons. Zwei Drittel der CDU/CSU-Wähler bevorzugen Frauen mit großer Oberweite, zwei Drittel der Grünen-Wähler finden dagegen kleine Brüste attraktiv.

Paulus recherchiert, wer hinter diesem Institut steckt und lässt verschiedene seiner Untersuchungen von universitären Wissenschaftlern beurteilen. Das Ergebnis seiner Recherchen verrät die Überschrift: „Institut für Volksverdummung“.

Skepsis und kritisches Hinterfragen sind essentieller Bestandteil von Wissenschaftlichkeit (und eigentlich auch von Journalismus). In einem Interview macht Journalistik-Professor Michael Haller dieses Hinterfragen vor:

Ein angeblich wissenschaftlich arbeitendes Institut sondert Ergebnisse auf Basis einer angeblichen Studie ab. Aber schon die Basis der Datenerhebung ist völlig unklar. Ebenso die Methode: Ist es eine Befragung? Ist es ein Laborexperiment? Mit welchen Verfahren wurde erhoben? Das erfahren die Redaktionen nicht, und häufig fragen sie leider auch nicht nach. Sie übernehmen die Meldung, weil sie witzig oder skurril ist. Oder weil sie ein Vorurteil bedient. Auch das ist ein Grund, weshalb diese „Frau-Mann“-Meldungen so gut laufen.

Und er verweist auf den Umstand, der leider nicht nur an Stammtischen gerne ignoriert wird: Korrelation bedeutet noch lange nicht Kausalität.

Wer mag, kann bei Wikipedia mal zu Kritischem Empirismus (Popper) reinschmökern.

Das besondere Schmankerl: Das Institut für Rationelle Psychologie überzieht die Zeit-Redaktion und die zitierten Wissenschaftler nun mit Drohungen.

(Ceterum censeo: Und deshalb sollte Altgriechisch an Gymnasien gefördert werden.)

Wochenendgebäck

Sonntag, 10. August 2008

Diesmal war es etwas ganz Schnelles aus Filo-Teigblättern (ein Hoch auf die türkischen Süpermarkets), wieder aus dem sehr inspirierenden Kochbuch Jewish Cooking von Marlena Spieler: Tunesische Mandelzigarren. Hier geht’s zum Rezept.

Schleunchenbeteiliger

Freitag, 8. August 2008

Ich hatte mal eine Freundin, deren Kusin, Techniker von Beruf, am CERN arbeitete (und ihr unter anderem das legendäre Mahlzeitmaschinchen baute). Diese höchst albern veranlagte Freundin sprach von diesem Verwandten und seiner Arbeitsstätte immer als „Schleunchenbeteiliger“. Und nachdem es derzeit so viel Berichterstattung über die anstehende Inbetriebnahme des LHC gibt, der größten je von Menschenhand erbauten Maschine, bemühe ich mich um wenigstens ansatzweises Verständnis ihres Einsatzes.

Eigentlich finde ich Astrophysik nämlich nicht sehr spannend, leider. Schon beim Fernsehen als Kind erlahmte meine Aufmerksamkeit, wenn auf schwarzem Hintergrund Sterne und Planeten eingeblendet wurden. Diesmal allerdings hat mich die Ästhetik der Maschine gefangen. Schaun Sie sich allein mal diese Bilderreihe an:

Dazu kommt, dass es sich bei diesen Ingenieurinnen, Technikern und Wissenschaftlern um waschechte Spinner handelt. Die zum Beispiel einen CERN-Rap aufgenommen haben.
Die Untertitel des Filmchens sind gar nicht schlecht als erster Einstieg in die Materie – haha, genau darum geht es ja.

Gestern gab es eine Sendung zu Teilchenphysik, Weltentstehung, CERN in 3sat, die allerdings für mich zu hoch einstieg. Die Website dazu bietet umfangreiches Material.

Interessant fand ich die Herleitung einer bestimmten Form von Wissenschaftsangst und
-feindlichkeit
:

Für Nicht-Wissenschaftler ist der Abstand zwischen wissenschaftlichen Theorien und Alltags-Erfahrungen so groß, dass sie behauptete Tatsachen und Hypothesen, die sie nicht sehen können, auch nicht verstehen können. Die Begrifflichkeit der Wissenschaftler stellt für normale Menschen oft ein Problem dar. Das trifft besonders bei komplexen Erklärungsmodellen zu Materie und zur Entstehung der Welt zu.

Um ihre Theorien Laien näher bringen zu können, so geht die Überlegung weiter, greifen Wissenschaftler zu erzählenden Kommunikationsstrukturen, sie verwenden Bilder und Analogien, erzählen Geschichten. Damit erwecken sie beim Laien aber leicht den Eindruck, ihre Erklärungen stünden auf einer Stufe mit mystischen, religiösen und esoterischen Konstrukten.

Auch wenn Konstrukte wie Gott ebenfalls nicht richtig greifbar sind, haben sie dennoch den Vorteil, dass sie Ängste mindern und die Menschen beruhigen können.

Und jetzt habe ich dann doch den Ehrgeiz, wenigstens ansatzweise zu kapieren, was es mit der Dunklen Materie auf sich hat. Im heutigen SZ-Magazin liefert Rainer Stadler einen Einstieg.