Journal Samstag, 11. 10. Juli 2010

Sonntag, 11. Juli 2010 um 7:37

Das Ausschlafen, auf das ich mich die ganze Arbeitswoche gefreut hatte, entfiel: Ich wachte um 6 Uhr auf, unwiedereinschlafbar. Na gut, flugs in den Effizienzmodus umgeschaltet: Dann radelte ich halt vor dem großen Hitzeeinbruch zum Schwimmen. (Nach einer Maschine Wäsche und zwei großen Schalen Milchkaffee, nicht gleich übertreiben.)

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Im tatsächlich recht leeren Olympiabad brustschwamm und kraulte ich so tief in Gedanken versunken, dass ich fast das Ende meiner drei Kilometer verpasst hätte – übertrieb aber auch hier nicht (Leute wie ich kommen gerne mal auf die Idee, dass sie offensichtlich noch genug Energie für einen weiteren Kilometer hätten) und beendete trotzdem das Sporteln.

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Auf dem Heimweg Schuhe von der Schusterin geholt (ja, bei fünf Paaren kommt man schon mal auf über 100 Euro Reparaturkosten, aber fünf neue Paar wären teurer gewesen, außerdem hätte ich sie erst mal suchen und finden müssen) und Brot eingekauft. Daheim Durst gelöscht, dann noch eine Einkaufsrunde Lebensmittel fürs Wochenende.

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Lila blogt wieder, hurra! Und spätestens, als ich ihre beiden Texte zum Shalit-Dilemma las, wurde mir bewusst, wie sehr mir ihre Innenperspektive aus Israel gefehlt hatte und welche Lücke ihre Pause in der deutschsprachigen Medienwelt hinterließ. Und jetzt freue ich mich auf Haushaltliches (mittlerweile nicht mehr aus dem Kibbuz, die Lilafamilie ist umgezogen), Kunsthistorisches – auf das Teilnehmen an ihrem Leben und ihrem Denken.

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Den heißen Nachmittag bei geschlossenen Fenstern versandelt (na ja, unterbrochen von ein wenig Bügeln), mich über die 24 Grad Innentemperatur gefreut, die dieses solide gebaute Haus bei klugem Lüften ermöglicht.

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Zum Abendessen Nizzanersalat, zum Dessert den gestern gebackenen Ingwerkuchen – der sich als sensationell wohlschmeckend herausstellte – mit flüssiger Sahne (in England gelernt).

Das Rezept war aus David Lebovitz’ Buch Ready for Dessert; es hatte mich angesprochen, weil der Kuchen mit 115 Gramm frischem Ingwer gebacken wird. Hier notieren werde ich es dennoch erst nach einem weiteren Versuch: Lebovitz möchte „mild-flavored molasses“ und macht mich damit ein wenig ratlos. Ich hatte von mild auf hell geschlossen und mich für Golden Syrup entschieden. In der Folge roch der Kuchen sehr nach Ginger Snaps und wurde deutlich heller als auf dem Foto im Buch. Den nächsten Versuch mache ich mit Zuckerrübensirup – oder hat mir jemand einen besseren Tipp? Bis dahin fällt mir vielleicht auch eine gute Übersetzung für „Fresh Ginger Cake“ ein. Frischer Ingwerkuchen ist ungenau, da sich im Deutschen ein Adjektiv vor einem zusammengesetzten Nomen eigentlich immer auf den letzten Teil desselben bezieht (auch wenn sich der „atlantische Tiefausläufer“ festgesetzt hat, der eigentlich der Ausläufer eines atlantischen Tiefs ist).

die Kaltmamsell

15 Kommentare zu „Journal Samstag, 11. 10. Juli 2010“

  1. Hande meint:

    Vorsicht, “mild molasses” ist nicht von der Zuckerrübe sondern von der Zuckerrohr (und auch gewonnen durch ein anderes Verfahren), anderes Zuckergehalt und damit anderes Geschmack und auch Verhalten beim Backen. Auch anders als dark oder blackstrap, nicht austauschbar! Golden Syrup wieder was gaaanz anders! Melasse dürfte im Reformhaus o.ä. geben, wenn nicht auffindbar beste Ersatz Honig.

  2. katha meint:

    melasse gibt’s im bioladen oder – wie hande schreibt – im reformhaus und ist üblicherweise aus zuckerrohr (kann aber auch aus der rübe sein), färbt ordentlich und schmeckt würzig, leicht erdig und ein bisserl nach lakritze – weshalb ich sie auch nicht ausstehen kann.

  3. Hande meint:

    Ja Katha, melasse im allgemeinen kann von der rohr wie rübe sein, aber “mild molasses” die hier verlangt werden (die eigentlich auch oft im Zusammenhang mit Ingwer benutzt werden) sind nur von der rübe, und nur aus erster kochung (ja, ich weiss, ist kein wort!)

  4. Afra Evenaar meint:

    Rübenkraut, also den Sirup aus der Zuckerrübe, kann ich nur empfehlen.

    Kürzlich, werte Kaltmamsell, habe ich Ihre Chocolate Chip Cookies nachgebacken und in Ermangelung von braunem Zucker Rübenkraut genommen. Es schmeckte im rohen Teig stark durch und sehr gewöhnungsbedürftig. Ich sah schon meine Felle davonschwimmen (gut, bei dieser Hitze sind sie sowieso nicht wirklich nützlich). Gebacken aber war der eigenwillige Geschmack verschwunden, die Cookies wurden sehr würzig und voll im Geschmack davon.

    Mit etwas Mut kann ich mir sogar Apfelkraut oder gemischtes Kraut (aus Äpfeln und Birnen) vorstellen; könnte zu Ingwer passen.

    Ich freue mich schon auf das (frische) Ingwerkuchenrezept.

  5. croco meint:

    Bin auch sehr auf das Rezept gespannt. Ich bin nämlich ingwersüchtig.
    Melasse gibt es hier beim Rewe im Regal für Exotik und Gedöns.
    Dass Lila wieder blogt, hab ich heute Nacht festgestellt und bin so erst um eins ins Bett gekommen.:-))

  6. Anne meint:

    ‘Frischer Ingwer’-Kuchen, hm.
    Ingwerkuchen, frisch – altbacken wäre ja noch schöner.
    Ingwer(frisch)-Kuchen…
    Präpositionen sind doch die Lösung im Küchensprech, oder?
    Also “saftiger Kuchen von tagesfrischem Ingwer an flüssiger Sahne” :)
    Egal wie er heißen wird, ich bin gespannt auf das Rezept.

  7. Gaga Nielsen meint:

    (o.t. ich denke gerade an dich und deinen Papa! Schön, wie die Spanier sich freuen!!! hab gerade ne Gänsehaut…)

  8. Stephan meint:

    Vielen Dank für den Hinweis, dass Lila wieder bloggt. Made my day!

  9. die Kaltmamsell meint:

    Vor allem, Gaga, haben sie sich zumindest in München ohne schlafverhindernder Huperei gefreut. Finde ich klasse.

  10. ATh meint:

    Mal eben 3 km schwimmen – ich krieg’ den Mund nicht mehr zu.

  11. croco meint:

    Nachtrag. Samstag war bei uns hier oben der 10. ;-))

  12. die Kaltmamsell meint:

    Danke, ATh, auf diesen Effekt hatte ich es natürlich abgesehen.
    Danke, croco, dieses Posten am nächsten Tag macht mich dann doch wuschig.

  13. generator meint:

    Ihr Münchner lebt doch in einer komfortablen Stadt. Berlin macht sommers seine Hallenbäder zu. Das heißt “Schwimmen” fällt flach. Die Sommerbäder sind fest in Kinderhand und eignen sich bestenfalls zum Planschen, oder man geht in der Zeit zwischen 7 und Halbacht (Mein Bad macht aber erst um 8 auf.).
    Gestern wurde das Columbiabad wegen Schlägereien geräumt. Bademeister sind hier sowas wie Sondereinsatzkommandos. Bleiben nur die Seen im Umland.
    Ich freu mich auf den Winter und ein paar ganze Bahnen!

  14. generator meint:

    So war der Link gemeint:
    http://www.bz-berlin.de/archiv/polizei-raeumt-sommerbad-article915216.html

  15. kittykoma meint:

    speisekartenpoesie: kuchen vom frischen ingwer
    klingt aber blöde.
    ich lese mich gerade durch die blogeinträge des wochenendes und schmachte ob der fotografierten und beschriebenen köstlichkeiten!

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