Figaro Goblin
Samstag, 18. September 2010Nicht, dass ich richtig unzufrieden gewesen wäre mit meinem Friseur der letzten beiden Jahre. Doch zum einen bewirkte sein Schnittstil (alles irgendwie durchgestuft), dass ich nach dem Friseurbesuch nicht groß anders aussah als vorher, nur kürzer. Zum anderen plapperte er unaufhörlich auf mich ein, und das auch noch zu Themen, wegen derer mich die Buntes und Galas dieser Welt nicht interessieren: Tratsch und Skandälchen über (anonymisierte) Kundinnen, ehemalige Arbeitgeber, ehemalige und aktuelle „Schatzis“.
Als ich also kurz hintereinander an zwei Kolleginnen auffallend gute Haarschnitte von einem Friseur gleich ums Büroeck sah, holte ich mir dort einen Termin.
Dem jungen Chef (ohne erkennbaren Haarschnitt, dafür mit rauswachsender Farbe) hielt ich dieses Bild1 unter die Augen, ließ ihm aber die Option, dass diese Art Schnitt nicht mit meiner Art Haar funktioniert. Er holte durch Fragen aus mir heraus, dass ich die 60er-Variante auf dem Bild gerne mit dem typisch kurzen Nacken des 80er-Jahr-Bobs hätte. Und dann legte er los.
Beim Haarewaschen unterhielt er sich mit seinen Kollegen über jüngste Erlebnisse bei Das schwarze Auge. „Aber doch nicht etwa table top?“ platzte ich wichtigtuerisch heraus (dabei gibt es das wahrscheinlich gar nicht als table top). Nein, meinte er, er treffe sich da mit Leuten draußen… „Ah, LARP,“ wichtigtat ich weiter, diesmal schon etwas sicherer in der Terminologie. Ich entschuldigte meine Kenntnis des Begriffs damit, dass ich seit 14 Jahren mit einem Rollenspieler der ersten Generation verheiratet bin. So kam es, dass ich mit dem Herrn während des Haareschneidens über das anstehenden Neo-Cthulhu-Event plauderte, warum er sich nach langem Dasein als Elf dazu entschlossen hatte, nunmehr ein Goblin zu sein, wie sich die Zusammensetzung der LARP-Szene über die vergangenen Jahre verändert hat, dass er zusammen mit Pädagoginnen Jugend-LARPs vorbereitet. Außerdem erzählte er mir den Film The Gamers. Es gibt also doch interessante Friseurgespräche.
Dass der Haarschnitt genau das war, was ich mir erhofft hatte, nur besser, versteht sich fast von selbst. Da gehe ich wieder hin.
- Vielleicht mögen Sie sich auf der Website der Illustratorin mal umsehen? [↩]