Archiv für Juli 2012

Freitagstexter

Freitag, 20. Juli 2012

Da sind meine Finger einmal schneller als mein Großhirn (passiert mir ja sonst eher mit der zu hohen Geschwindigkeit meines Mundwerks), und schon richte ich den dieswöchigen Freitagstexter aus – weil ich den letztwöchigen gewonnen habe.

Es soll mir eine Ehre sein, dass der Wanderpokal eine Woche lang auf der Vorspeisenplatte steht. Ich achte sicher darauf, dass er keine Flecken von Speiseresten bekommt.

Das Spiel geht ganz einfach: Sie schauen sich das Bild unten an, und wenn Ihnen dazu ein Bildtext einfällt, hinterlassen Sie ihn in dem Kommentaren. Die Einreichungsfrist endet nächsten Dienstag, 24. Juli, um Mitternacht. Es gewinnt der Bildtext, den ich für den besten halte – und der einreichende Kommentator oder die Kommentatorin bekommt nicht nur den Wanderpokal, sondern richtet auch den nächsten Freitagstexter aus.
Hier das hoffentlich inspirierende Foto (zwar nicht von mir gemacht, doch der Fotograf ist mir sicher auch 24 Jahre nach der Aufnahme wohl genug gesonnen, die Nutzungsrechte für diesen Einsatz zu spenden).

Hier die Liste der bisherigen Preisträger.

Rainald Grebe auf dem Tollwood-Festival

Donnerstag, 19. Juli 2012

Nun hat mir Rainald Grebe also zum zweiten Mal „Der Präsident“ persönlich vorgesungen. Das erste Mal war sein unvergesslicher Auftritt in Neues aus der Anstalt, und gestern Abend nochmal als Zugabe. Da spielte er nämlich mit seinem Orchester der Versöhnung auf dem Sommer-Tollwood – das dieses Jahr weder, wie eigentlich Tradition, unter Wasser steht (es soll eine eigene Tollwood-Gummistiefeledition geben), noch sengend heiß ist. Ein schöner Abend. Ich plädiere doch sehr dafür, öfter Streichquartette in Konzerten auf die Bühne zu nehmen und spielen zu lassen. Oder überhaupt alte Menschen – Grebe hatte ein Streichquartett aus alten Herren dabei („Wohnt ihr eigentlich noch zu Hause? Oder schon in der Residenz?“)1.

Gut drei Stunden Rainald Grebe, mit wirrer, kabarettistischer Bühnenshow, richtig guter Musik (siehe Streichquartett) und den Grebe-typischen grusligen Themen. Im Grunde schildert Grebe ja nur – lästert also nicht hämisch über „die da“, sondern stellt sich selbst mitten in eigentlich bizarren Umständen dar, als Teil davon: So isses halt – gruslig, oder? Und er tut den Teufel, irgendwelche Gegenmaßnahmen vorzuschlagen. Mit den immer krasseren Widersprüchen unseres Lebens müssen wir, die Schicht der Rainald-Grebe-Hörer und reflektierten Biosupermarktkundinnen, schön selbst fertig werden.
Interessant fand ich die Distanz von Grebe, der ganzen Show, zum Publikum. Keine Verbrüderung über Bezüge zum Konzertort (nun, gegen Ende bemerkte Grebe, es könne ja alles schlimmer sein, man könne zum Beispiel in Ingolstadt landen – woher weiß er?), mit einer Ausnahme keine Aufforderung zur Beteiligung. Ich mag diese klare Rollenverteilung: Wir hier oben machen die Show, ihr guckt und hört zu.

Sehr gut gefiel mir auch „Angeln“, hier eine Aufnahme von der öffentlichen Probe 2010 (mit Extra-Einlage Streichquartett).

  1. Nein, Bands, die mittlerweile selbst aus Musikern im fortgeschrittenen Rentneralter bestehen, zählen nicht. []

Weiter mit Sport

Dienstag, 17. Juli 2012

Weil ich bereits unter der Woche zu so viel Sport gekommen war (vier Mal Ausdauer inklusive Kraft-Ausdauer, einmal Kraft), ernannte ich den Sonntag zur Regenerationsphase – wenn mein Körper schon so freundlich ist, mich so viel Sport treiben zu lassen, wie ich möchte, sollte ich besonders freundlich mit ihm umgehen. Das war sehr seltsam, mich ohne Sport davor zu duschen und anzuziehen. Da das Sonntagswetter zudem astreines Sauwetter war (und mir die Lust nahm, auf den Kocherlball zu gehen), saß ich am Nachmittag im Kino (The Amazin Spider-Man mit dem besten Stan-Lee-Cameo der Filmgeschichte) und ließ mich abends bekochen.

Gestern hatte ich nach Langem tatsächlich mal wieder Lust auf Schwimmen. An sich war meine Auszeit-Vision im Sommer gewesen, dass ich montags das Georgenbad ausgiebig erschwimmen würde, laut Berichten das Schwimmerinnenbad unter den Münchner Freibädern (50-Meter-Becken und kaum Liegewiese), anschließend in der Sonne trocknend. Nur dass die vergangenen fünf Montage beim besten Willen kein Badewetter waren.
Die gestrige Schwimmrunde machte viel Spaß. Ich verstand gar nicht, warum ich so lange keine Lust mehr darauf gehabt hatte, schwamm meine 3.000 Meter im fast leeren Becken locker und gemütlich. Allerdings werde ich mich dann doch nach einer neuen Schwimmbrille umsehen: Die jetzige, dreieinhalb Jahre alte, frisst sich schmerzhaft in meinen Nasenrücken.

Heute wieder eine schöne Runde Dauerlauf an der Isar (Reichenbachbrücke am Ostufer bis Großhesseloher Brücke, auf der anderen Seite zurück bis Thalkirchen). Ich bin sicher, es interessiert Sie brennend, wie ich dabei aussehe (Dank an den Mitbewohner fürs Fotografieren).

Die langsamste Joggerin an beiden Seiten den Isar.
Zugegeben, das Bild ist drei Wochen alt. Heute war es zu kühl, bedeckt und windig für ärmelloses Oberteil, Sonnenbrille und Trinkflaschengürtel.

Älter werden

Sonntag, 15. Juli 2012

Zu den ewigen Wahrheiten der Frauenverblödungsgazetten gehört neben „Dünner ist besser. Immer.“ und „Hübsch ist wichtiger als schlau“ auch „Jünger ist besser als älter. Immer.“ Daher die vielen Tipps, wie weiße Haare, Falten und erschlaffendes Gewebe zu verbergen oder gar zu vermeiden sind. (Wobei „Suchen Sie sich eine andere Quelle Ihres Erbguts!“ interessanterweise nie dabei ist. Nun – offensichtlich trauen sich nicht mal Frauengazettenredakteure das Raum-Zeit-Kontinuum zu ignorieren.)

Aus irgendeinem Grund stimme ich diesen ewigen Wahrheiten nicht so recht zu, auch das schiebe ich notfalls auf meinen frühen Kontakt mit Altgriechisch (zugegeben: von der ersten bin ich ziemlich lange nicht losgekommen). Unter anderem sehe ich lieber älter und interessant als jünger und langweilig aus. Und beobachte mein Älterwerden mit aufmerksamem Interesse.

In den vergangenen zwei bis drei Jahren entdeckte ich an mir einige Alterungserscheinungen, auf die ich nicht gefasst war – weil sie von Frauengazetten verschwiegen werden. Bevor ich auch nur die ersten Altersflecken auf den Händen bekam (treten durchaus schon Anfang 40 auf, unter anderem bei meiner Mutter), zeigten sich:
– Furchen im Ohrläppchen
– verformende Füße
– alte Zähne
– knackende Gelenke
– unebene Nägel

An richtig alten Menschen kannte ich durchaus, dass die Ohrläppchen erst eine Mittelfalte hatten, im hohen Alter dann mehrere Furchen. Doch eines Morgens, als ich mir Ohrhänger in die vor vielen Jahren zu diesem Zwecke eingebohrten Löcher steckte, bemerkte ich genau solch eine Mittelfalte. Aha, dachte ich, ist es also schon so weit.

Ich habe das große Glück nahezu beschwerdefreier Füße. Klar, hohe Schuhe kann ich schon lange nicht mehr einen ganzen Tag tragen, weil meine Ballen bald Messerschneidesignale senden (und ich immer an das Andersenmärchen von der Meerjungfrau denken muss). Doch in bequemen Schuhen kann ich gehen und wandern, solange ich will. Gleichzeit sehe ich aber meinen Füßen zu, wie sie immer weiter auseinanderlaufen, wie sich die Zehen ganz langsam drehen – um die Knochenachse und horizontal.

Auch mit meinen Zähnen habe ich Glück: Bislang blieb mir großes Leid erspart. Und doch sieht man meinem Lachen auch ohne das restliche Gesicht an, dass diese Zähne schon einige Jahrzehnte gekaut haben. Sie sind ein wenig abgenutzt, ein wenig verfärbt – gebraucht eben.

Gelenke knacken schon früh, vor allem Knie und Fußgelenke hört man oft auch bei jungen Menschen. Die Alterung besteht darin, dass immer mehr Gelenke knacken. Als vor etwa drei Jahren zum ersten mal aus meiner Lendenwirbelsäule ein Krachen kam, erschrak ich noch gehörig, weil ich sofort an die beiden Bandscheiben dachte, die laut MRT darauf lauern vorzufallen. Und ganz entspannt bin ich auch heute nicht, wenn es dort oder seit einiger Zeit auch in der Halswirbelsäule rummst.

Am meisten aber haben mich meine Fingernägel überrascht. Seit einigen Monaten sind sie so stark längs gerillt, dass sie nicht nur als Parmesanreibe taugen (das wäre ja noch praktisch), sondern an den Enden splittern. Wie gut, dass mir meine Nägel ratzekurz schon immer am liebsten waren. Doch inzwischen greife ich hin und wieder zu unauffälligem Nagellack, um diesem Splittern vorzubeugen.

Nun bin ich hochgradig gespannt, wie es wohl weitergehen wird mit dem physischen Altern. Meine Augen sind seit 25 Jahren unverändert leicht kurzsichtig. Wird sich das ändern? Und werde ich es bemerken, wenn meine Hörkraft abnimmt? Ich bin ja immer verunsichert im Umgang mit alternden Menschen, die ihre Schwerhörigkeit offensichtlich verdrängen.

Der Mut anderer – Bloggerin mit Café

Freitag, 13. Juli 2012

Das Blog von Petra Hammerstein, Der Mut anderer, gehört zu den Besonderheiten meiner Foodblogroll – es ist Münchnerisch wie kein anderes, zeigt astreine Hausmannskost und es schöpft aus einer tiefen Liebe zum Essen. Zudem dreht sich fast alles um Fleisch. Den Hintergrund von Letzterem erzählte Petra in ihrem Blog erst kürzlich: „Wie es zu Der Mut anderer kam“. Sie hatte eine, sagen wir mal – etwas andere Kindheit.

Vor sechs Wochen wurde diese Bloggerin noch besonderer: Petra eröffnete zusammen mit Corinna Maier ein Café in der Maxvorstadt – Hammerstein & Maier. Hier schreibt sie über die Entstehung des Cafés und hier über die Eröffnung.

Gestern schaute ich nach meiner Runde in der Muckibude endlich mal in der Augustenstraße 101 vorbei.

Petra hatte ich auf der letzten Auer Dult zwar schon mal leibhaftig gesehen: Sie führt mit ihrer Mutter das Antiquariat Hans Hammerstein in der Türkenstraße und ist auf jeder Auer Dult mit einem Stand vertreten. Doch da sie gerade eingespannt war, hatte ich sie nicht angesprochen. Das tat ich jetzt – und lernte, wenig überraschend, eine ganz bezaubernde Frau kennen. Petra versorgt das Café unter der Woche vormittags, am Nachmittag steht Mitarbeiterin Gerda hinterm Tresen. Am Samstag kann man hier die Maier von Hammerstein & Maier kennenlernen, Corinna Maier.

Petra und Corinna haben beide Brotberufe und betreiben das Café aus echtem Vergnügen. Auch wenn Petra leidenschaflich gerne Fleisch isst, bietet sie hier fast ausschließlich Fleischloses an. Und, wie ich feststellte, einen ganz ausgezeichneten Cappuccino (das ist in München leider einen eigenen Hinweis wert). Dazu ließ ich mir aus dem Kühlschrank ein Kracherl geben, ein Elderberry Tonic Water – sehr fein.


Das Hammerstein und Maier serviert immer ein Tagesgericht, zudem wird eine Suppe oder ein Eintopf angeboten. Über die Vorzüge von Innereien kam ich mit Petra auf die kulturelle kulinarische Prägung. Lange unterhielten wir uns über asiatisches Essen. Wenn sie tauschen müsste, sagt Petra, dann mit China.
Und da ist sie, selbst und persönlich.

Für ein richtiges Bloggertreffen eignet sich das Caféchen allerdings nicht so richtig: Es ist winzig. Andererseits könnte man es sich ja draußen gemütlich machen.

Der Münchner Abendzeitung hat das Café auch gefallen.

Abenteuer Auszeit 1

Donnerstag, 12. Juli 2012

Diese berufliche Auszeit birgt durchaus Gefahren: Mein knotiges Pflichtbewusstsein könnte zum Beispiel auf die Idee kommen, dass ich, wenn ich schon nicht Arbeiten gehe, komplett für alles Haushaltliche zuständig bin. Zumal der Mitbewohner im Juli von seinem Job stark gefordert wird. Zur Erinnerung: Haushalt erledigen der Mitbewohner und ich bislang gemeinsam (unter wöchentlicher Beschäftigung eines Putzmanns), mit bislang leichtem Mitbewohnerüberhang beim Einkaufen (fast täglich frisch, weil kein Auto) und bei der Nahrungszubereitung. Nun – spätestens im August wird sich das von selbst geben, wenn wir beide nicht arbeiten.

Was aber seit peinlich langer Zeit fällig war (es hatten sich bereits Biologen des Pettenkofer-Instituts zur Untersuchung neuer Lebensformen angemeldet): Kühlschrankputzen. Das ging ich gestern an. Und ich wollte gründlich sein. Hindernis zur Umsetzung dieser Gründlichkeit war allerdings der Umstand, dass ich zum Abtauen unseren wackeren, 20 Jahre alten Siemens-Kühlschrank abschaltete. Das bedeutete: Keine Innenbeleuchtung. Wie gut, dass mir da ein Firmenweihnachtsgeschenk von vor Jahren einfiel.

Nun hatte nichts Lebendiges im Kühlschrank mehr zu lachen. (Ist die halluzinogene Wirkung von Essigdämpfen eigentlich schon erforscht?)

Nach einer Einkaufsrunde ging ich ein weiteres Abenteuer an: Zum nachmittäglichen Bügeln (Sommer ist Bügelzeit) schaltete ich den Fernseher ein – Werktagnachmittagsfernsehen, the undiscovered country. Ich gestehe, dass ich keine Abenteuerlust im Detail entwickelte, mich nicht durch eventuelle Doku-Soaps oder Gerichtssendungen schämte, sondern zwei TV-Serien nachholte, die auch abends ausgestrahlt werden: How I Met Your Mother und Two and a Half Men. Schau an, deutsche Zuschauer vertragen ja doch englische Originaltitel – könnten sich Kinofilmverleiher das merken? Jeweils eine ganze Folge reicht mir aber bei beiden Serien.

Schon jetzt zeigt sich ein Rentnersymptom: Ich komme zu nichts. Weder kam ich gestern zum Zeitungslesen, noch hatte ich meine Blogroll abgelesen, meine derzeitige Buchlektüre bekam ich erst im Bett vor die Augen. Obwohl ich gestern nicht mal Sport getrieben hatte oder gebacken. Nun gut, ich hatte Abendbrot gekocht (Fleischpflanzer mit Salat aus der gestern gebrachten Gemüsekiste).

Isar!

Mittwoch, 11. Juli 2012

Auch wenn ich nicht darüber blogge, laufe ich weiterhin regelmäßig die Isarauen rauf und runter. Derzeit erlauben mir meine zickigen Waden sogar zweimal die Woche schmerzfreien Dauerlauf. Nehme ich Sie doch mal wieder mit.

Gestern fuhr ich mit der U-Bahn nach Thalkirchen und rannte isaraufwärts. Gleich bei der Thalkirchner Brücke hatte ein Künstler illustriert, was hier in Sommernächten so abgeht.

Nicht dass Sie mir noch vergessen, wie die Großhesseloher Brücke aussieht.

Ich überquerte die Brücke und guckte runter auf beaufsichtigte Kinder, die mit Steinen nach Enten warfen (und wunderte mich über den rätselhaften Fussel im Bild, der mal da war und mal nicht – mit der Linse hatte er nicht zu tun, die hatte ich mit einem Taschentuch abgewischt).

Auf der gegenüberliegenden Seite lief ich weiter isaraufwärts – hier war ich seit sicher zwei Jahren nicht mehr gewesen. An Wochenenenden wimmeln die Wege hier nämlich von Mountainbikern, und ein wiederholter Sprung in die Botanik, um ihnen auszuweichen, mindert mein Laufvergnügen deutlich. Doch an diesem bewölkten Dienstagmorgen war wie erwartet alles leer.


Gewimmel gab es dann erst wieder vor dem Tierpark: Es ist wohl Schulausflugsaison.

Und zum Abschluss: Meine Zehennagelfarbe des Sommers, Koralle mit Sahne. (Ich kann nämlich auch modisch!)