Winterliches München und ein Volkslied
Freitag, 8. Februar 2013Von hier muss ich morgen fort, in möglicherweise ganz leicht mildere Gegenden. Ich melde mich von dort.
https://youtu.be/jNMDZbl7bV0
Von hier muss ich morgen fort, in möglicherweise ganz leicht mildere Gegenden. Ich melde mich von dort.
Seit ein paar Monaten sitze ich fast jede Woche einmal frühstückend in Münchner Cafés, meist um Zeiten, zu denen andere Leute Mittag essen. Ich lese Zeitung und auf meinem Smartphone im Web, hin und wieder auch in einem ein Buch. Ein Teil meiner Aufmerksamkeit gehört aber den Menschen um mich herum, in meinen bevorzugten Cafés ist immer etwas los. Dabei bemerkte ich in den vergangenen Wochen immer wieder einzelne Mütter oder Väter, die ihre in München studierenden Kinder ausführen. Einige davon verband etwas Schmerzhaftes.
Der Vater, der seinen Anfang-20-jährigen Töchtern eine Episode aus Star Trek Next Generation erzählt, über die er sehr lachen muss, und erst mal ausholt zu erklären, was Raumschiff Enterprise ist, was Klingonen sind, dass Data ein Android ist.
Die Mutter, die nicht nur ihr Töchterlein, sondern auch deren WG-Mitbewohnerin verköstigt, beiden sehr laut und bestimmt Vorträge über derzeit laufende Kunst-Ausstellungen hält.
Die Mutter am Tisch mit einer jungen Frau (sicher ihre Tochter, sie wird von ihr mit “Mami” angesprochen) und einem jungen Mann – der Freund oder Bruder der jungen Frau. Die ihnen strenge Anweisungen für Studium und Berufswahl gibt.
Die Eltern der sehr jungen Frau, Vater dröhnend und jovial, Mutter fast unsichtbar mausig, die bei dieser Gelegenheit wohl einige ihrer Mitbewohnerinnen (Studentenwohnheim?) kennenlernen sollen.
Wie sehr sich diese Eltern bemühen, ihren Kindern etwas zu bieten (“Ich wollte euch eigentlich noch ein Glas Prosecco spendieren.”). Wie sie beschwören, es sei doch so schön, hier zusammenzusitzen: “Mensch, hättest du gedacht, dass wir mal zusammen in München …?” Wie sie sich anstrengen, für ihre Kinder interessant zu sein, von denen sie doch wissen, dass sie gerade die wahrscheinlich interessanteste und aufregendste Zeit ihres Lebens verbringen. Wie sie um ihren Platz in deren Leben fürchten.
Und wie pflichtschuldig und nebenbei fast alle dieser Kinder sind, gleichgültig in Gesten und Körpersprache, in ihren wegwerfenden oder im besten Fall angestrengten Antworten, die meiste Zeit ohnehin in ihr Smartphone vertieft – und nur in ihrer Beschäftigung damit beweisen, dass sie sehr wohl zu fröhlichen und liebevollen Blicken fähig sind.
Ja ja, ich weiß: Aber wenn sie dich EINMAL anlächeln …
Die Nichte wurde acht Jahre alt und bat zu ihrer Geburtstagsfeier um Verkleidung. So traten gestern Nachmittag zu einer großen Menge Familie und Kuchen an: Ein Löwe und eine Schiffsmechanikerin.
(Ich hatte vor vielen Jahren diesen Mechaniker-Overall geschenkt bekommen. Und vor noch mehr Jahren lernte ich auch eine Schiffsmechanikerin kennen, die in den 80ern gegen den Willen der Eltern zu ihrem 18. Geburtstag zur See gegangen war und dort fast zehn Jahre blieb.)
Nachtrag: Wussten Sie, dass solche Overalls völlig ungeeignet für längere Fußmärsche sind? Weil in aufrechter Haltung der Zwickel mindestens zehn Zentimeter zu tief liegt (sonst könnte man sich im Einteiler ja nicht runterbeugen oder hinsetzen) und als Fremdkörper scheuert.
Gekocht (und gegessen)
Es gab endlich mal wieder eine richtige Hühnersuppe (die ich immer “Hienebriehe” nenne, die Stimme meiner polnischen Großmutter im Ohr), gekocht vom Mitbewohner mit viel Suppengrün.
Kürbisquiche nach diesen Rezept (allerdings mischte ich noch eine halbe Sellerieknolle unter, fein gewürfelt, weil sie rum lag und fort musste).
Grießbrei – etwa zweimal im Jahr ist das exakt, was ich brauche. Mit Rosinen. Und Butter.
Mittwochs kommt die Ökokiste, deshalb gibt es abends Salat – in diesem Fall ergänzt durch gebratene Champignons und Kürbisschnitzen aus dem Ofen.
Nach Langem mal wieder die rustikalen Baguettes gebacken, diesmal allerdings ordentlich geformt nach dieser Anleitung – und schon war das Ergebnis erheblich professioneller.
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Getrunken
Zwei Verabredungen mit Menschen aus dem Internet. Einmal über dem einen oder anderen Fläschchen Crew IPA. Die einzige Adresse, die sich zu dieser Münchner Mini-Brauerei findet, ist die Fraunhoferstraße 9 – wird am End’ praktisch bei mir ums Eck Bier gebraut?
Das andere Mal über grünem Tee, den es zu meiner großen Freude im Café Puck auch kannenweise (na ja, kännchenweise) gibt.
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Gestrickt
Begonnen, diesen “Pullover mit Raglanärmeln” aus einer Brigitte von 2004 zu stricken (die erste Anleitung im PDF, hier oben das Foto des “Raglan-Pullover in Orange“). Festgestellt, dass der wichtigste Teil die Strickschrift, also die Anleitung für das Zopfmuster, völlig falsch ist. Ich war so überrascht, dass ich mich nicht mal ärgerte – das hatte ich einfach noch nie erlebt. Zum Glück reicht meine Strickerfahrung, dass ich mir das korrekte Muster anhand des Fotos erschließen konnte, allerdings mit dem einen oder anderen Fehlversuch. Die fünf ersten Zentimeter Schmarrngestricke exakt nach Anleitung, bevor ich meiner endlich meinem eigenen Wissen vertraute, lasse ich trotzdem im Rückenteil, als Andenken.
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Gekleidet
Immer noch proud member of #609060