Auszeitjournal Dienstag, 2. April 2013 – die ganz große Vogelshow

Mittwoch, 3. April 2013 um 8:22

Hiermit bremse ich mein Gemaule über den ausbleibenden Frühling. In den vergangenen Wochen war mir bereits aufgefallen, dass ich in den Parkanlagen um unser Haus und um unseren Balkon Vogelarten zu sehen bekam, die da sonst nicht auftauchen (zum Beispiel Rotkehlchen oder der Zilpzalp). Pinguine haben wir zwar nicht am Meisenknödel, doch die Schwanzmeisen, die ich sonst nur ein paar Tage im Februar auf der Durchreise erwische, sind seit Wochen da (zweimal sah ich eine mit Federn im Schnabel, da wird wohl Nest gebaut). Die lange Kälte hat wohl zu einem Zugvogelstau geführt (daneben zu unzähligen erforenen Zugvögeln). Eine weitere Folge: Auf meinem gestrigen Isarlauf zwischen Tivoli und St.-Emmeram-Brücke bekam ich eine Vogelshow geboten wie nie.

Dass ich einen Rotschwanz sah, mag jetzt nur für mich etwas Besonderes sein. Der Anblick der Rauchschwalben unter der St.-Emmeram-Brücke überraschte und freute mich sehr – die ersten Schwalben der Saison! Der vorbeilaufende Jogger, den ich mit “DA! SCHWALBEN!” an meiner Freude teilhaben lassen wollte, guckte allerdings eher erschreckt (oder er hatte mich einfach über der Musik in ihren Kopfhörern nicht oder missverstanden).
Die Gänsesäger am Föhringer Wehr sollten wohl eigentlich bereits im Süden zur Brut sein, bleiben dieses Jahr vielleicht auch dazu hier. Allerdings hatte ich solche an der Isar schon öfter gesehen. Auch ein Kormoran ist nicht die ganz große Überraschung, aber ich sehe höchstens einmal im Jahr einen an der Isar.
Die Bergenten (hätte ich fast mit Reiherenten verwechselt, trugen aber keinen Schopf) sind ein weiterer Wintergast, der wohl lieber erst mal hierblieb. Ganz schick fand ich die beiden Kolbenenten – mit der Kombination goldener Kopf / roter Schnabel. Gehören jetzt, zur Brutzeit, wohl auch überhaupt nicht nach Bayern.

Kurz vor der Kennedy-Brücke hörte ich wundervollen Singvogelgesang und suchte nach dem Sänger (jetzt ist die Zeit, in der man am meisten über Vögel und ihren Gesang lernen kann: sie singen und flöten wie wild, und man kann sie in den laublosen Bäumen noch gut sehen): Ein Rotkehlchen saß auf einem Zweig über dem Weg und gab die ganz große Nummer.

Außerdem begegnete ich den vertrauten Stockenten, Lachmöwen, Amseln, Blesshühner, Schwänen (unter anderem drei im Flug – mit diesen langen Hälsen sehr bizarr), Kohlmeisen, Rabenkrähen.

UND sah die ersten Schlüsselblumen an der Isar; am Ostermontag hatten wir beim zweistündigen Familienspaziergang im Gerolfinger Eichenwald nur ein einziges, ganz niedriges Bündelchen gesehen (dafür aber Josefsblümchen und Seidelbast).

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Sonstige Meldungen vom Laufen:
1. Nach über zwei Wochen Pause, in denen ich statt dessen schwamm, aerobichopste, Gewichte hob, schmerzte meine Hüfte fast gar nicht.
2. Saukälte unter bleigrauem Himmel erforderte Stirnband, Handschuhe, Halstuch. War aber vermutlich der Grund für
3. Nahezu menschenleere Uferwege.

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Im nächstgelegenen Tengelmann einen großem Korb Osterschokolade um die Hälfte gekauft. Was ich seit Karsamstag plante, als ich bei meinen Einkäufen (viel los, aber gesittet und völlig unapokalyptisch) feststellte, dass dort noch so viel Osterzeugs in den Osteraufstellern lag, dass sich die Bestellerin offensichtlich furchtbar verschätzt hatte. (Bizarr? Ich?)

Mein Fahrrad wegen einer gebrochenen Speiche am Hinterrad zum freundlichen Nachbarschaftsschrauber gebracht.

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Beim Abendbrot waren der Mitbewohner uns ich die einzigen Gäste in einem Restaurant, das wir seit langem wieder aufsuchen wollten (ich erzähle davon, nachdem wir nochmal dortwaren). Wir aßen sehr gut, und wir hatten den Wirtshund für uns ganz allein.

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Nachtrag von Ostermontag: Helden der Lyrik meiner Heimat (aus dem Gerolfinger Eichenwald)

Im Jahr 1903 zur Mittagsstund
da Kahm allein nach Haus der Hund
Haberl lag erstickt unterm Wagen
dieser war mit Streu beladen
umgeworfen hat den Wagen eine Kuh
Oh Herr gib ihm die ewige Ruh

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Auszeitjournal Dienstag, 2. April 2013 – die ganz große Vogelshow“

  1. Wortmischer meint:

    Ich beneide Sie um Ihre Heimatpoeten. Bayern ist unnachahmlich.

  2. Kelly meint:

    Wow, die ersten Schwalben! Schöner ornithologischer Bericht auch im Kontrast zu dem, was hier am Niederrhein so herumflattert. “Gänsesäger” – noch nie gesehen, den Namen noch nie gehört. Kormorane gibt es hierzulande erst seit Ende der Neunziger, Anfang der 200er Jahre wieder (inzwischen auch zuhauf), davor hatte ich im Binnenland noch nie einen gesehen.

  3. Sebastian meint:

    Der Verschreckte war bestimmt ein grad aus Berlin eingelaufener Schwabe, der “DA! SCHWABEN!” verstanden und gedacht hatte “Was? Hier jagen sie uns auch schon?”

    @kelly Von 90ern auf 200er in null Jahren? Ja wo sind denn da die 100er Jahre geblieben?

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