Anne Wizorek, Weil ein #Aufschrei nicht reicht. Für einen Feminismus von heute

Sonntag, 26. Oktober 2014 um 11:11

tl;dr – Endlich!

140916_Aufschrei
Nachtrag: Jetzt auch mit Blog zum Buch.

Als Anfang vergangenen Jahres die Diskussionswelle um #aufschrei anschwoll, wagte ich bald zu hoffen, dass dies nun endlich wirklich echt ehrlich den Feminismus zum gesellschaftlichen Thema machen könnte. Ihn rausholen aus der Ecke, die in den etablierten Medien allerhöchstens zu etwas altmodischen Schlammcatch-Shows um Alice Schwarzer diente, ansonsten aber zur gegenseitigen Versicherung, man sei ja keine Feministin, denn man sei ja gerne eine Frau / habe nichts gegen Männer / es gebe schließlich Unterschiede zwischen Männern und Frauen.
Und all so geschah es.

Meine Mutter hat mich als Feministin erzogen: Von klein auf brachte sie mir bei, Geschlechtsstereotypen nicht einfach gelten zu lassen. Ich hörte sie die Hausmeisterin zurechtweisen: “Warum darf ein Mädchen das nicht?”, wenn diese blöde Kommentare zu meiner Baumkletterei machte. Wuchs damit auf, dass mein Bruder ebenso Putzen und Bügeln beigebracht bekam wie ich (und es sogar mit deutlich weniger bockigem Unwillen tat als ich). Hörte meine eigentlich religiöse Mutter konsequent die frauenfeindliche Haltung der katholischen Kirche kritisieren. Wie fortschrittlich Mama Kaltmamsell damit vor allem in ihrer Arbeiter- und Kleinbürgerumgebung war, konnte ich erst sehr viel später einschätzen.

Das setzte ich im Gymnasium konsequent um: Wenn ein Lehrer es für eine gute Idee hielt, eine Biostunde über Nahrungsmittelgifte mit “Das wird jetzt die Mädchen und künftigen Hausfrauen besonders interessieren” einzuleiten, hatte er umgehend eine Diskussion mit mir über diese Rollenzuweisung am Hals. Den lieben, gütigen, lustigen Herrn Graßl brachte ich angeblich wirklich zum Nachdenken (erzählte er zumindest laut meiner Mutter in einer Elternsprechstunde): Er hatte vor sich hingescherzt und -geprustet über diese Frauen, die mit dem Gesetzbuch zur Gleichberechtigung wedelten, während ihnen auf dem Herd ihr Essen verbrenne. Und ich hatte sofort gefragt, warum das denn bitte nur “ihr Essen” sein soll.

Es muss in der 11. Klassen gewesen sein, als ich die Früchte dieses konsequenten Gemeckers erntete (so kennt und fürchtet man uns Feministinnen ja, gell – als Dauermeckerinnen): Im Unterricht fiel wieder eine frauenfeindliche Bemerkung, und zwei Drittel der Klasse drehten sich sofort zu mir um (ich saß rechts im hinteren Drittel des Klassenzimmers). Diese zwei Drittel feixten und freuten sich darauf, dass es jetzt gleich wieder Rabatz geben würde, doch ich registrierte in erster Linie: Sie haben’s begriffen. Sie merken selbst, dass das sexistisch war und sehr wahrscheinlich die Feministin vom Dienst etwas dagegen einwenden wird.

Ähnlich sehe ich derzeit den ersten Erfolg der neu belebten Sexismusdebatte: Es werden weiter sexistische Bemerkungen gesagt und geschrieben, aber auffallend häufig mit einem “aber das darf man heute ja gar nicht mehr sagen” – noch beharren sie auf ihrem Recht auf Sexismus, bemerken ihn aber zumindest.

Damals vor anderthalb Jahren war auch ich überwältigt von der Tragweite von #aufschrei. Und schwerst beeindruckt, dass Anne Wizorek sich damit und dafür als Person sichtbar machte und sich zu einer Teilnahme an der Fernseh-Talkshow von Günther Jauch bereit erklärte – sie war schließlich nicht erst seit gestern mit dem Thema Feminismus unterwegs und wusste, dass sie damit zur Zielscheibe unvorstellbarer Niedertracht und Gemeinheit aus allen Rohren würde. Und dann war ihr Auftritt auch noch unglaublich souverän, inhaltlich wie persönlich. Bis heute möchte ich regelmäßig eine Runde Konfetti über Anne werfen, wenn sie mal wieder Interviews gibt und die immer gleichen anti-feministischen Fragen und Angriffe ruhig und groß beantwortet. (Unter anderem weil ich selbst schon lange nicht mehr wie noch als Schülerin beim Registrieren von Sexismus automatisch die Hand hebe und protestiere, sondern überdrüssig und müde geworden bin.)

Jetzt hat sie ein Buch geschrieben, in dem sie diese versprengten Ansätze und Argumente bündelt, den heutigen Stand des Feminismus aus ihrer Sicht festhält: Weil ein #Aufschrei nicht reicht. Für einen Feminismus von heute. Und es war wirklich sowas von Zeit für dieses Buch. Seit ich Jessica Valentis Full Frontal Feminism verschlungen habe (meine Güte, das ist schon sieben Jahre her?), fühlte ich schmerzhaft die Lücke, die Anne jetzt geschlossen hat – deutlich und explizit beeinflusst von Valenti und den US-Feministinnen um feministing.com und in anderen Blogs, gleichzeitig aber ganz klar verortet im Hier (Deutschland Ost und West, mit globaler Anbindung über das Internet) und Jetzt (third wave feminism).

Und das hat sie so frisch und zugänglich gemacht, dass ich die Hoffnung wage, in absehbarer Zeit könnte der deutsche Feminismus nicht mehr einzig und allein Alice Schwarzer (in Person und ihrer Generation) zugeordnet werden. Anne Wizorek präsentiert die heutige Generation von Feministinnen da draußen im echten Leben. Also auch abseits der akademischen Diskussion – die es unbedingt ganz dringend braucht, die aber nun mal leicht ausgrenzend wirkt. Der Feminismus, den Anne schildert und für den sie sich einsetzt, ist ein einschließender.

Dieser Feminismus berücksichtigt mehr als je zuvor alle Frauen, nicht nur implizit die weiße, gebildete Mittel- und Oberschicht der vorherigen feministischen Ansätze. Er schließt die Anliegen unter anderem von LGBTQI ein, Nicht-Weißer, Behinderter – kurz Mehrfachdiskriminierung. Und er wirbt in allen Nuancen um Männer als Verbündete, sei es mit dem Appell an Eigennutz (auch Ihr werdet durch Geschlechterstereotypen eingeschränkt!) oder an Gerechtigkeitssinn (Ihr könnt doch da nicht einfach zusehen!). Zentrale Aufforderung ist: Zuhören! Und das gilt selbstverständlich auch für Feministinnen. Meine Beispiele (nicht die von Anne): Kopftuch-tragende Musliminnen nicht stereotyp zu Opfern erklären, sondern mit ihnen reden, ihnen zuhören, ihre Anliegen verstehen. Sex-Workerinnen nicht aus der Porno- und Prostitutionsdebatte ausschließen, sondern… genau: Mit ihnen reden, ihnen zuhören, ihre Anliegen unterstützen. Aus dem Behindertenaktivismus kenne ich den Slogan: No discussion about us without us.

Ich fand besonders interessant, welche Themen Anne Wizorek in ihrem Buch in den Mittelpunkt stellt – also aus den unzähligen feministischen Themen priorisiert:

In Teil 1 greift Anne tagesaktuelle Diskussionen auf, angefangen vom Mythen und Missverständnissen zu Feminismus über Geschlechterquote, Pille danach, Unterdrückung durch Schönheitsideal1, die Wertung von care work bis zu LGBTQI-Rechten.

Teil 2 dreht sich dann konkret um den Fall #aufschrei: Wie es dazu kam, wie er verlief, was daraus geworden ist. Einen Kampf allerdings hat sie wohl leider verloren: Wir alle Beteiligten können noch so oft wiederholen, dass die Veröffentlichung des Brüderle-Artikels NICHT der Anlass für #aufschrei war. Erst letzte Woche erklärte die SZ das Phänomen Hashtag, nannte als ein Beispiel #aufschrei (gut!) und erklärte ihn – mit dem Brüderle-Vorfall. Als Nebenfachhistorikerin weiß ich: History is what came down to posterity. Und wenn sich die posterity einig ist, dass genau das die Kausalität war, ist das halt die historische Wahrheit.
Das zweite Kapitel nutzt Anne auch für einen kurzen geschichtlichen Abriss des Feminismus (immer mal praktisch zum Nachschlagen) und um die Rolle des Internets für den heutigen Feminismus zu erklären. Auch hier war ich von ihrer Klarheit und ihrer Professionalität beeindruckt: Aktivismus hat wirklich eine beachtliche Entwicklung durchgemacht, keine Sprecherin für ein Anliegen bildet sich mehr ein, er reiche, dieses Anliegen aus tiefstem Herzen zu vertreten. So ließ sich Anne zum Beispiel auf ihren Auftritt bei Jauch von zwei Fernseh-geübten Feministinnenfreundinnen an der US-Ostküste, Deanna Zant und Jaclyn Friedman, über Google Hangout vorbereiten und auch mit frischem Zahlenmaterial versorgen. Was wiederum nur ein Beispiel für den Community-Effekt des Internets auch beim Thema Feminismus ist.

Das Leben und Diskutieren im Internet wirkt sich auch auf die Form von Annes Buch aus: Gleich in der Einleitung thematisiert sie, wie sehr sich das Schreiben für ein gedrucktes Buch von dem im Web unterscheidet. Im Web belegen wir Verweise durch Hyperlinks, illustrieren Stimmungen durch Bilder – Anne besonders gern und pointiert durch GIFs. Und wie schon in Anke Gröners Buch Nudeldicke Deern wirkt sich das in Hunderten von Fußnoten aus: Es würde sich wie unseriöses Rumbehaupten anfühlen, Argumente, Zitate, Verweise nicht nachprüfbar zu belegen.

Zum Schluss gibt es auch noch einen Serviceteil mit Erklärung von Schlüsselbegriffen sowie Lese- und Hörtipps.

Ich bin ungeheuer gespannt, wie es nun weitergeht – und wünsche Anne und allen Mitstreiterinnen und Mitstreitern genug Souveränität und Energie, gegen Niedertracht, Unsachlichkeit und Diffamierung durchzuhalten.

Zur Einstimmung zwei Interviews mit Anne Wizorek:

1 – Im Stern: “Die Erkenntnis aus #aufschrei? ‘Sexismus existiert'”.
(Lieblingssatz: “Ich glaube nicht, dass ich Ihnen eine Betriebsanleitung fürs Mannsein liefern muss.”)

2 – In Wired: “Aktivistin Anne Wizorek im Interview: ‘Der Weg zu Gleichberechtigung ist eben unbequem'”.

  1. Hier zitiert Anne mich, und ich habe immer noch rote Ohren vor Stolz darauf. Dass nur zwei Seiten vorher Anke Gröner zitiert wird – macht das Anke und mich zu sowas wie Druckerschwärzeschwestern? []
die Kaltmamsell

13 Kommentare zu „Anne Wizorek, Weil ein #Aufschrei nicht reicht. Für einen Feminismus von heute

  1. Anke meint:

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    Gerne gelesen

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  2. Helga meint:

    Da ich das Buch noch nicht zu Ende gelesen habe, eine Anmerkung zur Geschichtsschreibung: Das ist in den Medien ist ein Elend. Seit 2007 (Wir Alphamädchen, Neue Deutsche Mädchen, Feuchtgebiete, F-Klasse) haben wir hier Debatten über „neuen Feminismus“. 2011 und 2012 sind bereits viele Aktionen gelaufen, die Feministinnen in Deutschland miteinander vernetzt haben und die ihre Aufmerksamkeit für sexualisierte Gewalt geschärft haben (z.B.: #e_wie_ekelhaft, #ichhabnichtangezeigt). Sie haben ein Klima geschaffen, in dem klar war, dass es auf Twitter andere Feministinnen gibt, die auch „kleinere“ Übergriffe als Übergriffe anerkennen und verurteilen und das auch öffentlich tun. Kampagnen wie #MooreAndMe (aus den USA) hatten gezeigt, dass Hashtags und Internet was bewirken können.

    Das war der Grund, warum #Aufschrei überhaupt möglich war. Da haben sich Menschen vertraut, schlimme Erfahrungen öffentlich zu machen und sich dabei zu unterstützen. Die Analyse der Tweets von AufschreiStat zeigt, dass die ersten 30 bis 40 Accounts untereinander gut verbunden waren. Und das eben nicht im feminismus-leeren Raum, sondern nach jahrelanger Arbeit! Die beiden Artikel über Brüderle und die Piratenpartei waren vielleicht der Anstoß für die Medien selbst, jetzt das Thema ernst zu nehmen. Aber garantiert nicht für Menschen, ihre Verletzungen öffentlich aufzuzeigen.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank für die Ergänzung, Helga!

  4. giardino meint:

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    Genau!

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  5. Mara meint:

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    Gerne gelesen

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  6. berit meint:

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    Made my day

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  7. Nicole meint:

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    Genau!

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  8. Sabine meint:

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    Genau!

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  9. Mareike meint:

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    Gerne gelesen

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  10. almut meint:

    “Bis heute möchte ich regelmäßig eine Runde Konfetti über Anne werfen, wenn sie mal wieder Interviews gibt und die immer gleichen anti-feministischen Fragen und Angriffe ruhig und groß beantwortet.”

    Genau!!

  11. karin1210 meint:

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    Gerne gelesen

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  12. Dennis meint:

    Stern: Jeder Mann, sagen Sie, sei schuldig, weil er qua Geburt Nutznießer des frauenfeindlichen Systems sei. Den Schuh ziehe ich mir nicht an.

    Anne W.: Ja, Schuld klingt sicher erst mal hart. Mein Punkt ist: Männer gelten als die Norm. Männer müssen anerkennen, dass sie Privilegien allein aufgrund ihres Geschlechts haben und damit von unserer sexistischen Gesellschaft profitieren.

    Dennis: Frauen müssen anerkennen, dass sie Privilegien allein aufgrund ihres Geschlechts haben und damit von unserer sexistischen Gesellschaft profitieren.

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    Stern: Die 34-jährige Komikerin Carolin Kebekus hat gesagt: “Ich zieh mir doch nicht so’n Ausschnitt an und bin dann sauer, wenn einer guckt. Ich bin sauer, wenn keiner guckt.”

    Anne W.: Es kommt auf den Kontext an. Wenn derartige Aufmerksamkeit erwünscht ist, kann sich Frau Kebekus ja darüber freuen. Aber sehr oft ist es so, dass Männer nicht merken, dass sie zu weit gehen, dass sie starren, statt mal zu gucken, oder eben sexuell übergriffig werden. Ein Ausschnitt heißt ja nicht: Bitte sehr, ich bin Freiwild.

    Also müssen wir mal definieren, ab wieviel Sekunden gucken zu starren wird. Oder ob nur bestimmtest gucken (so von schräg links unauffällig, hingegen von rechts…)

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    Ich könnte mich durch den gesamten Text arbeiten – ich glaube durchaus zu verstehen, was die Stoßrichtung ist. Wenn eine Person offensichtlich beguckt werden will, dann soll jeder ruhig gucken. Wenn sie das offensichtlich nicht will, dann bitte nicht. So in etwa?

    Aber wie sie das so sagt, das macht sie schon ziemlich angreifbar. Natürlich heißt ein Ausschnitt nicht, das man anfassen soll oder mehr. Oder anzügliche Bemerkungen machen soll. Auch sollte man ein Gespür dafür haben wann gucken gaffen wird und wann es dem anderen Individuum unangenehm werden könnte.

    Aber so Allgemeinplätze hinhauen…soll man auf eine Verhaltensart verzichten nur weil man sie machen kann, und jemand anderes nicht? Das verändert doch nichts! Ein Gespür dafür zu entwickeln, dass gewisse Bevölkerungsteile ausgeschlossen werden, dass man etwas dafür tun muss um sie zu inkludieren, gleichzustellen und lediglich als anders und nicht als unfähig o.ä. zu deklassieren – oder zu behaupten, die jeweiligen geschlechtsspezifischen Eigenschaften hätten zu einer bestimmten Position geführt.

    Wir sollten aus meiner Sicht eine Wertedebatte führen und nicht die eine Bevölkerungsgruppe diskriminieren, nur weil die andere diskriminiert wird. Mit zweifelhaften Vergleichen Diskussionen provozieren, die vollkommen wahllos und nicht zielgerichtet sind.

    Ich finde unter 3,6 Milliarden Menschen eines Geschlechts immer das angeprangerte Verhalten. Das ist ja nicht in Abrede zu stellen. Es sogar wahrscheinlich, dass die meisten Menschen nicht diskriminieren oder sexuell belästigen. Sondern dass sich die Mehrheit zurückhält. Aber das die “Minderheit” (es sind vermutlich erheblich zu viele, wie man in dem Video 10 Stunden in Manhattan sehen konnte) existiert, dass ein Problembewußtsein immer wieder aufs Neue geschaffen werden muss ist keine Frage. Aber das Interview war schlecht. Es ging am Hauptziel vorbei, liefert unglaublich viele schlechte Beispiele, greift an anstatt zu argumentieren und schafft bei mir zumindest Ressintiments. Was komisch ist, wo ich doch Feminist bin. Aber vielleicht bin ich nicht fanatisch genug?

  13. Dennis meint:

    Sorry – einer muss noch – ich kannte bisher Anne Wizorek’s Äußerungen nicht so gut, aber ich muss auch sagen, ich bin einigermaßen über den Sexismus irritiert

    “Eigentlich haben wir Feministinnen doch das bessere Männerbild”, sagt Wizorek, “wir reduzieren Männer nicht auf ihren Penis, sondern gestehen ihnen auch ein Gehirn zu.”
    Quelle: Süddeutsche

    Erstmal Feministinnen? Oder FeministInnen? Und zweitens das bessere Männerbild? Wer hat denn ein Männerbild, welche Gruppen und wieso ist das von FeministInnen besser – wenn zwar durchaus der Penis zuerst genannt aber gnädigerweise auch ein Gehirn anerkannt wird?

    Da ist es wieder, anstatt Verständnis zu schaffen, schafft sie eine Gegenhaltung. Ich denke, wir sollten versuchen die Gruppen die das alte Rollenverständnis unterstützen auf die andere Seite bitten – aber indem man die gleichen Fehler macht wie die “Männer” (alle, sehr nett), gruppiert man Frauen und Männer als isolierte Stereotype, wo die Frau dann doch wieder nur hinterm Herd steht und der Mann hinter ihr mit dem Penis und runtergelassener Hose. Denken kann da offensichtlich keiner.

    Was soll denn das? Worüber reden wir denn eigentlich? Schaffe ich es als wütender Mann noch den letzten Absatz zu lesen in dem steht:

    “Ich merke, wie unangenehm es ist, wenn mir ein Mann aus dem Bus auffordernd die wackelnde Zunge entgegenstreckt, als wolle er mich küssen. Ich merke, wie unangenehm es ist, beim Fahrradfahren mit anzüglichen Bemerkungen überholt zu werden”, schreibt Autorin Maike Hank.

    Das ist das Problem, da müssen wir als Gesellschaft und Individuen dran – aber doch nicht daran, Männer zu difamieren und zu stigmatisieren. Damit begehen wir den Fehler, Frauen und Männer als homogene Gruppe zu sehen, ihnen Eigenschaften zuzuordnen und zu pauschalisieren – ohne dabei einen Zentimeter auf den obigen Text eingegangen zu sein, ihn in seine Probleme zu zerlegen, aufzuzeigen wie es richtig ginge usw. usw.

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