Journal Mittwoch, 1. Juli 2015 – Bachmannpreisdämmerung

Donnerstag, 2. Juli 2015 um 8:42

Möglicherweise leben in Klagenfurt die freundlichsten Verkehrsteilnehmer, die ich je erlebt habe. Ich kenne Straßenverkehr ja fast ausschließlich als Ärgernis, weil jeder und jede daran beteiligte die offiziellen Regeln sowie andere Beteiligte als Belästigung ansieht und den Unmut darüber in tätlicher schlechter Laune auslebt. Hier in Klagenfurt weist vieles darauf hin, dass die Menschen füreiander mitdenken und ein echtes Interesse daran haben, dass jeder und jede möglichst gut auf und an den Straßen zurecht kommt.

Beispiel, seit Jahren immer wieder bestätigt:
Von Klagenfurts Innenstadt zum Wörthersee führt über einige Kilometer der Lendkanal, daran entlang ein Sträßchen, gesäumt von schönen alten Bäumen, das fast ausschließlich zu Fuß und Rad genutzt wird, dies aber rege. Dieses Sträßchen wird von größeren und autoverkehrsreichen Straßen gekreuzt, meist über Brücken, an einer Stelle aber in Form einer normalen Kreuzung. Das Sträßchen mahnt mit Stoppzeichen, den Autos die Vorfahrt zu gewähren. Ich nähere mich dieser Kreuzung also immer vorsichtig, durchaus darauf gefasst, dass ich eine Weile auf eine Lücke im Autoverkehr werde warten müssen. Doch was passiert statt dessen wieder und wieder? Die Autos halten an! Auch sie nähern sich gewöhnlich vorsichtig der Kreuzung, und sobald sie meiner (und meist noch einiger Radlerinnen und Fußgänger ansichtig werden), lassen sie uns mit freundlicher Geste kreuzen. Man scheint diese heikle Verkehrsstelle in Klagenfurt zu kennen und es als Stadtkultur anzusehen, Höflichkeit und Rücksicht statt das Recht des Stärkeren walten zu lassen. Ähnliches habe ich auch an anderen Stellen erlebt: Rücksichtnahme und Freundlichkeit. Im Straßenverkehr!

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Diesen Lendkanal lief ich gestern am späten Morgen entlang, inklusive einem Stück Wald und Feld nach Osten, dann das Ganze zurück. Meine Trödelei über Kaffee und Internet büßte ich mit bereits recht hohen Temperaturen dieses Sommertages, dennoch war der Lauf ein Genuss.

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Auf den letzten Metern gegenüber der Ferienwohnung Semmeln geholt, Frühstück nach Duschen.

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Teile des Nachmittags verbrachte ich im Strandbad Maria Loretto mit Sonnen, Lesen und Schwimmen im wunderbaren Wasser des Sees.

Abends Spaziergang zum ORF-Theater, dort holte ich mir erstmals als offiziell akkreditierte Besucherin Unterlagen und die Bachmanntasche des Jahres ab.

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Die Eröffnungsveranstaltung inklusive Auslosung der Lesereihenfolge sah ich mir auf einem Bildschirm im Gang vor dem Studio an – er war so wenig genutzt, dass ich sogar auf einem der Stühle zu sitzen kam. Die diesjährige Abwesenheit meiner persönlichen Klagenfurt-Fee Angela Leinen und von Kathrin Passig werde ich hier nicht zum ersten Mal schmerzlich gespürt haben.

Doch ganz viele andere waren wieder da, schöne und herzliche Begegnungen im Garten vor dem ORF-Theater. Große Freude auch über Erstbesucherinnen, die ich schon lange aus dem Internet kenne. Die Veranstalter hatten Ernst gemacht mit ihren Sparankündigungen (die Erklärung im Mittelteil, warum an allen Ecken gespart werden müsse, habe ich allerdings verpasst – wahrscheinlich weil ich österreichische Medien nicht mitverfolge): Statt Buffet gab es Schmalzbrote.

In milder Sommernacht mit Lindeblütendüften saß ich für meine Verhältnisse lange.

die Kaltmamsell

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