Journal Samstag, 6. Februar 2016 – Krokantenerwachen

Sonntag, 7. Februar 2016 um 8:30

Meine Wetter-App hatte Sonnenschein vorhergesagt, also freute ich mich auf einen Isarlauf. Ich nahm die U-Bahn bis zum Odeonsplatz und lief durch den Hofgarten los. Trotz Sonne ware es recht frisch, ich brauchte Mütze und Handschuhe.

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Der Monopteros wird immer noch renoviert.
Auf einer Grünfläche beim Chinesischen Turm sah ich meine ersten Winterlinge.

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Großer Schrecken auf dem Rückweg: Der Damm des Mittleren Isarkanals war gründlich abgeholzt. Auf die Schnelle konnte ich keine Information dazu finden.

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Die Krokanten haben bereits losgelegt.

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Nach Dusche und Frühstück traf ich mich im Café Aroma mit einer viel zu selten gesehenen Freundin und verbrachte den Nachmittag unter anderem mit dem Versuch, das Flüchtlingsschlamassel und die Zukunft der Immigration nach Deutschland zu lösen. Leider muss ich Ihnen gestehen, dass wir scheiterten: Wir konnten immer nur neue Bereiche auflisten, für die wir Ideen brauchen.

Noch ein paar Lebensmitteleinkäufe, Heimweg im Abendrot.

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Zuhause empfing mich der Duft von Orangenmarmelade: Herr Kaltmamsell hatte eine Lieferung Bitterorangen aus Mallorca verarbeitet.

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Thomas Schmid denkt nach über die Grundhaltung, in der derzeit diskutiert wird:
“Neuer deutscher Hass”.

Das Gefühl, regelmäßig übervorteilt und nicht gehört zu werden, ist hier weit verbreitet. Und wenn vom Volk die Rede ist, meint so mancher, eine Demokratie sei nichts wert, wenn Volkes Wille nicht unmittelbar regiere, wenn Politiker sich nicht zu Vollzugsgehilfen des ewig zu kurz gekommenen Volkes machen – wobei jeder Einzelne dieser Rabiaten erst dann zufriedengestellt wäre, wenn sich sein ganz persönlicher Wille eins zu eins erfüllt.

Diese Befürchtung hege auch ich.

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Samstag, 6. Februar 2016 – Krokantenerwachen“

  1. Modeste meint:

    Danke für den Link, das ist eine kluge und nachdenkliche Analyse. Ich bemerke Ähnliches, nicht in meinem Umfeld, aber medial. Ich frage mich regelmäßig, was diese Leute eigentlich so unzufrieden werden lässt, was für Wünsche es wohl sein mögen, die hier frustriert worden sind. Ich habe keine Idee. Den Leuten geht es doch nicht schlecht.

  2. Chris Kurbjuhn meint:

    @Modeste: Ist die Frage ernst gemeint? Es ist die seit vielen Jahren zusammengesparte staatliche Infrastruktur, die nicht mehr richtig funktioniert und den Leuten Angst macht, vor allen Dingen Menschen, die darauf angewiesen sind. Die kriegen, wenn sie monatelang keinen Bürgeramtstermin bekommen, 40 Minuten lang auf einen alle zehn Minuten verkehrenden Bus warten oder Slalom um seit Jahren vorhandene Schlaglöcher fahren müssen, ganz schnell das Gefühl, das alles vor die Hunde geht. Und das macht ihnen Angst. Die vielgerühmte “Lohndisziplin” hat dafür gesorgt, dass Menschen, die vor zehn, fünfzehn Jahren mehr als kommod über die Runden gekommen sind, es jetzt gerade mal so eben schaffen. An Mahnschreiben gewöhnt man sich nicht, die machen einem Angst. Die ganze neoliberale Politik der letzten 15 Jahre ist bei Menschen angekommen, die sich im sicheren Mittelstand wähnten. Die haben jetzt ganz real Angst vor Hartz IV und den Folgen. Sicher geht es diesen Menschen immer noch viel, viel besser als z. B. denen, die zu uns flüchten. Angst haben sie trotzdem.

  3. die.sandra meint:

    Da muss ich mich meinem Vorredner anschließen, Modeste. Wer sind denn “die Leute”, denen es doch nicht schlecht geht? Ich glaube, von denen haben wir genug. Nun kann man natürlich sagen, jeder sei seines eigenen Glückes Schmied, aber auch ich mit meinem Vollzeitjob bin mir nicht sicher, ob ich eines Tages nicht doch in der Altersarmut lande. Ich verdränge es und hoffe, es irgendwie zu schaffen, aber der unsichere Blick in die eigene Zukunft ist weit verbreitet. Wie geht es da denen, die nicht so hoch qualifiziert sind? Ich bin auch nur mittelschlau und das ist eigentlich auch okay- zur Zeit. Aber es kann eben nicht jeder Arzt sein, es muss auch Maurer und Bäcker geben. Und auch die sollen doch von ihrem Lohn heute und morgen leben können. Ich glaube, die sind sich noch weniger sicher, als ich, ob sie das können werden. Abgesehen davon kann ich dieses “Wir sind ein so reiches Land” auch echt nicht mehr hören. Einerseits fehlt es überall an Geld. Da leben Menschen bspw. in einer Straße. Diese Straße muss neu gemacht werden, weil sie eben über die Jahre kaputtgegangen ist. Jetzt könnte die Kommune sagen “Hey, wir haben soviel Geld, wir machen diese Straße einfach auf unsere Kosten neu”. Könnte. Macht sie aber oft nicht. Nein, die Kommune sagt: “Hach, wir haben ja gar kein Geld und deshalb nehmen wir einfach von allen dieser stinkreichen Hausbesitzer einfach mal schnell mehrere tausend Euro- das hat doch jeder auf der hohen Kante.”. Dach neu decken lassen, kann der Hausbesitzer, der ja auch allerlei Steuern zahlt, jetzt erstmal vergessen. Umsonst dafür gespart. Und das, weil Deutschland so superreich ist. Ich erinnere mich auch, in einer äußerst modernen Schule gewesen zu sein. Da war immer so unglaublich viel Geld da, dass die Eltern zum Klassenraum streichen kommen mussten. Meine Berufsschule hat inzwischen auch dicht gemacht. Leider kein Geld des Landes da, um die Jugend zu unterstützen. Sowas kennt doch jeder aus seinem Alltag im superreichen Deutschland. Und das seit Jahren.

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