Journal Montag, 26. September 2016 – Moselsteig Perl-Palzem
Dienstag, 27. September 2016 um 15:06Dieser Blogpost wird mit Verspätung veröffentlicht, da sich die zweite Unterkunft am Moselsteig (ich hatte ein Paket gebucht) als nicht nur wenig Wanderer-geeignet erwies (2 Kilometer entfernt vom Endpunkt der Etappe an der Bundesstraße gelegen), sondern auch kein WLAN hatte. Ich wäre über mein iPhone online gegangen, doch die sonst so flotte Bluetooth-Verbindung wurde nicht erkannt, und ich hatte keinen Internetzugang, um nach möglichen Ursachen zu recherchieren. (Die arme Angestellte, die an mich geriet: Ich nervte sie mit Bitten um ein WLAN-Passwort, die Fritzbox hatte mein Rechner gefunden. Sie wusste von nichts.)
Die Wanderung aber war schön. Ich brach in Perl um 9 Uhr bei wunderbarem Sonnenschein auf – ich hatte mich sogar zu Frühstück gezwungen, weil es unterwegs keine Einkehrmöglichkeiten geben würde und ich nur Äpfel und Nüsse dabei hatte.
So marschierte ich los.
Zum Glück hatte ich mir am Vortag den Beginn des Wegs angesehen: Die mannshohen Schilder „Wanderung Moselsteig“ zeigten nämlich zum Bahnhof, nicht zum Wanderweg.
Dreiländereck.
Der Wanderweg Moselsteig selbst ist hervorragend ausgeschildert. In mein Wanderbüchlein sah ich nur für Hinweise zur Umgebung.
Ich kam an ein eingezäuntes Grundstück, an dem eine Stelle kahlgetrampelt war: Da gab es offensichtlich etwas zu sehen.
Damwild. Aus der Herde löste sich ein Tier und kam langsam näher. Irgendwann merkte ich, dass es sich nicht um ein zweibeiniges Jungreh handelte, sondern um ein Emu.
Es kam zu mir an den Zaun und wir sahen einander eine Weile erwartungsvoll an. Als nichts passierte, gingen wir unserer Wege.
Ich kam durch viele, viele Obstgärten, die meisten davon Streuobstwiesen, manche Spalier (vor allem Äpfel, aber auch Birnen und ganz wenige Zwetschgen).
Am Eingang meines Zielorts Palzem sah ich auch eine Ernte: Die Äpfel waren offensichtlich vom Baum geschüttelt worden, hinten sieht man den Ernter mit einer Einsammelschaufelschnecke (für Saft, nehme ich an).
In Palzem suchte ich auf Google Maps nach dem Weg zu meiner Unterkunft – und staunte nicht schlecht über das Resultat: Zwei Kilometer auf der Bundesstraße raus aus dem Ort.
Das war sehr unangenehm; wenn Lastwagen entgegen kamen, wurde es eng. Am nächsten Tag muss ich das ja wieder zurück, um zum Moselsteig zu kommen, da nehme ich lieber den Umweg am Moselufer entlang.
Auch dass es in oder auch nur bei der Unterkunft nichts zu essen geben würde, stand nicht in den Unterlagen; da aber lediglich ein Weinladen als Teil der Anlage genannt wurde, schloss ich das rück. Erwähnt war aber eine Küche, die man benutzen könne: Ich hatte eine Dose Linseneintopf eingepackt, die ich mir in dieser Küche warm machte. Eingepackt hatte ich vorsorglich auch ein Taschenmesser mit Dosenöffner, ging aber davon aus, dass es in der Küche einen handelsüblichen Dosenöffner geben würde.
Gab es nicht. Und ich kann jetzt Konservendosen mit dem Taschenmesserdingsi öffnen. Dauerte nur eine knappe halbe Stunde, und ich blutete nicht mal.
Während ich noch aß, kamen ein paar Männer in Arbeitskleidung in die Küche, Tüten mit Lebensmitteln in der Hand: Es stellte sich heraus, dass sie in den anderen Zimmern des B&B-Häuschens wohnten und den Tag mit Arbeit im Steinbruch verbracht hatten. (Ich war so neugierig, dass ich sie sogar ansprach, um das herauszufinden: „Sie sehen nach Arbeit aus?“)
Insgesamt bin ich wohl einfach verwöhnt von der Fürsorglichkeit unserer Englandwanderung. Der dortige Anbieter hatte die Wege zur Unterkunft genau erklärt, auch dazugeschrieben, ob und wo es vor Ort Einkehr- oder Einkaufsmöglichkeiten gab. Und die B&B-Wirtsleute waren allesamt jovial und kommunikativ.
Nachtrag für die eigene Chronik: Das waren sieben Stunden Wandern mit zwei Pausen, ca. 30 Kilometer.
9 Kommentare zu „Journal Montag, 26. September 2016 – Moselsteig Perl-Palzem“
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27. September 2016 um 15:29
So alleine zu wandern stelle ich mir schrecklich vor!
27. September 2016 um 16:00
So alleine zu wandern, stelle ich mir wunderbar vor!
Viel Spaß auf den weiteren Etappen, mit Grüßen aus Trier
27. September 2016 um 17:22
So alleine zu wandern … stelle ich mir “geht so” vor! (Aber auch mal ganz schoen, eigentlich). Bonne continuation!
27. September 2016 um 17:33
so alle zu wandern stelle ich mir wunderherrlich vor! viel freude noch, lästigen wlan-mangel und bundesstraßen hin oder her.
27. September 2016 um 18:40
So alleine wandere ich häufig – und es ist herrlich!
27. September 2016 um 19:50
Als geübte Wandersfrau (Wandererin?) wäre mein Tipp: Die geplante Route vorab elektronisch abspeichern. Die Umgehung von Überraschungen wie gefährlichen Bundesstraßen oder der immer eher schwierige Weg aus einer Stadt *hinaus* (rein ist so gut wie immer deutlich), gestaltet sich damit deutlich einfacher.
Ich nehme dazu mein Wander-GPS und male was ich wandern will samt möglichen Alternativen in die Offlinekarte rein (die auch Läden und Restaurants enthält). Das geht sicherlich auch mit dem Smartphone.
Ja, eine ‘richtige’ Karte ist auch immer dabei :-) Überraschungen und Abenteuer finden sich dann schon noch, ich mag gründliche Vorbereitungen.
27. September 2016 um 22:06
Alleine wandern kann schön sein oder auch nicht. Was mich aber wirklich geärgert hätte, ist diese Unterkunft bzw. die (mangelnde) Organisation und Dokumentation durch den Reiseveranstalter. Wenn ich schon ein Paket buche, dann will ich definitiv weder lange meine Unterkunft suchen noch eine Dose Suppe schleppen müssen.
28. September 2016 um 9:11
Wir sind dieses Jahr auf dem 7-Flüsse-Steig um Bamberg gelaufen – der war gut organisiert und hübsch, aber bei einer Etappe hatten wir sage und schreibe 3 km Anschlussweg an Straßen zur Unterkunft, die wir am nächsten Tag zurücklaufen mussten. Das ist doch eher… ermüdend…
Viel Spaß noch!
28. September 2016 um 12:23
Ich <3 die ersten 5 Kommentare hier sehr!