Journal Samstag/Sonntag, 24./25. September 2016 – Augsburg, München, Mosel

Montag, 26. September 2016 um 7:56

Zu Herrn Kaltmamsells Geburtstag hatten seine Eltern nachträglich zu sich zum Mittagessen eingeladen (wir hatten versucht, sie in München bei uns zu bekochen, doch das nebenan tobende Oktoberfest schreckte sie ab). Also fuhren wir zu zweit im Zug zwischen den leeren Bierflaschen der Oktoberfestbesucher nach Augsburg.

Es gab sehr gutes Essen, von Vitello tonnato über Rehrücken mit Spätzle und madeiranische Passionsfruchtcreme bis Pfirsichkuchen.

Zu unserer Überraschung war der Zug zurück nach München am späten Nachmittag leer – ich machte mir bereits Sorgen, ob nicht ein Unglück auf dem Oktoberfest passiert sein könnte.

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Sonntag trat ich meinen Wanderurlaub an (allein, weil ein Lehrer halt nicht einfach Urlaub nehmen kann) (mit den Jahren machen immer mehr Sachen mehr Spaß, wenn Herr Kaltmamsell dabei ist) (sollte das nicht eigentlich umgekehrt sein?) und nahm in der berühmten Herrgottsfrüh einen Zug ins Saarland: Ich werde ein Stück Moselsteig gehen. Dass das angemessen weit weg vom Münchner saisonalem Krawall ist, sah ich schon an der Reisezeit: Mit zweimal Umsteigen brauchte ich ins schöne Perl gut sieben Stunden. Unterwegs sah ich untern anderem Nebelfetzen über sonnenbeschienenen Wiesen und einen Graureiher unter einem Apfelbaum.

Der Ankunftsbahnhof Perl überraschte mich doppelt.

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Zum einen mit einer wunderschönen Schriftart, die ich vor allem mit Romanen von P.G. Wodehouse verbinde. Zum anderen mit einem Grad von Heruntergekommenheit, den ich der Deutschen Bahn gar nicht zugetraut hätte.

Ich stieg eine halbe Stunde in praller Sonnenhitze hoch zum Hotel (eher gesichtslos), ich schwitzte in Strömen. Nach einem kurzen Snack sah ich mich im und um den Ort um; unter anderem wollte ich mich orientieren, wo genau ich am nächsten Morgen den Moselsteigweg beginnen würde – die Angaben im Wanderbuch waren eher vage.

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Die Nähe zum Luxemburg und Frankreich ist unübersehbar.

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Abendessen im Restaurant, zu dem die Hotelzimmer gehören, neben einer Festgesellschaft (ist wohl das feine Restaurant am Ort).

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Und Verwunderung, welcher Gedankengang nur immer wieder zu solchen Hotelzimmervorhängen führt.

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die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Samstag/Sonntag, 24./25. September 2016 – Augsburg, München, Mosel“

  1. Micha meint:

    Hotelzimmervorhänge oder genauso Wohnwägen-/Wohnmobilpolster – SEHR gerne die Typographie des Grauens bzw. die Talsohle des Textildesigns…
    Schönes Wandern!

  2. Joel meint:

    Frohes Wandern! :-)
    Der Wetterbericht heute morgen im hiesigen Radio verspricht, dass Sie trocken, wenn auch etwas kühl, durch die Wochen kommen

  3. Stefan meint:

    Ja, ich glaube, es muss ein Versandhaus für grässliche Teppiche, Vorhänge und Polsterbezüge gebe. Zugang bekommt man nur unter der Hand mit Nachweis, dass man ein Hotel etc. bewirtschaftet.

    Wird aber immer schwieriger zu bestücken, langsam gehen die Vorräte aus den angekauften 80er Jahren Billigmöbelhäuserinsolvenzen zur Neige und selbst die Chinesen weigern sich, so was herzustellen.

  4. Croco meint:

    So ist es an der Mosel, ganz toll und ganz schäbig nebeneinander.
    Dieses Dreiländereck ist trotz alledem faszinierend, und der kleine Ort Schengen ist nicht ohne Grund ausgesucht worden für das europäische Abkommen zur Grenzöffnung. Viel Spaß beim Wandern und Grüße an Trier.

  5. duni meint:

    den bahnhof von perl hab ich auch als ein furchtbar verlottertes, verwahrlostes, abgefucktes bauwerk in erinnerung. die unterführung dort zu passieren, grauste mich.

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