Archiv für November 2016

Journal Sonntag, 6. November 2016 – erster Schnee

Montag, 7. November 2016

Es regnete kräftig, vormittags wechselte es in Schneeregen. Während die Winterliebhaberinnen in meiner Timeline wohlig seufzten (auch in der Umkleide des Sportstudios hörte ich Entzückensrufe), sah ich nur astreines Sauwetter.

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Ich ging mit Schirm zu Fuß zum Ostbahnhof zur Turnstunde, doch das war im Regen so unschön, dass ich zurück die S-Bahn nahm. Und das tat ich direkt nach Krafttraining (diesmal war ich nicht die einzige) und Stepaerobic, weil ich nicht nur mein Schweißtuch, sondern auch meine Duschsachen vergessen hatte. Ich war beim Krafttraining gut mit Aufwischen meiner Tropfen beschäftigt.

Nachmittags war ich am Schloss Nymphenburg verabredet, mit jemandem, wie sich herausstellte, die bis vor 15 Jahren regelmäßig Besuchergruppen durch die Räume geführt hatte. Ich profitierte davon, dass sie sich bei unserem Besuch an viel erinnern konnte. Der anschließend geplante Spaziergang durch den Park ging im Regen unter, wir kehrten direkt im wunderschönen Café im Palmenhaus zu Kaffeeundkuchen ein.

Zurück daheim las ich War of the Encyclopaedists aus, weiterhin sehr angetan. Mehr nach der Leserunde, in der wir uns mit dem Roman beschäftigen werden.

Herr Kaltmamsell war aushäusig verabredet, zum Nachtmahl garte ich mir Kürbisschnitze im Backofen, aß sie mit Käse und Butter.

Journal Samstag, 5. November 2016 – WMDEDGT

Sonntag, 6. November 2016

Frau Brüllen möchte an jedem 5. des Monats wissen: Was machst du eigentlich den ganzen Tag? WMDEDGT
Im November kann ich’s wieder erzählen.

Kurz vor sechs wachte ich zum ersten Mal auf, ging aufs Klo und dann zurück ins Bett, wo ich mich an Herrn Kaltmamsell schmiegen konnte.
Viertel vor acht war ich dann richtig wach und stand auf. Vor allem anderen zog ich das Bett ab und startete die erste Waschmaschine mit Überzügen und sonstiger heller 40-Grad-Wäsche.
Ich kochte Milchkaffee mit Espresso aus der am Vorabend bereitgestellten Cafetera, bloggte dazu. Überraschenderweise hält die Rotzphase meiner sonst längst überstandenen Erkältung weiterhin an, der Tisch um mein Laptop war schnell wieder mit weißen Knäueln dekoriert.
Ich las meine Twitter-Timeline nach, folgte Links zu einigen sehr interessanten Artikeln.

Mit Herrn Kaltmamsell plante ich die Nahrungsversorgung fürs Wochenende und die dazugehörigen Einkäufe. Ich duschte, zog mich an, packte den Rucksack fürs Schwimmen, hängte Wäsche auf und füllte eine weitere Waschmaschine, diesmal mit Betttuch, Handtüchern, Geschirrtüchern, Tischwäsche bei 60 Grad. Ums Aufhängen, Trocknerbeladen würde sich in meiner Abwesenheit Herr Kaltmamsell kümmern.

Radeln zum Schwimmen im Olympiabad; ich trug Mütze und Handschuhe, es war aber nicht allzu kalt. Das Schwimmbecken sah schon auf den ersten Blick von oben sehr rege genutzt aus. Und dann hörte ich beim Umziehen die Unterhaltung zweier Frauen, die sich nach ihrer Schwimmrunde die Haare trockneten: “So schlimm war’s noch nie!” Eine berichtete, auf ihrer Bahn habe es fast eine Rauferei gegeben, so sehr seien zwei Schwimmer aneinander geraten. Ich nahm mir also besonders große Gelassenheit vor. (Haha – next stop: Weltfrieden.)

Tatsächlich stand ich dann mit einer Hand voll weiterer Schwimmwilliger eine Minute ratlos vor den drei allgemein nutzbaren Sportschwimmbahnen (eine vierte war für einen Verein reserviert) und überlegte, in welches dieser Gewusel ich mich einreihen sollte. Auf den Bänken auf der kurzen Seite stapelten sich flächendeckend Handtücher und Zubehör, ich musste meine Handtücher in einem Eck am Boden ablegen. Der Beckenrand selbst war so voll Schwimmspielzeug gestellt, dass ich mir erst mal Platz zum Einstieg schaffen musste.

Doch dann ging es halbwegs. Am störendsten war eine fünfköpfige Schwimmspielgruppe, die immer mal wieder 100 Meter Amok schwamm, mich überholend, dann wieder fünf bis zehn Minuten am Beckenrand herumstand und Wendemöglichkeiten versperrte. Es handelte sich sicher um eine Art von strukturiertem Training – aber gibt es für sowas nicht Vereine?

Zum anschließenden Duschen hatte ich meinen Peelinghandschuh dabei und rubbelte mich mal wieder von Kopf bis Fuß rot – die Haut schluckte anschließend die Körpercreme Dekagramm-weise. Kurzer Check: Nein, auch diese Schwimmrunde hatte der Bewegungstracker Mi nicht als Bewegung verzeichnet.

Auf dem Rückweg hielt ich am Basitsch in der Schleißheimer Straße, besorgte dort Brot fürs Frühstück, Orangen, Zitronen (angeblich sogar Meyerzitronen), Bananen, Käse, eine winzige aber reife Mango, ein Glas Gerstenmalzextrakt zum Brotbacken und für einen irgendwann geplanten malt loaf.

Da für den Tag Regen angekündigt war, hatte ich meinen Umhang als Talisman dabei – doch er funktionierte nur bedingt: Auf dem restlichen Heimweg tröpfelte es. Aber dann doch wieder nicht genug, dass ich den Umhang aus dem Rucksack gekramt hätte. Ich nahm heim den Umweg über die Sonnenstraße: Im Zuge der seit Jahren aktiven Bauarbeiten um den Münchner Hauptbahnhof ist derzeit die Fahrbahn vor dem Gebäude Richtung Süden komplett gesperrt.

Zu Hause packte ich Einkäufe und Schwimmzeug aus, frühstückte zwei Scheiben Brot (eine mit Butter, eine mit Majo), die Mango mit fettem Joghurt und Honig, Pastinaken-Pie. Die nächsten Stunden las ich gefesselt War of the Encyclopaedists von Christopher Robinson und Gavin Kovite, bis ich mich für die Abendverabredung umzog und schminkte: Ich traf mich im Theresa mit Bloggern auf Münchenbesuch.

Hinweg mit Herrn Kaltmamsell in der U-Bahn, auf den letzten Metern zum Restaurant tröpfelte es. Angenehmer Abend mit angenehmen Menschen und sehr gutem Fleisch (wie teilten uns zu dritt eine Hohe Rippe von einem österreichischem Galloway-Rind). Sonst war das Lokal arg dunkel und für eine entspannte Unterhaltung unserer Fünferrunde zu laut.

Auf dem Rückweg regnete es dann ernsthaft. Daheim noch ein Glas Wasser, Abschminken und Zähneputzen, im Bett noch zwei Kapitel des Romans gelesen.

§

Manchmal ist die Außensicht ja die interessantere:
“‘We thought it was going to destroy us’ … Herzog and De Meuron’s Hamburg miracle”.

Ich war vom Entwurf der Elbphilharmonie vom ersten Blick auf die Baustelle vor vielen Jahren an begeistert. Und wenn ich jetzt die Details sehe, mit nur einer leisen Ahnung allein schon von der Handwerkskunst dahinter, bin ich noch begeisterter.

Standing on the roof, surrounded by heaving valleys of gleaming white sequins that swell to a spiky mountain range, Jacques Herzog and Pierre de Meuron have never looked so relieved. “There were moments when we thought this building would destroy our whole career,” says Herzog. “Somehow we were responsible for this total disaster, because we had seduced the people with our design.”

Hoffentlich wurde nach all dem finanziellen Hin und Her nicht am Schluss am falschen Ende gespart, nämlich an der Qualität. Nicht dass schon nach zehn Jahren die ersten Generalsanierung ansteht (pst, Anspielung auf die Münchner Pinakothek der Moderne und den Berliner Hauptbahnhof).

Journal Freitag, 4. November 2016 – Vergiftetes Balzverhalten

Samstag, 5. November 2016

Da ich nach der Arbeit noch ein paar Besorgungen vorhatte, nahm ich das Rad. In der Abenddämmerung nach einem wundervoll sonnigen Tag eine Stunde in Neuhausen und Schwabing unterwegs gewesen – wunderbare Gerüche, großartiges Licht.

Auf der Suche nach einer bestimmten Spirituose suchte ich einen Weinladen auf, den ich bis dahin nur vom Vorbeifahren kannte – vielleicht gab es da ja auch interessante Schwerpunkte an Wein. Die Spirituose bekam ich, doch in einer Weinhandlung, die durchdringend nach Zigarettenrauch riecht, will ich mich sicher nicht weiter umsehen.

Zum Nachtmahl bereitete Herr Kaltmamsell Entenbrust zu, mit Blaukraut und Äpfeln aus Ernteanteil. Zum Nachtisch gab es einen Pastinaken-Buttermilch-Pie, mit dem er noch mehr Ernteanteil aufgebraucht hatte.

§

“7 Reasons So Many Guys Don’t Understand Sexual Consent”.

Eine sehr wichtige Beobachtung und das Pragmatischste, was ich bislang zum Thema gelesen habe. Das immer noch gängige Narrativ der Filme und Geschichten unserer Kultur lautet nämlich: Ein echter Mann zwingt Frauen seinen Willen auf, woraufhin sie sich in ihn verliebt / Frauen müssen abweisend und unnahbar spielen, um begehrenswert zu sein. Das gehört für mich definitorisch zu dem, was ich unter rape culture verstehe.

Long before I was old enough to date or even had female friends, it was made more than clear: In any relationship, men are the predators, women are the prey. Their expressions of fear and rejection — including defensive physical attacks — are a coy game to be overcome, like a tricky clasp on a bra.

(…)

Women gain power through rejecting men, and those rejections have nothing to do with how they truly feel.

(…)

If someone had come in and told teenage me that “groping” a woman or forcing kisses was a form of sexual assault, I’d have been very, very confused. You just called most of the action heroes of my childhood serial rapists! “And what if it makes her fall in love with him?”

(…)

The alternative is to recognize that ridding guys of toxic attitudes toward women is a monumental task. I’ve spent two solid decades trying to deprogram myself, to get on board with something that, in retrospect, should be patently obvious to any decent person. Changing actions is the easy part; changing urges takes years and years.

Die Aufzählung erinnert mich daran, wie ich sowas schon als Teenager “Spielchen” nannte und wie ich es schon damals verachtete: Ich muss irgendwas vorgeben? Warum nochmal? Und dass ein Mann meine expliziten Wünsche missachtet, soll ihn attraktiv machen? Kapiere ich nicht. Genauso wenig glaubte ich jemals den Mythos “Männer wollen nur das Eine”. (Oder ist es am End’ mein Fehler, dass ich nicht hinter jedem offensichtlichen Verhalten eine hidden agenda vermute?)

Die armen Hetero-Burschen. Ich erinnere mich an den an sich sympathischen Studenten, der während meines Studienjahrs in Wales auf einer Tanzfläche ernsthaft zu mir sagte: “You need somebody to take care of you.” Sonst begegnete ich eigentlich auch der bescheuertsten chat up line zumindest höflich (weil ich ja wusste, wie viel Unsicherheit und Mut meist dahinter steckten), aber in diesem Fall brach ich in haltloses Lachen aus: “Do I really look like I can’t take care of myself?” Es tut mir bis heute leid – ich hoffe, ich hatte genug deutschen Akzent, dass der Herr das unter “German lack of humour” verbuchen konnte.

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Soso, der nächste klinische Versuch mit hormoneller Empfängnisverhütung bei Männern wurde abgebrochen, wegen zu vieler Nebenwirkungen (z.B. Akne, Stimmungsschwankungen). Das las sich für mich wie eine absolut erwartbare Nicht-Nachricht. Doch anscheinend stecken recht interessante Details dahinter, wie Laurie Penny berichtet:
“Are you man enough for birth control?”

Es waren nämlich nicht die Testpersonen, die den Versuch abbrachen, sondern die Forscherinnen und Forscher.

It seems to have been determined that these side effects are too arduous to make the product commercially viable. We can only speculate as to why this conclusion was arrived at. The bottom line is the assumption that men should never have to put up with even a fraction of the unpleasantness that so many women go through on a monthly basis in the name of preventing pregnancy — even if they’re willing to do so.

Which, it seems, many of them are. Speaking about this with friends and on social media, I was stunned by the number of men who said they’d be prepared to try out hormonal contraception — for all sorts of reasons. Some of them had partners who were unable to take the pill. Others simply wanted better protection from unwanted pregnancy. More than a few, seeing how their wives and partners suffered with hormonal birth control, said they’d be happy to take on that burden instead. Suspicious as I am of the “gentlemanly” agenda, that impulse strikes me as genuinely chivalrous in the most modern of ways.

Journal Donnerstag, 3. November 2016 – Bewegung messen

Freitag, 4. November 2016

Weihnachtswinterflucht ist gesichert: Eine knappe Woche in Palma de Mallorca soll mir die düsterste Zeit des Jahres verkürzen. Märkte, Restaurants, Ausflüge, vielleicht sogar eine kleine Wanderung.
Und ich habe für die kommenden Arbeitswochen etwas, wovon ich runterzählen kann.
Gestern bekam ich aber auch in München Sonne, wenn auch mit frischen Temperaturen.

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Seit knapp zwei Monaten messe ich meine körperliche Bewegung mit dem Xiaomi Mi Band 2. Das funktioniert so mittel: Auch dieser Tracker ist wie die meisten auf Schritte ausgerichtet und zählt weder Schwimmen noch Krafttraining. Letzteres stelle ich mir ohnehin technisch schwierig vor, deshalb wundert mich, dass das Mi keine manuelle Eingabe ermöglicht. Das mit dem Schwimmen ist besonders seltsam, da sich die kleine Kapsel sogar als wasserfest erwiesen hat. Userberichte und Produkttests waren sich zur Wasserfestigkeit nicht einig, doch ich probierte sie einfach aus: Wenn ich den Tracker nicht fürs Schwimmen nutzen konnte, war er ohnehin für mich wertlos. Und dann stellte er sich zwar als wasserfest heraus – zählt aber Schwimmen gar nicht als Aktivität. Fahrradfahren schon, seltsam.
Außerdem hat die Smartphone-App Schluckauf, zählt einen Tag doppelt, hängt dadurch einen Tag hinterher (auch nach Versionsupdate).
Was überraschenderweise gar kein Problem ist: Das Tragen am Körper. Ein Armband macht mich schnell wahnsinnig, doch zum Glück ist die entfernbare Kapsel klein. Ich verstaue sie einfach im BH. (Hosentasche ginge auch.)

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An Demokratie kann man schon mal verzweifeln. Bis vor kurzem war ich eher auf einen Lacher aus, wenn ich nach Lästereien über haarsträubende Dummheiten von Mitbürgern und Mitbürgerinnen darauf hinwies: “Und die dürfen alle wählen!” Seit ein paar Jahren und der immer stärkeren Abwendung von faktenbasierten Einschätzungen scheint das aber ein echtes Problem zu werden.

Umso interessierter las ich den Artikel im New Yorker:
“The Case Against Democracy”.

Einerseits:

… democracy does have a fairly good track record. The economist and philosopher Amartya Sen has made the case that democracies never have famines, and other scholars believe that they almost never go to war with one another, rarely murder their own populations, nearly always have peaceful transitions of government, and respect human rights more consistently than other regimes do.

Dann wägt der Aufsatz verschiedene alternative Modelle gegeneinander ab: Regierung durch nachweisbar Geschulte, Wahlrecht abhängig von einer Art Staatsbürgerprüfung etc.
Es scheint darauf hinauszulaufen, welchen Wert eine Gesellschaft priorisiert: messbares gesellschaftliches Wohlergehen oder Gerechtigkeitsgefühl gegenüber der Staatsform. Letzteres scheint mir für Frieden und Stabilität entscheidend.

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Lustige Geschichte:
“Wir haben Billigwein mit einem Sommelier getestet”.

Auch wenn die Redaktion sich anschließend trotzdem mit der restlichen Billiplörre zuballert: Sie scheint ein bisschen gelernt zu haben.

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Schaun’s: Man kann also doch über einen Onlinetrend schreiben, ohne daraus den Untergang der Zivilisation zu folgern oder alternativ einen kurz bevorstehenden Weltfrieden. Sondern ihn halt ausgewogen beschreiben.
“Click plate: how Instagram is changing the way we eat”.

Increasingly, we are being influenced not just in the types of food that we eat, but how we cook and eat that food. The Waitrose report also states that almost half of us take more care over a dish if we think a photo might be taken of it, and nearly 40% claim to worry more about presentation than they did five years ago. We might include a garnish of picked thyme leaves to bring a pop of colour to a lemon drizzle cake, even if that thyme doesn’t really stand strong against the punch of the citrus.

(…)

Posting food on social media can reframe the ways that we interact with food on a fundamental level. When we document the food we eat, taking time to relish, share and even be proud of it, we also destigmatise it. Although #cleaneating, weight loss and #cleanse food photographs on Instagram have created a shaming, toxic subculture of foodphobia and guilt, there is a still greater faction of foodie social media that rallies against that nastiness.

(…)

If you want to post your meal online, post away. Upload a picture of that sausage and mash. Don’t worry that the light is dim, that the gravy sloshes in a swampy pool across your plate. Sharing is a generous act, but perfectionism smothers that goodness. Upload the unfiltered, ugly pictures of your failed birthday cake, or your fish and chips in grease-soaked paper. Or, if you want to fuss over the exact positioning of four blueberries on top of a smoothie bowl for an hour before you tuck in, do that – but don’t forget to enjoy your food. Eat what, and how, you want.

Journal Mittwoch, 2. November 2016 – Alles über Rollenspiele/Was bringen Eltern ihren Kindern bei?

Donnerstag, 3. November 2016

Das Wetter machte ernst mit Herbst. Morgens ging ich noch im Milden und Trockenen ins Büro, doch über den Tag regnete es, war finster und wurde immer kälter.

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Als ich das twitterte, wünschte eine meiner Lieblingsbloggerinnen: “Bloggen.Bitte.” Na gut:
Das Folgende habe ich durch über zwei Jahrzehnte Partnerschaft mit einem Rollenspieler der ersten Generation gelernt (auswendig und ohne Nachschlagen, deswegen wahrscheinlich fehlerhaft, ohne Links auf weiterführende Informationen; die müssten Sie bitte selbst recherchieren):

Das erste Rollenspiel, von dem ich hörte, war 1985 Dungeons and Dragons, schon damals D&D abgekürzt. Und zwar erzählte mir davon ein hübscher Schülersprecher eines anderen Gymnasiums, inklusive von der groben Spielweise: Dass ein Spielleiter durch ein Abenteuer führe, jeder Mitspielende in eine der Figuren dieser Spielewelt schlüpfe, dass Charaktereigenschaften, Fertigkeiten und Teile des Spielverlaufs ausgewürfelt würden.

“Pen & Paper” wurde diese Art des Spielens wohl erst genannt, als es dazu eine Alternative gab: Table top, mit Spielbrett und Figuren, die man bis heute in der Ladenkette “Games Workshop” kaufen kann. Die kreativsten Pen & Paper-Rollenspielenden waren da aber schon längst aus vorgegebenen Abenteuern ausgestiegen und dachten sich selbst Handlungen in dieser Fantasiewelt aus. Ein weiteres populäres Pen & Paper-Rollenspiel ist Call of Cthulhu, das in einer vom Schriftsteller H.P. Lovecraft erfundenen Welt spielt.

Und dann gibt es noch die Rollenspiel-Variante im Draußen, mit Ausstattung und Kostümen: LARP (für Live Action Role Playing). Ob die noch etwas mit den oben genannten Welten zu tun hat, weiß ich nicht – eher nicht. Heutzutage gibt es richtig groß organisierte LARPs, für die Schlösser und ehemalige Gefängnisse angemietet werden.
Auf keinen Fall aber darf man LARP mit Reenactment verwechseln: Letzteres ist das Nachspielen historischer Episoden, meist Schlachten, in möglichst originalen Kostümen, idealerweise am Originalort.

An nichts davon hatte ich übrigens je Interesse selbst teilzunehmen. Ich lasse mir aber sehr gerne davon erzählen.

Da keine Variante des Rollenspiels eine mediale Begleitung hat, anders als beispielsweise Laiensport, sind sie alle dem Großteil der Bevölkerung völlig unbekannt. Und so ernte ich gerne mal auf solch einen laienhaften Kurzvortrag wie oben fassungsloses Staunen und leise Ungläubigkeit. Doch erzählen Sie mir nicht, dass Rollenspiel als Hobby verschrobener ist als Sportangeln. Oder Dressurreiten.

Na gut, einen Link gibt es – aber bloß, weil es mir den Artikel gestern zufällig in die Twitter-Timeline spülte:
“LARP lark: People travel across the world to play dress-up”.

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Vier Jahre nach seinem schweren Herzinfarkt hat Glumm einen literarischen Weg gefunden, davon zu erzählen:
“Einmal Diazepam läuft durch”.

Der Unterschied zwischen Deutsch und Englisch? Herzinfarkt klingt böse und unmenschlich, Heart Attack sportlich.

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“Schwimmunterricht
Rettet das Seepferdchen!”

In meiner Altersgruppe und Gesellschaftsschicht brachten meistens Eltern ihren Kindern Schwimmen bei. Die Diskussion, ob das heute so sein sollte, hatten wir hier im Blog schon mal. Ist mir tatsächlich egal, Hauptsache sie können schwimmen und radfahren. Wobei: Wer bringt Kindern heute radfahren bei? Gibt es dafür auch Kurse in Sportvereinen? Oder können Kinder das heute durchs Aufwachsen mit Laufrad eh schon?
Aber mal weiterüberlegt: Was bringen Eltern heute ihren Kindern bei? Zumindest Brettspiele? Blumennamen? Wie man einen Apfel schält? Tischtennis? Frage ich doch mal die Eltern, die hier lesen:
– Was bringen Sie Ihren Kindern bei? Oder haben beigebracht? Oder planen ihnen beizubringen?
– Was davon so richtig mit Vorsatz, (“der Bub muss lernen, wie man unfallfrei Zwiebeln schneidet”), was eher beiläufig (“na also, jetzt hängt sie ihre Jacke endlich ordentlich auf”)?

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Frau Nessy hat Menschelszenen in einem Pizzaimbiss eingefangen:
“Senminuten”.

Journal Dienstag, 1. November 2016 – Indisch aufgekocht

Mittwoch, 2. November 2016

Am letzten Tag meiner Allerheiligenferien wollte ich Laufen gehen und Kochen. Das Wetter war in München ein weiteres Mal wundervoll sonnig, wenn auch morgens recht frisch (70 Kilometer nördlich in dem Nebelloch, in dem ich groß geworden bin, war es nämlich den ganzen Tag grau). Ich radelte an den Friedensengel und lief Isar-abwärts.

Das Laufen war sehr schön zwischen den nun schon fast laublosen Bäume, über Blätter verschiedenster Farben mit ihren unterschiedlichen Raschelgeräuschen, neben der glitzernden Isar. Ich spürte ein wenig den Muskelkater von den sonntäglichen Kraftübungen, lief sonst aber beschwerdefrei.

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Zurück zu Hause war Herr Kaltmamsell vom Rollenspielen heimgekehrt, wir erzählten einander.

Airbnb-Anfrage für die diesjährige Weihnachtswinterflucht verschickt: Wir würde gerne eine Woche auf Mallorca verbringen. Da die Beschreibung und das Vermieterinnenprofil auf Spanisch veröffentlicht waren, kratzte ich eine halbe Stunde lang mein schriftliches Spanisch für die Anfrage zusammen. Ich hoffe, ich habe genug Fehler gemacht, dass die Vermieterin über den Versuch gerührt ist statt sich über den Dilettantismus zu ärgern.

Diesmal machte ich mich rechtzeitig ans Kochen. Es sollte zwei Currys geben, beide nach einem Rezept von German Abendbrot: Palak Paneer mit dem am Vortag selbst gemachten Paneer, das ich so gerne mag, dass ich es bei fast jedem Besuch in einem indischen Restaurant bestelle, und Sooka Masala Lamm, ein scharfes Lamm-Curry. Beide Rezepte funktionierten perfekt (und weil Herr Kaltmamsell ein begeisterter Curry-Koch ist, hatten wir sogar schwarzen Kardamom vorrätig) und schmeckten ausgezeichnet – das Palak Paneer (ich hatte 10-prozentigen Joghurt verwendet) sogar besser als alle, die ich davor gegessen hatte.

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(Den frischen Koriander habe ich vergessen – der liegt noch im Gemüsefach des Kühlschranks.)

Das waren schöne, erholsame Ferien. Und bis zum nächsten Wochenende sind es dann ja nur drei Tage.

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In Chrismon, dem Kundenmagazin der evangelischen Kirche, stand diesmal wieder eine besonders gute Reportage, nämlich über eine geschlossene Station der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité in Berlin.
“Eine heftige Woche”.

Zu Wort kommen Personal, Patienten und Patientinnen, auch die Journalistin als Ich, das die Situation beeinflusst, über die es berichtet.

Journal Montag, 31. Oktober 2016 – Selbstgemachtes Paneer

Dienstag, 1. November 2016

Auch für den dritten Allerheiligenferientag hatte ich Pläne: Schwimmen, Frühstücken, Einkaufen für Dienstag.

Durch einen weiteren sonnigen Herbsttag radelte ich hinaus ins Olympiabad. Dort war es lebhaft, doch auf meiner Schwimmbahn kamen wir gut miteinander zurecht. Als mich zum wiederholten Mal eine superzierliche Frau mit einer kraftraubenden Schwimmübung überholte (sie lag auf dem Rücken, hatte die Arme über den Kopf gestreckt und bewegte sich mit Delfinbeinschlag fort), kam ich ins Grübeln, dass sich im Freizeitsport wohl eine weitere Schere in der Gesellschaft öffnet: Sehr körpertüchtige Menschen auf der einen Seite, die ohne Anstrengung 20 Kilometer laufen oder einen Tag lang rennradeln, auf der anderen Seite sehr bewegungsferne Menschen, die sich bereits von einem 30-minütigen Fußweg oder Sockenanziehen im Stehen überfordert fühlen. Was sehr wahrscheinlich wiederum mit der Herkunft korreliert: Aufwachsen in einer Umgebung, in der von Klein auf organisierte Bewegung eine Rolle spielt oder eben nicht.

Zum Frühstück radelte ich nach Neuhausen ins Karameel, las Zeitung und Buch.

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Einkaufen im Süpermarket Verdi – der so voll war, dass ich kurz mal in mich ging, ob vielleicht mehr als nur ein Feiertag anstand. Buntestes Menschengewusel in vielerlei Sprachen, ernste Emsigkeit hinter der Metzgertheke, an der viele Meter lang angestanden wurde. Da flog schon mal ein Hühnerbein vom Metzger an einem Ende zum Kollegen ans andere, routiniert in einer Tüte aufgefangen. Der Sonderwunsch eines vorsichtigen, leisen Kunden wurde nicht verstanden, schnelle Frage in die Runde: “Kann jemand Arabisch?” Konnte ein anderer Kunde, nach kurzem Übersetzen waren alle zufrieden.

Am Dienstag habe ich zwei Currys geplant (Herr Kaltmamsell kommt vom Rollenspielen zurück), für eines stellte ich Paneer nach dem Rezept von German Abendbrot her. Zum Pressen durften es natürlich nur Kochbücher sein.

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Ich war zufrieden.

Gemütlicher Abend mit Internet, Nachtmahl waren Reste des Ofengemüses vom Vortag mit frisch gekochten Nudeln. Gefolgt von großen Mengen Billigsüßigkeiten.

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Der EU-Politiker Günther Oettinger hat kürzlich in Hamburg vor einem Unternehmerverband eine Rede mit einigen beleidigenden Ausfällen gehalten. Ein Teilnehmer hat Auszüge davon veröffentlicht, seither steht Oettinger in der Kritik, diese Kritik wiederum wird heiß diskutiert. Auch Journelle war Teilnehmerin der Veranstaltung und fasst sehr gut zusammen:
“Politische Korrektheit ist nicht das Problem”.

Wir können nicht die AfD und ihre Freunde als politische Brandstifter bezeichnen und dann die gleiche Sprache benutzen. Nicht die politisch korrekte Sprache ist das Problem. Das Problem sind diejenigen, die nicht in der Lage sind, eine unterhaltsame Rede zu halten, die ohne Beleidigung und Degradierung auskommt.

(…)

Ich fürchte, das Kernproblem ist ein anderes. Es geht um die hegemoniale Deutungsmacht. Wenn man jahrzehntelang gewohnt ist, dass man ohne Konsequenz tun und sagen kann, was man will, dann irritiert einen dauerhafte Kritik. Dann wirken diejenigen, die einen auffordern, das eigene Handeln zu überdenken wie eine Bedrohung.