Das Fotoprojekt #12von12: Am 12. eines Monats über den Tag Fotos machen, mit 12 davon im Blog den Tag dokumentieren. Hier werden die Teilnahmen gesammelt.

Ausgeschlafen. Da ich in der Nacht zuvor lediglich den Tisch abgedeckt und in Standardform gebracht hatte (von oval zu rund) sowie die Geschirrspülmaschine befüllt und angeschaltet, sah die Küche noch sehr nach Gästen aus. Mit diesem Rest befasste sich Herr Kaltmamsell (u.a. sind die Goldrandteller nicht Spülmaschinen-tauglich).

Mein Frühstückskaffee. (Herr Kaltmamsell nimmt seinen an seinem Schreibtisch.)

Wir hatten den Verdacht, dass die für die Amseln am Balkon ausgelegten Rosinen in den vergangenen Tagen in Krähenmägen verschwunden waren. Den beiden, die auf den Kastanien vorm Balkon saßen, legte ich Erdnüsse aus. Die ersten schnappten sie sich erst, wenn ich nicht mehr im Wohnzimmer war (im Gegensatz zu den anderen Vögeln begreifen die Krähen nämlich das Konzept Fenster und glauben mich nicht verschwunden, wenn ich die Balkontür schließe). Doch schon bei der dritten Runde Erdnüsse auf Balkonsims fürchtete sich zumindest eine der beiden nicht mehr vor mir.

Buch zwei der Wochenend-SZ. Ich habe den Eindruck, dass die Medien sich in den vergangenen Monaten hauptsächlich mit denen befasst haben, die sie als “vergessen”, “ausgegrenzt”, “abgehängt” bezeichnen – mit bösen weißen Männern. Die faktisch diskriminierten Bevölkerungsgruppen am Rand der Gesellschaft (in USA z.B. schwarze alleinerziehende Mütter, illegal Eingewanderte aus Mexiko) schienen nicht so berichtenswert. Da dies aber ein unbelegter, persönlicher Eindruck ist, misstraue ich ihm (Entscheidungen auf der Basis von Resentiments und Gefühlen sind eben genau keine gute Idee). Kennt irgendjemand Zahlen zur Berichterstattung in den deutschen Medien? Wie oft in welcher Kaufmedienart über welche US-Bevölkerungsgruppe berichtet wurde? Sie würden mich sehr interessieren.
Denn: Mussten diese weißen Männer wirklich Angst haben? Die FAZ beobachtet:
“Die Angst vor der weißen Wut”.
Auch als Präsident Obama gewählt wurde, hatten seine Gegner keine Angst. Ärger, Verachtung und eine Riesenwut, das ja. Aber niemand musste realistischerweise fürchten, ihm würde der Boden unter den Füßen weggezogen. Niemand musste fürchten, seine Art zu leben hätte in den Vereinigten Staaten keinen Platz mehr und dürfte mit keinem Schutz mehr rechnen. Kein mühsam erkämpftes, inzwischen verbürgtes Recht war in Gefahr, wieder entzogen zu werden. Niemand brauchte Angst davor zu haben, wegen seiner Rasse, seiner Herkunft, seiner Religionszugehörigkeit, seines Geschlechts oder seiner sexuellen Orientierung respektlos behandelt, ausgegrenzt, bedroht zu werden.

Raus an die Isar zum Laufen. Das Wetter war kalt und düster, doch fürs Gemüt brauchte ich dringend mal wieder entspanntes Traben in schöner Umgebung. Das immer noch leuchtende Restlaub hielt gut gegen den düsteren Himmel an. Leider habe ich davon nur ein Foto, denn mein 100% geladenes Smartphone ging bereits nach 20 Minuten, in denen ich es lediglich zweimal zum Fotografieren aktiviert hatte, wegen Akku leer aus. Ich habe ein Problem.
Auf dem Heimweg lief ich gleich mal beim Apple-Schrauber ums Eck vorbei – und stellte fest, dass er mittlerweile durch einen Friseur ersetzt wurde. Kann ich also erst nächste Woche anpacken.

Ich hatte Lust auf ein seltenes Vollbad. Bitte beachten Sie: Es handelt sich lediglich um eine perspektivische Täuschung, die das Buch mit Schaum bedroht.

Auch Frühstück hatte ich mir auf dem Heimweg geholt. Mit der knusprigen Kruste der Ciabatta-Semmel riss ich mir gehörig den Gaumen auf.

Die Bügelwäsche der vergangenen drei Wochen abgearbeitet (seine Hemden bringt Herr Kaltmamsell in die Reinigung – vier Hemden für acht Euro, selbst käme ich damit nicht mal auf Mindestlohn).
Ich hörte dabei das WDR-Radiofeature
“Spaniens geraubte Kinder”.
Dass im Spanien der Francozeit Regimegegnerinnen systematisch die Kinder weggenommen wurden, meist direkt nach der Geburt, ist ja eh ein immer noch unaufgearbeiteter Skandal. Doch dieses lukrative Geschäft wurde auch nach Ende der Diktatur weitergeführt, die katholische Kirche sorgte dafür. Man schätzt, dass insgesamt 300.000 Kinder betroffen sind. Margot Litten hat recherchiert, warum das bis heute keine rechtlichen Konsequenzen hatte, sprach mit Müttern auf der Suche nach ihren Kindern, mit Kindern, die ihre biologischen Eltern nicht kennen, mit Juristen, die vergeblich versucht haben, die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen. Und wir sprechen hier von einem EU-Staat im 21. Jahrhundert. Als erzählt wurde, wie eine 99-jährige und eine 100-jährige baten, dass ihre DNA archiviert werde, für den Abgleich mit künftigen Funden in Massengräbern, und wie sie abgewiesen wurden, fing ich fast zu weinen an. (Unter anderem weil ich buchstäblich keine Ahnung habe, wie viele Leichen meine eigene spanische Familie im Keller hat. Ich weiß ja nicht mal, auf welcher Seite welche Angehörige meiner Großelterngeneration im Bürgerkrieg gekämpft haben.)
Das Feature weist auch darauf hin, dass die Rolle der katholischen Kirche im spanischen Faschismus bis heute nicht aufgearbeitet ist (war eines meiner Magister-Prüfungsthemen, in den 21 Jahren seither scheint nichts vorangegangen zu sein). Fast nichts ist in Spanien aufgearbeitet: Das Amnestiegesetz, das seinerzeit eine ungehinderte transición in die Demokratie ermöglichen sollte, verhindert das bis heute.

Wir läuteten den Abend mit Manhattans ein.

Zum Nachtmahl gab es die Cocido-Reste vom Vorabend.

Und die Nachtisch-Reste.

Es gibt Schlafwandler. Und es gibt Zahnputzwandler.
§
“Trump confirms that he just googled Obamacare”.
“I Googled it, and, I must say, I was surprised,” he said. “There was a lot in it that really made sense, to be honest.”
Wann tritt er sein Amt an? 20. Januar? Dann hat er noch gut zwei Monate, sich in die Themen einzulesen, die er für seinen Wahlkampf zerfetzt hat. Prima. 