An jedem fünften des Monats fragt Frau Brüllen: Was machst du eigentlich den ganzen Tag? Die Antworten auf ihr WMDEDGT für August sammelt sie hier.
Spät aufgewacht, weil ich eine nächtliche Migräne und das sie stoppende Triptan ausschlief.
Morgenkaffee gekocht, damit auf den Balkon gesetzt, es war bereits um neun unerwartet warm. Blogpost zu Ende geschrieben (das meiste schreibe ich schon am Vorabend). Schlafzimmer und Wohnung stückchenweise für Übernachtungsbesuch vorbereitet. Mich gefreut, dass der Arm deutlich weniger schmerzte als am Tag zuvor.
Ich überlegte hin und her, wie ich den weiteren Tag gestalten sollte: Laufen oder nicht? Was wäre gut für den Nackennerv? Was ließ sich überhaupt unterbringen? Ich entschied mich gegen Sport und für Entspannung (nicht dass mir nicht sofort Erledigungen einfielen, die ich in der Zeit abhaken konnte, die ich durch den Sportverzicht gewann).
Also las ich erst mal die Twittertimeline der Nacht hinterher, blickte immer wieder auf und genoss den Ausblick vom Balkon. Die alten Kastanien bergen einen ganzen Kosmos:
– Meisen, die raschelnd an den Miniermottenlarven der Blätter knurpseln.
– Eichhörnchen, die einander den Stamm rauf und runter jagen, in einer Astgabel sitzen bleiben und Körperpflege treiben.
– Möglicherweise eine Spechtschmiede (nur gehört, noch nicht gesehen)
– Der Kleiber, der auf den Stamm einklopft (erschreckend, wie morsch und hohl manche dicken Äste klingen).
Dazu die Vögel am und unterm Meisenknödel. Kann jemand hier Singvogelsprache? Hat es Bedeutung, wenn eine Meise oder ein Buchfink die Kopffedern aufstellt?
Wohnung jetzt systematisch auf Übernachtungsbesuch vorbereitet: Wäscheständer abgeräumt und verräumt, Bügelwäsche versteckt, Esstisch abgeräumt (ohne Besuch räume ich Sets und Servietten nur einmal die Woche weg, Sonntagabend für Putzmannputzen am nächsten Tag) und entkrümelt, Gästebettzeug rausgesucht und bezogen, Nacht- und Morgendinge aus meinem Schlafzimmer in das von Herrn Kaltmamsell getragen, Küche von den Spuren des gestrigen Kochens befreit. Beim Küchenputzen mal wieder den Messerblock gründlicher gereinigt. Wieder wütend geworden bei der Erinnerung an den Kauf seinerzeit: Wie wir viel Geld für einen Messerblock ohne Messer hingelegt hatte, mehr als ein Block inklusive Messern gekostet hätte – weil wir bereits gute Messer besaßen und das Wegwerfen eines Satzes neuer Messer als unanständige Verschwendung ansahen. Die Perversität unseres Konsumsystems in a nutshell: Dass man so reich sein muss wie wir, um sich diese Sparsamkeit leisten zu können.
Geduscht, getrocknet, gecremt, geschminkt, Haare geföhnt (bei dieser Hitze würde sogar ich sie an der Luft trocknen lassen – sonst fürchte ich ja immer umgehend Lungenentzündung -, doch dann sehen sie so ausgefranst aus), angezogen, unter anderem die Sandalen, die ich nie trage, weil sie unbequem sind.
Einkaufsrunde in praller Sonne und bei großer Hitze in der Fußgängerzone: Laugenzöpferl beim Zöttl am Alten Peter, Obst am Standl Rosenstraße (am Sendlinger Tor gab’s heute keinen). In einem Blumenladen ein Alpenveilchentöpfchen als Mitbringsel für die abendliche Einladung zu einer Geburtstagsparty gekauft. (Wie sehr es mich irritiert, wenn Verkaufspersonal beim Bedienen eigentlich gerade in persönlichem Gespräch mit besuchenden Freunden ist und ich nie weiß, ob eine Bemerkung oder Frage nun an mich gerichtet ist oder zum Gespräch gehört.)
Völlig verschwitzt heimgekommen, die Sandalen endgültig aussortiert, weil selbst diese kleine Runde zu Blasen geführt hatte. Zum Frühstück Laugenzopf mit Tomatenscheiben (und dick Butter) sowie Nektarine, Aprikose, Feige mit Joghurt.
Übernachtungsbesuch kündigte sich für abends an, also hatte ich noch Zeit. Ich knetete Teig für Aprikosentarte, stellte diesen kühl. Dann ein Stündchen Siesta (im Bett von Herrn Kaltmamsell, weil meins ja schon besuchsfein war) mit einem interessanten Zeichentricktraum.
Aprikosentarte fertig gestellt und gebacken. Am Tisch im Wohnzimmer las ich Internet und die Wochenend-Süddeutsche, bis der Besuch klingelte. Mit der alten Freundin war ich wie schon bei den vergangenen Begegnungen innerhalb von Sekunden in tiefem Gespräch, fast hätten wir die Zeit vergessen – was schlecht gewesen wäre, denn wir waren spät abends auf einer Geburtstagsfeier eingeladen. Also zogen wir uns schnell um und machten uns fein, die Tarte nahm ich als Mitbringsel mit (und sprengte damit, wie mir später erklärt wurde, das gewohnte Konzept der Gastgeberin, die immer für eine so späte Zeit einlädt, dass die Gäste schon zu Abend gegessen haben, und nur Getränke anbietet).
Zur Feier konnten wir in nachlassender Hitze zu Fuß gehen, schon kurz nach unserer Ankunft ging ein Gewitterregen nieder. Angenehme Gespräche mit mir unbekannten Münchnerinnen und Münchnern, leider waren aber die Armschmerzen trotz Ibu mit Macht zurückgekehrt. Kurz vor Mitternacht spazierte ich durch feierndes Volk über nasse Straßen nach Hause.
Abschminken, Zähneputzen, dann versuchte ich neben Herrn Kaltmamsell eine Position zu finden, in der die Schmerzen mich schlafen ließen.
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Dass die Geschichte hinter der Bezeichnung Eisdiele interessant ist, wusste ich.
Neu war mir, dass auch Ice cream parlor solche eine hat:
“The Silent History of ‘Parlor'”. 