Archiv für August 2017

Journal Donnerstag, 17. August 2017 – Herausforderung Ernteanteil

Freitag, 18. August 2017

Der Wecker klingelte sehr früh, damit ich vor der Arbeit noch bei der Hausärztin das Rezept für mein Migränemedikament holen konnte, auch Urlaubsvorbereitung.

Über den Tag wurde es unangenehm heiß, auf dem Heimweg mit ein paar Besorgungen tropfte ich.

Geht gerade rum, auch ich machte Bekanntschaft mit einer gefälschten YouPorn-Rechnung.

Abends begann die Herausforderung: Der Ernteanteil dieser Woche, mitten in der höchsten Erntesaison, muss in 2,3 Tagen verfuttert werden. Denn dann sind wir weg.

Wir begannen mit einer großen Salatschüssel (Blattsalat, Tomaten, Gurke – mit Tahinidressing) und panierten Auberginenscheiben.

§

Sehr gern gelesen habe ich diesen Artikel über erfundene Berufe von Anthropologie-Professor David Graeber (vielleicht werde ich in meinem nächsten Leben doch nicht Tänzer/Tänzerin, sondern befasse mich hauptberuflich mit Anthropologie):
“Why Capitalism Creates Pointless Jobs”.

In the year 1930, John Maynard Keynes predicted that technology would have advanced sufficiently by century’s end that countries like Great Britain or the United States would achieve a 15-hour work week. There’s every reason to believe he was right. In technological terms, we are quite capable of this. And yet it didn’t happen. Instead, technology has been marshaled, if anything, to figure out ways to make us all work more. In order to achieve this, jobs have had to be created that are, effectively, pointless. Huge swathes of people, in Europe and North America in particular, spend their entire working lives performing tasks they secretly believe do not really need to be performed.

(…)

… rather than allowing a massive reduction of working hours to free the world’s population to pursue their own projects, pleasures, visions, and ideas, we have seen the ballooning not even so much of the “service” sector as of the administrative sector, up to and including the creation of whole new industries like financial services or telemarketing, or the unprecedented expansion of sectors like corporate law, academic and health administration, human resources, and public relations. And these numbers do not even reflect on all those people whose job is to provide administrative, technical, or security support for these industries, or for that matter the whole host of ancillary industries (dog-washers, all-night pizza deliverymen) that only exist because everyone else is spending so much of their time working in all the other ones.

These are what I propose to call “bullshit jobs.”

(…)

According to economic theory, at least, the last thing a profit-seeking firm is going to do is shell out money to workers they don’t really need to employ. Still, somehow, it happens.

(…)

… in our society, there seems a general rule that, the more obviously one’s work benefits other people, the less one is likely to be paid for it. Again, an objective measure is hard to find, but one easy way to get a sense is to ask: what would happen were this entire class of people to simply disappear? Say what you like about nurses, garbage collectors, or mechanics, it’s obvious that were they to vanish in a puff of smoke, the results would be immediate and catastrophic. A world without teachers or dock-workers would soon be in trouble, and even one without science fiction writers or ska musicians would clearly be a lesser place. It’s not entirely clear how humanity would suffer were all private equity CEOs, lobbyists, PR researchers, actuaries, telemarketers, bailiffs or legal consultants to similarly vanish.

Überlegen Sie allein mal, wie viele Job es inzwischen allein in der Meta-meta-Branche “Change Management” gibt, innerhalb von Unternehmen und als externe Beratungsfirmen!

§

Giardino hat Schiffsurlaub um schottische Inseln gemacht (selbst bezahlt, das muss man ja inzwischen explizit ergänzen) und die Reise in mehreren Teilen verbloggt – mit atemberaubenden Bildern.
Hier geht’s los.

Journal Mittwoch, 16. August 2017 – Fahrradgedanken

Donnerstag, 17. August 2017

Mittags hatte ich nochmal einen Termin bei der Anfasserin. Ich hatte geplant, mir für die Fahrten des Tages das Omafahrrad des Herrn Kaltmamsell auszuleihen, auf dem ich wegen aufrechten Sitzens den Kopf entspannter halten kann als auf meinem sportlichen Fahrrad mit seiner tiefen Kopfhaltung. Doch ich wachte zu Regenrauschen auf, befürchtete bereits, dass ich viel Fahrzeit mit dem Bus auf mich würde nehmen müssen. Netterweise hörte der Regen rechtzeitig auf, ich konnte radeln (allerdings nur für den Nacken bequemer, ich komme weiterhin nicht mit dem kurzen Abstand zwischen Sitz und Lenker zurecht).

Das Anfassen in der Mittagspause tat gut, vor allem merkte ich nochmal, wie viel besser als vor zwei Wochen der Schmerz inzwischen geworden ist. Ich befürchte nicht mehr, dass er mir den Wanderurlaub verderben wird.

Der Tag wurde noch sommerlich und warm. Zwar hatte ich fest vorgehabt, nach Feierabend des Rest Bügelwäsche wegzubügeln, doch dann derart keine Lust darauf, dass ich es bleiben ließ. Ich bin stolz auf mich.

Nachdenken über neues Fahrrad. Langsam brauche ich wirklich eines, reines Überholen einmal im Jahr reicht nicht mehr. Vergangenes Jahr hatte eine Bastlerin mich auf die Idee gebracht, mir ein Fahrrad um den picobello intakten vorhandenen Rahmen bauen zu lassen, und bislang bin ich immer am liebsten mit sportlichen Modellen gefahren. Doch wahrscheinlich ist es an der Zeit, mich nach wirbelsäulenfreundlichen Alternativen zu erkundigen.

Journal Dienstag, 15. August 2017 – Hirschgarten in Wandershorts

Mittwoch, 16. August 2017

Feiertag Mariä Himmelfahrt.
Ab sofort mache ich zwar Sportpause, um für den Wanderurlaub zu regenerieren und dem gereizten Nerv Heilzeit zu gönnen. Ein wenig sanftes Krafttraining wollte ich gestern aber doch machen, deshalb spaziert ich an den Ostbahnhof zu “BodyArt (m.Schwungphase)”. Ja, so habe ich auch geschaut.

Und da man ja auf einem Wanderurlaub auf keinen Fall ein Ausstattungsstück zum ersten Mal tragen sollte, testete ich die neuen Wandershorts.

Traumhaftes Sommermorgenlicht.

Die Sportstunde stellte sich als eine Art Speed-Yoga mit Wiederholungen heraus, ohne viel Erklärungen, und war ganz schön schweißtreibend. Allerdings für meine Halswirbelsäule gar nicht gut, unter anderem weil der Kopf viel überstreckt wurde. Auf dem Heimweg zahlte ich mit atemberaubenden Armschmerzen.

Nachmittags legte ich mich zu einer langen Siesta hin – dann war der Nackennerv zum Glück wieder wie vor der Turneinheit.

Ausführliches Bügeln, allerdings nicht bis zum Boden des Wäschebergs, bis ich mich mit Herrn Kaltmamsell per S-Bahn zum Biergarten Hirschgarten aufmachte – da war ich dieses Jahr noch gar nicht gewesen.

Wieder einen Tisch direkt am Gehege gefunden, Rehaugen und -schnauzen bewundert, die sich uns bettelnd entgegenreckten. Gefüttert wurden sie aber von Gästen ein paar Meter weiter, direkt unter dem Schild, auf dem ausführlich und innig darum gebeten wird, genau das nicht zu tun.

§

Christiane Frohmann hat einen Vortrag online gestellt, den sie im Mai auf den Solothurner Literaturtagen gehalten hatte:
“Wer verstehen will, muss mitspielen
Die Literatur erzeugt ganz selbstverständlich virtuelle Realitäten, doch kaum eine Branche tut sich so schwer mit „diesem Internet“. Eine Kritik der digitalen Performanz – und eine Aufforderung zum Mitspielen.”

Sehr interessant, gerade weil auch ich schon wieder beobachten muss, wie Menschen ohne eigenen Bezug zu Social Media in ihrem beruflichen Umfeld Unheil anrichten, weil sie glauben, durch das Lesen von drei Statistiken und einem Fachbuch die Social-Media-Geschicke lenken zu können.

Mithilfe von Kleists Marionettentheater-Aufsatz möchte ich Entwicklungen beschreiben, die ich in den letzten Jahren im Internet beobachtet habe. Ich greife dabei nicht auf den Teil mit den Marionetten zurück, sondern allein auf die Dornauszieher-Szene, wo es darum geht, dass jemand unbewusst sehr graziös ist, diese Grazie aber, sobald sie ihm bewusst wird, verlieren kann. Etwas Ähnliches ist auch mit vielen Flow-Menschen im Internet geschehen.

Das Netz wirkt immer da und dann graziös, wenn sich alle miteinander der Performanz überlassen, neue Formen von Erfahrung, Ästhetik und Nähe zulassen, dies kann unbewusst oder reflektiert geschehen. Das Netz erscheint plump und wird faktisch böse, wo es hermeneutisch rückgekoppelt wird – im ersten Falle unbewusst, im zweiten manipulativ.

Menschen, die sich im digitalen Flow durch günstige Umstände wie ein Fisch im Wasser bewegen können, sind dem unbewusst graziösen Dornauszieher bei Kleist vergleichbar. Dieser ist durch seine Naivität anziehend, er weiß nicht, was er tut, und er sieht dabei gut aus. Dieser Zustand ist nach innen und außen angenehm, der Dornauszieher ruht unzerrissen in sich selbst und löst bei Betrachtenden Wohlgefallen aus. Im Internet waren viele Menschen in den späten Nuller- und frühen Zehnerjahren in dieser Phase, als in den sozialen Netzwerken die Grenzen verwischten zwischen Stars und Normalsterblichen, professionell und einfach so Schreibenden, Privatmenschen und öffentlichen Personen, biologisch Älteren und Jüngeren. Menschen poetisierten damals vor aller Augen virtuell, glaubten an Post Privacy und an gerechtere Gesellschaftsstrukturen, die sich antihierarchisch herausbildeten. Ein paar Jahre lang fühlte sich das Internet an wie Woodstock oder die Love Parade

Doch klugerweise plädiert Frohmann durchaus dafür, sich offen mit dem beständigen Wandel des Web auseinander zu setzen.

Wer (…) klagt, wie es in Deutschland so mancher im 20. Jahrhundert groß gewordene Indiemusiker tut, die Jugend habe keine „richtigen“ Bands oder Überzeugungen mehr, sagt performativ in der Mehrheitswirklichkeit von heute: Ich bin ein alter Sack, denn ich habe den Anschluss verloren. Weil er aber ein prominenter alter Sack ist, der für die Coolness von früher steht, werden sich im Netz immer genügend Menschen finden, die seine Tiraden teilen und liken, immer wieder, was diese zunehmend plausibler klingen lässt.

§

Dass Sexismus in der Spitzengastronomie großen Einfluss hat, ist nicht neu. Kürzlich wurde das offensichtlich, als das Magazin Rolling Pin eine Liste mit den „50 besten Köchen Deutschlands“ veröffentlichte – 48 davon weiß und männlich.

Ein Interview zum Phänomen in Edition F:
“Mary Scherpe: ‘Manche glauben wirklich, dass es so wenige Köchinnen gibt, weil die Pfannen zu schwer sind’“.

Journal Montag, 14. August 2017 – Urlaubstag mit Wandervorbereitung

Dienstag, 15. August 2017

Freier Brückentag oder wie es bei mir in der Arbeit heißt: “Betriebskalender.” (Andererseits…)

Plan war ein Urlaubstag mit Herrn Kaltmamsell: Aushäusig frühstücken, noch ein wenig Wanderausstattung kaufen, rumsandeln, Wanderurlaub vorbereiten. Dafür wurde uns ein herrlicher Sommertag präsentiert.

Zum Frühstücken spazierten wir ins Maria, von dessen nah-östlich beeinflussten Frühstücken ich gelesen hatte.

Das orientalisch gewürzte Rührei mit Schafskäse, der Humus, das Tabuleh, die Oliven und der Aprikosenfrischkäse schmeckten ganz hervorragend.

Zu Fuß mischten wir uns dann unter die vielen, vielen Münchenbesucher und gingen zur Münchner Freiheit: Gärtnerplatz, Viktualienmarkt, über die Maximilianstraße zum Hofgarten, durch den Englischen Garten bis zur Höhe Nikolaiplatz.

Ich habe jetzt eine kurze Wanderhose. In beige. (Meine Entschuldigung: Sommerware war schon weg, das war das einzige verbliebene Modell  in dem einen Geschäft, in das ich ging. Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich wegen einer kurzen Wanderhose in mehr als einen Laden gehe, der auf Wanderkleidung spezialisiert ist?)

Für den Kauf einer Trinkflasche zum Umhängen nahmen wir die U-Bahn zum Isartor. Mein Ziel war ja so eine Flasche wie aus dem Western gewesen: Eine hohle Scheibe aus Alu, vorn und hinten Filz – Sie wissen doch, was ich meine! Gibt’s aber nicht. Zumindest fanden wir eine leichte Flasche zum Umhängen; ich möchte nicht für jeden Schluck den Rucksack abnehmen oder meinen Begleiter um Anreichen bitten müssen, gleichzeitig will ich die Hände frei haben.

Ausruhen mit einer Rhabarberschorle (als Schorle mag ich den Geschmack) auf dem Kulturstrand beim Deutschen Museum. Nach Hause spazierten wir wieder.

Auf dem Balkon arbeitete ich endlich die Unterlagen des Wanderurlauborganisators durch. Ja, die Tagestouren zwischen 19 und 29 Kilometern Länge an der Costa de la Muerte lassen sich machen, die Informationen sind sehr ausführlich. (Um den letztjährigen Wanderurlaub durch die Cotswolds hatte sich ja Herr Kaltmamsell gekümmert, An- und Abreise sowie jede Etappe sorgsamst vorbereitet – ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich dieses Jahr so liederlich bin.) Wanderstöcke werden in den Unterlagen nachdrücklich empfohlen, es kann wohl steil werden. Aber damit habe ich keine Übung, und die hole ich mir nicht auf einer einwöchigen Fernwanderung.

§

Zadie Smiths Roman Swing Time, mittlerweile nominiert für den Booker Prize, ist jetzt auch in deutscher Übersetzung (von Tanja Handels) herausgekommen. In diesem Post ganz unten habe ich ihn empfohlen.

Für die FAZ hat sich Anne Ameri-Siemens mit der Autorin unterhalten:
“‘Wir waren blind und naiv'”.

Journal Sonntag, 13. August 2017 – Ausflug in die Sommerfrische

Montag, 14. August 2017

Gestern kehrte der Sommer zurück – das passte ausgezeichnet, weil ein Ausflug mit meiner Leserunde in die Sommerfrische an den Chiemsee geplant war.

Zunächst aber verbloggte ich ausführlich den Vortag, dann machte ich mich lauffertig. Vor zehn war der Englische Garten noch ganz wunderbar leer, ich freute mich an den riesigen Polizeipferden, die gerade Streife schritten.

Die Isar stand hoch, überschwemmte aber nicht.

Als ich anderthalb Stunden später wieder durch den englischen Garten und den Hofgarten kam, waren beide dicht bevölkert. Ich musste Slalom laufen, und der gesamte Quadratkilometer Fläche unterm Monopteros war von Musik bewummert – beim Haus der Kunst abgelöst von Akkordeonspielern und Fahrradrikscha-Musikanlagen. Ich verstehe den Eindruck, dass München zu voll wird.

Zum Frühstück aß ich restliche Nudeln mit Lachs vom Vortag, dann machte ich mich mit Herrn Kaltmamsell zum Bahnhof auf. Mit zwei Mitlesenden fuhren wir an den Chiemsee (ein wenig Gehackel mit Reisenden, die auch in vollen Zügen allein mit einem Koffer einen Vierersitz belegen, und die ich mit “Kann ich Ihnen helfen, den Koffer ins Gepäckfach zu heben?” zur Freigabe brachte – zum Teil). Dort Kaffeeundkuchen bei weiteren Mitlesenden, kurzes Gespräch über Margaret Atwoods The Heart Goes Last: Wir waren uns einig, dass der Roman richtig schlecht war – planlose Handlung, platte und uninteressante Charaktere, unbeholfene Sprache, dilettantische Brüche in der Erzählstimme. Eine Mitleserin äußerte den Verdacht, dass Atwood den Roman in einem Schreibkurs von acht Kursteilnehmenden nacheinander hatte schreiben lassen und jeder für seinen und ihren Teil immer nur die letzte Seite des Vorschreibenden gesehen hatte.

Viel schöner war der anschließende Ausflug auf die Ratzinger Höhe (wir hatten zwei Autos zur Verfügung, so ging das).

In der Abenddämmerung Heimfahrt im völlig überfüllten Zug aus Salzburg.
In Münchens Mitte herrschte milde Sommernacht.

Journal Samstag, 12. August 2017 – #12von12 Sugoeinkochen 2017

Sonntag, 13. August 2017

Ein freier Tag, ich kann mal wieder an #12von12 teilnehmen.

Das Hereinholen der Wochenendzeitung brachte mich gleich mal zum Augenrollen: “Ob beim Staatsbesuch oder bei den Affen im Zoo: Oft verraten Gesten, worum es wirklich geht.” Das seriöseste Thema in der Kommunikationswissenschaft gleich nach Phrenologie und Horoskopen.

Nach über einer Woche Schmerz-bedingter Sportpause fing ich wieder vorsichtig an: Heimischer Crosstrainer mit Musik auf den Ohren – das Smartphone mangels Halterung am Körper in einer Tasche. Im Sport-BH hält das Telefon als Musikträger zwar, wird aber an mir Superschwitzerin zu feucht.

Ausblick bei 80 Minuten Strampeln. Die Kastanien sind bereits durch die Miniermotten verherbstelt.

Fahrradfahren traue ich mich hingegen noch nicht, das Hochgucken überm Lenker belastet den Wirbel mit beengtem Nerv zu sehr. Zum diesjährigen Sugo-Einkochen mit dem Kartoffelkombinat nahmen Herr Kaltmamsell und ich die U-Bahn (wegen Umbaus sind die Bilder im Bahnhof schon von der Wand genommen). Unser Ziel war eine Kantinenküche in Obersendling.

Mit diesem wundervollen, frisch geernteten Gemüse aus unserer eigenen Gärtnerei ging es los.

Ein Trupp Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftler schnippelte das Gemüse, das zum Teil (Auberginen, Zucchini) gleich vorgeröstet wurde.

Selbst war ich nach zwei Jahren Schnippeleinsatz diesmal in der Küche beim Kochen und Abfüllen eingeteilt. Gestern stand das Basissugo auf dem Plan, am Sonntag sollten aus dem auch gestern schon geschnippelten und vorgeröstetem Gemüse auch Varianten werden.

Die Tomaten wurden erst mal im Riesenkessel eingekocht, dann gewürzt. Umfüllen in Töpfe auf dem Herd, nochmal aufkochen, abfüllen. Von vorne.

Mir fiel auf, wie sehr wir alle als Kinder der Industrialisierung (na gut: als Ururururenkelinnen) auf Effizienz und Optimieren von Arbeitsabläufen geeicht sind. Jede und jeder hat das Bedürfnis, die Zeit und die Ressourcen zu nutzen, möglichst viel aus Mensch und Material herauszuholen. Ich nehme an, dass es vor… sagen wir 400 Jahren in einer Werkstatt noch anders zuging, dass mit anderen Zielen und Idealen gearbeitet wurde.

Fertig abgefüllter Sugo. Gläser und Deckel hatten vorher eine Station in der Spülmaschine nebenan durchlaufen, wir füllten möglichst heiß ab (ich zog mir zu meiner Überraschung am linken Daumen eine Brandblase von den heißen Gläsern zu, auf die ich eine Zeit lang Deckel schraubte – trotz Handschuhen).

Um 18 Uhr löste uns die Nachtschicht ab.

Wir kamen sehr hungrig nach Hause, deshalb plante Herr Kaltmamsell um und verschob die eigentlich vorgesehenen Bratkartoffeln, kochte die schneller servierbaren Nudeln mit Chinakohl (aus Ernteanteil) und Räucherlachs.

§

Wer die gestrige Einkochaktion in Bewegung sehen will: Vorstand Daniel hat mit Chefkoch Felix ein Filmchen davon gedreht (spot the Kaltmamsell!).

Bild: Herr Kaltmamsell

§

Wie wenig über Polen als Einwanderer nach Deutschland gesprochen wird (nach Türken die zweitgrößte Gruppe), merkt man erst jetzt, wo es doch jemand tut. Emilia Smechowski hat Wir Strebermigranten veröffentlicht und damit bei vielen eingewanderten Polinnen und Polen etwas ausgelöst.

Alexandra Tobor, die vor fünf Jahren etwas Ähnliches, bloß ganz Anderes mit ihrem Roman Sitzen vier Polen im Auto gemacht hat, denkt darüber nach, was die Unsichtbarkeit von Polen als Einwanderer in Deutschland auslöst:
“Made in Poland”.

(Auch mir ist aufgefallen, dass die spanische Seite meiner Herkunft in meiner Umgebung immer sehr viele Assoziationen auslöst, die polnische allerdings fast immer unkommentiert bleibt.)

Journal Freitag, 11. August 2017 – Trübe und ereignisarm (Überschriften? Kann ich.)

Samstag, 12. August 2017

Ein düsterer, regnerischer Tag, außerdem empfindlich kühl: Unter meinem Kleid trug ich Strumpfhosen.

Nochmal dichte Arbeit, ich hatte einen Termin einzuhalten. Dennoch pünktlicher Feierabend.

Ich freue mich jedesmal wieder über die individuellen Motive mit Max Maulwurf – der bei der Deutschen Bahn einen eigenen Web-Bereich hat. (Jetzt weiß ich endlich, wer den zeichnet: Erfunden von Illustrator Prof. Wolf Erlbruch aus Wuppertal, heute gezeichnet von Fritz Reuter aus Stuttgart.)

Auf meinem Heimweg ging ich beim Hertie am Bahnhof vorbei (wie so viele Münchnerinnen habe ich aufgehört, die Besitzer- und Markenwechsel dieses Kaufhauses mitzumachen, “Hertie am Bahnhof” ist eindeutig), um in der Kurzwarenabteilung endlich ein Ersatzteil für meinen kaputten BH zu besorgen (der Änderungsschneider hatte mir seinerzeit beschieden, dass er das Kleidungsstück reparieren könne, wenn ich die Öse mitbringe). In einem Anfall von Effizienz ging ich anschließend an der Änderungsschneiderei vorbei, doch sie macht gerade Sommerferien.

Große Erleichterung über die anstehenden vier freien Tage (wg. Brückentag vor Mariä EinschulungHimmelfahrt).

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell köstliches Rindfleisch mit ebenso köstlichem Linsen-Auberginen-Gemüse. Früh ins Bett.

§

Die Neurobiologin Natalie Matosin über “Getting science from Einstein to your Granny”. Wie inzwischen die meisten TEDx Talks eher aufs Allerschlichteste runtergekocht, dennoch mit schönen Schlüssestellen, z.B.

The difference between “I believe” and “I seem to understand”.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/DORksPyelpE

via @maxplanckpress

Ich bin weniger optimistisch als Matosin, dass die Gesellschaft sich für die Hintergründe wissenschaftlicher Erkenntnisse interessiert oder auch nur für den grundsätzlichen Prozess, der diesem Erkenntnisgewinn zugrunde liegt: Es ist nämlich anstrengend, sich damit auseinander zu setzen, und der Mensch strengt sich nicht gerne an. Das heißt allerdings nicht, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich nicht bemühen sollten, ihre Arbeit zu erklären – denen, die sich interessieren.

Ich stimme Matosin zudem zu, dass wir als Gesellschaft die Möglichkeit und Pflicht haben, durch die Wahl unserer Regierungen Einfluss zu nehmen.
Hier ist ihr Blog, von dem sie spricht.