Archiv für Februar 2018

Journal Dienstag, 6. Februar 2018 – Evidenz für Weltuntergang durch Technik

Mittwoch, 7. Februar 2018

Ein weiterer frostiger Tag mit Sonne dazwischen.
Zu Mittag am Schreibtisch Kartoffelsalat, nachmittags Banane mit Hüttenkäse, damit ich auf der Einkaufsrunde nach Feierabend nicht hungere und am End’ Blödsinn kaufe.

Leichte und veschiedene Muskelkater von Sport am Sonntag und Montag, ich akzeptiere nach Monaten, dass die LWS-bedingten Hüftschmerzen sich erst mal dauerhaft eingerichtet haben (so lange ich nur alle paar Wochen eine Ibu brauche, damit sie mich nicht vom Schlafen abhalten, kann ich damit leben).

Am Wochenende hatte ich angekündigt, das Weißkraut aus Ernteanteil zu einem Krautstrudel aus Österreich vegetarisch zu verarbeiten – wie so oft war es dann doch Herr Kaltmamsell, der sich tatsächlich aufraffte.

Im Bett wieder mal begonnen, einen alten Bekannten wiederzulesen (so komme ich natürlich zu nichts, wenn ich wiederlese statt all die spannenden Bücher neu zu lesen, die ich auf Stapeln und Listen habe): Sue Townsend, The Secret Diary of Adrian Mole aged 13 3/4. Mich gleich wieder an der wunderbaren indirekten Charakterisierung und Informationsvermittlung durch die komplett unzuverlässige Erzählinstanz gefreut.

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Evidenz – das Zauberwort für Leute wie mich, die zwar genauso gerne rummeinen wie alle anderen, bei Klagen über Untergang der Zivilisation durch Technik und damit verbundenen Aufrufen zu Protest oder Gegenwehr gerne erst mal für die benannten Missstände Belege sähen, die sie dann “handfest” nennen.

Deshalb freute mich Andrea Dieners FAZ-Artikel zu einer Tagung über deutsche Schreibschulen, “Irgendwie radikal, politisch und rebellisch soll es halt schon sein” (online nur gegen €):

Von 1995 an, also seit Eröffnung des deutschen Literaturinstituts in Leipzig, geistert die Befürchtung durch die Feuilletons, eine Schreibausbildung forme eine typische Ästhetik und befördere vor allem Autoren, die nichts selbst erlebt hätten.

(…)

Die Forschungslage dazu ist erstaunlicherweise dünn bis nicht vorhanden, die Feuilletondebatten dazu sind umso meinungsstärker.

Und deshalb freut mich der Hinweis von @kathrinpassig auf einen Artikel in Wired über “Tech Addiction”:
“It’s Time For a Serious Talk About the Science of Tech ‘Addiction'”.

Kurzfassung:

What you’re missing, he says, is the only thing that matters: direct evidence.

Die interessante Analogie, die hier zu Arbeitszwecken gewählt wird:

Of course, we’ve been here before. Anxieties over technology’s impact on society are as old as society itself; video games, television, radio, the telegraph, even the written word—they were all, at one time, scapegoats or harbingers of humanity’s cognitive, creative, emotional, and cultural dissolution. But the apprehension over smartphones, apps, and seductive algorithms is different. So different, in fact, that our treatment of past technologies fails to be instructive.

A better analogy is our modern love-hate relationship with food. When grappling with the promises and pitfalls of our digital devices, it helps to understand the similarities between our technological diets and our literal ones.

Denn selbstverständlich gibt es ja Essstörungen – doch wir würden niemanden als essgestört bezeichnen, weil sie mehrfach am Tag ganz dringend Nahrung haben wollen.

Die Datenlage zur angeblich zerstörerischen Wirkung von Kommunikationstechnik und daraus abgeleitete Kausalitäten sind nämlich mehr als wacklig, z.B. die viel verbreitete Beobachtung, Social Media mache Jugendliche depressiv.

“I have the data set they used open in front of me, and I submit to you that, based on that same data set, eating potatoes has the exact same negative effect on depression. That the negative impact of listening to music is 13 times larger than the effect of social media.”

In datasets as large as these, it’s easy for weak correlational signals to emerge from the noise. And a correlation tells us nothing about whether new-media screen time actually causes sadness or depression. Which are the same problems scientists confront in nutritional research, much of which is based on similarly large, observational work. If a population develops diabetes but surveys show they’re eating sugar, drinking alcohol, sipping out of BPA-laden straws, and consuming calories to excess, which dietary variable is to blame? It could just as easily be none or all of the above.

Journal Montag, 5. Februar 2018 – Neue Sportkultur

Dienstag, 6. Februar 2018

Ein kalter Tag, auf dem Weg in die Arbeit knirschte Frost unter meinen Stiefeln. Doch es schien auch die Sonne und war noch nicht dunkel, als ich um halb sechs zum Sport ging.

Nämlich zur ersten Step-Stunde in neuer Umgebung. Sie war in Ordnung, die Schau stahl der Gymnastikraum aus dem 19. Jahrhundert, in dem sie stattfand. Zuvor hatte ich mich auf einem Crosstrainer warm gestrampelt; er stand auf einer Galerie über der großen Turnhalle, in der gerade interessanter Gruppensport stattfand – könnte ich auch mal mitmachen.

Auch Umkleide und Duschen sind anders, als ich sie vom Fitnessstudio gewohnt bin: deutlich größer, zwischen den Spinden stehen Bänke mit Kleiderhaken und erinnern mich an den Schulsportunterricht. Klar müssen sie größere Menschenmengen abfertigen, die sich zwischen den verschiedensten Sportarten kreuzen. Zum Beispiel musste ich mich sehr zusammenreißen, die jungen Fechterinnen nicht anzustarren – zum einen finde ich Fechterinnen toll, zum anderen war ich neugierig, aus welchen Details ihre Sportkleidung wohl besteht. Das werde ich durch diskretes Rüberlinsen schon noch herausfinden.

Unerwarteterweise war Herr Kaltmamsell an diesem Abend daheim (kurzfristig abgesagte Verabredung). Zu dem Kartoffelsalat, den ich am Vorabend vorbereitet hatte, hatte er Würschtl mitgebracht.

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Welche verheerende Folgen Tabus haben können – und wie ein Mann in Indien durch die Entwicklung preisgünstiger Monatsbinden Geschichte schrieb. Aus der jetzt ein Film wird:
“India’s sanitary towel hero Pad Man bound for Bollywood glory”.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/-K9ujx8vO_A

via @MlleReadOn

Journal Sonntag, 4. Februar 2018 – Isarlauf im Schnee und Phantom Thread

Montag, 5. Februar 2018

Aussssgeschlaaaaafennnnn…
Das war schön.

Nach dem Bloggen machte ich mich auf zum Isarlauf, endlich wieder. Es wirbelten kleine Schneeflocken, doch die Luft war nicht frostig. Ich lief zwei Stunden lang, entspannt und nahezu schmerzfrei – Wohltat vor allem für meine Seele, es gab Einiges aus den vergangenen beiden Wochen zu verarbeiten.

Schreck über den vielen Windbruch zwischen Thalkirchen und der Großhesseloher Brücke: So viele gefällte Bäume!

Auf dem Südfriedhof setzten die Krokusse bereits großflächig zum Tanz an.

Am Westermühlbach (pst: der Bach, der sichtbar durchs Glockebachviertel fließt, heißt nicht Glockenbach – Klugscheißermunition, bitte gerne) flächendeckend Winterlinge, mit leicht pikiertem Blick auf den Schnee.

Ich bekam sogar ein bisserl Sonne.
Auf den letzten Metern Semmeln besorgt, daheim gefrühstückt.

Im City-Kino ums Eck Phantom Thread angeschaut. Hm, ein bisschen mehr Geschichte hätte es schon sein dürfen, und so gut Vicky Krieps als Alma besetzt war (weil keine Filmschönheit) und schauspielte: Diese zentrale Figur ist dem Drehbuch praktisch keinen Hintergrund wert. Die interessantere Beziehung ist ohnehin die zwischen der Hauptfigur Reynolds und seiner Schwester Cyril.
Als ich vor ein paar Wochen den ersten Trailer des Films sah, konnte ich schier nicht glauben, dass Uber Method Actor Daniel Day-Lewis ausgerechnet damit seine Laufbahn beenden wollte (andererseits hat er ja auch Last of the Mohicans gemacht, den ich ihm immer noch nicht verzeihe): Die abgenudelte Künstler-und-seine-Muse-Arie? Klar spielt er großartig, kann er ja gar nicht anders – doch tatsächlich hätte mich mehr beeindruckt, wenn er zum Abschied irgendwas ganz Gewöhnliches gespielt hätte, zum Beispiel einen überforderten Familienvater wie George Clooney in The Decendants. Verdacht: Day-Lewis wollte nach Schuhmachen und Metzgern auch noch das Schneiderhandwerk lernen, und Phantom Thread gab ihm den Vorwand dafür.
Schöne orchestrale Musik passend zur Zeit der Handlung von Jonny Greenwood.

Als ich aus dem Kino kam, hatte es nochmal geschneit (und war um halb sechs noch nicht ganz dunkel \o/).

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Die lange Geschichte einer Drogenkrankheit, erzählt von dem Fotojournalisten, der in den 1990 Obdachlose fotografierte und eine ikonische Aufnahme machte.
“The search for Jackie Wallace”.

A New Orleans football legend reached the pinnacle of the sport.
Then everything came crashing down.
This is the story of his downfall, redemption – and disapperance.

via @ankegroener

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Hier beschreibt Kathrin Passig am konkreten Beispiel, wie Menschen Computerprobleme lösen, die von kompletten Nullcheckerbunnys wie mir für Expertinnen gehalten werden – weil Dinge nach ihrem Eingreifen funktionieren, die vorher nicht funktionierten.
“Debugging ohne Kapuzenshirt und Ahnung (dafür mit Blasmusikbegleitung)”.

Das deckt sich mit der wiederholten Antwort auf meine lernwillige Frage: “Wie hast du das jetzt gemacht?” Ehrliche Menschen antworten darauf nämlich meist: “Ich habe alle Menüpunkte mal aufgemacht und so lange rumprobiert und rumgeklickt, bis es wieder funktionierte.” (Wobei, wie Anne Schüßler zitiert wird: “Natürlich hilft es, wenn man sich ein bisschen auskennt”.)

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Was man im Marketing über andere Kulturen lernen kann – zum Beispiel wenn Kampagnen überhaupt nicht funktionieren:
“Aiming at China’s Armpits: When Foreign Brands Misfire”.

via @kscheib

Journal Samstag, 3. Februar 2018 – Nichtengeburtstag und Stadtteilsemiotik

Sonntag, 4. Februar 2018

Wecker gestellt und arbeitsfrüh aufgestanden, weil ich zum Nichtengeburtstag zum Frühstück eingeladen war. Austausch mit Herrn Kaltmamsell über die erste Folge Monaco Franze, die wir uns am Vorabend angesehen hatten: Darin analysieren Franz Münchinger und sein Kollege Kopfeck, wo die junge Frau wohnen könnte, die Franz am Vorabend angesprochen hat. Es ist hochinteressant, welche ihrer Eigenschaften sie welchem Münchner Stadtteil zuordnen, bis sie in ihrer Analyse zur Gewissheit kommen, dass sie am Harras wohnen muss. Umgekehrt überlegt dann die Elli mit ihrer Kollegin, wo wohl der Herr wohnt, der sie angesprochen hat – auch hier hochinteressante Zuordnung von Detailbeobachtungen am Menschen, (deren Fehlinterpretation,) und Münchner Gegend. Ich frage mich, ob alteingesessene Münchnerinnen oder Münchner das heute auch noch könnten oder auch nur versuchten – lesen hier welche mit und können das beantworten?

Abgesehen davon war ich beim Monaco Franze-Schauen ganz begeistert gewesen, wie gut sich die Serie gehalten hatte, von Geschichte und Erzähltechniken über Dialoge bis Schauspielerei.

Auf der Bahnfahrt sah ich dekorativen Schnee in Ackerfurchen, und wenn ich ein Symbol für die Landschaft vorzeigen sollte, die für mich Herkunft/Heimat bedeteutet, würde ich auf Hopfengärten deuten.

Es war ein schönes Geburtstagsfrühstück, die Nichte hatte das Buffet zu ihrem 13. selbst geplant und ihrer Mutter sogar Einkaufslisten bereit gestellt. Es war viel Familie da, dazu kam die Taufpatenfamilie.

Heimfahrt am frühen Nachmittag, das ließ mir genug Zeit zum Bügeln und für die Lektüre von Deborah Feldmans Unorthodox, über das wir in unserer Leserunde sprechen werden.

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Das Propagandaplakat mit Rosie the riveter (“We Can Do It!”) wurde ikonisch. Die New York Times zeichnet detailiert die Suche nach dem Vorbild für das Poster nach – anlässlich ihres Todes.
“Naomi Parker Fraley, the Real Rosie the Riveter, Dies at 96”.

Journal Freitag, 2. Februar 2018 – Apple Crumble und Beifang aus dem Internet

Samstag, 3. Februar 2018

Mannmannmann: Schon wieder ein Morgen, an dem ich nach eigentlich reichlich Schlaf vom Weckerklingeln völlig erschlagen wurde, an dem ich auf dem Weg in die Arbeit durchs Elendgefühl plante, was ich alles schnell noch abarbeiten musste, um mich dann doch krank ins heimische Bett abzumelden. An dem ich kaum geradeaus schauen konnte. Vielleicht einfach eine neue Schattierung Migräne?

Und an dem ich im Büro selbstverständlich jedes freundliche “Wie geht’s?” und “Alles klar?” mit “Gut, danke!” und “Bestens!” beantworten.

Doch es gibt eine gute Nachricht: Diesmal habe ich mich wirklich nach zwei Stunden allernötigster Handgriffe krank gemeldet und bin heim gegangen! (Wir alle wissen, dass jede unvorhergesehene ambulante Bitte das verhindert hätte, aber ein bisschen Glück gehört halt immer dazu.)

Daheim gegen den knurrenden Magen Porridge gekocht, dann ins Bett gelegt und bis in den Nachtmittag geschlafen. Dem immer stärkeren Kopfweh mit einer Ibu Einhalt geboten.

Abends kochte Herr Kaltmamsell wieder aus dem Kochbuch Samarkand, es gab Seidenstraßen-Fleischpflanzerl: Leider schmeckte man die reichlichen Pistazien überhaupt nicht, wir waren uns einig, dass wir türkische Köfte, griechische Bifteki und allem voran bayerische Fleischpflanzerl bevorzugen.

Zum Nachtisch servierte ich Apple Crumble. Eigentlich ein Non Recipe, aber weil ich doch immer erst mal in meinen Notizen (die mir einst die Engländerin Helene diktierte) nachschaue, schrieb ich doch mal auf, wie ich Crumble inzwischen immer mache.

Nicht gerade die fotogenste Speise.

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Julia von German Abendbrot versucht seit einiger Zeit gezielt, Plastik beim Einkauf zu vermeiden – um den Preis, dass sie deutlich mehr Geld für Obst und Gemüse ausgibt. Sie schreibt darüber in
“Lieblinge im Januar”.

Wie bei so Vielem gibt es meiner Erfahrung nach keine Pauschaltipps, jede muss selbst nach Möglichkeiten suchen. Mir ist die Plastikvermeidung ebenfalls schon lange ein Anliegen. Einfach macht es mir, dass unser Ernteanteil aus dem Kartoffelkombinat natürlich weitgehend unverpackt kommt. Die Ausnahme sind Blattsalate, also Einzelblätter, und Spinat; gründliche Berechnungen der Gesamt-Umweltbelastung durch die ganze Produktions- und Verwertungskette haben ergeben, dass dünne Plastiktüten hier umweltfreundlicher sind als Papiertüten (die zudem durchweichen können) – weswegen ich zum Beispiel der Biosupermarktkette Basic unterstelle, dass sie in ihren Obst- und Gemüseabteilungen nur aus Marketinggründen Papiertüten statt dünner Plastiktüten zur Verfügung stellen (die ich daheim sofort zum Papiermüll lege, weil ich keine Verwendung dafür habe).

Sonstiges Gemüse und Obst kaufe ich fast ausschließlich in den Obst- und Gemüseläden im Bahnhofsviertel ein: Alles offen und preisgünstig, das meiste kann ich sogar ohne dünne Plastiktüte (die ich bis zum Verschleiß wiederverwerte) abwiegen lassen. Der Preis dieser Plastikvermeidung: Die Ware ist nur in Ausnahmefällen bio. Leider habe ich keine Möglichkeit, die Gesamtumweltbelastung meines Handelns durchzurechnen.

Getränke (Soft Drinks, Sprudelwasser, Saft) besorge ich so oft es geht in Glasflaschen, sonst in mehrfach verwendbarem PET, nie in Einwegplastik.

Wenn ich in unseren Recyclingeimer schaue, verursachen wir am meisten Plastikmüll durch Milchprodukte (fast ausschließlich Bioware, und die ist außer Milch meist in der Kombiverpackung aus dünnem Plastik und stabilisierender Pappe abgefüllt) und Süßigkeiten.

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Ein Interview in der New York Times mit Naomi Alderman:
“Naomi Alderman on the World That Yielded ‘The Power’”.

Do you think that you are so exceptional that if you had been born a German in the 1930s, you would have understood immediately that Lebensraum was a lie? That you would have tried to assassinate Hitler? Do you believe that your ethics are so exceptional that you would immediately have rebelled?

If you and I lived in a world where women were dominant, would you be telling yourself: This is very unjust; I will fight for the rights of men?

If we lived in the world of the power, I don’t think I would be magically excluded from the way the world operates. I don’t think I can say I would have been the enlightened person. With or without the power, I behave the way the system teaches me to behave.

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In der aktuellen Debatte um einvernehmlichen Sex vs. sexuelle Gewalt (#metoo) fiel schon bald die Kluft zwischen den Generationen auf: Hier der third wave feminism, dort die 68er Feministinnen. Ein Essay von Van Badham im Guardian geht den Ursachen nach; die für mich überzeugende Grundthese verrät der Titel:
“That’s patriarchy: how female sexual liberation led to male sexual entitlement”.

The Deneuve/Greer analysis originates from a period in which having casual sex, multiple partners and sex outside of marriage were acts in defiance of old patriarchal taboos. We forget, in the west, just how transformative the past few decades have been.

(…)

For feminists who survived those generations, it must seem extraordinary to have battled at such risk for liberation to hear younger women discuss sexual contracts, a desire for boundaries, a wish not to be sexualised by men in their lives. Given the emergence of their generation from socially-enforced cocoons of sexual repression, where actual laws existed to culturally erase women’s sexuality, it must look like regress to older women.

But what has happened in the intervening decades is that sexual freedom has become another realm of women’s experience for patriarchy to conquer. As soon as older feminists had won sexual liberation, patriarchy reframed it as sexual availability for men.

(…)

And ubiquitous female sexualisation has manifested a reality in which young women find themselves in unwittingly sexualised situations all the time. Young women are right to feel that destigmatised sex has enhanced their traditional patriarchal status as sex objects, not liberated them from it.

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Eine mir bislang unbekannte Schwester hat im Techniktagebuch gastgeschrieben:
“Die erschütternde Geschichte der Menschen mit Sonderzeichen in ihren Namen geht weiter”.

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Und noch a bissl was fürs Herz – eine Fotosammung:
“Animals on the Playing Field”.

via @ankegroener

Journal Donnerstag, 1. Februar 2018 – Winter und Beifang aus dem Internet

Freitag, 2. Februar 2018

Wenn man denkt, er hört gar nicht mehr auf, ist der Januar dann doch endlich rum.

Es wurde nochmal Winter: Temperatur kurz vor Gefrierpunkt, Schneefälle. So wenig ich den Winter mag, gruselt mich doch vor einem Talmi-Frühling, nach dem ein Frost eine weitere Obsternte zerstören könnte.

Abends den Sportrucksack ungenutzt nach Hause getragen, weil mir so gar nicht nach schweißtreibender Bewegung war. Dann wird das schon seine Richtigkeit gehabt haben.

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Geständnis: Der größte Vorteil, gerade einen Goldenen Blogger gewonnen zu haben, war auf der Veranstaltung am Montag, dass ich mich traute, all die berühmten Internet-/Bloggerleute mit Namen zu grüßen – weil sie durch meinen Auftritt eben wissen mussten, wer ich bin. Sonst bin ich immer unsicher, ob ich sie bloß vom Lesen kenne oder wir uns wirklich schon mal unterhalten haben und sie mich einordnen können. (Superpeinliches Erlebnis mit einem geschätzten Blogger auf der re:publica: “Haben wir uns eigentlich schon vorgestellt?” “Wir haben schon mal auf einer Lesung zusammen gelesen.” Seither schaut er an mir vorbei.)

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Warum Frauen Anfragen nach Vorträgen oder Teilnahme an Podiumsdiskussionen ablehnen
“Why Women Turn Down Speaking Invitations”.

Kürzestzusammenfassung: Weil ihre durchschnittliche Lebenswirklichkeit in Arbeit und Familie nicht so kompatibel mit solchen Auftritten ist wie die von Männern.
Enthält Tipps für Veranstaltende.

via Frau Nessy

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Die Welt hat Mary Beard bitter nötig. Im Guardian ein ausführliches Porträt über diese ungewöhnliche Person – das mir rührenderweise von mehreren Seite zugeschickt wurde.
“The cult of Mary Beard
How a late-blossoming classics don became Britain’s most beloved intellectual.”

Everyone who has met Beard seems to have a story about encountering her for the first time – usually involving her rigorous intellect, her total lack of formality, and her sense of mischief.

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In public, in private and in her academic writing she is sceptical, wary of consensus, the kind of person who will turn any question back on itself and examine it from an unexpected angle. She is not afraid to take apart her own work

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Caterina Turroni, a television producer who has worked with Beard since the Pompeii documentary, recalled filming with her in Tiberius’s villa on Capri in 2013, when a party of English schoolgirls spotted the cameras. “You could hear them saying, ‘What if it’s her?’ ‘Do you think it’s really her?’ and then they saw her and they went insane – it was like they’d seen a boyband.”

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Since then, Beard has become a standard-bearer for middle-aged women, and beloved by the young – indeed, by anyone who wants to be seen in terms of their ideas, not their looks; anyone who think it’s cool to be smart; and by those who relentlessly ask questions and never reject a contrary opinion out of hand. Beard’s intellectual style, which suffuses all her scholarship – a commitment to rigorous scepticism that refuses to be cynical – has made her a model for those who worry that the shouting and bullying of the digital world make reasoned political debate impossible.

(…)

Beard exemplifies something rare, said Jonty Claypole, the BBC’s director of arts and one of the executive producers of the new Civilisations. “It’s never about her,” he said. “To be a true public intellectual is like offering a form of public service. A lot of people don’t realise that: they confuse being a public intellectual with their ego.” He counted off those he regarded as her predecessors: “Bertrand Russell, Kenneth Clark, Susan Sontag, Robert Hughes, Germaine Greer, Stuart Hall, Simon Schama … ” Figures like these emerge only once in a generation, he said. “She looks at the world through the deep lens of the ancient world, and she shifts arguments.”

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The scepticism that defines Beard’s intellectual approach – so clearly on display in Pompeii – was drummed into her early, when she was a student. Her tutor was Joyce Reynolds, who is now 99 years old. “She is probably working in the library right now,” said Beard. Reynolds would say to her: “Do you really know that, Miss Beard? Is that the only way you can interpret the evidence?”

(…)

According to Greg Woolf, “One of the things Mary has taught is to look at the window, not through it, because there isn’t really anything behind it.”

Beards erstes Buch unter eigenen Namen übrigens: The Good Working Mother’s Guide, “a practical handbook that included advice on maternity benefit, how to interview a nanny, and the best way to hand-express milk”.

Am Anfang des Artikels wird zwar darauf hingewiesen, dass Beard abseits von Kameras und offiziellen Reden viel flucht (“she swears magnificently and often”), ich war dann aber doch amüsiert, diese Flüche in ihren Zitaten auch zu lesen; Interviews mit ihr, die ich bisher gelesen habe, hatten sie wohl rausredigiert.

Tweetliebe Januar 2018

Donnerstag, 1. Februar 2018

Mit unerklärlicher guter Laune (vielleicht Symptom einer tödlichen Krankheit?) Lieblingstweets zusammengestellt. Sie wissen ja: Wenn man beim Wiederlesen lachen muss, wird der Tweet aufgenommen, unabhängig von seinen sonstigen Qualitäten – so lautet das Gesetz. Deshalb sind’s ein paar mehr geworden.

Nachtrag: Lieblingstweetsammlungen aus Blogs hat wieder Anne Schüssler gesammelt.