Journal Donnerstag, 28. Juni 2018 – Regentag und Beifang aus dem Internetz

Freitag, 29. Juni 2018 um 5:56

Es regnete von früh bis spät, das Tageslicht schaffte es nicht über Kanne-Tee-und-Kerzen-Stimmung – dringend benötigter Regen auf den Feldern und Beeten.

Ich schaffte es nicht, ganz so früh Feierabend zu machen wie an den Vortagen, da ich mir die nächste Woche als Urlaub erarbeiten musste (Bachmannpreis! und davor ein paar Tage Heimaturlaub).

Zum Abendessen hatte Herr Kaltmamsell aus Fenchel, Zucchini, Aubergine, Frühlingszwiebel des frischen Ernteanteils Ofengemüse gebacken und servierte es mit dem Quinoarest aus dem Küchenschrank (der nur nachgekauft wird, wenn wir heimischen finden).

Früh zum Lesen ins Bett, bis Klagenfurt möchte ich den Oskar Maria Graf durch haben, um ein anderes Buch mitnehmen zu können.

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Stefan Braun untersucht für die Süddeutsche:
“Fehler, Mythen und Lügen in der Flüchtlingskrise”.

via @EveRoll

(Wobei allein schon der Begriff “Flüchtlingskrise” meiner Ansicht nach verzerrend wirkt: Diese Menschen sind zwar tatsächlich Anlass für eine politische Krise, doch nicht eigentlich, weil sie sich zu uns gerettet haben, sondern weil sie instrumentalisiert werden.)

Das Klima im Asylstreit wirkt zunehmend vergiftet. Vergiftet von Vorwürfen, die nicht alle falsch, aber auch längst nicht alle richtig sind. Ganz so, als würden auch in Deutschland die Grenzen zwischen Fakten und Fake News immer mehr verschwimmen.

Braun zählt auf und widerlegt dann:

Behauptung 1: Die Kanzlerin hat im September 2015 die Grenzen geöffnet.

Behauptung 2: Die Bundesregierung hätte einfach die Grenze schließen und Flüchtlinge zurückweisen können, ohne dass das große Folgen gehabt hätte.

Behauptung 3: Die Regierung hat damit Recht gebrochen.

Behauptung 4: Die Entscheidung ist ein nationaler Alleingang und deshalb unsolidarisch gewesen.

Aber dann nennt Braun auch die Fehler der Bundesregierung aus seiner Sicht (wobei ich vorsichtig darauf hinweisen möchte, wie viel einfacher eine Analyse im Nachhinein und aus der Distanz ist):

Fehler 1: Die Warnsignale wurden missachtet.

Fehler 2: Niemand in Europa schaute im Jahr 2014 auf die Zuspitzung der Lage in den Flüchtlingslagern.

Fehler 3: Der Glaube, dass das Dublin-System zur Verteilung der Flüchtlinge dauerhaft funktionieren könnte.

Fehler 4: Als die Krise im Sommer 2015 voll ausbrach, gab es von Seiten der Kanzlerin und ihrer wichtigsten Minister keine Auftritte.

Fehler 5: Der letztlich gescheiterte Versuch, andere Europäer mittels Mehrheitsentscheidung zu mehr Solidarität zu zwingen.

Fehler 6: Die Unfähigkeit der Kanzlerin und des CSU-Chefs Horst Seehofer, ihre Asylpolitik in der Folge als Antwort auf die Krise zu präsentieren.

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Es ist wichtig, gesellschaftliche Minderheiten sichtbar machen. Zum Beispiel schwule Landwirte, wie Lutz Staacke es mit dem Hashtag #thegayfarmers tut.

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Ich weiß: Ascot ist schon ein paar Tage her. Ich bin halt erst jetzt zum Hinterherlesen gekommen und empfehle Ihnen diese Fugly-Zusammenstellung:
“The Best Hats of Ascot!”
(Mein Favorit.)

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 28. Juni 2018 – Regentag und Beifang aus dem Internetz“

  1. Elisabeth meint:

    Unsere PolitikerInnen beneide ich wirklich nicht und bin dennoch dankbar, in einer Demokratie zu leben. Aber Dublin war derart blauäugig, dass man im Nachhinein den Kopf schütteln möchte: natürlich sind die Länder am Rande Europas am stärksten betroffen, wie konnten sich die Italiener, Griechen und Spanier denn damals so verarschen lassen? Gerade der Ausgang der italienischen Wahl sollte vor diesem Hintergrund niemanden überraschen. Meh:-/. Ansonsten: danke für den Lieblingshut, love it!

  2. Joe meint:

    Sollten wir den Blick nicht mehr auf die 30% der Bevölkerung in diesen Ländern richten, die aufgrund ihrer Lebensumstände aus ihren Heimatländern fliehen wollen – als auf die wenigen, die es geschafft haben bis nach Europa zu gelangen.

  3. Christine meint:

    Wie groß Deutschland manchmal doch ist: Hier am Niederrhein ist es trocken wie lange nicht mehr. Alles staubt und ich muss ständig die Blumen in den Beeten, Kübeln und Kästen gießen.
    ~
    Ich würde ja gerne mal auf eine gediegene Hochzeit eingeladen werden, auf der ich dann mit ausladendem Hut erscheinen darf.

  4. Sabine meint:

    Die Landwirtschaft ist in meiner Ahnenreihe schon lange her, aber mehrere tausend Jahre patriarchalischer ländlicher Strukturen haben ihre Spuren offensichtlich hinterlassen, denn mein erster Gedanke war: wer erbt dann den Hof !!!1!1!??? Bis mir dann kam, das die Herren Landwirte ja auch adoptieren könnten, wenn das irgendwie wichtig sein sollte.

  5. redhairmoe meint:

    https://bohlsener-muehle.de/quinoa/
    müsste im gut sortierten bioladen erhältlich sein

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