Archiv für Oktober 2018

Journal Samstag, 6. Oktober 2018 – Geburtstagsfeier mit Karpfen

Sonntag, 7. Oktober 2018

Herrlich lang und gut ausgeschlafen, endlich konnte ich Herrn Kaltmamsell morgens wieder mit Milchkaffee versorgen und bekam selbst auch einen. Obwohl ich nur eine Woche weg war, fühlte sich die Wohnung nach Urlaubsrückkehr an.

Wir waren bei meiner Mutter zur Geburtstagsfeier eingeladen und nahmen vormittags einen Zug nach Ingolstadt. Auf dem Weg zum Bahnhof mussten wir bereits angetrunkenen Oktoberfestfeierern verschiedener Sprachen und einigen Wiesnpizzen ausweichen. Zumindest verliefen unsere Bahnfahrten gestern antizyklisch und ruhig.

Vom Elternhaus aus fuhr die Festgesellschaft ins Altmühltal: Meine Mutter hatte in den Gasthof Wagner zum Karpfenessen geladen.

Unteremmendorf in warmer Herbstsonne.

Der berühmt Karpfen in Bierteig – auch diesmal köstlich.

Ich freute mich, die gesammelte Familie zu sehen und zu sprechen. Unter den Nifften dominierte natürlich das Thema Schule inklusive detaillierter Beschwerden über doofe Lehrerinnen und Lehrer – wobei halt lustigerweise zu dieser Familienrunde auch eine Lehrerin und ein Lehrer gehörten. Doch wir unterhielten uns auch über die politische und gesamtgesellschaftliche Situation (u.a. hatte Neffe 1 an der Demo in München am 3. Oktober teilgenommen, mit selbst gebasteltem Plakat, Nichte macht sich Gedanken über ethischen Kleidungskauf).

Zurück in meinem Elternhaus gab’s noch Kaffeeundkuchen, meine Mutter hatte neben ihrer Lieblingstorte Philadelphia-Käse auch eine Maulwurftorte gebacken – ich hatte bereits vergessen, wie gut die ist.

Ereignisarme Heimfahrt.

Am Bahnhof versuchte ich vergeblich, mir die Reisekostenerstattung für den Vortag auszahlen zu lassen: Da ich nur ein Handyticket besaß, musste das Formular eingeschickt werden, “weil ich hab’ ja keinen Zangenabdruck”. Merken.

Kochen und Backen der am Vortag vorbereiteten Bagels.

Journal Freitag, 5. Oktober 2018 – Westerwaldsteig 8: Rückfahrt Hümmerich-München (lange)

Samstag, 6. Oktober 2018

Rückreise mit Zug und zweimal Umsteigen: Diesmal ging’s nicht glatt. Aber ich hatte fürs Reisen den ganzen Tag einkalkuliert und keine großen Pläne für den Nachtmittag, erlebte auf der Reise auch etwas – sie wurde Teil des Urlaubs.

Den Wecker hatte ich früher gestellt, um Zeit für Frühstück und Arrangements zu haben. Draußen breitete sich ein strahlend goldener Herbsttag über dem Ausblick. Im Frühstücksraum (Buffet inklusive Joghurt!) wieder die beiden dröhnenden Herren, mit denen ich schon mein Abendessen geteilt hatte: Manche Menschen können sich wahrscheinlich nur in Bühnenlautstärke unterhalten (manchmal fürchte ich, dass ich dazu gehöre) – vielleicht arbeiten die beiden am Bau?

Taxi zum Bahnhof Neuwied, die Angaben der Bahn-Auskunft zur Busverbindung hatten nicht gestimmt – was ich diesmal aber rechtzeitig herausgefunden hatte. Der passende Regionalbus als Zubringer existierte nicht, es hätte lediglich einen Schulbus gegeben, der mich zwei Stunden vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof abgesetzt hätte. Plaudern mit der Taxlerin über Wandern in ihrer Heimatgegend (sie war völlig überrascht über meine Erzählung, glaubte mir auch nicht ganz) und Oktoberfestumstände in München.

Die Regionalbahn Neuwied-Koblenz fuhr pünktlich, doch ich sah bereits auf meinem Online-Reiseplan, dass es danach ungemütlich würde: Der EC zwischen Koblenz und Mannheim hatte 25 Minuten Verspätung, keine Chance auf Anschluss. Doch so kam ich am Bahnhof Koblenz zu einem Cappuccino beim kleinen Italiener. Um halb zehn saßen dort schon einige Männer mit Pils, einen Schreck versetzte mir aber erst die gepflegt Frau, die “einen trockenen Weißwein” bestellte.

Das mit dem Alkohol sollte der rote Faden der Reise werden, ich hatte einige Gelegenheit, über unsere Drogenkultur nachzudenken. Zwischen Koblenz und Mannheim saß ich zwischen verschiedenen Partys (immer noch deutlich vor Mittag): Die junge Frau neben mir, die keiner davon angehörte, kommentierte zu ihrer Begleitung: “Och guck mal, die trinken kleine Baileys – das ist ja lustig!”, als ich hinter mir den Ruf hörte: “Noch wer Sekt?” Entsprechend war die Lautstärke im Großraumabteil. Was mich in diesem Fall erschreckte: Zu den Partygesellschaften gehörten auch kleine Kinder.

Vor lauter Feiern bekamen die Reisenden das eigentliche Feature der Fahrt nicht mit: Wir bereisten die meiner Ansicht nach schönste deutsche Bahnstrecke, nämlich die mit Rhein-Panorama: Herbstlich bunte Hügel im Sonnenlicht, dazwischen imposante Burgen, Dunstfetzen überm Wasser, Schiffe – und sehr niedriger Wasserstand.

In Mannheim hatte ich dann genug Zeit, um im Reisezentrum meine Sitzeservierung umbuchen zu lassen. Diese brachte mich in ein Sechserabteil – zum Glück, denn der Großraumwaggon dahinter war bereits fortgeschrittene Partyzone, in der beherzt Helene Fischer mitgegröhlt wurde. Aus Mannheim kam der ICE allerdings nur ein paar Kilometer weit, dann stoppte er abrupt: Personen im Tunnel. Der Zug kehrte um nach Mannheim und nahm eine Alternativroute – die ich in fachkundigem Detail erklärt bekam: Ein Mitreisender im Abteil stellte sich als Lokführer heraus.

Auch hinter Stuttgart kam ich zu einem sehr interessanten Gespräch, das die lange Reise kurzweilig machte: Ein neu zugestiegener Herr ging von etwas Smalltalk gleich zu echtem Inhalt über, ein IT-Entwickler mit hochinteressanten Projekten. Er schaltete bald auf Englisch um, erzählte von seinen Erfahrungen der vergangenen Jahre und von seinen Plänen für seine indische Heimatstadt Pune.

Von Tür zu Tür war ich insgesamt acht Stunden unterwegs, erreichte München mit knapp zwei Stunden Verspätung. Ich fühlte mich ausgeruht und war tatendurstig (Herr Kaltmamsell befand sich bis spät nachts auf Personalausflug). Also rollkofferte ich durch Oktifestmassen nach Hause, stellte dort nur schnell mein Gepäck ab und ging auf eine Einkaufsrunde. Nach dieser setzte ich Teig für Bagels an, packte aus, füllte eine Waschmaschine, widmete mich notwendiger Rundum-Körperpflege.

Zum Abendessen machte ich mir Ernteanteilsalat, sah dann noch Post durch und erledigte sich daraus ergebende erwachsene Erledigungen.

Abschied vom Westerwald.

04

Nebel in Neuwied.

Koblenz (nicht Konstanz – ich habe da eine Verwechslungsschwäche und muss immer gründlich nachdenken).

Am Rhein entlang.

§

Die kluge Rede von Deniz Yücel zum Tag der deutschen Einheit erzählt auch, wie viele türkische Einwanderer die Wiedervereinigung und die Jahre seither erlebt haben:
“Ein Lob der Zerrissenheit zum Tag der Einheit”.

(…) selbstverständlich ist moderne Gesellschaft keine konfliktfreie Zone und kann es angesichts des Widerspruchs zwischen Kapital und Arbeit auch nicht sein. Und im Konflikt lässt sich das Handgemenge nicht immer vermeiden. Es macht aber einen himmelweiten Unterschied, ob man sich mit der Staatsmacht anlegt, weil man, sagen wir, einen Wald davor retten will, einer Landebahn oder dem Braunkohleabbau zum Opfer zu fallen, oder man die Staatsmacht beiseiteschieben will, um andere Menschen totzuschlagen.

Journal Donnerstag, 4. Oktober 2018 – Westerwaldsteig 7: Flammersfeld nach Hümmerich (plus über das weibliche Pieseln beim Wandern)

Freitag, 5. Oktober 2018

Schön war sie, die Schlussetappe, mit nochmal allem drin: Bachtäler, weite Aussichten, Waldwege, Weiden, viel bergauf und bergab. Der Himmel blieb grau, erst auf dem letzten Stück zu meiner letzten Unterkunft ging ich in Sonnenschein.

Ich hatte eine unruhige Nacht: Mag das zwar ein Nest ohne Verpflegungsmöglichkeit gewesen sein – eine hin und wieder befahrene Straße reicht schon für Unruhe, außerdem bereiteten mir die Bandscheiben Schmerzen.

Zum Frühstück war die Zimmerwirtin wieder gekommen (am Vortag war das Haus ab 15 Uhr verlassen) und hatte liebevoll einen Platz im Veranstaltungsraum hinter der Gaststube gedeckt. Außerdem noch vier Plätze, anscheinend gab es außer mir weitere Übernachtungsgäste.

Auf dem Weg begegnete ich praktisch niemandem, gerade mal in einer Ortschaft zwei spielenden Kindern. An den Tagen davor hatte ich immer den Duft von überreifen Äpfel gerochen, gestern wanderte ich zum ersten Mal unbeduftet.

Ein großer Teil der Etappe führte durch das Grenzbachtal. Informationsschilder beschrieben, wie das frühere Weide- und Mühlengebiet in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Fichten bewaldet worden war. Seit einiger Zeit wird dieser letzte Schritt rückgängig gemacht: Aus dem Wald wurden wieder Feuchtwiesen, der Grenzbach fließt frei, das Tal wird beweidet. Doch anscheinend reicht der Appetit der Rinder nicht aus, um Bewuchs mit Bäumen zu verhindern: Gestern begleitete mich eine Stunde lang der Lärm von schwerem Gerät, das ich im Grenzbachtal junge Buchen und Büsche entfernen sah. Von der angekündigten ganzjährigen Beweidung mit Galloways und Auerochsen sah ich lediglich Gatter und Hinweisschilder – aber leider kein einziges Rind. Dabei hätte ich so gern mein in England erworbenes und geübtes Wissen um sachgemäßes Durchwandern von Rinderweiden angewendet.

Am Etappenzielort Horhausen guckte ich nach, wie ich zu meiner Unterkunft in einem Nebenort kommen würde – und stellte fest, dass ich mich wieder verschätzt hatte: Es war nochmal ein Stündchen zu gehen. Nicht schlimm, es war ohnehin erst kurz nach zwei. So kam ich insgesamt auf gut 20 Kilometer Strecke in fünfeinhalb Stunden. Die Unterkunft war ein größerer Gasthof, das bedeutete: Echtes Abendessen!

Die Wied.

Ins Grenzbachtal ging’s ganz schön gach runter.

Weiden ohne Tier.


Rast an einer supermodern verglasten Madonna.


Abschied vom Grenzbachtal.

Bester Zimmerausblick bisher.

Cordomblö zum Abendessen, davor Salat vom Buffet und ein Viertel (!) Pfälzer Grauburgunder. Und das am Fenster mit wunderbarem Blick auf Landschaft, meine Welt war definitiv wieder in Ordnung. (Auch wenn Kroketten an mich verschwendet sind: Ich assoziiere mit ihnen viele liebe Menschen, die allein beim Anblick in spitze Freudenschreie ausbrechenn, aber mir sind zahlreiche andere Darreichungsformen von Kartoffeln lieber, unter anderem Kartoffelpüree, Bratkartoffeln, Pommes, Gratin.)

§

Kleiner Exkurs über das weibliche Pieseln beim Wandern.
Vor meiner ersten Fernwanderung in den Cotswolds hatten Herr Kaltmamsell und ich uns gründlich über alle möglichen Aspekte des ernsthafteren Wanderns erkundigt (Sie erinnern sich vielleicht noch an die Diskussion über Trillerpfeifen). Unter anderem hatte ich dabei gelernt, dass Taschentücher, also unsere Tempos, bis zu mehreren Jahren brauchen, um zu verrotten: Dass sie mittlerweile so widerstandsfähig sind, dass man sie ohne große Sauerei mitwaschen kann, hat nunmal eine Kehrseite. So ist es also wirklich, wirklich keine gute Idee, Tempos unterwegs als Ersatz für Toilettenpapier zu verwenden – Sie haben vielleicht auch schon bemerkt, wie viele weggeworfene Taschentücher man am Wegesrand sieht.

Toilettenpapier verrottet schneller, doch auch das sollte eigentlich vergraben werden. Doch nein, auch ich führe kein Schäufelchen beim Wandern mit.

Deshalb hier mein Tipp für Klopapierersatz beim Pieseln: Blätter. Die vom Baum. Am Anfang jeder Etappe halte ich Ausschau nach großen Blättern, Ahorn ist nie verkehrt. Von denen pflücke ich eine Hand voll und stecke sie in den Rucksack. Wenn ich mich bei Blasendruck in die Büsche schlage, verwende ich sie.

(Wollte Wanderexpertin Frau Mutti nicht mal was zu dem Thema schreiben?)

§

Was man heutzutage so in der Vogue liest!
“Senator Tammy Duckworth on the Attack that Took Her Legs—and Having a Baby at 50”.
(Und keine Silbe über ihre Kleidung oder den Grad ihrer Attraktivität, übrigens.)

via @raulde

Journal Mittwoch, 3. Oktober 2018 – Westerwaldsteig 6: Weyerbusch-Flammersfeld

Donnerstag, 4. Oktober 2018

Die kürzeste Etappe meiner Tour: 14,5 Kilometer dehnte ich mit einer Pause und viel Gucken auf vier Stunden aus, fühlte mich aber wie nach einem längeren Spaziergang.

Das Wetter hatte sich wieder eingekriegt, mischte Sonne und Wolken, und schon beim Verlassen des Hauses merkte ich deutlich mildere Temperaturen. Das Frühstück war luxuriös, am Buffet gab es neben warmen Frühstückereien, heimischer Wurst und Käse auch Joghurt, Quark, Obst, Körner. Ich aß reichlich und lernte hellgrüne Glaskirschenmarmelade kennen.

Gesellschaft hatte ich im Frühstücksraum von weiteren Menschen in Wanderkleidung, einer sehr laut fröhlichen Vierergruppe davon begegnete ich auf meiner gestrigen Etappe mehrfach.

Meinen Koffer übergab ich einem Taxi, das ich letzte Woche dafür bestellt hatte: Das einzige ausgewiesene Wanderhotel meiner Reise war auch das einzige, das sich außer Stande sah, einen Koffertransport zu organisieren.

Ich trödelte noch ein wenig lesend in meinem schönen Zimmer herum, um nicht zu früh aufzubrechen und anzukommen. Und dann sah ich mir draußen erst mal gründlich das Raiffeisen-Denkmal an: Als Genossenschaftlerin kann sich ja schon mal mit dem Vater des Genossenschaftsgedankens befassen.

Die Wanderung selbst war hübsch, wegen Feiertag auch recht lebhaft: Hundegassiführerinnen und -führer, Wanderer, einige Reiterinnen (es gibt ohnehin auf den Weiden deutlich mehr Pferde als Kühe).

Kurz nach zwei traf ich an meinem Zielort ein, wurde herzlich begrüßt, bekam mein Zimmer gezeigt – und informiert, dass die Gaststube wegen Personalmangels abends nicht öffnen würde. Also ein weiterer Abend bei Nüssen, Äpfeln und Eiweißriegeln, ich sah mir schon mal sehnsüchtig die Speisekarte des am Donnerstag angewanderten Landgasthofs an (wehe auch die tun bloß so!).
Endlich mal Siesta gemacht, irgendwie musste ich den Resttag ja rumbringen.

Aber ich habe künftig sowas von einen Tipp, wenn jemand Urlaub machen will, “wo’s nicht so touristisch ist”!

Raiffeisendenkmal in Wyerbusch.

(Serie versehentliche Fußfotos.)

Mehren fand ich besonders hübsch:

Ahlbach.

§

Zum gestrigen deutschen NationalfeiertagTag der deutschen Einheit beim Deutschlandfunk ein Artikel vom Historiker Karsten Krampitz, der sich den gesamtdeutschen Umgang mit der DDR-Geschichte ansieht:
“Erinnerungspolitik
DDR neu erzählen”.

via @kittykoma

„Obwohl kein Historiker des Westens versuchen würde, die Sozialgeschichte einer westlichen Gesellschaft allein im Hinblick auf politische Maßnahmen des Regimes und den Widerstand des Volkes dagegen darzustellen, ist die Sozialgeschichte der DDR weitgehend so aufgefasst worden […]“

Niemand würde die Geschichte Westdeutschlands allein über Polizei, Richter und Regierung erzählen. An dunklen Kapiteln gäbe es sicher genug: die Verfolgung Homosexueller zum Beispiel, die Berufsverbote, die Zwangserziehungsheime oder einfach nur das fortgesetzte Wirken der NS-Eliten. Sofort würde der Einwand kommen: Das mag ja stimmen, aber die Geschichte der Bundesrepublik in der Nachkriegszeit war mehr: Wiederaufbau, Heimkehr der Kriegsgefangenen, satt zu essen und zwar richtig satt zu essen, eine bessere Wohnung, der erste Italienurlaub, Bill Haley und so weiter. – Warum wird nun bei der Geschichte der DDR so gänzlich anders verfahren? Muss Geschichte nicht als Ganzes angenommen werden?

Journal Dienstag, 2. Oktober 2018 – Westerwald 5: Marienthal-Wyerbusch (im Sauwetter)

Mittwoch, 3. Oktober 2018

Am Montag hatte ich dem Taxler noch erklärt, dass das doofste Wanderwetter für mich heftiger Regen mit Wind ist: Weil man dann nur noch nach unten gucken kann und überhaupt nichts mehr von der Umgebung mitbekommt.
Et voilà.

Um sachlich zu sein: Die gestrige Etappe enthielt auch ein paar (wenige!) Waldstücke, die Windschutz boten. Und manchmal (selten!) schwächte sich der Regen auch in Niesel ab. Aber spätestens nach dem ersten Drittel schaffte ich nicht mehr mir einzureden, dass das alles doch ganz ok war. Ich fröstelte, ich sah kaum etwas – zum einen wegen des Regenschleiers, zum anderen wegen der nassen Brille -, die Wanderung zog sich elendiglich. Ich war knatschig. Dann war das halt eine Sporteinheit, die ich hinter mich bringen musste.

Der Regen hielt mich auch davon ab, den Weg im Wanderbüchel mitzulesen und mir dort Zusatzinformationen zu Sehenswürdigkeiten und Geschichte zu holen: Zwar sind die Seiten wasserabweisend beschichtet (super Sache!), aber die gestrige Feuchtigkeit war ihnen doch zu viel.

Ich steckte das Büchl regengeschützt weg und folgte stumpf den Markierungen.

Außerdem hatte ich zwei ungute Begegnungen mit Hunden (die mir bislang auf der Wanderung fast ausnahmslos unangeleint begegnet sind). Erst mit einem großen Wuschelhund an Schleppleine an altem Mann: Ich sah schon von Weitem, dass der Hund völlig fasziniert und stocksteif auf mich wartete. Sein Herrchen1 hielt ihn nicht davon ab, an mir hoch und um mich herum zu springen (ich musste mich aus der Schleppleine wickeln), kommunizierte überhaupt nicht mit dem Hund, erklärte lediglich entschuldigend, der sei noch ganz jung, erst acht Monate. “Oh, er macht sie ja ganz schmutzig.” Ich blieb freundlich und ging weiter.

Nicht mehr so freundlich blieb ich bei der nächsten Hundebegegnung: An einem Ort kreuzte an Rinderweiden ein unangeleinter großer Schäferhund mit alter Frau meinen Weg, sprang mich an und biss mich in die Hand, die ich zum Glück wegen der Kälte in den Jackenärmel gezogen hatte. Frauchen schimpfte ein bisschen und lachte verlegen, der sei halt erschrocken, hielt das Tier aber nicht davon ab, mich nochmal anzuspringen. Da musste ich dann doch fragen, ob sie die örtliche Försterin sei, weil sie den Hund unangeleint laufen lassen dürfe. Doch, doch das dürfe sie, meinte das Frauchen. Ich ging rasch weiter, wollte nur weg aus der Situation. Die Hand schmerzte auch nicht sehr.

Die letzte Stunde der Wanderung war die längste (von der Karte wusste ich, dass ich sie hätte abkürzen können, denn dieses Schlussstück führte im Halbkreis um den Zielort Weyerbusch herum – aber das wäre unsportlich gewesen). Nach gut 18 Kilometern und viereinhalb Stunden (mit einer Pause in einer Schutzhütte) kam ich in meine Unterkunft, versorgte die nasse Ausrüstung (das ist nämlich bereits die Zweitwanderhose), wärmte mich (Zentralheizung ist toll!). Diese letzte Stunde nasser Wanderung hatte ich ständig an die tea and coffee making facilities denken müssen, die in britischen B&Bs Standard sind – und hurra! Auf meinem Zimmer stand eine Senseo-Maschine.

Mit heißen Bliemchenkaffee im Bauch, nach einer Brotzeit aus Nüssen und Apfel, warm und mit Internet fühlte ich mich wieder muckelig und entspannt.

Der Apfel war übrigens das Geschenk der Hoteliersfamilie in Marienthal. Ich hatte mit Blick auf eine Wand mit Jagdtrophäen sehr ordentliches Frühstück bekommen (den Orangensaft stehen lassen…), beim Aufbruch dem Senior noch ein Gespräch über die Hitze und die Trockenheit dieses Jahres entlockt sowie über den Zustand und die Geschichte des hiesigen Waldes: Der Borkenkäfer in den Kiefern macht vor allem bei Trockenheit Probleme, viele müssen geschlagen werden. Und ich erfuhr, dass es sowas wie Waldranddesign gibt (mein Ausdruck): Die Ränder von Kieferngehölzen sehen nach einigen Jahrzehnten nicht schön aus, da die unteren Meter kahl und ohne Grün sind. Dehalb hat man laut Herrn Hoteliersenior an den Rand des ans Hotelgrundstück angrenzenden Kiefernwalds eine Reihe Buchen gepflanzt: Die sind auch nach vielen Jahren noch schön.

Nebenbeobachtung: Der hiesige Zungenschlag wird deutlich rheinisch. Das finde ich besonders bezaubernd auf dieser Wanderung: Dass ich die Veränderungen des Dialekts erwandere, vom völlig unglaubwürdigen Lahn-Dill-Kreis (Dank an Kommentatorin Liv für den Link zu diesem Hörbeispiel) über hesischsten Hesisch (tut mir leid, das kann im Original nicht mit Doppel-S geschrieben sein) bis zum rheinischen Einschlag. Ich bin gespannt, ob ich die nächsten Tage noch Helmut-Kohl-Pfälzisch höre.

Zu Abend aß ich im Restaurant des Hotels, wohl das feine Lokal am Platz: Im Nebenraum wurde Omas runder Geburtstag gefeiert.

Rehragout mit Knödel und einer Scheibe Bratapfel, dazu einen Pfälzer Cabernet Sauvignon.

Sonst waren nur wenige Tische besetzt. Anscheinend hatte ich allerdings Glück, anstandslos etwas zu essen zu bekommen. Andere Hereinschneiende belehrte der Wirt: “Sie müssen reservieren! Sie bringen sonst alles durcheinander!” (Bekamen aber einen Tisch und zu essen.)2

Kloster Marienthal: Hier wird wallgefahren.

Open Air Gottesdienst Facilities.

Recruiting – the Catholic way.

Joah, Wald kann er, der Westerwald.

Und Regen.


Raiffeisenturm. Gehn’Se rauf,

könn’Se runterschaun. Aber gestern halt nicht weit.

Wanderlaune: Nicht so gut.

§

Wie Frauen (Töchter, Schwestern, Partnerinnen) bis heute die Männer zu schützen versuchen, die ihnen am nächsten stehen:
“Dear dads: Your daughters told me about their assaults. This is why they never told you.”

I have been thinking lately about taboos, and how many of them exist because women don’t want to make men uncomfortable with lady pain — a broad spectrum that includes cramps, breast-feeding, the viscera of childbirth, the achiness of menstruation.

Some grown men still react to tampons as if they’re grenades, and as a result, many grown women still furtively pass them between ourselves in shadowy corridors, so nobody else feels awkward.

It’s silly, and we must know this at some level. But if the mention of Tampax makes a man need a fainting couch, is it any wonder we decide he’s not ready to hear messier stories?

§

Dieser Lieblingstweet zu Lokaljournalismus und dem Vorwurf “Lügenpresse”?
Stellt sich heraus: Es ist im Lokaljournalismus schon viel weiter und viel schlimmer.
“Die Fahrrad-Verschwörung”.

via @MlleReadOn

  1. Ich habe durchaus mitbekommen, dass Hundebesitzerinnen und -besitzer sich inzwischen als “Mami” und “Papi” ihres Tiers bezeichnen, aber das bringe ich nicht fertig, weil ich es gruslig bis eklig finde. []
  2. Dieses “Sie müssen XY, Sie bringen sonst alles durcheinander.” merke ich mir. An SO vielen Stellen in der Arbeit einsetzbar. []

Journal Montag, 1. Oktober 2018 – Westerwaldsteig 4: Rennerod-Westerburg, Sprung nach Marienthal

Dienstag, 2. Oktober 2018

Gestern trat endlich die Entspannung ein, die ich mir vom Wandern erhofft hatte. Ich zog los unter grauem Himmel, gegen die Kälte eine Kappe auf dem Kopf, doch mein Herz war leicht: Der Herbstwald strahlte auch im Grau, das Wandern fühlte sich schön an, was sollte schon groß schief gehen.
Little did she know.

Mein Reiseplan: Nach diesen drei Tagen am Anfang des Westerwaldsteigs würde ich springen und vom gestrigen Etappenende Westerburg einen Zug nach Marienthal nehmen. Von dort aus wollte ich drei Etappen aus der zweiten Hälfte des Westerwaldsteigs gehen, die besonders schön sein sollten.

Ich war in der Unterkunft nach meiner Wunschfrühstückszeit gefragt worden, hatte halb neun gesagt. (Vorher Duschen und Bloggen, macht Wecker auf sieben.) Um halb neun war im geräumigen Restaurant ein Platz vor der Theke liebevoll als Frückstücksplatz ausgestattet: Aufbacksemmeln, Butter, Nutella und Marmelade in Päckchen, ein paar Radeln Wurst und Käse, ein eben gekochtes Ei, ein Glas Orangensaft (den ich wie schon am Vormorgen stehen ließ, was haben die Leute bloß immer mit Orangensaft am Frühstückstisch? wirkt die Lobbyarbeit der kalifornischen Orangenbauern seit 100 Jahren?), Kaffee in einer Thermoskanne – sogar Dudelradio hatte man mir angeschaltet. Ich war gerührt und frühstückte mit Appetit.

Mit dem freundlichen Wirt besprach ich vor meinem Aufbruch noch die Modalitäten des Gepäcktransports und erfuhr ein wenig über den Westerwaldsteig: Dass er immer im Schatten des bekannteren Rothaarsteigs1 stehe, dass deshalb nur selten Wanderer bei ihm übernachteten. Er erzählte auch vom Westerwaldverein mit seinen vielen Zweigniederlassungen: Diese kümmerten sich ehrenamtlich um den Westerwaldsteig, um Markierungen, Verlauf, Begehbarkeit, organisierten auch regelmäßig geführte Wanderungen – an denen allerdings fast ausschließlich die Einheimischen teilnähmen. Ich war mal wieder so dankbar für die Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen, die mir in den vergangenen Jahren meine Wanderurlaube ermöglicht haben: Auch in den britischen Cotswolds und in Galicien hatte ich bereits von ihrem Engagement profitiert, dieses Jahr auf dem Wicklow Way. (Wäre mal eine schöne Magazingeschichte: Die Menschen/Vereine, die das Wandern ermöglichen.)

Das Wetter war herbstlich durchmischt: Wolken wechselten sich mit blauem Himmel ab, ein paar Mal wurde ich angeduscht (und freute mich über die Funktionalität meiner superduper Wanderjacke), doch nach zweieinhalb Stunden machte ich auf einer Bank in praller Sonne Pause. Überhaupt Bänke: Der Westerwaldsteig ist ganz hervorragend damit ausgestattet, sie kommen in allen Formen und in allen Umgebungen (freistehend, beschattet, im Wald und auf Wiesen), nie muss man lang auf eine warten.

Als gerade wieder die Sonne schien, sah ich vor mir auf dem Feldweg unter dem Ausläufer eines eingezäunten Apfelbaums einen herrlichen gefallenen Apfel, nur wenig angedatscht vom Fall. Es war doch ok, dass ich den aufgehoben und mit großem Genuss gegessen habe?

In Westerburg kam ich dann später als geplant an – die Markierungen hatten an die im Wanderbüchl beschriebene Strecke noch ein gutes Stück drangehängt (es wurden 23 Kilometer in fünfeinhalb Stunden). Machte ja nichts, dann nahm ich halt die spätere Zugverbindung. Ich schlenderte durch Westerburg, fing Pokémon, kaufte mir eine Mohnschnecke für unterwegs.
Und verpasste so um wenige Minuten die tatsächlich letzte Bahn von Westerburg nach Kloster Marienthal um 15.13 Uhr. Ich hatte bereits mein Ticket am Automaten gekauft (Bahnhof viel zu klein für einen Schalter) und wollte per Fahrplanauskunft noch herausfinden, an welchem der beiden Bahnsteige mein Zug losfahren würde. Ergebnis: Gar nicht, der nächste würde am nächsten Tag um 7.10 Uhr fahren. Hektisch checkte ich die DB-App – um bestätigt zu sehen, dass ich die letzte Bahn eben verpasst hatte.

Für die Reiseplanung hatte ich die Zeiten aus diesem Plan notiert (den auch der Zimmerwirt am Zielort zückte, als ich ihm von meinem Malheur erzählte) – von dem die DB halt nichts weiß, der schlicht nicht stimmt. Ich beruhigte mich schnell (Entspannung, siehe oben), ärgerte mich nicht mal über “wenn ich keine Mohnschnecke gekauft hätte!”: Dann würde das halt teuer. Ich rief ein Taxi.

Der einheimische Taxler hatte noch nie von meinem Zielort gehört, musste ihn erst mal übers Navi finden. Auf der Fahrt ließ ich mich über den Westerwaldsteig und übers Wandern ausfragen, erzählte unter anderem, wie viele Vögel man dabei sieht. Und konnte ihm gleich mal einen Roten Milan zeigen: Er landete sonnenbeschienen direkt neben der Straße und zeigte seine spitz ausgeschnittenen Schwanzfedern.

In Marienthal war ich wieder der einzige Übernachtungsgast des Hotel. Ob ich abends etwas essen wolle, fragte der freundliche Wirt – er müsse eh für eine Bestellung einen Kessel Gulaschsupp’ kochen, da bekäme ich gerne ein Schüsselchen ab. So lernte ich, dass ich auch im Restaurant der einzige Gast wäre und lehnte ab mit der Behauptung, ich hätte was dabei.

WLAN exitistierte, war allerdings etwas wackelig, ich schrieb lieber wieder erst mal in ein sicher speicherbares Textdokument. Dafür funktionierte die Heizung, ich musste nur eine Stunde mit Decke um die Schultern überbrücken. Am späten Abend hörte ich einen weiteren Gast Zimmer beziehen.

Essen nach Zimmerbezug: Mohnschnecke, Eiweißriegel, gesalzene Erdnüsse, Apfel.

Auch in der Kleidung habe ich mich verschätzt: Es ist viel kälter als gedacht (5-12 Grad). Ich hatte damit gerechnet, entweder meine leichte Fleece-Jacke über den kurzärmligen Oberteilen (kühler Wind) oder meine Wanderjacke (kühler Regen) zu tragen, doch jetzt brauche ich schon den zweiten Tag Fleece- und Wanderjacke, außerdem die Fleece-Jacke auch drinnen. Sie riecht bereits unangenehm verschwitzt und ich habe keinen Ersatz dabei.

Auch Gänse verlassen Rennerod.

Hier hat man ein ganz eigenes Verhältnis zu Bänken.

Ich glaube, diese Wanderung wäre genau nach Herrn Kaltmamsells Geschmack: Ständig gibt es etwas zu besichtigen und zu lernen, außerdem viele Orte mit Einkehrmöglichkeiten.

Der Seitenstein – mit Sage.

Kurz vor dem ersten Duscher.

Aussicht bei Brotzeitpause.

Holzbachschlucht.

Fallapfel.

Gemünden.

Westerburg (über die Bäckerei Garcia freute ich mich besonders – ich habe in Deutschland noch nie eine Bäckerei mit spanischem Namen gesehen).

Ich habe einen Hirsch vorm Hotelzimmer (und noch eine Menge weiteres Damwild).

  1. Ah, da hätte es auch organisierte Wanderungen mit Gepäcktransport gegeben. []

Journal Sonntag, 30. September 2018 – Westerwaldsteig 3: Breitscheid-Rennerod

Montag, 1. Oktober 2018

Die nächsten beiden Etappen hatte ich zusammengelegt – ich bitte Sie: Elf Kilometer sind keine Wanderetappe, so viel gehe ich schon an einem Arbeitstag, an dem ich nach Feierabend noch eine Einkaufsrunde drehe – elf schreibt man noch nicht mal in Ziffern! Also machte ich die nächsten beiden Elf-Kilometer-Etappen zu 22 Kilometern – das ist eine Wanderung. Noch dazu bei dem herrlichen Wetter gestern: Sonnig und wolkenlos.

Herrlich wäre sie auch gewesen, hätten mich nicht nach der Hälfte böse Kopfschmerzen erwischt. Und hätte ich nicht anderthalb Stunden auf die Öffnung des Hotels warten müssen – und damit auf die Ibu in meinem Koffer.

Dabei war die Wanderung selbst schön. Ich war ausgeruht aufgewacht, hatte vom bereitgestellten Frühstück mit echtem Hunger zwei Aufbacksemmeln gegessen und eine Tasse Tee dazu getrunken. Draußen war es wieder frostig, doch bei diesem Sonnenschein wanderte ich nach einer Plauderei mit dem B&B-Zimmervermieter wirklich fröhlich los.

Gleich am Anfang sah ich Fallschirme mit Menschen dran vom Himmel fallen: Am Flugplatz bei Breitscheid wurde wohl das schöne Wetter genutzt. Am Rand des Flugplatzes sah ich einen riesigen Greifvogel auf einem Zaunpfosten landen. Flughafen-Verbotsschilder hinderten mich am Näherkommen, doch einige Minuten später hob er wieder ab und zeigte die größten und gelbsten Beine, die ich je an einem Greifvogel gesehen habe. Vielleicht war das mein erster Seeadler (Weiher und Stausee in der Nähe) oder ein Rotmilan – das sind die beiden Tipps meiner Nabu-Vogelführer-App. Sonst sah ich noch auffallend viele Rotschwänze.

Auf der Hälfte des Wegs erreichte ich den höchsten Punkt des Westerwalds, die Fuchskaute. Darauf ein elegantes Ausflugslokal; ich setzte mich für einen Cappuccino an den Kamin, um mich herum wurden mächtige Teller mit Braten und Spätzle an die vollbesetzten Tische getragen. Schon hier plagten mich Kopfschmerzen, ein wenig hatte ich auf heilende Wirkung des Koffeins gehofft – vergeblich.

Ich kam an vielen Windrädern vorbei, Pferdekoppeln, einem Stausee, Spaziergängern – und musste mich gestern mit zahlreichen Mountainbikern, Radausflüglern, Elektroradelnden arrangieren. Am Samstag war ich keinem und keiner einzigen begegnet.

Hinter dem Ort Rehe (hübsch) machte ich Rast und stillte meinen Hunger mit Nüssen und Apfel. Mit diesen zwei Pausen war ich nach gemessenen 25 Kilometern in sechs Stunden in Rennerod an dem Hotel-Restaurant, das in der Gegend wohl als “Soldatenheim” bekannt ist und in dem ich ein Zimmer reserviert hatte. Nur dass die Türen des Hauses verschlossen waren, auch auf Klingeln niemand öffnete und ein Gang um das freistehende Gebäude keine Kontaktmöglichkeit erbrachte. Ich schloss daraus, dass die Rezeptionszeiten sich mit den Öffnungszeiten des Restaurants deckten: Anderthalb Stunden würde ich noch warten müssen. Das tat ich unmutig, denn auf die Ibu in meinem Koffer hatte ich mich schon sehr gefreut, mittlerweile überlagerten die Kopfschmerzen alles andere.

Mal in der Sonne (zu warm), mal im Schatten sitzend (zu kühl) las ich auf meinem Telefon Internet, spazierte ein wenig in Rennerod, bis sich Schlag fünf die Tür öffnete. Ich schien der einzige Übernachtungsgast zu sein und bekam ein eiskaltes, aber sehr sauberes und ordentliches Einzelzimmer mit Bad und WLAN, mein Koffer war eingetroffen (da ich das dieses Mal selbst organisiert habe, bin ich etwas angespannt).

Die Ibu half schnell gegen das Kopfweh: Von ihrer Wirkung völlig enthusiasmiert bekam ich sogar Hunger. Das Restaurant war lebhaft besucht, ich bestellte etwas von der Balkankarte.

Den Abend verbrachte ich mit dem Zusammenstellen von Lieblingstweets, während im Fernsehen Berlin Babylon lief – tatsächlich überdurchschnittliche Qualität. Dabei saß ich im Bett und nutzte die Decke zum Wärmen: Die Heizung war zwar warm, kam aber gegen das durchgekühlte Zimmer nicht an.

Was ein Soldatenheim ist, fand ich auf die Schnelle nicht heraus. (Der Wanderführer nannte es “Soldatenfreizeitheim” – Soldatengenesungswerk?)

Start hinter Breitscheid.

Halbzeit auf der Fuchskaute.

Rathaus von Rehe (berühmt).

Zimmeraussicht.

Abendessen: Mit Schafskäse gefülltes Hacksteack (gut!), Pommes, deren Form Kindheitserinnerungen wachriefen (und die ich nicht mal zur Hälfte schaffte), wunderbar gemüsehaltiger Reis. Davor gab’s einen Salat, dazu eine Halbe Guiness.