Journal SamstagFreitag, 30. August 2019 – Wochenausklang mit Ribs

Samstag, 31. August 2019 um 9:28

Guter Nachtschlaf (hey, Thomas Mann hat auch seine Verdauung im Tagebuch notiert), ich spazierte durch einen weiteren Sommermorgen, den ich sehr genoss, in die Arbeit – humpelnd, nach dem guten und leichtläufigen Donnerstag war gestern wieder Schmerz- und Humpeltag. In der Arbeit stellte ich erstaunt fest, wie schnell ich von Basswummern unterm Bürofenster aggressiv werde. Ich konnte die Quelle nicht orten (Sie erinnern sich: Bassboxen können Sie im Gegensatz zu den Höhen irgendwo hinstellen, das Wummern kommt überall an), zum Glück hörte das Störgeräusch auf, bevor ich mich auf große Suche machen musste.

Mittags gab es die Brotzeit, die ich morgens daheim vorbereitet hatte: Am Vorabend gekochten Buchweizen mit geschnippelten gelben Tomaten, grüner Paprika, Salzzitrone, Ei, Pesto.

Früher Feierabend, auf dem Heimweg ein paar Einkäufe: Obst, Süßigkeiten.

Daheim roch es bereits gut, aber bis zum Abendbrot dauerte es noch eine Stunde. Hungrig aß ich ein wenig Brot, Herr Kaltmamsell servierte Gin Tonic. Und dann endlich auch das gewünschte Abendessen:

Ich hatte Short Ribs auf die Liste setzen lassen, die gab es mit Kartoffelpü.

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Gestern lernte ich einen Begriff aus der Kletterszene: Beta Spraying. Der Urspung ist recht wahnwitzig (das Videoformat Betamax hat dann doch Spuren hinterlassen), seine Bedeutung aber – das unaufgeforderte Verteilen von Lösungen für Kletterprobleme – und der Umgang damit enhielten für mich Lehren fürs Leben.
“Spraying Beta: Or, The Difference Between Sharing Experience And Giving Advice”.

When you “spray beta,” you’re robbing that person of the chance to have their own moment of victory. They lose out on the opportunity to connect the dots in their own unique way.

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Was heterosexuelle Frauen wirklich sexy und männlich finden.
“Guy Poses For Hilarious ‘Sexy’ Shots For His Lady And It Goes Viral”.

(Mir fehlt nur die Einstellung vorm Bügelbrett.)

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Menschen sind verschieden, Büroarbeitsplatzprofile sind verschieden. Selbst identifizierte ich mich sehr mit der Wutrede in der Zeit gegen Telefonieren im Job:
“Rufen Sie mich nicht an!”

Viele beklagen, dass schriftliche Kommunikation im Beruf an Bedeutung gewinnt: Zu unpersönlich. Zu viel Spam. Außerdem lenke das ständige Pling der Chatprogramme und des Posteingangs zu sehr ab. Doch das Telefonklingeln kann man noch schwieriger ignorieren und stummschalten als die Benachrichtigungstöne. Seine Nachrichten kann man zu festen Zeiten checken. Das Telefon nur dreimal am Tag anzuschalten, ist in vielen Jobs aber keine Option.

Ich telefoniere aus ähnlichen Gründen wie die Autorin ungern, auch beruflich. Die AB-Ansage meiner Träume lautet: “Guten Tag, Sie haben den Anschluss der Kaltmamsell erreicht. Bitte legen Sie auf und schreiben Sie mir eine E-Mail.”

Allerdings gehe ich weiter als Lydia Krüger und behaupte: Telefonieren macht dumm. Regelmäßig hatte ich in meinem Berufsleben Menschen dran, die vor dem Telefonat kein bisschen nachgedacht hatten, sondern einfach nur dem Impuls “Ach, da rufe ich einfach mal an” gefolgt waren. Sie wussten nicht, was sie eigentlich wollten, hatten nicht überlegt, ob die angerufene Person/Firma überhaupt eine erfolgsversprechende Ansprechpartnerin ist – oder auch nur ein bisschen versucht, sich ihre Frage durch einfaches Googlen selbst zu beantworten. DAMIT SOLL SICH DER SPITZER MANFRED MAL BEFASSEN!

(Jajaja, hin und wieder ist eine Angelegenheit tatsächlich am einfachsten durch ein Telefonat zu lösen. Doch ich behaupte, das ist sie höchstens einmal die Woche.)
(Weitere Einschränkung: Manche Telefonierfreundinnen haben halt ein paar mal zu oft erlebt, dass ihre E-Mails nicht oder nur bis zur zweiten Zeile gelesen wurden.)

Die beste Zusammenfassung des Themas stammt von Gerhard Polt, der mal wieder nichts persifliert, sondern lediglich nachahmt:
“Der Erwin.”

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal SamstagFreitag, 30. August 2019 – Wochenausklang mit Ribs“

  1. Ulla meint:

    Video Erwin wie immer von Polt klasse. Auch die weiteren Videos, besonders das Clownvideo, made my day!

  2. Sandra meint:

    Ich telefoniere beruflich auch viel und wir beraten. Habe den Artikel in der Zeit auch gelesen und fand auch, dass es das recht gut trifft. Es stimmt, dass manche Sachverhalte schwierig zu schreiben sind. Dann ist es oft leichter, zu telen. Aber dann hat man eben auch oft die Plaudertasche dran, die neben ihrer eigentlichen Frage einen Rundumschlag an Kritik loswerden will, was sie per Mail nicht getan hätte. Oder nicht so umfangreich zumindest. Oft passiert es mir aber auch, dass schon während der Anrufer seine Frage stellt, ihm die Antwort in den Sinn kommt und man eigentlich nur das offene Ohr für sein Lautes Denken war. Und dann aber noch stänkern, dass man nicht durchkommt und x Mal anrufen musste, bis man jemanden erreicht hat. Würden nur die anrufen, die selbst ausreichend vorgeprüft haben, wäre die Leitung öfter frei. Ein Thema aus dem Artikel kommt mir auch sehr bekannt vor: erst hängt man eine halbe Stunde am Telefon, um etwas zu erklären und dann möchte derjenige doch eine schriftliche Antwort:“ könnten wir das schriftlich haben? Meine Kollegen glauben mir sonst wieder nicht“. Ja, furchtbar gerne…

  3. Sabine meint:

    Genau so gehe ich auch ans Telefon. Ich mag telefonieren auch ü-ber-haupt nicht. Es sei denn es geht um sehr kurze präzise Abstimmungen, die ich wasserfallartigen whatsapp vorziehe…

    Ich wünsche ein schönes schmerzfreies Wochenende!

  4. Nina meint:

    Nur fürs Protokoll: der 30.08. war am Freitag, nicht am Samstag (Überschrift).

  5. die Kaltmamsell meint:

    Danke für den Hinweis, Nina! (Das häuft sich. Gibt es sowas wie Tagebuchblogdemenz?)

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