Journal Mittwoch, 28. Juli 2021 – Auer Dult anders

Donnerstag, 29. Juli 2021 um 6:30

Ordentliche Nacht. Ich erwachte zu lautem Regenrauschen, das mich ein wenig überraschte. Check des Regenradars ergab: Meine Pläne waren nicht ganz durchkreuzt. Ich hatte nämlich vor, das Rad in die Arbeit zu nehmen, um mich danach mit Herrn Kaltmamsell an der Auer Dult zu treffen, der ersten seit anderthalb Jahren.

Ich kam in einer Regenpause trocken in die Arbeit, ab vormittags regnete es wieder energisch unter durchgrautem Himmel. In der Morgenfrische war ich ohne Jacke losgezogen, weil ich über den Tag steigende Temperaturen einkalkulierte – doch damit lag ich falsch.

Mittagessen eine Scheibe Pumpernickel, außerdem Aprikosen und Kirschen mit Kefir. Nachmittags schwarze Schokolade.

Es wurde über den Tag eher kühler als wärmer, ich schloss das Fenster und schlüpfte in meine Bürostrickjacke. Aber der Regen hatte ein Einsehen: Zu Feierabend war er versiegt, ich kam trocken mit dem Rad zur Auer Dult. Das Gelände um die Mariehilfkirche war von einem Bauzaun umgeben, es gab Ein- und Ausgänge, zudem Maskenpflicht. Deutlich weniger Stände als sonst boten Waren an, ich bekam nicht, weswegen dem ich gekommen war: Nach einigem Bruch hatte ich Walküre Classic Milchkaffeetassen und -unterteller nachkaufen wollen. Nun, dann bestellte ich halt abends doch direkt beim Hersteller (und lernte dabei, dass es ihn gar nicht mehr in Bayreuth gibt, Friesland Porzellan hat nach der Insolvenz von Walküre vergangenes Jahr den Namen und das Sortiment übernommen). Auch das erhoffte echte Schaschlik (mit Niere) war gestern nicht bei den Angeboten der Fressbuden; statt dessen gab es zum Abendessen Bratwurst/Fleischspieß und heißen Rahmfladen.

Daheim hatte ich Zeit für eine längere und anstrengende Yoga-Einheit. Gelernt: Auch Yoga turne ich deutlich entspannter mit leerem Magen. (Börp.)

Verspäteter Nachtisch Schokolade, am Abendhimmel nochmal Mauersegler.

Sigrid Nunez, The friend ausgelesen. Wieder diese seltsame Mischung aus fiction und non-fiction, die in den vergangenen Jahren zuzunehmen scheint. In diesem Fall ist sie sehr gut gemacht: Die Geschichte einer Schriftstellerin und Schreib-Lehrerin in New York, die ihren besten Freund an Suizid verliert und seinen trauernden Hund zu sich nimmt, eine riesige Deutsche Dogge. Keine große Geschichte, aber auch nicht klein. Die Erzählerin erinnert sich viel an die gemeinsame Zeit mit diesem verlorenen Freund, den sie als ihren eigenen Schreib-Lehrer an der Uni kennengelernt hat. Und sie baut einen neuen Alltag mit dem Hund auf. Sogar einen Spannungsbogen gibt es, denn eigentlich darf sie laut Mietvertrag gar kein Haustier halten. Und in einem Kapitel gegen Ende wird ein alternativer autobiographischer Hintergrund erzählt, ein charmanter Taschenspielertrick rund um based on a true story. Auch geht es viel ums Lesen und ums Schreiben im Wandel der vergangenen Jahrzehnte, Referenz ist nicht nur englischsprachige, sondern auch deutsche Literaturgeschichte. Ein schönes Buch.

Als nächste Lektüre lud ich Clemens J. Setz, Indigo auf mein Lesegerät: Nicht nur wollte ich endlich etwas vom frisch gekürten Büchnerpreisträger lesen, ich hatte auch beim Zurückblättern in Fotos festgestellt, dass ich mit Clemens Setz schon mal in Klagenfurt um die Wette geschwommen bin – ist ja wohl unverzeihlich, dass ich keines seiner Bücher kenne.

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Bisschen Musik.

https://youtu.be/Sv2z1d9DHcs

die Kaltmamsell

3 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 28. Juli 2021 – Auer Dult anders“

  1. lihabiboun meint:

    Das mit Walküre ist ja interessant, danke für die Info. Meine klassischen Bistrotassen mit Silberrand sind dann mal weg … Ich fand die Dult richtig komisch, so zerfleddert irgendwie und ohne Stimmung …. muss aber ja wohl.

  2. Defne meint:

    Die Dult hat das letzte mal in Herbst 2020 (Kirchweihdult im Oktober) als einzige im Jahr 2020 stattgefunden auch mit den jetzigen Beschränkungen.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Oh, danke für die Korrektur, Defne!

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