Archiv für Juli 2021

Journal Samstag, 17. Juli 2021 – GÄSTE!

Sonntag, 18. Juli 2021

Durchwachsene Nacht mit Lücke, zudem wachte ich verkatert vom vielen Weißwein des Vorabends auf. (Dabei tut mir Alkohol derzeit eh nicht gut, sondern verstärkt eher die betäubende Grund-Düsternis.)

Der Tag stand ganz unter dem Abend-Highlight: Endlich wieder Gäste! Menschen aus der Schweiz sind derzeit in der Gegend und hatten sich zum Abendessen einladen lassen.

Vormittags ging ich auf zwei Einkaufsrunden – das meiste hatte allerdings bereits Herr Kaltmamsell an den Nachmittagen Donnerstag und Freitag besorgt. Die erste Runde führte mich über Drogeriemarkt und Rewe zum Laden mit britischen Süßigkeiten (und derzeit leider keinen typischen kleinen Packungen englische Kartoffelchips – Importe aus UK sind nach Brexit tatsächlich so schwierig geworden, wie ich mir das vorgestellt hatte) und nach Monaten mal wieder zum Süpermarket Verdi. Die zweite Runde hatte das Ziel Feinkostabteilung des Kaufhofs am Marienplatz, auf dem Rückweg besorgte ich Semmeln.

Frühstück schon um eins: Laugenzöpferl belegt mit gekochtem Schinken, darauf hatte ich richtig Appetit. Außerdem aß ich drei köstliche Flachpfirsiche.

Herr Kaltmamsell übernahm den Hauptteil des Kochens, ich lieferte lediglich die Vorspeise cheese and spinach pancake pie zu. Vorher hatte ich sogar noch Zeit für eine Stunde Siesta, mit der ich tiefen Schlaf nachholte.

Es gab auch sonst ein englisches Menü: Zum Aperitif (aus Gründen den Pimm’s nicht nur für die beiden Gastkinder alkoholfrei) Delia Smith’s smoked mackerel paté (Rezept ungefähr so) als Dip mit Crackern und Karotten-Sticks, Hauptgang war ebenfalls von Delia Smith Lachs in Couscous-Kruste mit roher Tomaten-Olivenöl-Sauce, Nachtisch sticky toffee pudding. Und als Kinder-Alternative, sollte alle Geschmacks-Stricke reißen: Kartoffelchips und Schokoladenriegel, die zumindest für englische Studierende der 90er eine vollständige Mahlzeit darstellten.

Vor allem aber gab’s Geselligkeit mit Informationsaustausch, und die Wohnung (noch reichlich unvollständig eingerichtet, wie mir bei der Schlossführung auffiel, als ich vor allem erklärte, wie dies und das mal aussehen sollte) ist endlich mit richtigem Besuch eingeweiht.

Das Wetter war den ganzen Tag trüb und immer wieder regnerisch gewesen, allerdings, wie ich auf meinen Einkaufsrunden festgestellt hatte, eher schwül als kalt. Während die katastrophalen Überschwemmungen an den Rheinzuflüssen bereits 140 Todesopfer zur Folge hatten, haben Unwetter jetzt auch in Bayern und Sachsen schlimme Überschwemmungen verursacht. Noch ein Glück leide ich selbst lediglich an der fortdauernden Abwesenheit von Sommerwetter.

§

Wie Kamala Harris ihren US-amerikanischen Gebärdennamen (ASL – American Sign Language) bekam:
“What Matters in a Name Sign?”

(Gelernt: Es gibt auch BASL – Black American Sign Language.)
Außerdem erzählen in Filmchen amerikanische Gehörlose in Gebärdensprache von ihrem Gebärdennamen, wie sie zu ihm kamen und was er bedeutet (starke Der-mit-dem-Wolf-tanzt-Assoziationen). Und ich lernte, dass eine hörende Person sich nicht einfach einen Gebärdennamen aussuchen kann, sondern die Einschätzung ihrer deutlichsten Charakteristiken an Gehörlose abgeben muss.

Journal Freitag, 16. Juli 2021 – 80. Geburtstage heute

Samstag, 17. Juli 2021

Verdutzung beim ersten morgentlichen Blick in den Spiegel: etwas getrocknetes Blut auf der Unterlippe. Zweiter Blick: Bläschen direkt drüber auf Oberlippe. Ich griff sofort zur Herpes-Creme, auch nach Jahren ohne hatte ich sie griffbereit.

Grauer, kühler, aber trockener Fußweg in die Arbeit. Vormittags neben der Arbeit immer ein Seitenblick auf die Entwicklungen der Überschwemmungen in NRW und Rheinland-Pfalz: Die Nachrichten wurden erst mal immer schlimmer, mehr Tote, mehr Überschwemmungen, mehr Evakuiereungen, mehr zerstörte Häuser – furchtbar. Vorsichtiges Nachfragen in beruflicher Kommunikation mit Standorten in betroffenen Gebieten.

Mittagessen: “Texas-Mischung” aus dem Glas (Bohnen, Mais, Paprika) und zwei riesige und überraschend gut Flachpfirsiche.

Freude über die kurzen Haare, die ich nicht mehr aus dem Gesicht stecken muss (was den Stirnfransen allerdings bald doch passieren könnte).

Die Anweisung für den Friseur lautete übrigens:
Bitte sehr kurz, fransig, Ohren und Nacken frei. Und irgendeine klare Abgrenzung zu “praktischer Kurzhaarschnitt für Frauen über 50”. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden, das nächste Mal werden sie aber wirklich ganz kurz.

Früher Feierabend, denn ich war in Augsburg zu einem 80. Familiengeburtstag eingeladen. Am Hauptbahnhof traf ich mich mit Herrn Kaltmamsell, in Augsburg wurden wir von seinen Eltern abgeholt und nach Königsbrunn gefahren.

Ich freute mich über das Wiedersehen mit zahlreichen Familienteilen, die ich wegen pandemischer Kontaktbeschränkungen seit anderthalb Jahren nicht mehr gesehen hatte. Es gab gutes Essen (ich hatte Salat und Fisch), viele Gespräche und Informationen. Und das Erstaunen, wie fit und mitten im Leben 80-jährige heutzutage sind.

Herrn Kaltmamsells Eltern brachten uns auch wieder zurück zum Bahnhof, um für uns spektakuläre Mitternacht waren wir im Bett.

§

Auch wenn Klimapolitik ein zentrales Thema der Bundestagswahl ist, sollten andere Zukunftsthemen nicht vergessen werden, z.B. Einwanderung. Ein kluger Kommentar von Alice Hasters in den Tagesthemen.

§

Steinmarder-Niedlichkeit über den Dächern meiner Geburtstadt.

Journal Donnerstag, 15. Juli 2021 – Haare ab und heimische Folgen der Klimakrise

Freitag, 16. Juli 2021

Vom Wecker nach nahezu durchgeschlafener Nacht (!) aus Tiefschlaf gerissen.

Draußen war es grau und kühl. Im Büro musste ich die meiste Zeit das Fenster zubehalten, weil es sonst zu kalt wurde. Seltamer Juli.

Mittags aß ich die andere Hälfte meines Glases selbst gemachten Tsatsikis mit einer weiteren Körnersemmel (eine “Kernige” vom Wimmer, für die ich morgens eigens einen Umweg gegangen war). Gestern brauchte ich allerdings nachmittags noch ein Stück Schokolade.

Highlight gestern nach Feierabend: Friseurtermin. Nachdem dieser dreimal verschoben worden war, rechnete ich bis zuletzt mit einer Absage, doch bis ich kurz nach fünf vom Büro aufbrach, kam nichts. Auf meinem Weg fing es wieder an zu regnen, doch ich wurde nur etwas feucht.

Und dann bekam ich tatsächlich die Haare geschnitten! Von meinem vertrauten Haarschneider! Das Ergebnis war nicht ganz so kurz wie schon mal (das erledigen wir beim nächsten Schnitt), aber es kam ausreichend weg.

Fuß zum Größenvergleich. (Meinen Kopf fotografiere ich dieser Tage schon auch noch.)

Außerdem hatten wir einander sehr viel zu erzählen über die Zeit seit vergangenen November, als er mir zuletzt die Haare geschnitten hatte, leider nicht nur Schönes.

U-Bahn nach Hause, wo Herr Kaltmamsell bereits den Salat aus frisch geholtem Ernteanteil gewaschen hatte. Ich machte ihn mit Tahini-Dressing an, mischte ein Glas abgetropfte Süßlupinenkerne unter, die ich bei einem Einkauf im Vollcorner entdeckt hatte – gut! Zum Nachtisch eine spanische Madalena, die ich Mittwochabend bei Mittemeer besorgt hatte: Schmeckte tatsächlich wie die meiner Kindheitsurlaube, als sie in Sepúlveda beim Panadero gekauft wurden.

Ich war so spät heimgekommen, dass ich meine tägliche Dosis 20-Uhr-Tagesschau hintergergucken musste: Nach den gestrigen Überschwemmungen in NRW und Rheinland-Pfalz (heftige Regenfälle) war von 45 Todesopfern die Rede, ganze Häuse wurden weggeschwemmt. Klimaforschende sind sich einig, dass diese Extremwetterereignisse, wie sie sich in den vergangenen Jahren auch in Europa häufen, direkte Auswirkungen der Klimakrise sind. Ebenso wie die Hitze und Dürre in Kalifornien (der Fluss Sacramento ist so warm geworden, dass junge Lachse daraus gerettet werden müssen, weil sie sonst verenden würden).

§

Wolfgang Blau schreibt über Prozesse, die journalistische Berichterstattung über die Klimakrise aus der Berichterstattung über die Corona-Pandemie lernen kann – und welche nicht:
“If you’re not a climate reporter yet, you will be: Covid-19 coverage offers lessons for reporting on the climate crisis”.

“The last 18 months have been a step change for our newsroom,” said Sven Stockrahm, science editor of German news organization Zeit Online. “Of course, our workload has been staggering, but we are delighted to see how normal it has become for all teams in our newsroom to first consult with the science desk before publishing a story that deals with aspects of Covid-19.” The degree of interdisciplinary collaboration with the science desk is new, and it could prove a model for how news organizations cover the climate crisis.

(…)

“We are not learning the lessons that the Covid-19 pandemic taught us, where we have a global crisis and the entire newsroom mobilizes to cover that crisis,” said Emily Atkin, environment reporter and editor of the newsletter Heated, in a recent interview with CNN’s Brian Stelter. “We understand that this infiltrates every single area of our life.” She continued: “There is no excuse for a reporter today who doesn’t understand the basic science of Covid-19. Why is it not the same for climate change? Everyone should be a climate reporter. And if you are not a climate reporter right now, you will be.”

§

Wieder geht durch die Schlagzeilen, Venedig habe das Einfahren riesiger Kreuzfahrtschiffe verboten, wieder stimmt das nicht so ganz. Wieder schimpft die Wahl-Venezianierin Petra Reski:
“Reingefallen”.

Doch diesmal hat zumindest die Süddeutsche Zeitung genauer hingeschaut. Thomas Steinfeld (€):
“Verduftet”.

Tatsächlich aber erweist sich auch sein jüngstes Dekret als eine Angelegenheit mit Tücken.
Sie beginnt damit, dass der Ministerrat die Reedereien (…) für die Verluste entschädigen will, die ihnen durch die Verlegung der Routen entstehen. Diese Regelung nimmt sich einigermaßen absurd aus, da am Verkehr mit den Kreuzfahrtschiffen vor allem private Unternehmen verdienten, während die Schäden, nicht zuletzt an den historischen Gebäuden Venedigs, mit öffentlichen Mitteln beseitigt werden mussten.

(…)

Von besonderer Tücke ist die Entscheidung des Ministerrats, die Kreuzfahrtschiffe in Zukunft zwar um die Altstadt herum, aber immer noch durch die Lagune zu leiten. Es gibt kein Venedig ohne die Lagune.

§

Spot von Channel 4 zu den Paralympics 2020.

To be a Paralympian, there’s got to be something wrong with you

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/OjIP9EFbcWY

Journal Mittwoch, 14. Juli 2021 – Zahnreinigung mit Überraschung

Donnerstag, 15. Juli 2021

Wieder fast durchgeschlafen, ich genieße das sehr.

Morgens eine Waschmaschine mit Handtüchern und Bettwäsche gefüllt; Herr Kaltmamsell arbeitete gestern von daheim und konnte sich kümmern.

Gleich nach Eintreten des vollen Impfschutzes hatte ich den jährlichen Check bei der Zahnärztin inklusive Zahnreinigung vereinbart, beides trat ich morgens vor der Arbeit an und nahm dorthin die U-Bahn. Ich war so früh dran, dass ich eine Station früher ausstieg und in der grauen, aber trockenen Kühle die Leopoldstraße entlang ging.

Freudiges Wiedersehen mit der vertrauten Zahnreinigerin, gründliche Untersuchung durch die vertraute Zahnärztin (alles ok), Austausch zu Befinden. Zu meiner Überraschung erfuhr ich, dass viele Patientinnen nach einer Hüftprothesen-OP darauf bestehen, bei Zahnreiningung vorbeugend Antibiotika zu bekommen (wegen der kleinen Entzündungen, die enstehen könnten). Ich lehnte das wiederholte Angebot ab, denn zum einen ist die Wunde doch lang verheilt, zum anderen möchte ich bitte so selten wie möglich Antibiotika bekommen, damit sie im Erntsfall auch wirklich wirken und nicht auf Resistenzen treffen. Abends recherchierte ich meiner Überraschung hinterher: Ja, tiefe Zahninfekte stellen für Endoprothesen ein Infektionsrisiko dar (wie alle größeren bakteriellen Infekte im Körper), gerade im ersten Jahr nach OP, weil da die Heilung noch im Gang ist. Nein, es gibt dabei keinen Hinweis auf Nutzen von prophylaktischer Antibiotika-Gabe.

Das dauerte alles ein Weilchen, und dann musste ich ja auch noch in die Arbeit (WIE? ERST MITTWOCH?!).

Mittags verließ ich das Haus nochmal: Anfassen bei Frau Physio, in der OP-Narbe weiterhin schmerzhafte Verhärtungen.

Brotzeit zurück im Büro: Eine Körnersemmel mit Tsatsiki, das ich am Vorabend mit jungem Knoblauch und Gurke aus Ernteanteil zubereitet hatte. Anschließend hatte ich einen Knoblauchatem, der auch kleinere Säugetiere hätte töten können. Auch diese profitieren also von der FFP2-Maskenpflicht.

Nach der Arbeit nutzte ich meine MVV-Tageskarte für eine Fahrt zum Ostbahnhof und einen Einkauf beim benachbarten Mittemeer: ein wenig Spanisches.

Wieder sorgte Herr Kaltmamsell für Abendessen: Er hatte aus dem Bund frischem Oregano des Ernteanteils Pesto gemacht, das gab’s mit ein paar Mafaldine, dann Käse, dann Süßkram.

Dienstagabend hatte ich die Lektüre von Nora Bossongs Schutzzone nach 50 mühsam erlesenen Prozent abgebrochen: Es interessierte mich einfach null, wie es weiterging, auch die Personen waren mir egal, inklusive der Erzählerin, die für die Vereinten Nationen durch die Welt reist und neben politischen Verhandlungen poetischen Sex hat (nicht mit denselben Menschen). Mich nervte unter anderem, wie diese Erzählstimme aus jedem Millimeter der Gesten und Mimik von Menschen in ihrer Umgebung ganze Kurzgeschichten liest. Zadie Smith hingegen hat mich noch nie enttäuscht, ich lud mir als nächste Lektüre ihr Grand Union aufs Lesegerät.

§

Wie wunderbar: Jetzt kann ich auch einen deutschsprachigen Text verlinken, der die Mythen rund um das Korsett im Lauf der Jahrhunderte auseinander nimmt – bislang kannte ich nur die von englischsprachigen Historikerinnen. Fachfrau Katlin Morris schreibt über:
“#KorsettGate: Die Geschichte hinter den Korsettmythen in historischer Fiktion”.

via @miriam_vollmer

Schon seit Mitte des 20. Jahrhunderts ranken sich um das eigentlich simple Stück Unterwäsche abenteuerliche Mythen, die von Atemnot durch zu enges Einschnüren bis hin zum Tod durch gebrochene Rippen oder gar Fischbein, das sich ins Herz gebohrt hat, reichen. Paradoxerweise werden die Darstellungen des Korsetts als anti-feministisches Werkzeug des Patriacharts, das Frauen einschnüren und bewegungsunfähig machen soll, in den letzten Jahren immer übertriebener, obwohl immer mehr widerlegende Forschung zum Thema frei zugänglich einsehbar ist.

(Hier auch ihr älterer Artikel “Die Geschichte des Korsetts”.)

§

Tipps in Form eines Twitter-Threads für alle Menschen, die in privilegierten Positionen sind (z.B. weiß, nicht behindert, cis-geschlechtlich, heterosexuell, deutsch gelesen usw.): Fragen, die man sich als solche*r beim Weitergeben rassistischer Erlebnisse stellen sollte.

(Ich tu mich ja leicht, weil mir vor allem “Wie ich mal wieder als Verbündete versagt habe”-Geschichten einfallen. Und die sind mir zu peinlich fürs Teilen.)

§

In Amsterdam haben sich Fischreiher angesiedelt – mitten in der Stadt.

Journal Dienstag, 13. Juli 2021 – Balkonbohnen

Mittwoch, 14. Juli 2021

Wieder gut geschlafen, davon sogar über fünf Stunden am Stück – aus denen mich um halb sechs Idioten-Gröhlen auf der Straße riss.

Grauer, aber milder Morgen, ich traute mich trotz der Ankündigung einer energischen Regenfront nochmal in Sommerkleidung einschließlich Sandalen.

Den Vormittag verbrachte ich in Teil 2 eines Workshops mit viel Mitschreiben.

Mittags eine Gurke aus Ernteanteil sowie Joghurt mit Plattpfirsich und Nüssen. Nachtmittags ein Stück schwarze Schokolade.

Nachmittags fiel dem Wetter die Regenfront-Ankündigung ein, es machte erst kalt (wie ich beim Zurückbringen meiner Cappuccinotasse in die Cafeteria bemerkte – das ist zwischen zwei und drei Uhr mein täglicher Anlass, mir nochmal die Beine zu vertreten), dann den Himmel dunkelgrau, bis Tropfen an mein Bürofenster schlugen. Zur Deko gab’s ein bisschen Blitzen, dann eine Weile Wolkenbruch.

Viel Arbeit nachmittags, Resultat des Vormittags.

Der Regen hielt an. Ich hatte nach zwei Jahren Pause Nach-Arbeits-Sportpläne gehabt und für eine Runde Crosstrainer und Rudermaschine im Verein Sportzeug eingepackt. Doch die Aussicht auf nasse Ankunft in der Sporthalle (alles außer Weg zu Fuß oder mit dem Rad wäre höllisch umständlich) nahm mir die Lust darauf.

Zumindest konnte ich für den Heimweg im Regen von Sandalen in Turnschuhe wechseln.

Zu Hause turnte ich eine halbe Stunde schönes Yoga – die Einheit mache ich nochmal.

Ich war schon sicher, dass ich mich beim Tagebuchbloggen durch einen weiteren quälend langweiligen Tag würde schreiben müssen, da entdeckte ich das hier auf dem Balkon:

Die Deko-Stangenbohnen haben Bohnen gemacht! Highlight! Sensation! Auf unserem Balkon wächst Essen!

Nachtmahl wieder aus der Hand von Herrn Kaltmamsell.

Agretti aus Ernteanteil.

Nachtisch Süßigkeiten. Evtl. etwas zu viel davon.

Übrigens: Falls Sie sich wundern, dass Ihre explizit unerwünschten Gesundheitstipps (“… auch wenn Sie jetzt böse werden könnten…”) nicht in den Kommentaren erscheinen – die markiere ich inzwischen ohne weitere Aufmerksamkeit als Spam. Win win!

Journal Montag, 12. Juli 2021 – Feierabendspaziergang

Dienstag, 13. Juli 2021

Gut geschlafen (puh), nur zweimal wach, davon einmal lediglich halb wegen Fußballfan-Hupcorso draußen. Morgens erfuhr ich aus der Zeitung, dass ich ein italienisches Hupen gehört hatte, die Männernationalmannschaft hatte die Europameisterschaft gewonnen. Ganz wachte ich noch vor Wecker auf, erfrischt und froh um die Extrazeit vor der Arbeit, weil ich den Blogpost erst von Null schreiben und mit Bildern versehen musste.

Draußen empfing mich ein Sommertag, wenn auch morgens noch sehr frisch – ich ließ dennoch die Jacke daheim, weil ich sie nicht nach der Arbeit als Ballast haben wollte.

Mittags Krankengymnastik. Ich fragte nach einer Dehnung des sich nächtlich ballenden äußeren Schienbeinmuskels – doch Frau Physio war ratlos und wusste auch keine. Als ich ihr berichtete, wie ich vorbeugte (Magnesium, isotonische Getränke, Dehnen) und was ich bei akuten Krämpfen tat (Dehnen), konnte sie nur konstatieren, dass sie mir genau das empfohlen hätte. Die Ergebnisse meiner Recherche bei Dr. Google, nämlich dass die aktuelle Forschung darauf hinweist, dass nächliche Muskelkrämpfe eine neurologische Erscheinung sind, kannte sie nicht (kein gutes Zeichen für meine Recherche).

Mittagessen am Schreibtisch: Reste des Räucherfisch-Salats, den Herr Kaltmamsell am Samstag für die Gartenparty zubereitet hatte (überraschend gut, u.a. mit Käse, Zwiebel, Äpfeln) und eine Breze.

Nach reichlich Arbeit genoss ich nach Feierabend den schönen und gar nicht heißen Sommertag für einen Spaziergang durch den Westpark (sehr viele Gänse, joggende und flanierende Menschen, aber auch viel zu schnelle Radler auf den gemeinsam genutzten Wegen) und den Bavariapark. Heimweh über die Theresienwiese, die immer noch rege besportelt wird. Zuhause eine kurze Yoga-Einheit, die mich einmal wohltuend durchdehnte.

Zum Abendessen hatte Herr Kaltmamsell Mangold und Knoblauch aus Ernteanteil in libanesische Linsen-Zitronen-Suppe mit Mangold aus Katha Seisers Immer schon vegan verwandelt: köstlich, ich aß drei Teller voll. Nachtisch war Wassermelone, ergänzt um ein paar Kekse.

Journal Sonntag, 11. Juli 2021 – Elternrunde und Black Widow

Montag, 12. Juli 2021

Gute Nacht, wieder in Bett und Zimmer von Herrn Kaltmamsell, früher als nötig aufgewacht: Wir waren bei den Schwiegers in Augsburg eingeladen.

Draußen Regen, wir benötigten für den Weg zum Bahnhof Schirme. Auf der Bahnhfahrt tauschte ich mich mit Herrn Kaltmamsell über unsere jeweiligen Vorabende aus: Er hatte in Gesprächen auf einer Gartenparty viel Interessantes über die Welt anderer Menschen erfahren, ich im Biergartengespräch mit Freundin.

In Augsburg war das Wetter heiterer. Auch meine Eltern kamen angereist, fröhliches Wiedersehen von sechs Vollgeimpften mit vielen Umarmungen. Wir stießen mit Sekt auf das Wiedersehen an, zum Mittagessen ging es in ein italienisches Restaurant. Es war so mild und sonnig geworden, dass wir zu sechst draußen sitzen konnten (wenn auch einmal kurz von Regentropfen aus einer tückischen Wolke vor blauem Himmel angespritzt). Ich aß sehr guten Seeteufel in einer Kirschtomaten-Krabben-Orangen-Sauce, trank dazu alkoholfreies Weißbier (schmeckt mir derzeit besonders). Wir ließen den Nachtisch aus und tranken nur Espresso, zurück bei Schwiegers gab’s nämlich Torte.

Die Schwiegers hatten wieder ein neues Rezept getestet (Herr Schwieger recherchiert im Web, Frau Schwieger setzt um), und es war sehr gut gelungen (über die Verbesserbarkeit des Rührteig-Bodens herrschte Uneinigkeit).

Herr Kaltmamsell und ich ließen uns von meinen Eltern auf deren Heimweg am Bahnhof absetzen. Daheim in München blieb noch Zeit für ein wenig Räumen und Bügeln, bevor wir Richtung Kino aufbrachen: Ich hatte Tickets für eine Vorstellung Black Widow im Cinema. Da Herr Kaltmamsell bei der Essensplanung fürs Wochenende Popcorn als Nachtmahl eingeplant hatte, wollte ich auch welches (süß) und genoss es sehr. Bereits beim Ticketkauf hatte ich gesehen, dass nur ein Viertel der Plätze im Kino buchbar waren, entsprechend seltsam licht besetzt war der Blockbuster zu Kinostart.

Der Film gefiel mir sehr gut – aber ich mag ja auch grundsätzlich Superheldenfilme, das ist die Voraussetzung. In diesem geht es um Familie, zwar schon auch um die biologische, aber viel darum, was Familie ausmacht. Klar kracht und bummt es gehörig, es wird in vielen Varianten geschlägert – aber man sieht auch einmal kurz die blauen Flecken auf dem Rücken der Hauptfigur Natascha nach solch einem Kampf.

Und es gibt eine ironische Metaebene, ohne die ich heute solche Filme nicht mehr akzeptiere: Das geradeaus Heldenhafte hatte auf mich schon immer lächerlich gewirkt (ein Grund, warum ich den Filmkosmos um Herr der Ringe so uninteressant finde), und Hancock von 2008 hatte endlich die Tür aufgemacht für all die Alltagsfragen, die so ein Superheldenleben aufwirft. Hier ist es Nataschas (von Florence Pugh wundervoll gespielte) Schwester Yelena, die sich über die Weltberühmtheit der Avengers lustig macht und fragt, warum Natascha bitte immer so melodramatisch in Dreipunktlandung auftaucht. Scarlett Johansson macht ihre Sache ganz ausgezeichnet und darf selbst als Superheldin facettenreich spielen, laut und leise, und sie darf so alt aussehen, wie sie ist. (Kleinigkeiten, die mir groß auffallen: Die beiden Hauptfiguren tragen die erste Hälfte des Films praktische Kleidung, in der sich gut kämpfen lässt, und dürfen ihre langen Haare zurückbinden!) Genauso ungeglättet und großartig Rachel Weisz. Ohnehin agieren fast ausschließlich Frauen – ohne dass der Film weniger superheldig wirkte. Geht doch.

Als wir um neun aus dem Kino kamen, war der Himmel noch hell – und überraschenderweise wolkenlos. Wir spazierten die Panoramastrecke über die Hackerbrücke heim.

Schwanthalerhöhe.

St. Paul zeigt Flagge.