Journal Donnerstag, 30. Dezember 2021 – Wandern um die Osterseen mit Herrn Bruder

Freitag, 31. Dezember 2021 um 8:00

Bis fünf durchgeschlafen – aber dann halt nicht mehr.

Gestern hatte ich eine Wanderverabredung – und musste mich schon sehr am Vertrauen auf die moderne Meteorologie festhalten, die für das Gebiet um Starnberg ab Mittag trockenes Wetter vorhergesagt hatte: In München regnete es vormittags aus konsequent grauem Himmel mit Wind.

Das frühe Aufwachen ermöglichte mir noch ein bisschen Yoga, bevor ich fürs Wandern den Rucksack packte: War ja mein Weihnachtsgeschenk für Herrn Bruder gewesen, also sorgte ich für Brotzeit. Heißer Tee in Thermoskanne (sogar eigens besorgt, weil im Nichtwinter beim Wandern nie Sehnsucht nach einem heißen Getränk aufgekommen war; beim Einkaufen hatte ich gelernt, dass Thermoskannen heute ganz anders aussehen als vor 30 Jahren), am Vorabend gebratene Fleischpflanzerl, Scheiben vom letzten selbstgebackenen Brot aus der Gefriere. (Wasser eh, aber das hat jede*r selbst dabei.) Auf dem Weg zum Bahnhof kaufte ich noch Tomätchen (als Ersatz fürs Ketchup zu den Fleischpflanzerln), Schokonüsse und Fruchtgummi.

Beim Holen der Wanderstiefel aus dem Keller, Teekochen und Wanderanziehen (ich hatte mich fürs Winterwandern für dicken Pulli unter superduper Wanderjacke und für wärmende Strumpfhose unter gewohnter Wanderhose entschieden) kam ich dann doch ins Hetzen und wunderte mich ein wenig, weil ich den Vormittag eigentlich sehr gut durchgeplant hatte. Am Bahnhof, an dem ich mit dem anreisenden Herrn Bruder zur gemeinsamen Weiterfahrt verabredet war, kam ich auf die Ursache: Ich war eine Stunde zu früh dran. (Check des Online-Fahrplans, denn am recherchierten Gleis war ein anderer Zug angekündigt, Blick auf die Handy-Uhrzeit, Gegencheck auf Bahnhofsuhr: Ja, tatsächlich, es war nicht 10.46 Uhr, sondern erst 9.46.) Ging ich halt nochmal heim und wechselte schwitzend von dickem Wollpulli in leichteren Baumwollpulli unter der Wanderjacke.

Eine Stunde später klappte alles wie verabredet, wir fuhren zusammen nach Iffeldorf für eine Wanderung um die Osterseen, ab der ersten Minute in regem Gespräch, über das ich mich in den folgenden Stunden sehr freute.

Die Osterseen waren mir in den vergangenen Jahren immer wieder als Ausflugsziel empfohlen worden, ich hatte eine gemütliche Strecke drumrum gefunden, erweitert um den Spaziergang vom Bahnhof dorthin. Gleich beim Parkplatz stießen wir auf die Schautafeln der Limnologischen Station des Lehrstuhls für Aquatische Systembiologie an der TU München und stellten fest, dass die Osterseen tatsächlich etwas sehr Besonderes sind mit ihren unterseeischen Quellen und als Eiszerfallslandschaft. An dem Quelltopf Blaue Gumpe (so viele schöne neue Wörter!) machten wir Rast für Brotzeit.

Das Wetter hatte das Briefing bekommen: Es war sehr warm (Mütze, Schal und Handschuhe hatte ich gleich bei Ankunft im Rucksack verstaut), regnete gar nicht, wurde immer heller und wir sahen sogar Sonne.

Auch einen Seidenreiher sahen wir, immer wieder großartige Ausblicke auf die leicht verschneite Alpenkette, Schilflandschaft, auch der Ort Iffeldorf war sehr malerisch.

Iffeldorf.

Steg über die Blaue Gumpe.

Blick in die Blaue Gumpe.

Es waren wenige Menschen unterwegs (nur EIN Radler), aber doch etwas mehr, als ich an einem düsteren Tag im Winter erwartet hätte – ich stelle mir ungern vor, wie viel Betrieb hier an einem Sonnentag ist.

Den angepeilten Zug zurück kurz nach vier verpassten wir um wenige Minuten – egal, wir hatten einander genug zu erzählen, sahen die Sonne hinter den Bergen verschwinden, brotzeiteten nochmal auf der Bank am Gleis. Mit einer Extraschleife wegen falscher Abzweigung waren das etwa zwölf Kilometer in knapp vier Stunden mit langer Pause gewesen.

Rückfahrt im Dunklen, die Anzeige im Zug informierte über 14 Grad Außentemperatur. Kurzer Abschied am Münchner Hauptbahnhof mit Silvesterwünschen, die Luft in München auf dem Heimweg (mit Abstecher zu Obstkauf beim Süpermarket Verdi) bacherlwarm.

Herr Kaltmamsell servierte zum Nachtmahl mit Käse gefüllte Weizentortillas, Guacamole und Käse, Nachtisch Pralinen aus Königsbrunn – ganz besonders gut und deshalb ein hochwillkommenes Weihnachtsgeschenk der lieben Schwiegers.

Im Bett las ich weiter in Blai Bonet, Frank Henseleit (Übers.), Das Meer – und stieß nochmal gehäuft auf falsch gesetzte Kommas, auf Bezugsfehler und Vertipper (“Steinmetzte”); das war dann doch keine Kunstgriff, sondern fehlendes Lektorat/Korrektorat im Kupido-Verlag und damit sehr ärgerlich.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 30. Dezember 2021 – Wandern um die Osterseen mit Herrn Bruder“

  1. Evi Balzar meint:

    Danke, als ehemalige Lektorin regt mich zunehmend auf, dass immer weniger gründlich Korrektur gelesen wird oder immer öfter gar nicht. Jetzt hab ich wenigstens eine „Mitleidende“.
    Guten Rutsch und Grüße aus der Oberpfalz
    Evi

  2. Nina meint:

    Oh, die Runde sieht besonders schön aus. Die nehm ich mir für den nächsten Heimaturlaub (ohne Quarantäne) vor.

  3. Sabine meint:

    Aber nie am Wochenende oder am Feiertag gehen. Da ist das eine veritable Völkerwanderung.

  4. Uwe meint:

    Das war dann doch “keine Kunstgriff” genau eine Zeile unter dem Wort “Vertipper” lässt einen lächeln.

    Ein gutes und gesundes neues Jahr euch beiden!

  5. die Kaltmamsell meint:

    Danke, Uwe!
    (Hätte ich einen Verlag, müsste ich ihm ja von meinen VG-Wort-Einnahmen abgeben – z.B. für Lektoratsdienste.)

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