Bücher 2021

Donnerstag, 30. Dezember 2021 um 7:17

Ein dünnes Bücherjahr. Zum einen konnte ich wieder mehr Sport treiben statt zu lesen, zum zweiten gibt es die Leserunde nicht mehr, die immer wieder Anlass zu Buchlesen war, zum weiteren lese ich wirklich viel Internet – offensichtlich statt Büchern.
* kennzeichnet wieder meine Empfehlungen – was nicht heißen muss, dass ich die anderen Bücher schlecht fand. In Klammern setze ich Bücher, von denen ich aktiv abrate.

1 – Marieluise Fleißer, Erzählende Prosa

2 – China Miéville, The City & the City

3 – Bernardine Evaristo, Girl, Woman, Other*

Hier ausführlich besprochen.

4 – William Maxwell, So long, see you tomorrow

5 – Anna Stern, das alles, hier

6 – Dervla McTiernan, The Ruin*

Hier ausführlich besprochen.

7 – Peter Ustinov, Krumnagel

8 – Anke Stelling, Bodentiefe Fenster*

Hier unten ausführlich besprochen.

9 – Amitava Kumar, Immigrant, Montana

10 – Granta 154, I’ve Been Away for a While

11 – Sharon Dodua Otoo, Adas Raum

12 – Matthias Brandt, Blackbird

13 – Andreas Glumm, Geplant war Ewigkeit*

Hier ausführlich besprochen.

14 – Helen Slavin, The Extra Large Medium*

Hier unten ausführlich besprochen.

15 – Ruth Klüger, weiter leben: Eine Jugend*

Eines meiner Bücher des Jahres, hier unten ausführlich besprochen.

16 – Granta 155, The Best of Young Spanish Language Novelists*

Hier unten ausführlich besprochen.

17 – Dervla McTiernan, The Scholar

18 – Nicole Diekmann, Die Shitstorm-Republik

19 – Markus Ostermair, Der Sandler*

Mein zweites Buch des Jahres und meine Entdeckung des Jahres, hier ausführlich besprochen.

20 – Helen Macdonald, Vesper Flights*

Hier ausführlich besprochen.

21 – Britt Bennett, The Vanishing Half

(22 – Nora Bossong, Schutzzone)

23 – Zadie Smith, Grand Union

24 – Sigrid Nunez, The Friend

25 – Clemens J. Setz, Indigo*

Hier besprochen.

26 – Trezza Azzopardi, The Hiding Place*

Hier ausführlich besprochen.

27 – Christine Cazon, Lange Schatten über der Côte d’Azur

28 – Megan Abbott, Dare me

29 – Granta 156, Interiors

30 – Vanessa Giese, Die Frau, die den Himmel eroberte

31 – Christoph Hackelsberger, München und seine Isar-Brücken

32 – C Pam Zhang, How Much of These Hills is Gold*

Hire ausführlich besprochen.

33 – Gabriele Tergit, Effingers*

Hochgelobte Wiederentdeckung, auch ich fand das Familienepos, erstveröffentlicht 1951, ganz ausgezeichnet. Tergit zeichnet einen großen Bogen, und analysiert damit ausgesprochen hellsichtig indirekt bereits kurz nach der Katastrophe des “Dritten Reichs”, wie es zu ihr kommen konnte. Mir gefiel die Kunstfertigkeit, mit der sie in Zwischenkapiteln zu verschiedenen Zeiten die weltwirtschaftliche Situation in Zusammenhang mit dem Lebensrhythmus ihrer Protagonist*innen bringt, mir gefielen die schillernden Charakterzeichnungen, fast durchwegs fern von Stereotypen, mir gefiel, wie sie durch zahlreiche Alltagsdetails nachvollziehbar machte, dass die Krisen zwischen den Weltkriegen eine ganze Welt verschwinden hatten lassen.

34 – Matthias Lehmann, Parallel

35 – William Kotzwinkle, The Fan Man

36 – Robert Galbraith, Lethal Withe*

Wunderbare Mischung aus Nähe zu Ort (London) und Zeit (Olympische Spiele) sowie überzeitlichen Gesellschaftsfragen – wie schon in den Vorgängerkrimis spielt die britische Klassengesellschaft eine entlarvende Rolle. Auch der eigentliche Kriminalfall interessierte mich diesmal.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Bücher 2021“

  1. Gaga Nielsen meint:

    Beim eingeklammerten Titel “Schutzzone” war ich sehr neugierig auf die Amazon-Rezensionen. Interessant, dass sich das Feuilleton einig im Lobhudeln war, die Leserbewertungen und Rezensionen weniger begeistert ausfallen. Ich suchte dann nach einer Leseprobe vom Verlag und überflog die ersten zwei, drei Seiten. In der Tat unerträgliche Endlos-Schachtelsätze. Arbeitssam Geschraubtes und Gedrechseltes kommt bei der professionellen Kritik gut an. Merken! (Rat für ambitionierte Nachwuchsautoren) Und gern genommen: ein politisches Setting! Wird sofort per se beeindruckt als respektabel verschubladet.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Dabei klang das Set-up von Schutzzone so attraktiv, Gaga Nielsen. Aber es interessierte mich einfach null, wie es weiterging, auch die Personen waren mir egal, inklusive der Erzählerin, die für die Vereinten Nationen durch die Welt reist und neben politischen Verhandlungen poetischen Sex hat (nicht mit denselben Menschen). Mich nervte unter anderem, wie diese Erzählstimme aus jedem Millimeter der Gesten und Mimik von Menschen in ihrer Umgebung ganze Kurzgeschichten liest.

  3. Gaga Nielsen meint:

    Vielleicht krankt das Gebilde auch (neben dem nicht flüssig konsumierbaren Schreibstil) an der Absicht, möglichst viel in ein Buch packen zu wollen, und es damit möglichst Vielen Recht machen zu wollen. Von Hause aus brennt man ja erst einmal nicht impulsiv dafür, romanhaft über das Gebilde der Vereinten Nationen zu schreiben, es sei denn, es gibt eine persönliche Initialzündung. Wie: mal ein Praktikum da gemacht, eine sehr persönliche biographische Episode mit Einblick in Hintergründe erlebt… Andere Beweggründe sind meist konstruiert und entsprechend langweilig. Ich könnte mir vorstellen, durch hemmunglsose Streichungen eine interessante Kurzgeschichte daraus zu extrahieren. Gibt ja schon ein paar interessante Eckdaten. Aber leider keine Zeit! :-) Der in der FAZ-Kritik erwähnte Nilpferd-Test müsste jedenfalls drinbleiben.

  4. Simone meint:

    Das nennen Sie ein dünnes Bücherjahr? Ich wünsche, ich hätte so viele Bücher gelesen, es war wohl nur etwa die Hälfte. Aus Gründen, aber trotzdem schade.
    Bodentiefe Fenster und Der Sandler stehen auch schon auf meiner endlosen Liste, jetzt bin ich noch ein bisschen neugieriger geworden. Darf ich fragen, wie Sie Blackbird fanden? Matthias Brandt schätze ich als Schauspieler, daher war ich gespannt auf das Buch. Und ja, ich mochte es – große Literatur ist es zwar nicht, aber mir gefiel die Geschichte. Coming-of-age-Geschichten mag ich sowieso (die Probleme des Erwachsenwerdens, wer kennt sie nicht). Und auch den Erzählton fand ich passend und glaubwürdig; oft ist es zu gewollt, die Jugendsprache zu aufgesetzt, hier wirkte es stimmig auf mich.

  5. Gaga Nielsen meint:

    @Simone, v. wg. “dünnes Bücherjahr” – dachte ich mir zunächst auch, weil in Relation zu mir gedacht. Ist aber ein hinkender Vergleich, weil Bücher lesen zwar eine regelmäßige, aber zeitlich sehr eingeschränkte Beschäftigung bei mir ist (zu 97 Prozent nur in der Bahn und in der Mittagspause). Ich vermute, unsere Kaltmamsell hat Buchlektüre weit oben im Ranking der Freizeitbeschäftigungen, so ähnlich wie Elke Heidenreich, die allen Ernstes ein Buch pro Tag liest. Vielleicht liest Heidenreich aber mittlerweile auch mal quer, was ich mir früher nicht gestattet habe und mir nun auch erlaube.

    Auch früher nicht gemacht: Buch nicht zu Ende lesen, sondern zuklappen und wegräumen, weil uninteressant und Lebenszeit zu kostbar. Ich finde ja, dass Autoren rücksichtsvoll bedenken sollten, dass die Hingabe des Lesens eines ihrer Werke immense Zeit beansprucht und die Lektüre daher so erquicklich wie ein hervorragender Wochenendtriop oder ein mehrgängiges Menü in einem Spitzenrestaurant sein sollte!

  6. die Kaltmamsell meint:

    Blackbird ging leider an mir vorbei, Simone: Ein Jugendroman also – darauf war ich nicht gefasst. Und daran war ich nicht recht interessiert, an diesem westdeutschen Burschen und welche Drogen, Musik, Gefühle, Mädchen er erwartbar cool oder uncool fand. Sprachlich und erzähltechnisch (Ich-Erzähler) sauber gemacht, meine lahme Rezeption mag völlig an mir liegen.

    Bücher nicht auslesen mache ich auch schon länger, Gaga Nielsen, zum Glück nur selten nötig, weil ich sorgfältig auswähle – umso verärgter bin ich, wenn ich mich in der Auswahl geirrt habe, aus genau den genannten Gründen.

  7. Simone meint:

    @Gaga Nielsen:
    Natürlich, “dünnes Bücherjahr” auch in Relation zu mir. Es mangelt halt meist an der Zeit und abends siegt zu oft die Müdigkeit. Ein Buch pro Tag ist für mich völlig utopisch, außer mal im Urlaub. Und querlesen möchte ich nicht; ich muss richtig “rein” in das Buch, sonst funktioniert es nicht. Vielleicht eine Macke von mir, wer weiß. Aus dem Grund auch schon Bücher weggelegt, weil nicht reingekommen beim Lesen, keinen Zugang gefunden. Das sehe ich auch so, da ist die Lebenszeit zu schade. Lesen soll Genuss und Freude bringen, quälen darf man sich nicht.

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.