Journal Montag, 5. September 2022 – Verschwindende Comicläden

Dienstag, 6. September 2022 um 6:29

Ich gönnte mir 20 Minuten späteren Wecker (wegen des späten Zu-Bett-Gehens nach Kino am Vorabend), schon hing der ganze Morgen schief, zumal ich auch noch über den Film bloggen wollte: Herr Kaltmamsell musste sich seinen Milchkaffee selbst angießen, ich übersprang die tägliche Morgengymnastik, bat Herrn Kaltmamsell um Übernahme des Blumengießens.

So schaffte ich aber den Arbeitsantritt zu gewohnter Zeit, und das ist bekanntlich das Wichtigste. Anscheinend.

Erst jetzt gesehen, dass ein weiterer Comicladen Vergangenheit ist, der Comic Dealer in der Gollierstraße.

Im Büro sehr emsiger Vormittag. Mittags ging ich raus in den herrlichen Sonnenschein. In einer Kaffeerösterei hatte ich Cortado im Angebot gesehen: Den bestelle ich in Spanien immer, wenn ich ein dortiges Pendant zum Cappuccino in Italien haben möchte. Hier nicht so: Er war mir deutlich zu stark. Aber ich bekam meinen Spaziergang durchs sonnige, warme Westend. Im Laden eines Geigenbauers testete eine Kundin gerade ein Instrument, ich hörte und sah es durch die offene Tür.

Mittagessen zurück im Büro: Pumpernickel mit Frischkäse, Pfirsiche.

Nachmittags war mal wieder Schwindel-Time, unangenehm. Doch auf dem Heimweg konnte ich den Sonnenschein und die warme Luft genießen.

Zu Hause Maniküre, eine Runde Yoga, Brotzeit für Dienstag geschnippelt (Kohlrabisalat aus Ernteanteil mit frischem Majoran).

Herr Kaltmamsell servierte als Nachtmahl Mafaldine mit Ernteanteil-Zucchini. Nachtisch Apfelkuchen, Schokolade.

Die britischen Tories haben ihre neue Vorsitzende und damit Premierministerin gewählt. Es wird einfach nicht besser. Meine Reisepläne ins einst so geliebte UK in den vergangenen Jahren:
– Erst muss ich Brexit verdauen.
– Erst muss ich Boris Johnson verdauen.
– Erst muss ich die Parlamentswahlen verdauen.
– Erst muss ich Liz Truss verdauen.
Ich fürchte, das dauert noch.

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Auf instagram schreibt @sinnunverstand “über den Draußentischtennis-Hype in Köln”, und ich dachte: “Ach.” Dann ist das also nicht nur im München so.

Im Park vorm Haus wird seit ein paar Jahren intensiv und viel Tischtennis gespielt. Ich hatte angenommen, das sei so eine Einwanderersache, weil ich dort vor allem sehr bunte Gruppe spielen sah, mit Musikbeschallung, die Rufe zwischen dem Gelächter waren fremdsprachig.

Doch nach diesem Hinweis fallen mir andere Draußentischtennisplatten ein (z.B. zwischen den beiden Teilen des Alten Südfriedhofs), die ebenfalls praktisch durchgehend bespielt werden, von mehrheitsdurchschnittlich aussehenden, eher jungen Menschen.

§

Maximilian Buddenbohm hat am Sonntag unter anderem einen ganz besonderen Schwimmlehrer beobachtet:
“In den Montag”.

Er redet die Kinder ins Wasser und unter Wasser und wieder hinaus, er redet sie vom Startblock hinab und einige sogar vom Einer, er redet auch das Mädchen, das zuerst weint, und das hinterher sehr stolz ist, vom Beckenrand ins Wasser hinein. Er erklärt das Schwimmen und das Tauchen, er kommt selbst ins Becken und macht vor, er springt wunschgemäß mit einem Kind an der Hand und der Kleine strahlt. Er ist, das nehme ich mit, felsenfest überzeugt, dass die Kinder gleich alle können werden, was er ihnen beibringen möchte. Ich bin nach einer Weile sicher, dass das einen großen Teil des Erfolgs erklärt, er ist sich einfach durch und durch sicher, dass sie es alle gleich können werden und er strahlt das aus. Und wie glaubhaft er das ausstrahlt.

Auch in meiner engen Verwandtschaft gibt es liebe Menschen, denen ich derzeit zurufen möchte: “Schwimmst du los!”

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Montag, 5. September 2022 – Verschwindende Comicläden“

  1. Wibke meint:

    Inzwischen habe ich auch den Radiobeitrag über die wiederaufgeflammte Leidenschaft für Draußentischtennis gefunden. Faszinierend: https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/neugier-genuegt/feature-tischtennis-100.html

    Ich bekomme beinahe Lust, die wenig genutzten Schläger hervorzukramen.

  2. Corsa meint:

    Liebe Kaltmamsell,
    da Sie UK erwähnen: Was sollte ich in Brighton unbedingt sehen? Kind1 ist in Eastbourne in der Schule und wir werden Ende September ein gemeinsames Wochenende haben.
    Herzlichen Dank und beste Grüße
    – corsa

  3. die Kaltmamsell meint:

    Ich kenne Sie und das Kind ja nicht, Corsa, kann deshalb nur meine Lieblingsstellen nennen:
    – Spaziergang entlang der Strandpromenade von der Marina nach Hove, dabei auf den Palace Pier gehen, auf der Promenade immer wieder nach rechts hochgucken und Abstecher zu den herrlichen Regency-Häusern machen.
    – Duch North Laine spazieren, in Auslagen und Geschäfte gucken, in den einen oder anderen Pub gehen.
    – Den Royal Pavillon besuchen, auf der Terasse des Cafés Kuchen essen und Aussicht genießen.
    – Den Undercliff Walk nach Rottingdean gehen, durch den Ort spazieren, den Bus (Oberdeck!) zurück nach Brighton nehmen.

  4. corsa meint:

    Danke Ihnen!

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