Journal Freitag, 20. Januar 2023 – Ein Abend im Green Beetle mit Besuch aus dem Internet

Samstag, 21. Januar 2023 um 11:06

Geschäftiger Morgen daheim, während draußen Schneeklocken herabsanken und liegenblieben. (Den Vertipper lasse ich mal, denn jetzt möchte ich, dass es Schneeklocken gibt. Das gestern waren allerdings ziemlich sicher keine. Könnten so diese Brocken Schnee heißen, die sich beim Autofahren am Rand des Kotflügels sammeln?)

Laune unerklärlich grottig, ich hielt mit meiner bescheuerten Mütze gegen, die Passanten dazu bringen sollte, ein wenig zu lächeln. Und mich dadurch aufzumuntern.

Im Büro strukturiertes Abarbeiten, überraschend gestört von saublödem Schwindel – ich fühlte mich wie betrunken (konnte aber klar denken). Das legte sich zum Glück bis Mittag.

Gefühlt war außerdem Donnerstagnachmittag die Heizung abgestellt worden. Irgendwann schlüpfte ich zu Jeans in Schneestiefeln, Rolli unter dickem Wollpulli auch noch in meinen Draußen-Janker, um endlich warme Hände zu bekommen. Zumindest den Janker konnte ich irgendwann ablegen.

Draußen war es hell, die meiste Zeit standen winzige Schneeflocken in der Luft.

Mittagessen: Quark mit Joghurt, vier vorgeschnittene Orangen.

Auch nachmittags gab es noch Arbeit. Ich beendete sie pünktlich, ging über Einkäufe im Vollcorner heim: Samstag darf ich mal wieder für uns kochen, ich hatte mir ein Menü nach Herrn Kaltmamsells Vorlieben überlegt (sonst geht’s ja immer nur um mich), kaufte dafür ein.

Kurzes Plaudern mit Herrn Kaltmamsell, dann machte ich mich fertig für meine Essensverabredung: Frau Brüllen war aus familiären Gründen in München und hatte mir den Freitagabend geschenkt. Wir trafen uns im Green Beetle, dem vegetarischen Fine-Dining-Restaurant des Käfer. Dorthin Fußmarsch in leichtem Schneefall zum Stachus, U-Bahn zum Prinzregentenplatz.

Meine Verabredung saß bereits im schönen Gastraum, und dann begannen ein paar wundervolle Stunden mit großartigen Speisen (nochmal eine deutliche Steigerung zum ersten Besuch vor einem Jahr – und schon da war ich angetan gewesen) und Gesprächen.

Das Menü im Green Beetle ist ein Überraschungsmenü, wir entschieden uns lediglich für eine Anzahl von Gängen (sechs) und verneinten Allergien und große Abneigungen. Das bedeutet allerdings, dass ich nicht genau nachschlagen kann, woraus die Teller genau bestanden, die uns in der Folge großen Genuss bereiteten.

Zwei Grüße aus der Küche, schon mal köstlich. Dazu gab’s gegenüber einen alkoholfreien Ingwer Spritz, bei mir ein Glas österreichischen Winzersekt vom Loimer.

Der umwerfende ersten Gang blieb bis zum Schluss mein Favorit: Sauerrahm-Terrine in einer Johannisbeerhülle, Mandelteigspitze darüber, Tapenade daran, in die Mitte wurde eine Basilikumbrühe gefüllt. Der Kasten darüber enthält frisch gebackenes Sauerteigbrot mit zwei Aufstrichen, das Brot handwerklich sehr gut und mild – wurde uns als Extrabestellung angeboten, sollte man auf keinen Fall verpassen.

Es folgte eine sehr intensive Consomée, darin unter anderem zweierlei Rüben, ein Grießnockerl, ein Schalotten-Chip.

Weiter ging es mit Gnocchi und Kürbis, dabei auch Birne, der Schaum darüber wurde durch Blaukraut so rosa.

Mittlerweile hatte ich mir ein Glas Weißwein empfehlen lassen: Der Pouilly Fumé Elisa Domaine Jonathan Didier Pabiot von der Loire war ein Volltreffer – zum einen wundervoll passend zu den Speisen, zum anderen genau die Art Parfum-freier Wein, die ich derzeit bevorzuge. Großes Gelächter beim Einschenken: Meine Ess-Gefährtin hatte genau diesen Wein bei einem kürzlichen Restaurantbesuch für sich entdeckt und umgehend ein Kistlein gekauft.

Dieser Gang wurde mit Deckel serviert, der erst am Tisch abgenommen wurde: Pochiertes Ei mit Trüffel und Pfifferlingen, darüber ein Knusper, der den Textur-Mix perfekt abrundete.

Sensationelles Himbeer-Sorbet dazwischen.

Als Hauptgang kam die gefürchtete Schwarzwurzel, die ich eigentlich gar nicht mag. Hier war sie als Chip richtig gut (alles wird durch Frittieren köstlich), gedämpft schmeckte sie so neutral, dass ich sie nicht erkannt hätte. Vor allem aber mochte ich die geflämmte Polenta, und der Kerbel-Crumble war ein Hit.

Das Dessert ein weiteres Feuerwerk an Texturen und Aromen: Knuspriges Engelshaar mit unter anderem Fingerlimette drauf und Schokolade drunter, mit Vanillecreme gefüllt, ein Nougateis zum Verlieben, das Zitrussößchen in der Mitte jagte ich bis zum letzten Tröpfchen vom Teller.

Zum Espresso auch noch drei Pralinchen.

Es stellte sich heraus, dass meine Verabredung genauso ungehemmt über jeden servierten Gang begeistert aahte und oohte wie ich – das waren aber auch wirklich Kunstwerke. Gegen elf verabschiedeten wir uns sehr satt (Einmerker für nächstes Mal: lieber nur fünf Gänge) von der bezaubernden Bedienung, gingen durch matschigen Schnee auf den Wegen zur U-Bahn. Bis Odeonsplatz fuhren wir zusammen, dann wieder Abschied – diesmal aber wahrscheinlich nur für wenige Monate.

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Gesundheitsmarketing am Limit: Die “Hüftmanufaktur”.
Wobei – nachdem die hiesige “Brotmanufaktur” einfach eine Bäckerei ist, verbirgt sich hierhinter vielleicht eine Hüfterei?

via @nebengleis

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Es gibt sie noch, Toon-Blog-Urgestein Lisa Neun! (Und der Wechsel-Header ihres Blogs ist immer noch mein liebster Blog-Header.)
Hier ihr Betrag zu “Protest ist ja ok – aber doch nicht so!”:
“Rotzlöffel”.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Freitag, 20. Januar 2023 – Ein Abend im Green Beetle mit Besuch aus dem Internet“

  1. Ilka meint:

    Sie sind auch weiter von unerklärlichem Schwindel geplagt? Ich bin inzwischen dazu übergegangen, auch Reisetabletten zu den Kopfwehtabletten in der täglichen Tasche dabeizuhaben. Hat mir mehr als einmal die Heimreise gesichert. Ursachenforschung hier bisher erfolglos. Gibt es eigentlich noch den “Gesundheitstipps-Link”, eventuell sind da tolle neue Maßnahmen eingetroffen .
    Schönes Wochenende wünsche ich allen!

  2. engl meint:

    schneelocken, wie schön!

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