Journal Donnerstag, 16. Februar 2023 – Wovon leben Sie?

Freitag, 17. Februar 2023 um 6:33

Während Herr Kaltmamsell der Meinung war, das gehöre so, fand ich Hendlhaut und Pommes frittes im Lindwurmstüberl deutlich zu salzig. Auf jeden Fall schafften sie etwas, was ich als Vieltrinkerin seit Jahren nicht mehr hatte: dass ich nachts mit Durst aufwachte und ein großes Glas Wasser runterkippte.

Zu früh aufgewacht mit tobenden Nebenhöhlen, erst mal die Nasendusche genutzt – sie wirkte und löste viel schlimmen Rotz. Den Tag über plagten mich aber weiterhin Nebenhöhlenschmerzen, außerdem programmgemäß schmerzhaft ausfransende Nasenlochränder.

Kein Nebel, statt dessen ein wundervoll klarer und Raureif-frostiger Morgen.

Diesmal hatten meine Temperaturprognosen gestimmt: Sonnenschein wärmte mein Büro, Jacket über Bluse reichte, damit ich nicht fror. Mittagessen Birchermuesli.

Gestern war Abschied-vom-Nasenspray-Tag, freies Nasenatmen zum Glück kein Problem trotz konsequentem Rotzen.

Pünktlicher Feierabend, denn ich wollte schon mal für Freitagabend einkaufen. Dazu marschierte ich in die Innenstadt, vorbei an ein wenig Faschingstrubel auf dem Marienplatz zur Hofbräuhausmühle für Mehleinkäufe. (Nachtrag der Chronik wegen: Ums benachbarte Luxushotel Mandarin Oriental viel Betrieb: Sehr edle Autos mit Diplomatenkennzeichen in Warteposition, drumrum Anzugmänner mit Kärtchen an roten Bändeln um den Hals – ich nehme an, das gehörte zur Sicherheitskonferenz an diesem Wochenende.) Dann suchte ich mir in der Metzgerzeile am Viktualienmarkt ein mächtiges Stück Rindfleisch aus: Côte de Boeuf. Auf dem Heimweg besorgte ich am Obststandl noch saisonale Blutorangen (es hätte aber auch schon Erdbeeren gegeben). Die Luft war mild und wundervoll, ich roch ganz eindeutig Frühlingsanfang.

Daheim nochmal die Yogafolge vom Mittwoch, mit noch mehr Spaß.

Nachtmahl war zum einen Portulak aus Ernteanteil mit Zitronen-Tahini-Dressing von mir, zum anderen chinesisches Pfannenbrot, das Herr Kaltmamsell zubereitete. Beides schmeckte hervorragend.

§

“Wovon lebst du?” ist eine Frage, die unserer Gesellschaft/Kultur nicht gestellt wird. Das fiel mir wieder auf, als Micha hier die Erklärung zu meiner Altersvorsorge beeindruckend offen fand. Möglicherweise finden andere ja wirklich interessanter, was ihre Mitmenschen beruflich machen, wie viel sie dabei verdienen, wohin sie in den Urlaub fahren, wo sie ihre Kleidung kaufen – und würden sie gerne fragen, wie und wie oft sie Sex haben, aber über dieses Tabu sind sich alle einig. Doch mich interessiert wirklich sehr, wie erwachsene Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten. Was leider keine akzeptable Frage ist:
“Wovon leben Sie?”
– Von Rente?
– Vom Einkommen Ihres Partners / Ihrer Partnerin?
– Zum Teil von eigenem Gehalt, zum Teil von Mieteinnahmen einer geerbten Eigentumswohnung?
– Von Gewinnen aus Investitionen, immer neuen?
– Von freiberuflichen Einsätzen als Trainerin auf Honorarbasis?
– Von Unterhaltszahlungen des vermögenden Ex-Manns, solange die gemeinsamen drei Kinder noch nicht volljährig sind, plus zufälligen Einnahmen aus einer liebhaberischen Nebentätigkeit?
– Ausschließlich vom eigenen Gehalt als Pflegekraft?
– Oder vom Geschäftsführerinnengehalt der eigenen kleinen Kreativfirma, die allerdings so defizitär arbeitet, dass der Unternehmensberater-Vater regelmäßig die Verluste ausgleicht?
– Vom Teilzeitjob fest angestellt in einer Firma plus zwei Abenden in der Gastronomie?
– Und selbst bei der 40-jährigen Künstlerin mit zwei Kindern, von der geraunt wird, da gebe es reiche Eltern im Hintergrund, interessieren mich die Details: Bekommt sie das Geld von den Eltern anlassbezogen (Urlaub/Ateliermiete/Kinder brauchen neue Kleidung) oder als monatliche feste Überweisung?

Das sind sehr unterschiedliche Quellen des Lebensunterhalts, und ich bin überzeugt, dass sie großen Einfluss auf Lebensgefühl und Lebensentscheidungen haben – natürlich in engem Wechselspiel mit den individuellen materiellen Ansprüchen: Der eine leidet, weil er sich keinen Ferrari leisten kann, der andere ist mit einem Fahrrad zufrieden. Die eine grämt sich, wenn sie kein Geld für Abende in schönen Restaurants hat, die andere ist zufrieden, wenn das Geld für Biogemüse reicht.

Selbst bestreite ich meinen Lebensunterhalt mit einem Angestellten-Gehalt als Sachbearbeiterin (TVöD) und Einnahmen über VG Wort für mein Blog, dazu kommen de facto Zuschüsse von Herrn Kaltmamsell, also meinem Ehepartner, der den größeren Mietanteil und auch sonst mehr als ich zu unseren gemeinsamen Lebenskosten beisteuert.

§

Schon am Wochenende hatte ich Zoë Beck, Das alte Kind ausgelesen, es hatte mir sehr gut gefallen (erschienen 2010). In dem Roman wechseln sich zwei Geschichten ab: Die eine beginnt 1978 in Berlin, als einer Mutter nach isolierender Krankheit ihr 6-monatiges Baby gebracht wird und sie bestreitet, dass das ihr Kind ist – es sei vertauscht worden. Sie wird für verrückt gehalten.
Die andere Geschichte beginnt im heutigen Edinburgh: Eine junge Frau erwacht in einer Badewanne mit aufgeschnittenen Pulsadern und ist überzeugt, dass jemand versucht hat, sie zu töten. Man glaubt ihr nicht.
Die Hauptspannung entsteht mit der Frage, wie diese beiden Geschichten wohl zusammenfinden. Das ist von Zoë Beck handwerklich sauberst erzählt. Kleineres Gemäkel habe ich an den divenhaft-dramatischen Gefühlsausbrüchen der beiden Protagonistinnen (auch wenn ich die Absicht dahinter erahne).
Dass die beiden Erzählstränge verschieden gesetzt sind (nicht-kursiv, kursiv), beleidigt mich ein bisschen: Hält mich der Verlag für doof?

§

Dass ich mein eigenes Schlafzimmer habe, ist für mich die Default-Einstellung, seit ich als Kind mein eigenes Zimmer hatte. Auch wenn ich die gesellschaftliche Konvention des gemeinsamen Schlafzimmers in der Ehe natürlich kenne, weigere ich mich weiterhin, von “getrennten Schlafzimmern” zu sprechen: Da wurde und ist nichts getrennt, wir haben halt jede*r ein eigenes. (Und gerade in den vergangenen Wochen mit abwechselnd erkälteten Ehepartnern will ich bitte nichts anderes gehabt haben.) Wenn Paare das anders bevorzugen: Prima, you do you! Aber offensichtlich ist dieser Kas noch lang net ‘bissn. In der New York Times:
“I Love You, but I Don’t Want to Sleep With You”.

Sex therapists and marriage counselors have their doubts. Katherine Hertlein, a professor in the couple and family therapy program at the University of Nevada Las Vegas, worries about the motivation behind the decision to slumber in separate quarters. Is it really because a partner tosses and turns too much? Or is that an excuse to avoid talking about bigger problems at home? Or a nonconfrontational way to escape an unhappy pairing? “What are you pretending not to know?” she said.

(…)

Take away the guaranteed together time, not to mention the easy opportunity for sex, found at the end of each day curled up in bed together, and lovers could morph into glorified roommates.

(…)

“We marry for love and therefore we want to be in the same bed and have sex with each other.”

die Kaltmamsell

51 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 16. Februar 2023 – Wovon leben Sie?“

  1. Beate meint:

    Wovon lebe ich (interessantes Thema): Vollzeit-Angestelltengehalt in der freien Wirtschaft. Im Ruhestand habe ich dann viele, viele “Säulen” der Versorgung.

  2. Ilka meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  3. Kochschlampe meint:

    Ich lebe von Vollzeitarbeit in der freien Wirtschaft, teile mir alle Grundkosten mit Herrn Vollbio hälftig (der auch Vollzeit in der freien Wirtschaft arbeitet). Damit haben wir einen sehr komfortablen Lebensstandard und können nicht nur schön Essen gehen, sondern auch viel Reisen.

  4. Elisa meint:

    Nach Jahren des stillen Lesens möchte ich mich doch mam zu Wort melden. Als überzeugte Getrenntschläferin war ich wirklich froh in diesem Blog von einem anderen Paar zu lesen, welches dies so betreibt. Getrennte Zimmer waren eine der besten Entscheidungen in meiner jetzigen Beziehung, die schon fast 12 Jahre hält und wir habens sogar geschafft Nachwuchs zu zeugen (das mit dem Sex scheint das größte Rätsel fürs Umfeld zu sein).

    Und um brav auf die Frage zu antworten: Ich lebe von einem ganz guten Teilzeitgehalt, erwirtschaftet in der Privatmedizin. Gelegentlich gibts Honorare für Vorträge (schreibe eine Dissertation in Bereich Linguistik). In der Pension werd ich vorraussichtlich relativ arm sein, aber ich bin in Armut groß geworden und es kann nur besser werden. Grad lebe ich aber von einem Bruchteil davon, da ich Karenzgeld beziehe. Deshalb schultert mein Partner mehr.

    Als Randnotiz: Zu diesem Blog kam ich, da ich eine Namensvetterin der Autorin suchte. Geblieben bin ich zuerst wegen der Rezepte, dann wegen allen anderm.

  5. Sebastian meint:

    Sehr gerne gelesen und gedacht.

  6. Kuchenschwarte meint:

    Kennen Sie die Serie “Kontoauszug” bei der Zeit?
    Dort geht es mit ganz vielen unterschiedlichen Leuten um die Frage, was an Geld da ist und wofür es ausgegeben wird. Immer wieder spannend.
    https://www.zeit.de/serie/kontoauszug
    (Leider meist hinter der paywall)

  7. Sanne meint:

    Gern gelesen.
    Mich interessiert die Einkommenssituation anderer Menschen auch immer sehr, wobei, wie erwähnt, ein offenes Gespräch darüber in Deutschland selten stattfindet. Noch dazu sind mein Mann und ich in DDR (ich) und BRD (er) aufgewachsen, und im Gegensatz zu vielen Ostbiografien bin ich immer wieder erstaunt, wie vergleichsweise „viel“ Geld im alten Westen an Immobilien u.a. unterwegs ist. Und vor allem darüber, wie selbstverständlich das für viele im Westen sozialisierte Menschen ist.
    Schlafsituation: die Kombination aus Familie mit mehreren Kindern, schnarchendem Mann und erhöhtem Rückzugs- bzw. Alleinsein-Bedürfnis ist nicht ideal und hat dazu geführt, dass mein eigener Raum mit eigenem Bett mein absoluter „safe space“ geworden ist, um diesen Ausdruck einmal zu gebrauchen.

  8. Corsa meint:

    Danke für Ihre Überlegungen zum „Wovon lebst Du?“
    Ich habe mich dies insbesondere immer bei „rich kids“ gefragt: Wie fühlt es sich an, wenn man – in meinem Verständnis – nichts/nicht viel/nicht genug zum eigenen Lebensunterhalt beiträgt.
    Um so schwerer war es für mich mit dem Zeitpunkt des Eltern-werdens auf das (netterweise stattliche) Freiberufler-Einkommen meines Mannes angewiesen zu sein. Halbtags kommt halt nicht viel bei rum und der mit dem Ortswechsel verbundene Jobwechsel hat mich zusätzlich Gehaltsklassen nach unten gebracht.
    Inzwischen (Kids sind Teenager) sage ich spöttisch-ironisch, dass ich für Kost und Logis den Haushalt und die Kinder-Orga schmeiße. Alleine kann ich meinem Lebensstandard nicht halten.
    Ihre Kontakte zur Rentenversicherung sind mir mahnendes Beispiel: Ich habe mich vor der Auseinandersetzung mit der Versorgungslage im Alter bisher erfolgreich gedrückt. Ich habe Aktien, Lebensversicherungen, Fonds und eine wahrscheinlich nicht üppige Rente. Aber ob das reicht?

  9. Hans-Georg meint:

    Wir leben von meiner Rente, Mieteinnahmen von geerbten Immobilien und dem Gehalt meines mir angetrauten Ehemannes. Ein Teil der Mieteinnahmen sind aber Rücklagen für ein Haus, welches um 1900 von den Eltern meiner Grossmutter mütterlicherseits erbaut wurde. Diese Rücklagen müssen natürlich auch versteuert werden da sie ja Mieteinnahmen sind. Und da wird immer auf die ausbeuterischen Vermieter geschimpft.

  10. Neeva meint:

    Sanne, manche Muster sind da wirklich interessant. Ich habe lange gedacht, dass meine westdeutschen befreundeteten Mütter aufgrund mangelnder Betreuung und gesellschaftlichen Drucks Teilzeit arbeiten. Zur Hälfte stimmt das auch. Aber im Gegensatz zu mir und meinem Mann haben (sie selber oder die Familien) halt nicht “nur” Einkommen, sondern auch Vermögen.
    Wobei “viel” Geld in der Familie schlecht für die Beziehung zwischen Eltern und erwachsenen Kindern zu sein scheint…
    Für die Statistik: Hier einmal Vollzeit-Beamtenbezüge (nach Bayern migrierte Ostdeutsche) und einmal Vollzeit Management-Gehalt in der freien Wirtschaft (bayerischer Gastarbeitersohn). Von den vier Elternteilen unterstützen wir eins geringfügig, die anderen kommen (finanziell) selbst zurecht.
    Die Variante, dass man den Eltern was überweist, kommt auch erstaunlich selten zur Sprache.

  11. berit meint:

    Ich schließe mich den Vollzeitarbeitern in der freien Wirtschaft an. Festkosten werden 60:40 von mir und meinem Partner bestritten, wobei mein Anteil geringfügig höher ist, da ich schlichtweg mehr verdiene.

    Fürs Alter habe ich Fonds, aber ob das reicht….weiß ich auch nicht.

  12. Madame Graphisme meint:

    Ich hatte meine glücklichsten Beziehungen nicht nur mit getrennten Schlafzimmern, sondern sogar getrennten Wohnungen – und der erklärten Absicht, nie zusammen zu ziehen.
    Ohne wirtschaftliche Not möchte ich die Freiheit, mich ganz ohne sozialen Druck verhalten zu können (so positiv er auch sein mag) nicht mehr missen wollen. Meine Wohnung – meine Einrichtung – mein Sauberkeitsbedürfnis – meine Tür hinter mir zu und Ruhe! :)
    Aber das mag daran liegen, dass man als Mensch im autistischen Spektrum sowieso oft von zu viel sozialem Kontakt und dem daraus folgenden Masking ausgelaugt wird.

    Zum Geld: Ich lebe von nichtselbständiger Arbeit in einem sehr gering bezahlten Beruf (Grafik-Design/Illustration), so dass mir meine Eltern monatlich noch etwas unter die Arme greifen, damit ich nicht in etwas Furchtbares wie eine Werbeagentur wechseln muss, wo man zwar besser bezahlt wird, aber dafür schlimme Dinge tun muss.

  13. Eva meint:

    Guten Morgen,
    wovon lebe ich?
    Ich bin Arzthelferin und arbeite derzeit nicht, da wir mehrere Angehörige in fortgeschrittenem Alter mit Demenz haben und ich dabei viel Carearbeit leiste (sie wohnen aber im Pflegeheim, es ist jedoch auch Organisatorisches zu leisten und viele Besuche).
    Vor knapp 30 Jahren bekam ich mit meinem Mann zwei Kinder, bei denen ich auch die Carearbeit leistete-es gab im ländlichen Raum keine Kinderbetreuung für Kinder unter 3 Jahren. Mein Mann wäre auch gerne zuhause geblieben, was aber an unserem Einkommensgefälle gescheitert ist. Wir haben uns die viele Arbeit, die das Leben mit Kindern bringt, trotzdem immer geteilt. Es war auch immer klar, dass der Beitrag, den er zum Familienleben beiträgt, der finanzielle ist und ich den unbezahlten mache. Das wäre die Falle, falls wir uns getrennt hätten.
    Ich habe unser Geld aber immer als UNSER Geld angesehen, über das ich genauso verfügt habe, weil das Leben, das wir uns vorgestellt haben, eben nur so funktioniert hat.
    Dann, als die Kinder größer wurden, haben wir 20 Jahre einen eigenen Betrieb (Arztpraxis) gehabt, wo es nie nur eine 40 Stunden Woche gab. Das würde ich heute nie wieder machen. Allerdings hat sich die sehr viele Arbeit auch ausgezahlt. Wir konnten ein Haus kaufen, reisen und auch sonst viele Dinge tun, die einem Geld ermöglichen.
    Gestartet haben wir ohne altes Geld. Mein Mann hatte als Flüchtling aus dem Osten kein Geld und hat während des Studiums immer gearbeitet. Ich komme aus einer mittleren Beamtenfamilie mit mehreren Kindern, hier auch keine Reichtümer, aber Liebe – so wie auch bei meinem Mann.
    Jetzt gerade, nach Verkauf der Praxis an ein Krankenhaus, ist die große finanzielle Aufwendung, die der Kauf der Arztpraxis vor 20 Jahren bedeutete (vergleichbar mit dem Kauf eines Hauses), ausgeglichen.
    Seit Langem bezahle ich einen Teil meines Gehalts (ich war ganz offiziell angestellt in unserer Praxis) in eine private Altersvorsorge, da mir durch die Kinderzeiten, Teilzeit und auch die Carezeiten jetzt, Rentenzeiten fehlen werden.
    Ich bin sehr froh, dass ich diese Möglichkeit habe.
    Insgesamt betrachtet ist dieses alte Modell, das wir/ich haben, nicht zu empfehlen-im Falle einer Trennung wäre ich immer schlechter dran. Darüber sprechen wir offen und daran sollte sich gesamtgesellschaftlich auch noch einiges ändern.
    Meine derzeitige „Arbeit für ohne Geld“-Situation werde ich eventuell noch erweitern, da die dringenden Aufrufe zum Schöffenamt nicht ungehört verhallt sind.
    Wir werden sehen…
    Es ist jetzt etwas länger geworden, aber nachdem es bei mir nicht ab 18 nonstop Erwerbsarbeit war, ging es nicht viel kürzer.
    Liebe Grüße,
    Eva

  14. S meint:

    Ich lebe alleine und ganz gut – finde ich – von meiner 80%-Stelle beim örR. Keine zusätzlichen Einnahmen, kein Eigentum. Ich habe spät angefangen mehr als ausreichend zu verdienen, daher auch spät mit dem ETF-Sparen. In der Rente würde es auch wegen der hohen Mieten in der Stadt deutlich zu knapp werden, wenn ich nicht eines Tages Immobilien(anteile) erben würde.

    Wir sprechen im Freundeskreis recht offen über Zahlen, das hat einigen nicht tarifgebunden beschäftigten Frauen die Augen dafür geöffnet, dass sie ihre Arbeitskraft unter Wert verkaufen und Veränderung angestoßen. In diesem Kreis von Acht hat nur eine Vermögen in Form von Immobilien und Unternehmen (von den Eltern übernommen) und auf dieser Basis vermehrt.

  15. J meint:

    Ich lebe vom eigenen Einkommen als Angestellte (Softwareentwicklerin in Teilzeit), da bleibt am Ende des Monats was übrig. Mein Partner, mit dem ich zusammenlebe, macht’s genauso (Teilzeit/Entwickler/reicht so). Ich brauch aber auch eher wenig, vielleicht kommt meine Sparsamkeit (?) aber auch daher, dass ich’s immer als sehr sehr unangenehm empfunden habe, finanziell nicht unabhängig zu sein (schlimmste Situation im Studium, als ich wegen Ziviverdienst meines Bruders nur noch Teilbafög bekam und es nicht mehr übern Monat gereicht hat – meine Eltern konnten mich immer finanziell unterstützen, aber es ist mir nicht leicht gefallen, das anzunehmen, aber ich bin mir des Privilegs bewusst, dass ich es halt annehmen konnte, statt neben Vollzeitstudium/Diplomstelle noch jobben zu müssen).
    Die Diskussion um getrennte Betten empfinde ich auch als “Kas” – ich hatte lange Jahre eine Glorified-Roommates-Beziehung im gemeinsamen Bett, und andersherum auch lang eine gute Beziehung mit sogar getrennten Wohnungen. (Jetzt gemeinsame Wohnung + gemeinsames Bett, ich würd behaupten, es gibt kein Falsch und Richtig, es kommt einfach auf die Partner/Situation an, was sich richtig anfühlt.)

  16. Stefanie meint:

    Ich schätze Offenheit in Sachen Geld sehr, finde es schade, dass sie so selten praktiziert wird und trage daher gerne etwas bei zu der Frage, wie das Raunen über reiche Eltern im Hintergrund praktisch umgesetzt wird. Wobei meine Eltern mitnichten wirklich reich sind, aber immerhin mehrmals selbst geerbt haben:
    Die Zuwendungen erfolgen anlassbezogen und flossen z.B. in mehreren größeren Tranchen in die Finanzierung einer Wohnung ein (die wir aber immerhin über die letzten 20 Jahre zudem aus eigenen Mitteln abbezahlt und im Ergebnis natürlich aufgrund der Zinsen deutlich überzahlt haben, das liegt in der Natur der Sache), deren Kauf uns ansonsten trotz eines vollen Gehalts als verbeamtetem Lehrer, jetzt OStD, und in Teilzeit in der freien Wirtschaft tätiger Juristin nicht möglich gewesen wäre. Das ist Teil unserer Altersversorgung, wie wir auch ggf. von dieser Seite eine Erbschaft erwarten.
    Außerdem fließen Zuwendungen in Form von Zuschüssen zum Monatswechsel der studierenden Tochter oder zur Anschaffung elektronischer Gadgets an die Kinder (Enkel).
    Wir leben gut und machen es uns schön; der Preis ist leben als Mitglied einer teilweise deutlich dysfunktionalen Herkunftsfamilie mit den daraus resultierenden emotionalen Belastungen.

  17. Susann meint:

    Eigenes Bett ist Goldes Wert (um das alte Sprichwort abzuwandeln)!
    Hier so:
    – einschlafen allein im Doppelbett, Mann noch wach
    – a) Mann schnarcht
    b) Kind kommt einhergetappt, wirft sich auf mich oder klaut die Decke
    – Umzug aufs Sofa
    – Kind kommt einhergetappt, wirft sich auf mich oder klaut die Decke

    Mittlerweile möchte ich einfach nur mehr alleine, gerne bei zugeschlossener Tür, schlafen, und zwar mehrere Stunden am Stück.

    NB: Ich habe immer Vollzeit gearbeitet, war letztens 3 Jahre in Elternzeit und arbeite seit 4 Jahren Teilzeit mit dem Anspruch, in 2 1/2 Jahren wieder Vollzeit(nah) zu arbeiten. In der Zwischenzeit übernimmt mein Partner sehr viele Kosten, was gut geht, weil er sehr gut verdient. Meine Eltern, beide aus Flüchtlingsfamilien, waren wie ihre Eltern enorm tüchtig und haben sich Immobilien erwerben können. Das ist ein Sicherheitsnetz, falls alle meine Stricke reißen.

  18. Vinni meint:

    Hier mittelalte Beamte, Vollzeit im gehobenen Dienst, Single und kinderlos, das reicht mehr als gut für mich. Was übrig ist, kommt aufs Konto und reicht dann hoffentlich für den Ruhestand, vererben muss ich ja nix. Aber vielleicht kommt auch vorher die Zombieapokalypse, dann wär es eh egal. – Vermögen gabs von zu Hause aus nicht (DDR), ich würde meinen Eltern durchaus was zur Unterstützung beisteuern, bisher wurde das aber immer abgelehnt – eher wollen sie mir zu Festtagen Geld schenken.

  19. Gaga Nielsen meint:

    Zur “Wovon-leben-Sie?”-Frage gebe ich gerne als Auskunft, dass ich mich (seit 34 Jahren) ausschließlich von auf legale Weise selbst erarbeitetem Geld finanziere, weder gab oder gibt es einen familiären Geldfluss-Zuschuss noch ererbtes Geld, keinerlei Zusatzeinkünfte aus Immobilien. Ehe- oder Lebenspartner als Finanzierungsspritze: Fehlanzeige. Wäre aber auch nicht nach meinem Geschmack. Dann schon lieber ein ferner Kunstmäzen, der mir nicht an die Wäsche will :-) Das ist auch nur halb als Witz gemeint. Ich habe ein paar geheime Pläne, die aber auch wieder nur mit ausschließlich selbst erarbeiteten Einkünften zu tun haben. Die Männer in meinem Leben hatten durch die Bank kein dickes Portemonnaie, so dass ich auch schon mal die Rechnung im Restaurant bezahlen durfte.

    Es gibt ein recht interessantes, schon älteres Buch, habe ich vor fünfzehn Jahren gelesen, das heißt genauso: Wovon lebst Du eigentlich?”. Über die Einkunftssituation von Kulturschaffenden, auch freien Künstlern. Ich kann durch zahlreiche persönliche Bekanntschaft mit freien bildenden Künstlern, die nicht in der Oberliga zugange sind, berichten, dass sich nicht wenige durch Zuschüsse von Elternseite, Ererbtes oder Sozialhilfe finanzieren, das aber niemals von sich aus mitteilen würden, wenn sie sich bei einer Ausstellung präsentieren, wo sich zugeprostet und anerkennend genickt wird und keiner etwas kauft. Das schadet der Künstler-Aura. Ich kann das durchaus verstehen, es wirkt unzulänglich und bedürftig. Vom Berliner Kunstmarkt sagt man: “in Berlin musst Du hängen, aber verkauft wird woanders.” Ist allerdings in meinem Fall nicht der Grund, mich anders zu finanzieren. Ich wollte mich bislang nicht von meinem Zeug trennen, trotz wiederholtem Kaufansinnen. Mal sehen, was das noch wird. Ich lebe ja voraussichtlich auch nicht ewig, die Trennung ist also absehbar, insofern möchte ich das noch vor meinem Ableben einüben :-)

  20. C meint:

    Ich lebe von einem Teilzeitgehalt in der freien Wirtschaft, Witwenrente, Kinder- und Pflegegeld sowie Halbwaisenrente für meine Tochter. Mein Anteil am Erbe meiner Eltern (Immobilie und Geld) wird meine Altersversorgung, da ich wegen Elternzeiten und Teilzeitarbeit keine üppige Rente erwarten kann. Hinzu kommt betriebliche Altersvorsorge plus Ersparnisse meines Mannes.
    Uns geht es gut und mir liegt sehr daran, dass meine Kinder das auch so sehen (tun sie): Wir haben Platz, können uns Urlaub leisten und brauchen nicht nachzudenken, ob Pizza essen gehen diesen Monat noch drin ist. Ohne Renten, Kinder- und Pflegegeld sähe das anders aus – allerdings wären wir dann auch eine Familie mit zwei Vollzeitgehältern.

  21. Defne meint:

    Als ich vor ca. 2 Jahren im Lindwurmstüberl gegessen habe war mir das Essen eindeutig viel zu salzig. Das Problem ist ja dass ich bei fertigem Essen das Salz leider nicht mehr reduzieren kann und mich danach gar nicht wohl fühle. Nachsalzen wäre immer relativ einfach möglich für diejenigen welche es salziger bevorzugen.

  22. Olga meint:

    Hah, da habe ich noch vor ein paar Tagen mit meinem Kurs drueber diskutiert.
    Es gibt sehr gute Gruende fuer dieses Taboo: die Antwort enthaelt oft Dinge, die man nicht unbedingt mit Fremden teilen moechte, z.B.: ich bin arbeitslos/habe eine unsichtbare Behinderung/arbeite schwarz/arbeite fuer Mindestlohn weit unterhalb meines Potentials/wuerde gerne arbeiten aber mein Mann will das nicht/usw. Zudem laesst die Antwort ja auch Schluesse auf Klassenzugehoerigkeit, (Aus)Bildung, Einkommen zu.

    Hier (in Kanada) wird einem die Frage staendig gestellt. Ich bin Professorin und Institutsleiterin, und ich merke oft, dass diese Antwort meine Gespraechspartner:innen einschuechtert, weil das halt ein sehr prestigetraechtiger Beruf ist.

    Insofern finde ich das Tabu wunderbar. Wenn mir das jemand erzaehlen will: nur zu. Und wenn nein: es geht mich nichts an.

  23. Tine meint:

    Ich lebe seit über 22 Jahren in einer Fernbeziehung (Stuttgart-Ruhrgebiet). Das funktioniert überraschend gut, wir haben ausreichend Freiraum. nur momentan bin ich zugfahrmüde. Wir sind aber kinderlos, das Modell funktioniert mit Kindern eher nicht, finde ich zumindest. Insofern kenne ich das eigene Schlafzimmer, aber wenn wir zusammen sind, haben wir ein gemeinsames Schlafzimmer. Wenn wir irgendwann zusammenziehen, könnten eigene Schlafzimmer auch eine Option sein. Auf jeden Fall jeder ein eigenes Zimmer als Rückzug.

    Ich arbeite selbstständig im eigenen Architekturbüro. Viele Aufträge, viel zu tun, aber so richtig viel kommt dabei nicht rüber. Es reicht gut zum Leben aber richtig viel zurücklegen für die Rente geht dabei nicht. Es steht auf jeden Fall in keinem Verhältnis zum Aufwand. Das Ganze funktioniert tatsächlich nur, weil mein Geschäftspartner und ich beide aus Familien kommen, in denen es Hausbesitz gibt und wir somit irgendetwas erben werden. Da mache ich mir keine Illusionen, dass wir ohne diesen Familienrückhalt unser Büro komplett anders strukturieren müssten oder aufgeben müssten.

  24. Christian meint:

    schlafzimmer: gemeinsam, ich schlafe auch nach 23 jähren gerne neben/mit dem mann ein.

    wir leben von zwei gehältern aus nichtselbständiger arbeit. die ausgaben teilen wir 60:40. der mann verdient in der bank einfach mehr als ich jemals in der lebensmittelindustrie verdienen werde.

    geld ist eher in der westlichen familie vorhanden – habe ich immer abgelehnt, manches geld stinkt. das haus hier in dresden ist ein vorweggenommenes erbe des mannes von seiner Mutter. das hatte 2005 einen mittleren fünfstelligen wert. die renovierung bestreiten seitdem aus dem laufenden und mit mini-krediten. es dauert dann halt seine zeit. und manchmal fällt eben ein urlaub aus wenn große summen fürs haus benötigt werden. das stört weder den mann noch mich. ich habe die welt in jungen jahren bereist und der mann ist nicht sooo reisefreudig.

    der mann ist fürs alter bestens abgesichert, dessen rente deckt später problemlos unsere ausgaben. meine rente wird kleiner ausfallen, ich war 25 jähre der gesetzliche vormund meiner mutter und ich habe fast alle ihre ausgaben getragen, da war keine zeit für karriere. ich hole aber gerade sprunghaft auf ;-)

    insgesamt sind wir mit gesetzlicher rente, betrieblichen altersversorgungen, betongold, mieteinahmen und diversen etfs gut abgesichert. wenn einer nicht mehr arbeiten kann lässt es sich mit dem gehalt des anderen jeweils gut leben. wir sind zufrieden mit dem was wir haben und haben auch kein Problem das haus aufzugeben wenn uns etwas anderes wichtiger wird.

  25. Sebastian meint:

    Ich arbeite 20 Stunden die Woche in einer Klosterküche nach Diakonie-Tarif, womit ich zwischen Pfändung und Armutsgrenze liegen würde.

    Hinzu kommen Honorare für TV-Drehs, mit denen ich jeweils an einem Tag im Monat knapp die Hälfte meines Monatsgehalt dazu verdiene. Unsere geringe Miete im klostereigenen Gebäude ist im Grunde ein Zuschuss. Jährliche Buchtantiemen nähern sich dem zweistelligen Bereich.

    Es gab Jahre, da habe ich als Selbständiger mit Familie das Vier- bis
    Fünffache verdient und mich stark verschuldet. Das hat sich als Angestellter beruhigt bis zur jetzigen Reduktion von Haben und Brauchen – ich sehe es als bedingungsloses Grundeinkommen, das mir ehrenamtliche Arbeit möglich macht.

    Meine Rente wird etwas weniger sein und würde mir in der jetzigen Situation wohl reichen. Neue Schreiblust könnte zu einem Plus führen, das ich vor allem in Projekte und Unterstützungen stecken würde, auch Rückzahlungen. Zuviel Geld hilft mir nicht, besser anderen.

  26. Claudia meint:

    Bis zur Geburt unseres Kindes hatten mein Mann und ich jahrelang getrennte Wohnungen, danach mussten wir uns zu dritt mit zwei Zimmern arrangieren einschl. Familienbett. Letzteres hat sich für uns einfach so ergeben und auch bewährt – trotz kleinem Superspreader im Bett während der Erkältungszeit und Verspannungen wegen kaltem Rücken, da ständig die Decke weggezogen wird. Ich hoffe sehr darauf, bald wieder eine Bettseite ganz für mich zu haben!!!
    Ich arbeite in einer Bank in Teilzeit (bereits vor dem Kind vereinbart, und ich werde freiwillig auch bis zu Rente nicht wieder auf Vollzeit zurückgehen) und ernähre damit meine Familie. Mein Mann ist selbstständig und hält mir den Rücken frei. Ehemalige Auftraggeber sind ihm weggebrochen, als er unser Kind nach einer traumatischen Kita-Erfahrung wochenlang bei der Eingewöhnung in eine neue Kita begleitet hat, da ich wieder arbeiten musste.
    Mit nur einem Gehalt konnten wir keine größere Mietwohnung finden. Wir haben uns deshalb vor zwei Jahren im Umland ein kleines Haus gekauft. Eigenkapital dafür kam zum größten Teil aus eigenen Ersparnissen (damit hat sich der ursprünglich anvisierte vorgezogene Renteneintritt leider erledigt) und einer kleinen Erbschaft meines Mannes. Ich hoffe darauf, bis zur Rente – die aufgrund einer betriebl. Altersversorgung trotz Teilzeit vergleichsweise komfortabel sein wird – mit der Abbezahlung durch zu sein.
    Große Sprünge sind da nicht zu machen und Urlaube auch nur in kleinerem Rahmen möglich, aber wir kommen gut zurecht. Und bei größeren Ausgaben fürs Enkelkind lassen es sich meine Eltern auch nicht nehmen, uns finanziell unter die Arme zu greifen.

  27. Micha meint:

    Meiner Erfahrung (und Beobachtung) nach ist das Thema *Geld* eng verknüpft mit *Abhängigkeit*. Denn: Geld bildet Hierachien. Nicht nur im beruflichen Leben sondern auch in Beziehungen/ Partnerschaften/Familien. Oft kann ich bei einem Paar benennen, wer die Geldhoheit inne hat – das schlägt sich im Habitus nieder. Ich habe einige Beispiele im Umfeld, da wird eine Wohnung geteilt, geheiratet, Kinder bekommen – mit zwei Konten. Über genaue Einkünfte und Besitzverhältnisse wird geschwiegen. Einiges bestreitet man finanziell zusammen – einiges getrennt. DAS finde ich strange!
    Aber weil ich selbst groß geworden bin in einem Elternhaus, in dem Geld dazu missbraucht wurde, um Druck auszuüben, Geheimnisse zu pflegen und das Pfand-in-meiner-Hand-Spiel durchzudeklinieren, habe ich wirklich lange gebraucht, um mich in meiner jetzigen Beziehung davon zu befreien. *Bei Geld hört die Freundschaft auf* heißt es – oder eben das Vertrauen. Oder wie formulierte es eine Indianerin mal in einer Doku: *Geld verbindet uns nicht, Geld trennt uns voneinander*.
    In Puncto Selbstbestimmung ist heute ein gewisses Budget unabdingbar (wie Sie schreiben im Verhältnis zu den individuellen Ansprüchen), aber in Beziehungen hat Geld das Potential viel zu vergiften – gesellschaftlich ebenso wie in Paarbeziehungen. Vielleicht kommt daher das Tabu?

  28. C meint:

    Sehr spannend, der Beitrag und die Kommentare zu den großen Tabus „Geld“ und „getrennte Schlafzimmer“.
    Danke sehr!
    Auf beidem denke ich immer wieder viel herum, letzteres scheitert aus Platzgründen/weil wir den Kindern eigene Räume zugestehen möchten, es wäre aber wohl auch nicht Wunsch des Mannes, der fester schläft als ich und weniger Allein-Zeit braucht.
    Geld: Ich bin angestellt in Teilzeit, für mich alleine würde das (halbwegs) reichen. Für unseren aktuellen Lebensstil als Familie eher nicht, der ist abgesichert durch Vollzeit-Einkommen und „vorgezogen geerbte“ Immobilien des Mannes, die irgendwann an unsere Kinder gehen sollen.
    Was rund um die Immobilien und Finanzen/Steuer zu tun ist, erledige ich quasi nebenberuflich – mal ist das viel, mal nichts. Und ich bin im Zweifel die, die für Haushalt und (große) Kinder Gedankenarbeit macht und sich kümmert und organisiert. Mein Mann ist so erkrankt, dass da nach Jahren des Teilens inzwischen viel bei mir bleibt.
    Die Rentenfalle umgehe ich hoffentlich auf jeden Fall dank privater Vorsorge/Geldanlage, aber üppig wird es nicht.

  29. Eva meint:

    So ein spannendes Thema! Ich lebe von gut bezahlter Arbeit in einem Angestelltenverhältnis, was mir mehr Geld bringt als ich ausgeben kann. Für einen Eigentumserwerb hier in der Schweiz reicht es alleine nicht, zu zweit werden wir die Anzahlung gut leisten können. Sicherheit gibt mir ein potentiell auch vorzeitig auszuzahlendes Erbe: meine Eltern waren immer sparsam (Essen gehen kannte ich als Kind nur einmal im Jahr z.B.) und haben Haus und eine vermietete Eigentumswohnung erworben. Mit zwei Geschwistern geteilt wird es eine finanzielle Hilfe sein – aber auch keine Erwartung. Würden die Eltern alles noch ausgeben wollen, wäre das jederzeit von allen begrüsst. Meine Geschwister sind in weniger lukrativen Berufen unterwegs (Pharma mit Promotion vs. Handwerkliche Ausbildungen), so dass ich mich auch mit einem ungleichen Erbe anfreunde. Altersvorsorge ist noch nicht konkret geplant, da ich noch bald 30 Jahre zur Rente habe. Mit dem Partner gibt es noch komplett getrennte Konten, mit dem anstehenden Zusammenzug, evtl Familienplanung, Hauskauf, … werden wir zusammen legen.

  30. Croco meint:

    Als Beamtin arbeite ich seit 20 Jahren auf einer Dreiviertelstelle. Das Deputat hatte sich so erhöht, dass es für mich nicht mehr ordentlich zu bewältigen war. 26 Wochenstunden mit allem Drumrum sind sehr viel.
    Mein Mann ist selbstständig mit eigener Firma. Das geht rauf und runter und der Gewinn ging im Grunde in die Expansion. Den Alltag bestreiten wir von meinem Geld. Alle Anschaffungen, Reparaturen usw. gehen auf ihn. Das Erbe meiner Mutter hat die Schwester übernommen und mich ausbezahlt. Ich finde zusätzliche Immobilien anderswo sind eine große Last und fressen Lebenszeit. Ein Erbe von meinem Mann ist nicht zu erwarten.
    Das Geld habe ich angelegt, so dass es reicht zusätzlich zur Rente. Mein Mann wird die Firma verkaufen, falls das geht.
    Wir leben gut im eigenen Haus.
    Wenn mich jemand fragt, erzähle ich genau das. Ich habe da auch schon böse Worte gehört.

  31. die Kaltmamsell meint:

    Oh, Croco – in welche Richtung gingen die bösen Worte? Eher Richtung “wer Immobilien ausschlägt, ist bescheuert” oder Richtung “ihr reichen Leute solltet Armen was abgeben”?

  32. Annenym meint:

    ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Familien Betongold haben, aber nicht gerne darüber sprechen wollen. Übrigens auch Ferienwohnungen bzw -häuser, die von der Kindergeneration mitbenutzt werden. Das spart auch Geld. Mit größerwerdenden Enkeln wird das dann allerdings häufiger als belastendes Element empfunden (wer darf wann, wer bezahlt, wie wird aufgeteilt).
    Meine Eltern leben im in den 1960ern erworbenen Eigenheim (Reihenendhaus, ländlich, ohne Auto keine Versorgung), ich hoffe, das kann auch so bleiben.
    Ansonsten bin ich das klassische abschreckende Beispiel an mittelalter Frau mit massiver Versorgungslücke.
    Ich habe nach Ausbildung erst Abi nachgeholt, dann im Studium lange herumgetändelt, halbe Stelle in der Krankenpflege während des Studiums, dann Erziehungszeit, seit die Kinder im Kindergarten sind wechselnde Midi-Jobs. Das zählt rententechnisch nicht viel. Mein Mann verdient gut, ich bin darauf angewiesen. Wir haben ein Haus, das viel zu groß und an der falschen Stelle steht, ich weiß nicht, ob wir das mit wenig Rente weiter finanzieren können. Es gibt ein Schwiegerelternhaus, dessen Erbanteil wir wohl ausbezahlt bekommen, wann und in welcher Höhe ist aber wegen Uneinigkeit nicht abzusehen. Ich bin gerne mit meinem Mann zusammen, inzwischen über 30 Jahre, fühle aber auch den Zwang, bei ihm zu bleiben. Ich habe eine kleine private Lebensversicherung, und so viel Angst vor dem Thema, dass ich mich lieber nicht damit beschäftige. Die Ausbildung unserer Kinder ist noch zu finanzieren. Eine Verarmung ist sehr wahrscheinlich. In sonnigen Minuten stelle ich mir vor, im Haus meiner Eltern (die haben einen kleinen Garten, den ich aber erst lernen müsste zu beackern) einigermaßen autark alt zu werden, wenn ich mir aber meine immer pflegebedürftiger werdende Mutter anschaue habe ich Angstzweifel. Dann belese ich mich, wie man selbstbestimmt geht. Heute bleibe ich mal anonym. Früher habe ich meine Schwiegermutter belächelt, die zugab, nichts von den Versorgungsfragen zu verstehen und sich nicht dranzuwagen. Sie ist dann vor meinem Schwiegervater verstorben, damit war sie versorgt. Dass sich meine Kinder um diese Sachen kümmern möchte ich nicht verlangen, ich habe natürlich auch die Sorge, dass sie das nicht tun werden. Ich liebte die Traumschäume auf twitter, wie wir dereinst gemeinsam irgendwo in einer AltenWG leben. Nun ja.
    Ich kenne Fälle von fellow Mittsechzigern (Nachbar, Jurist), die ihre Versorgungsanteile verkauft haben und jetzt zwar auf einem hohen Lebensstandard genießen, aber nicht wirklich werden aufhören können zu arbeiten, weil es keine Rente gibt. Die lesen nur keine Blogs, bzw werden auch nicht gerade freimütig über das Thema sprechen. Alle anderen die stumm bleiben hoffen wie ich, dass es schon irgendwie gehen wird oder verdrängen. Oder sie haben eben doch Betongold, über das sie nicht gerne reden (siehe oben).

  33. Barbara meint:

    Wir leben zu zweit von zwei guten Gehältern – mein Mann mehr oder weniger selbständig in der freien Wirtschaft und ich selbständig als Psychotherapeutin (was eine Sicherheit hat verglichen mit anderen Selbständigen, die Grenze nach oben was den Verdienst angeht aber auch sehr klar begrenzt). Eigenheim, keine Kinder, ein zweites Haus in dem die Schwiegereltern leben (wir haben vor Jahren ein kleines Haus gekauft und dann quasi mit ihnen getauscht, da sie das riesige Grundstück nicht mehr pflegen konnten), die wir zudem finanziell unterstützen, und seit letztem Jahr meine Praxisräume ebenfalls als Eigentum, also haben wir derzeit vor allem eines reichlich und das sind Schulden. ;-)) wies im Alter wird, keine Ahnung. Ich zahle ins Versorgungswerk, das ist wohl ähnlich der gesetzl. Rente, bei meinem Mann ist das ähnlich, wobei er insgesamt eher spät das arbeiten angefangen hat und ich ausbildungsbedingt lange Teilzeit gearbeitet habe. Von Eltern/Schwiegereltern ist nicht viel zu erwarten, das ist auch okay. Meine Eltern haben ein kleines Häuschen (das Elternhaus meiner Mutter), wir sind vier Geschwister, früher war laut Erzählungen meiner Mutter am Ende des Geldes oft noch Monat übrig… insgesamt geht es uns sehr gut, wofür ich echt dankbar bin.

  34. Sabine meint:

    Da trag ich doch auch noch dazu bei – wir leben von einmal Vollzeit-Beamtinnenbezügen und einem wirklich guten Managergehalt, gemindert um die Beträge, die die zwei studierenden Kinder bekommen (jeweils an den Bafög-Höchstsatz angelehnt). Das ist immer noch richtig viel Geld, und wir sparen hoffentlich vernünftig genug, um im Alter nicht allzu eingeschränkt zu sein. Unsere Wohnsituation ist günstig, da wir im mir überschriebenen Haus wohnen und den Eltern eine Nießbrauch-Miete zahlen, die dem, was kleine Häuser in München kosten sollten, entspricht, nicht den völlig entgrenzten tatsächlichen Preisen. Irgendwann zahlen wir dann keine Miete mehr, aber das ist dann natürlich auch traurig. Das Haus, wie auch das, in dem meine Eltern wohnen, das aber schon meinem Bruder überschrieben ist, ist mit glücklichem Geld gekauft und mit Freundlichkeit und Großmut weitergegeben – es stecken eine alte Sozialistenkneipe, ein fleißig zusammengespartes Großelternhaus, die mirakulöse Erbschaft der ausgebombten und verwitweten Großmutter mit drei Kindern, die trotzdem etwas hinterlassen konnte, eine kleinere Erbschaft meines Mannes und die Erträge eines ausgesprochen beglückenden väterlichen Berufslebens drin. Außerdem haben wir noch geringfügige Mieteinnahmen aus einer für Altersvorsorge oder eventuell als Alterssitz gekauften Wohnung (auch darin steckt etwas von den diversen Erbschaften sowie selbst erwirtschaftetes Geld).

    In diesen Statistiken, die immer wieder in den Zeitungen stehen, gehören wir zu den oberen 10%, vielleicht sogar mehr. So furchtbar reich fühlt es sich nicht an, erzeugt aber gleich ein schlechtes Gewissen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir so unbeschwert leben und den Kindern das Studium ermöglichen können, und auch, dass uns beiden die Erwerbsarbeit jedenfalls aktuell tatsächlich Spaß macht und Erfüllung bringt.

  35. Christine meint:

    Weil ich mit dem Studium ziemlich getrödelt habe, habe ich erst recht spät angefangen zu arbeiten. Das Studium ist von meinen Eltern finanziert worden, aber nicht üppig. Zwar bin ich verheiratet, wir leben aber schon seit Ewigkeiten getrennt. Ich finanziere mich allein und trage 80% der Kosten meiner Tochter. Ich habe das große Glück einen gut dotierten Job im öffentlichen Dienst zu haben. Und ich bin sehr stolz darauf, dass ich mich (und das Kind) als Frau ganz allein versorgen kann. Meine Altersvorsorge steht auf mehreren Säulen: Weil ich seit dem ersten Arbeitstag nach dem Studium mich zusätzlich privat rentenversichert habe, ist hier ein üppiges Sümmchen zusammengekommen. Dazu dann noch die Zusatzkasse vom Arbeitgeber und ich habe über Wohnriester Geld in einen Bausparvertrag angelegt. Darüberhinaus wohne ich seit zwei Jahren in einem selbst finanzierten Eigenheim, dass bis zum Renteneintritt abbezahlt sein wird. Zwischenzeitlich habe ich ein Drittel Jahresgehalt mal geerbt, was die Finanzierung des Hauses erleichtert. Hier habe ich ganz klar den Bonus des öffentlichen Dienstes, weil ich eine super Finanzierung bekommen habe. Inzwischen bin ich (quasi) unkündbar. Das entspannt mich in meinem Alltag sehr.
    Meine Schwester und ich werden dereinst unser Elternhaus erben. Mein Vater ist vor über 10 Jahren verstorben und hat seine Finanzen sehr unsauber hinterlassen. Je nachdem wie pflegebedürftig meine Mutter werden wird, wird dieses Erbe dafür verwendet weden. Weder für meine Schwester noch für mich ist es eine Option, das Haus zu übernehmen. Und Vermietung ist doof über so eine große Diestanz. Dann besser veräußern.
    Meine Schwester hat viele Jahre gebraucht, um ihren Platz im Leben zu finden und war deshalb sehr lange finanziell von meinen Eltern abhänging und hat sich auch mehrfach “sponsorn” lassen.

    Ich fühle mich eigentlich nicht so reich, wie ich rein statistisch gesehen bin. Und ich wundere mich häufig, was für einen Lebensstil andere Leute führen, von denen ich weiß, wie viel Gehalt sie bekommen. Große tolle Autos und mehrere Fernreisen im Jahr sind bei uns nicht drin, aber eine defekte Waschmaschine (zB) kann ich immer bezahlen.
    Und ich käme nie auf die Idee, für etwas einen (Klein)kredit aufzunehmen. Das erste und einzige mal, dass ich Schulden gemacht habe, war für das Haus.

  36. X meint:

    Kurz. Aufs Erbe verzichtet, um meiner Schwester die Weiterführung des Unternehmens der Eltern zu ermöglichen. 20 Jahr freie Wirtschaft, mit 58 rausgeworfen worden, nachdem ein privat equity Fonds das Unternehmen übernommen hat. Ein wenig freiberuflich tätig, warte auf die vorgezogene Altersrente. Mit Ersparnissen wird’s so langen. Positiv. Geringe Miete in Berlin. Was ich aber die letzten Jahre gelernt habe. Gesundheit ist wichtiger als Geld.

  37. Pomme meint:

    Ich habe lange Jahre mehr als Vollzeit selbstständig gearbeitet und von meinem auskömmlichen Einkommen zum überwiegenden Teil das sehr gute, aber nicht luxuriöse Leben der Familie finanziert (Tochter aus erster Ehe, kein Unterhalt vom Vater, Lebensgefährte, der sein vieles Geld lieber in Aktien anlegte und auf sein Erbe wartete).
    Als ich schwer erkrankte, fiel meine berufliche Einkommensbasis weg und Ersparnisse und Rentensparplan verflüchtigten sich auch. Den Lebensgefährten gab es nicht mehr, das Kind war schon erwachsen.
    In der zweiten Ehe bin ich finanziell abhängig von meinem Mann, der sich eine Einkommensbasis aus Pension und kleineren Immobilieneinkünften erarbeitet hat. Im Moment bekomme ich noch eine Berufsunfähigkeitsrente, in ein paar Monaten ist das vorbei. Dann werde ich mich entweder sehr einschränken (das fällt mir nicht schwer) oder eine Teilzeitarbeit suchen, die ich noch ausüben kann.
    Die Rente wird sehr schmal. Gemeinsam ist es ok. Im Fall, daß ich allein weitermachen muß, ist es nicht einmal das Existenzminimum. Allerdings gehe ich davon aus, daß ich keine Miete zahlen muß. Ich habe aus der Nachzahlung der Berufsunfähigkeitsrente Geld in den gemeinsamen Pool gegeben. Für eine kleine Immobilie reicht das.
    Die Prägung aus meinem Elternhaus hat sich in der neuen Gesellschaft nicht bewährt. Ich hatte als Kind noch gelernt, daß in meinem Rentenalter die Gesellschaft so weit ist, daß das Geld abgeschafft wird. Insofern war/ist es mir auch nicht wichtig. Habe ich welches, ist es super, habe ich keins, ist es auch keine Katastrophe.

  38. Croco meint:

    Kaltmamsell Es geht in die Richtung „Ihr hab ja keine Kinder und somit viel Geld“ und tatsächlich „Wer ne Immobilie verkauft, ist dumm.“.
    Dass es bis vor Kurzem noch Schulden gab und ich genug habe, auf ein Haus aufzupassen, das weit weg ist und saniert werden muss, um es zu vermieten, sieht kaum jemand. Handwerker auf 300 km Entfernung anzuweisen, habe ich jetzt jahrelang gehabt.
    Und natürlich der alte Freund Neid, halt von Leute, die selbst gut verdienen, das Geld aber einfach sehr großzügig ausgeben.

  39. Ronja meint:

    Wir arbeiten beide angestellt im öffentlichen Dienst. Mein Mann (39) ist im Alter von 30 nach Deutschland eingewandert und hat hier eine Ausbildung gemacht (ab dem 34. Lebensjahr), da Schulabschlüsse und Ausbildung aus seiner Heimat nicht anerkannt wurden. Ich (34) arbeite seit meinem 26. Lebensjahr als Ärztin (mit 1,5 Jahren Eltenrzeit), aktuell in Teilzeit (Kind bedingt). Wir können aktuell von unserem gemeinsamen Einkommen gut leben. Da wir auch sparsam leben, konnten wir bereits viel zurücklegen und in ETFs investieren. Immobilien besitzen wir nicht. Für die Rente zahle ich ins Versorgungswerk ein, mein Mann in die gesetzliche Rentenversicherung. Das Kindergeld geht aktuell komplett in ein Depot. Wir fühlen uns nicht eingeschränkt, genießen regionalen Urlaub. Gelegentlich gehen wir auswärts essen. Größere Erbschaften sind nicht zu erwarten, da die Eltern meines Mannes eher selbst Unterstützung benötigen und ich selbst drei Geschwister habe. Meine Eltern besitzen ein Haus, das vermutlich inzwischen abbezahlt ist. Meine Großeltern väterlicherseits waren Kleinbauern mit vielen Kindern, da wurden keine Reichtümer angehäuft. Mütterlicherseits dagegen eher, mein Opa ist verstorben. Das Haus wurde verkauft, als meine Oma nicht mehr alleine leben konnte, davon wird jetzt ihre Versorgung finanziert. Falls bei ihrem Tod noch etwas übrig ist, gibt es vielleicht ein kleines Erbe (2 Kinder, 7 Enkel).
    Wir werden uns vermutlich nochmals Gedanken machen müssen zum Thema Altersvorsorge und ggf. auch eine profesionelle Beratung in Anspruch nehmen.

  40. Simona meint:

    Wovon ich Lebe: Wie Christine hab auch ich beim studieren herumgetrödelt. Bezuschußt wurde die Trödelei eine Weile von meinen Eltern (mit 150DM monatlich, Mutter Hausfrau, Vater Maurer) den Rest hab ich mir erjobbt.
    Nach dem Studium und bis heute arbeite ich als angestellte Sozialarbeiterin. Den größten Teil der Zeit mit 30 Stunden, manchmal auch Vollzeit über ein paar Monate. Seit ca. 18 Jahren unterrichte ich selbständig 1-3x die Woche Yoga. Das Yoga-Geld ist mein Taschengeld/Urlaubsgeld und wird dafür gespart. Ich habe eine betriebliche Altersvorsorge und werde das Haus meiner Eltern (Baujahr 1966) erben. Als mein Vater vor 10 Jahren starb habe ich etwas Geld geerbt und angelegt.
    Ich komme mir sehr wohlhabend vor. So alleinstehend und ohne Kinder und auch weil ich täglich mit Menschen in Kontakt bin, die so sehr viel weniger Geld zur Verfügung haben als ich. Tatsächlich steht auf meinem rentenbescheid, dass ich 950€ bekommen werde. Da bin ich meinem fleißigen Vater und der sparsamen Mutter schon sehr dankbar für das Haus.
    Zu den Schlafgewohnheiten: Am allerleibsten im eigenen bett und im eigenen Zimmer. Während der Fernbeziehung war das kein Problem. Als wir zusammen zogen wünschte sich die Frau ein gemeinsames Schlafzimmer. Nach Ende der Beziehung (es lag nicht am gemeinsamen Zimmer) war für mich klar: falls sich die Frage nochmal stellen sollte, werde ich immer einZimmer für mich allein wählen.
    Herzlichen Dank für die täglichen Einblicke in Ihr Leben.

  41. herzbruch meint:

    Ich lebe von meiner Hände Arbeit, ich bin interessanterweise in einem gut betuchten Elternhaus großgeworden, das dann spontan verarmt ist, also habe ich seit 20 Jahren nichts mehr gehabt, worauf ich hätte zurückfallen können. Aber das ist total okay, mir wurde eine sehr gute Ausbildung ermöglicht, das ist besser als Erben. Mein Mann und ich arbeiten beide voll, und wir besitzen Wohneigentum (selbst bezahlt, bald abbezahlt). Heute ist es so, dass ich etwa 80% des gemeinsamen Lebensunterhaltes bestreite und entsprechend auch bezahle, und wir haben dankenswerterweise genug Geld zur Verfügung, um nicht darauf achten zu müssen und dennoch gut zur Seite zu legen. Meine große Angst ist das Alter. Meine erwartete Rente beträgt dank Auslandsjahren und Selbständigkeit weit unter 10% unseres jetzigen Nettohaushaltseinkommens, dafür muss also ein guter Plan her. Der sieht momentan unter anderem so aus, dass ich Wohnraum zur Vermietung kaufen möchte, 20 Jahre hab ich noch, um das zu erarbeiten. Vor irgendwelchen hypothetischen Geldanlagen mit irgendwelchen hypothetischen Renditen habe ich irgendwelche Ängste, meine Theorie ist: Wohnen müssen Leute immer.

  42. Gundi meint:

    Ich bin Jahrgang 1958, werde also im nächsten Jahr mit 66 Jahren in den Ruhestand gehen und halt etwas dazu verdienen. Ich komme aus einem Arbeiterhaushalt; meine Mutter war Schuhverkäuferin, mein Vater Büroangestellter, der zum Glück beim Gaswerk war und somit meiner jetzt 97jährigen Mutter eine gute Witwenrente ermöglicht. Meine Eltern haben ihr Reihenhaus als frische Rentner*innen verkauft und alles ausgegeben, also kein Erbe für meine Brüder und mich. Wir haben alle mittlere Reife und stehen an sehr unterschiedlichen ökonomischen Stufen. Mein einer Bruder war bei der Bank, hat immer super verdient, Immobilien erworben und kann mehr als gut von seiner Rente leben. Mein anderer Bruder hat sich nach der Ausbildung in zahlreichen Jobs weitgehend in der Kurierbranche durchgeschlagen und bezieht jetzt eine Rente von 650 Euro, arbeitet also trotz Parkinson wie blöd weiter. Zum Glück arbeitet seine Frau im öffentlichen Dienst, daher wird es sich halbwegs ausgehen. Ich habe Gärtnerin gelernt und nach zehn Jahren auf dem zweiten Bildungsweg studiert. Dann wurde ich vor zwanzig Jahren Sachbearbeiterin in einer Körperschaft öffentlichen Rechts. Während des Studiums zwei Kinder mit meinem Ex bekommen. Das Geld war wirlich immer gerade so ausreichend und alles was irgendwie da war investierten wir in die Kinder, die gleich oder mehr verdienen als ich.
    Es wird eng mit der Rente, da keinerlei Erbe zu erwarten ist aber für den Alltag wird es ausreichen. Aber Angst habe ich vor Zahngeschichten, Brillen, Hörgeräten und kaputten Geräten. Ich kann mir zwar von meiner Tochter immer Geld leihen, finde das aber sehr unglücklich.
    Puh, langer Sermon geworden.

  43. Frau KeLu meint:

    Aktuell verdiene ich ca. 4800 Bruttogehalt als angestellte Ärztin. Mein Mann (wir wirtschaften zusammen) etwas mehr. Wir haben zwei Kinder und bekommen dafür Kindergeld ( insgesamt 500 Euro im Monat). Weiteres Einkommen haben wir nicht, erben werden wir nichts. Unsere Wohnung ist abbezahlt, wir haben kein Auto und leben sparsam. Geld geben wir für Kinderbetreuung aus (normale Kita), aktuell ca 300 Euro monatlich, unterstützen unsere Eltern finanziell (monatlicher Fixbetrag, 200 Euro), Wohnnebenkosten, Verbrauchsartikel, jährlich ein Urlaub. Insgesamt kommen wir mit einem Gehalt aus, wir legen den Rest in Aktien zur Altersversorgung an.

  44. Andrea meint:

    Ich bringe noch einen Aspekt ein: Angst, wieder zu verarmen. Ich komme aus sehr bescheidenen Verhältnissen, habe zwei deutlich ältere Geschwister. Mein Vater starb mit 36 Jahren, da war ich 3. Meine Mutter, die hauptsächlich Hausfrau war, stand mit einer Minirente, 2 Halbwüchsigen und einem Kleinkind da. Wir wohnten in einem sogenannten Häuslingshaus, also einem kleinen Haus, das zu einem Bauernhof gehörte, für eine kleine Miete, dafür der Verpflichtung, auf dem Hof zu helfen. So hat meine Mutter bei den Hofbesitzern gemolken, beim Heuen geholfen, Rüben angehackt etc. Selbst hatten wir einen Obst- und Gemüsegarten, ein paar Schweine und Hühner. Mein Vater hatte aufgrund Krankheit häufig Kuraufenthalte und hat ansonsten als LKW-Fahrer gearbeitet. Mir wurde immer eingeimpft, mich gut zu benehmen, vor allem gegenüber den Nachbarn und deren Kindern. Hatte ich mal mit denen Streit, war auch immer die Angst da, dass wir obdachlos werden.
    Mir wurde trotz allem dank des Einsatzes meines Lehrers und der Unterstützung meiner Geschwister ermöglicht, Abitur zu machen. Ich wurde jung und ziemlich ungeplant Mutter, war aber bestrebt, selbst auch zu arbeiten, um nicht in solche Not zu geraten wie meine Mutter. Meine Ehe scheiterte früh, gleichzeitig ging die Firma, in der ich arbeitete, in Konkurs. Die Existenzängste, die damit einhergingen, wünsche ich wirklich niemandem. Ich fand nahtlos eine neue Stelle. Seit nunmehr fast 25 Jahren arbeite ich in einem Konzern als Buchhalterin, zeitweise als Teamleiterin, was dann über meine Kräfte ging – nicht körperlich, sondern wohl eher an der Last, Entscheidungen kommunizieren zu müssen, die ich nicht getroffen hatte und hinter denen ich nicht komplett stand. Nach 2 Jahren Krankheit mit Reha und immer noch andauernder Therapie begann ich 2021 meine Wiedereingliederung, die dann wegen einer Fraktur des Sprunggelenks nach 6 Wochen abgebrochen werden musste. 2. Wiedereingliederung dann während der Pandemie komplett im Home Office. Eine Woche nach Ende der Eingliederung starb mein Sohn bei einem Verkehrsunfall.
    Ich habe ein sehr gutes Gehalt (Unternehmen in der Metallbranche). Mein 2. Mann arbeitet in einem mittelständischen Unternehmen. Uns geht es wirtschaftlich so gut, wie ich es mir als Kind niemals erträumt hätte. Wir haben vor 10 Jahren ein Haus gebaut, das zum großen Teil abbezahlt ist. In die Finanzierung floss ein vorweggenommes Erbe meines Mannes ein, seine Schwester hat das abbezahlte Elternhaus gekauft und ihn ausbezahlt, seine Mutter hatte Wohnrecht, mittlerweile ist sie verstorben. Meine Mutter ist schon lange tot, sie wurde nur 72 Jahre alt. Wir Kinder haben sie immer etwas finanziell unterstützt, sie hat uns bei der Kinderbetreuung unterstützt.
    Ich habe seit Geburt der Kinder eine Kapitallebensversicherung, konnte ansonsten aber, solange die Kinder nicht erwachsen waren, nicht viel ansparen. Mittlerweile habe ich einiges angespart, zum Teil in Aktien und für meine Enkel Aktienfonds angelegt. Mich erwartet eine Rente, eine zusätzliche Betriebsrente und ein hoffentlich abbezahltes Haus. Ich würde lieber heute als morgen aufhören zu arbeiten. Nur die Angst vor Verarmung hindert mich, den Job hinzuschmeißen. Meine Kraft ist längst am Ende und meine Depressionen fahren fröhlich Achterbahn.

  45. Frau Z. meint:

    Ich lebe vom Gehalt einer Vollzeitstelle im öffentlichen Dienst, mittleres Management. Von meinen Eltern bekomme ich manchmal etwas Bargeld, da ich einen Teil der Pflege meiner dementen Mutter übernehme und alle organisatorischen Dinge regeln muss. Ich lebe in einer Fernbeziehung und habe meinen verbeamteten Freund in den vergangenen Monaten finanziell unterstützt, da er aufgrund einer Erkrankung diverse sehr hohe Arztrechnungen verauslagen musste. In nicht allzu ferner Zukunft werde ich vermutlich ein paar Immobilien erben und ich habe noch keine genauen Vorstellung, wie das dann mit der Erbschaftssteuer laufen wird, Verkauf oder Kredit.
    Für die Rente zahle ich in die gesetzliche ein, habe eine betriebliche Altersvorsorge, RiesterRente und Aktien. Ich mag meine Arbeit und werde sicherlich so lange wie möglich im Beruf bleiben, sofern die Gesundheit das zulässt.

  46. T. meint:

    Momentan lebe ich von einem Teilzeitgehalt als Pädagogin( an TvÖD angelehnt) und Gehalt, dass ich von meinen Mann bekomme als Ausgleich für die von mir mehr geleistete Carearbeit für unsere beiden Kinder.
    Finanziell geht es uns gut. Wir haben keinerlei sonstigen Einkünfte, unterstützen aber finanziell regelmässig und anlassgebunden meine Schwiegerfamilie in Ruanda. Erbe ist von keiner Seite zu erwarten. Für meine Rente sorge ich privat vor.Wir haben dank unserem Ersparten einen Kredit aufnehmen können und ein kleines Haus gekauft.

  47. Natascha meint:

    Ich finde das sehr interessant, was hier gepostet wird.
    Vorab noch eine Beobachtung meinerseits: Ich sehe seit Jahren die 5***** Hotels wie Pilze aus dem Boden schiessen. Eine schöne, nicht 08/15, kein Ikea eingerichtete (aber nicht luxuriöse) Unterkunft im Sommer in Italien für 5 Personen kostet locker, selbst im Januar schon, 300 Euro/Nacht. Ich gehe sehr gerne skifahren, die Unterkünfte sind schier unbezahlbar, die Lifttickets astronmisch. Ich frage mich seit Jahren, wer das eigentlich alles bezahlen kann, erst recht, wenn man die Statistiken sieht. Und angesichts der Menge dieser Vorkommnisse können das nicht nur einzelne sein. Und wenn man dann unterwegs ist, habe ich nicht das Gefühl, ständig auf “reiche” Leute zu treffen, denen das Geld sehr locker in der Tasche sitzt. Meine Vermutung ist – die hier aber noch nicht wirklich bestätigt wurde, aber das wäre bei einem lifestyle blog möglicherweise dann auch anders -, dass erstaunlich viele Menschen a) erben und b) das für solche Vergnügungen ausgeben. Von den Erträgnissen kann das wohl kaum sein…

    Nun zu meiner Antwort: Inzwischen – Kinder groß – leben wir von meinem Beamtengehalt und, seit neuestem, der Rente meines Mannes (öff. Dienst). Ich verdiene (übrigens auch sehr interessant, statistisch in der Unterzahl) jetzt sowieso, aber schon zu Erwerbstätigkeitszeiten deutlich mehr als mein Mann, obwohl wir beides Akademiker sind. Mein Mann war zuletzt vier Jahre (Mobbing-Ausweg) in Altersteilzeit = 50% Einkünfte, wenigstens aber Renteneinzahlungen so, als ob 80% in dieser Zeit).
    Hinzu kommen Mieteinnahmen aus dem eigenen Haus, das wir mitbewohnen und seit 25 Jahren peu-a-peu abbezahlen (wegen des vermieteten Anteils nicht mit Volldampf). Das Konzept “Wohnen im eigenen Haus zusammen mit Mietern drin” hat uns das überhaupt nur ermöglicht, den Eigenanteil konnten wir knapp schultern mit einem Bausparvertrag auf Seiten meines Mannes, den seine Eltern angespart hatten für ihn, sowie Sparleistungen meinerseits (während des Studiums Unterhalt von den Eltern, aber immer mindestens 1 Tag/Woche gejobbt, dann ein paar Jahre Uni-Gehalt/Stipendium an der Uni bei gleichbleibender studentischer Existenz).

    Wie genau unsere finanzielle Situation derzeit und in den nächsten 5-7 Jahren aussieht, wissen wir gerade nicht, denn drei Kinder sind frisch im Studium (alle gleichzeitig, ächz) und bekommen ihren monatlichen Bafög-Satz von uns, es kann uns aber niemand sagen, wieviel Steuern eigentlich abgehen von der Rente meines Mannes (die ja ohnehin reichlich niedriger ist als das letzte Nettogehalt). Kann also sein, dass wir in zwei Jahren ziemlich zusammenzucken. Schultern werden wir das aber alles können.

    Wenn ich in Pension gehe, muss noch geklärt werden, inwieweit mir Vorzeiten anerkannt werden. Das könnte mich locker 10-15 Jahre Dienstzeit kosten, so dass ich – weil ich für den Maximalsatz ohnein nicht die volle Zeit “erwerbe” – vermutlich immer noch gut dastehe, aber nicht so toll, wie “Beamtenpension” immer klingt (gilt übrigens für viele).

    Ich empfinde uns als extrem privilegiert, aber die 5**** Hotels sind nicht drin (oder ich bin jedenfalls nicht bereit, für eine Woche Urlaub zu fünft mehr als ein Monatseinkommen auszugeben). Trotzdem (mein Motto ist “spare in der Zeit, dann hast Du in der Not”) legen wir kräftig zurück, auch für die Kinder in einem etwas schrägen und sicherlich nicht optimalen Portofolio aus ETFs, Fonds, Bausparverträgen (bin erstaunt, wie wenig die auftauchen hier) und Riester-Rente meinerseits.

    Vor ca. 20 Jahren sah das alles sehr, sehr anders aus. Da lebten wir beide mit Teilzeitverträgen im öff. Dienst, mit den Kindern, zu denen damals noch, heute nicht mehr, unterhaltsbedürftige aus 1. Ehe zähl(t)en. Vom Kindergeld haben wir eine Haushaltshilfe/Tagesmutter bezahlt, damit wir beide arbeiten konnten. Ich weiss noch, dass ich abends eine Waschmaschine anwarf und die Hose auf der Heizung trocknete, weil das Kind nur diese eine hatte (und eine zweite, die aber so ungeliebt, weil von irgendwem weitergereicht, war, dass sie kaum angezogen wurde). Nachhaltigkeit im Sinne von Wiederverwendung war damals Gebot einer – nie so empfundenen – Not.

    Bei meinem Mann ist ein kleiner Betrag vererbt worden, bei mir wird es ein Anteil an einem Haus (von den Großeltern hart erarbeitet, meine Mutter war Einzelkind, ansonsten auch bei mir auf keiner Seite sonst noch Erbe) mit meiner Schwester. in einer deutschen Großstadt. Sie kümmert sich um die noch lebende Mutter, die ca. 1 Stunde entfernt lebt (im Moment durch die reichlichen Zuwendungen meiner Mutter im Alltag an diese und geringe Miete (lebt im gleichen Haus) m.E. ausgeglichen). Aber wenn sie ein Pflegefall irgendwann werden sollte, ist eben auch meine Schwester vor allem dran, dann gehe ich davon aus, dass ich das auch “honorieren” werde, indem ich ihr dann letztlich einen größeren Anteil überlasse. “Rechnen” tue ich damit also nicht.

    Den finanziellen Belastungen des Alters sehe ich eigentlich recht gut “vorgesorgt” entgegen, habe aber eben auch schon als studentische Hilfskraft an der Uni in Bausparverträge mit Arbeitnehmersparzulage und Arbeitgeberanteil eingezahlt. Allerdings ist mein Mann jetzt schon krank und wird absehbar Pflege brauchen, und das wird natürlich im Wesentlichen privat getragen werden müssen.

    Und noch das letzte: Wir haben getrennte Konten, verbrauchen das Geld aber im Wesentlichen gemeinsam; dazu musste aber eine Erbregelung mit den Kindern aus 1. Ehe gefunden werden, sonst hätte ich weiter auf getrennten Konten bestanden, da das Verhältnis zu ihnen nicht sonderlich gut ist.

    Finanzen sind kompliziert und Vorsorge erst recht, wenn dann noch dynamische Familienverhältnisse dazukommen, wird’s noch mal schwierig. Daher so lange… hoffentlich niemanden gelangweilt.

  48. armgemacht meint:

    Sehr vielfältige Einblicke in eine mir fremde Welt. Danke für die Offenheit. Zum “Welttag für soziale Gerechtigkeit” habe ich einen Beitrag geschrieben, wie es am anderen Ende der sozialen Skala aussieht:

    https://armgemacht.wordpress.com/2023/02/20/wovon-leben-sie/

  49. Judith meint:

    Etwas spät, aber ich hatte das Gefühl, dass jemand aus meinem Teil des Spektrums noch nicht geschrieben hat.
    Wir sind ein Paar, Mitte 50, Herkunft kleinbäuerliche Landwirtschaft und ungelernte Arbeiter, 4 und 5 Kinder jeweils. Die elterlichen Anwesen bekam jeweils ein Kind, die anderen wurden mit Pflichtteilsverzicht und 20k Euro abgefunden. Damit haben wir unsere Bafög Schulden beglichen (jeweils abgebrochene Studien, zweiter Bildungsweg). Ich habe einen technischen Beruf, mit dem ich 7 Jahre sehr viel Geld verdient habe, mein Mann war zu der Zeit mit den Kindern zu Hause, und wir haben sehr einfach gelebt. Mit dem Ersparten aus der Zeit und mit dem Rest der Erbabfindung haben wir vor 15 Jahren ein sehr kleines und altes Haus auf dem Dorf gekauft; es wurde nur notdürftig renoviert (150K€ incl. neues Dach). Seit 3 Jahren arbeite ich nur noch auf einer 20% Stelle (ca. 850€), mein Mann hat einen Minijob, und wir bekommen noch Kindergeld für ein Kind. Das ältere ist ausgezogen, Ausbildung fertig und ist unabhängig. Wir haben nur die Nebenkosten, Heizung kostet uns ca. 200€/Jahr, die Hälfte davon sind die Kaminkehrerkosten. Gleichzeitig mit dem Haus haben wir einen halben Hektar Streuobstwiese gekauft, das wir in den letzten 15 Jahren zu einem Garten umgebaut haben. Das ist unser Hauptarbeitsplatz, er ernährt uns, Überschüsse werden an Freunde und Nachbarn abgegeben. Rentenanwartschaft ist selbst bei mir nur 3stellig (Arbeit im Ausland und bei einer internationalen Einrichtung, somit keine Rentenbeitragspflicht). Erspartes noch ca. 90k€ (Rest vom Hauskauf und Ersparnisse aus der Vollzeitarbeit), die durch die Inflation zusammenschrumpfen. Wir sind jetzt schon in der Armutsklasse, werden es im Rentenalter noch mehr sein. Aber wir haben viel Zeit, Muse, können ehrenamtlich arbeiten, leben stressfrei, sehr gesund. Was es nicht gibt ist Urlaub im herkömmlichen Sinn (wozu auch, ich habe immer Urlaub), und Essengehen (ich kann besser kochen als jeder Gastwirt hier auf dem Land). “Lebenssinn” gibt uns das Gartengrundstück, wo wir durch Humusaufbau aus einem toten Boden inmitten industrieller Landwirtschaft ein nachhaltiges Vielfaltsparadies machen. Dadurch geben wir der Erde wenigstens einen Teil von dem zurück, was wir ihr in unserem bisherigen Leben entnommen haben. Bei den bisherigen Beiträgen erstaunte mich die Gläubigkeit an die Beständigkeit des Rentensystems und der Finanzbranche.

  50. Kassandra meint:

    Wieviel Geld man zur Verfügung hat, ist in der Tat ein großes Tabu. Selbst innerhalb meiner aufgeklärten Blase (Akademiker, mit oder ohne Kind/Partner) wird nicht darüber gesprochen. Bin in Beziehung, aber alleinlebend, keine Kinder. Komme aus einer Arbeiterfamilie und werde nichts erben. Habe als erste studiert (durch Bafög und Jobs finanziert). War 13 Jahre als PR-Frau selbstständig, Auftragslage okay, weil ich gut vernetzt war. Dank Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse, habe ich in diesen Jahren Rentenbeiträge einbezahlt. Mein Rentenbescheid wies irgendwann 450 € auf. Daher habe ich mich mit Ende 40 beruflich neu orientiert: Seit 7 Jahren arbeite ich in einem US-Konzern im Vertrieb. Verdiene mit rund 100.000 € inkl. Bonus viel Geld – finanziell ging es mir noch nie so gut. Aber der Preis ist hoch: Arbeitsdruck ist massiv, gerade zu gesundheitsgefährdend. Muss höllisch auf mich aufpassen. Dank der gut dotierten Stelle konnte ich mir eine kleine Immobilie im Zentrum Köln für 120k kaufen, die ist vermietet, aber noch nicht abbezahlt. Wenn ich in dem Job bis 67 durchhalten würde, hätte ich 2033 2000 € gesetzliche Rente, privat habe ich eine Rürup-Rente, Rente Presseversorgung und eine kleine Betriebsrente, Mieteinnahmen sowie Aktiendepots 70.000 €.
    Trotzdem treibt es mich um, ob mein Alter finanziell komfortabel sein wird: Für mich ist absehbar, dass ich nicht bis zum regulärem Rentenalter in diesem Vertriebsjob arbeiten werde oder kann, daher plane ich den Ausstieg mit 63 Jahren. Dafür muss ich zum
    Ausgleich der Rentenminderung 40.000 € aufbringen.

  51. Sabine meint:

    Nach ein paar Tagen drüber nachgedacht gebe ich auch meinen “Senf” dazu. Ich finde die bisherigen Einträge sehr interessant, danke für die Inspiration an Frau Kaltmamsell.

    Die verlängerte Schulzeit und das Studium (1980iger Jahre) habe ich mir durch nachmittägliches putzen erarbeitet, da ich durch einen nicht greifbaren Vater (geschieden, nie Unterhalt gezahlt) und die Vorgesehensweise des Amtes (er könnte aufgrund seiner Ausbildung DM X verdienen und mit dieser Summe wird gerechnet) keinen Bafög Anspruch hatte. Zum Glück hatte meine Mutter ein Bett für mich.

    Danach ein paar Jahre im Ausland gelebt und in Deutschland viel hin- und hergejobbt. Seit ein paar Jahren lebe ich gut von einer rentenversicherungspflichtigen Selbstständigkeit. Meine Rente ab 2030 wird so bei EUR 1300,00 liegen, ein paar Aktien kann ich hoffentlich zu gegebenerzeit gut verkaufen und eine Lebensversicherung (EUR 25.000) ist dann auch fällig. Das muss und wird reichen.

    “Leider” nie eine Immobilie gekauft und zu erben gab es nichts. Meine Mutte hat ihre Lebensversicherung zum Leben im Rentenalter gebraucht (obwohl immer gearbeitet) und das war auch gut so. Eine Wohnung hat sie wegen einer großen Abneigung zu Schulden nie erworben. (Das ist auch eine Kuriosität in einigen Kommentaren, die Eltern waren sehr fleißig und haben Eigentum erworben. Zum einen waren die Preise damals noch andere und zum anderen muss man “Schulden” auch machen wollen. Fleißig war meine Mutter auch immer sehr.)

    Ich bin zudem baff erstaunt, wenn im Umfeld (und teilweise hier in den Kommentaren) so selbstverständlich von erben gesprochen wird. Was ist denn, wenn die Eltern die Immobilie verkaufen um ihre Pflege zu finanzieren oder im Alter für einen guten Lebensstandard nutzen? Im Bekanntenkreis passiert das grad mehrfach und die Kinder sind höchst entsetzt, dass – im Falle von Pflegeheim – der Staat die fehlenden Summen für das Pflegeheim nicht bezahlt, sondern z. B. “das große Haus an der Ostsee dran glauben muss”. Eine Unterstützung ihrerseits für die Eltern ist selbstverständlich nicht möglich und das Haus abkaufen können/wollen sie auch nicht. Aber sie haben natürlich einen Anspruch auf das Erbe. Unterstützung für diese Ansicht bekommen sie zuhauf.

    Weiterhin alles Gute.

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.