Journal Sonntag, 19. Februar 2023 – Warme Wässer

Montag, 20. Februar 2023 um 7:18

Vielen Dank auch weiterhin für Ihre Informationen, wovon Sie leben. Ich finde sie weiterhin hochspannend, unter anderem, weil die Spanne von Unterstützung durch die Eltern bis zur finanziellen Hilfe für die Eltern reicht. Doch so manche Schilderung von Lebensunterhalt aus Konstrukten von Verdienst, Erbvorschüssen, Teilimmobilien und Zuschüssen bereitet mir schon beim Lesen Schwindel – und erinnert mich daran, wie ich bereits als als Studentin (Eltern zahlten Miete und schenkten mir immer wieder Luxus wie schöne Kleidung, sonstigen Lebensunterhalt bestritt ich mit Urlaubsvertretung in Semesterferien bei der Zeitung oder der Fabrik) kein Bafög beantragte, sondern lieber eine weitere Geldverdienmöglichkeit suchte – und wie ich mich extra privilegiert fühlte, dass mir das dank meiner journalistischen Ausbildung möglich war und ich mich nicht mit Behörden und Formularen rumschlagen musste.

Guter Nachtschlaf, sehr super, jederzeit wieder.
Tag 9 der Erkältung, Rotz immer noch in großen, schmerzhaften Mengen und bei Pantone 386, eigentlich interessiere ich mich für diese Details meines Körpers wirklich nicht.

Aber außer Nebenhöhlenschmerzen (Ibu) fühlte ich mich durch und durch fit, das Draußen sah trocken aus, Schwimmpläne wollten umgesetzt werden.

Ich radelte gegen mäßigen Wind raus zum Olympiabad, dort mittelvolle Bahnen. Auf meiner ließ sich gut durchziehen, nur gegen Ende überwogen die Geräteschwimmer – vor allem aber erfüllte sich meine Hoffnung auf Wasserwärme, die in der Süddeutschen angekündigt war: 3.000 Meter ohne auch nur ansatzweises Frösteln, hurra!

Beim Haareföhnen fiel mein Blick auf den Flucht- und Rettungsplan auf der Wand vor mir (Sie erinnern sich: Zwangsleserin).

Und da sah ich, wie die dortigen schönsten Schwimmbadduschen überhaupt offiziell heißen: Duschtempel! Ich war gleich noch verliebter.

Heimradeln mit Rückenwind. Am Stachus passierte ich Trubel mit Menschen, Bühne und Lautsprechern sowie Sprechchören. Das klang fröhlich, doch es waren auch die ukrainische sowie die Europaflagge gehisst – jetzt wusste ich wirklich nicht, ob das Fasching oder Anti-Sicherheitskonferenz war.

Daheim gab’s zum Frühstück Apfel sowie misslungenes Brot mit Butter und mit Nocilla. Das Draußen sah weiter wenig einladend aus, also Drinnen-Nachmittag mit Lesen.

Abends gab’s noch eine Runde Yoga, bevor ich zum Abendessen-Nachtisch Apple Crumble machte. Ich glaube, meine liebsten Back-Äpfel sind Lageräpfel, diese aus Ernteanteil waren süß und superaromatisch. Vor dem Nachtisch servierte Herr Kaltmamsell die restliche Kürbis-Lasagne vom Vorabend.

§

Der Titel “Halbtagsblog” für ein Lehrerblog ist eh genial. Diesmal schildert Lehrer Jan-Martin Klinge Tätigkeiten einer Lehrkraft – die Menschen wahrscheinlich nicht auf dem Schirm haben, wenn sie annehmen, man könnte Fachleute in einem Thema (Englisch, Chemie, Physik, Mathe) aus der Wirtschaft einfach vor eine Schulklasse stellen.
“Was macht so eine Lehrkraft eigentlich den ganzen Tag?”

§

Eine wichtige Perspektive auf republik.ch:
“Wehr dich doch”.

Denn es ist immer noch so:

Wenn Fälle von Belästigung am Arbeits­platz bekannt werden, machen gerne Ratschläge die Runde, wie das Opfer sich hätte verhalten sollen. Fällt da niemandem was auf?

via @Christiane

Der Artikel sucht systematisch nach Ursachen und Zusammenhängen.

«Von jung auf wird Frauen vermittelt, dass sie ihrer Wahrnehmung nicht trauen können», sagte Agota Lavoyer, Expertin für sexualisierte Gewalt, Anfang Jahr zur Republik. «Du übertreibst, bist kompliziert, bist übersensibel. Das verunsichert und führt dazu, dass Frauen in die Verantwortung genommen werden und nicht Männer.»

Für Frauen, die Grenz­überschreitungen erleben, wird es dann schwierig, sich zur Wehr zu setzen. Denn: Wogegen sollen sie sich wehren? Da war ja nichts.

Manchmal wird dem Opfer auch geglaubt, dafür aber das Verhalten des Täters bagatellisiert. Dann heisst es von Kollegen schnell: Ach, der ist halt so.

So oder so signalisiert man der Frau: Mit dir stimmt was nicht. Ein zermürbender Mechanismus, der subtil beginnen kann.

(…)

Und selbst wenn Betroffene realisieren, dass sie eben nicht schuld sind: Anzuerkennen, dass man zum «Opfer» geworden ist, tut weh und ist beschämend. Man wird gezwungen, einzugestehen, dass einem die Kontrolle über das eigene Leben ein Stück weit entglitten ist. Kein Mensch gibt das gerne zu, auch vor sich selbst nicht.

§

Unsere liebste Corviden-Expertin, Kaeli Swift, nimmt Stellung zu einem Vogelschwarm-Filmchen, das gerade als Horror-Erzeugung die Runde im Internet macht – und erklärt in einem weiteren Filmchen Schwarmverhalten von Vögeln.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Sonntag, 19. Februar 2023 – Warme Wässer“

  1. Susann meint:

    Ich fand die unterschiedlichen Schilderungen und Konstrukte auch sehr interessant zu lesen. Gerade in einem anderen Zusammenhang gelesen: ein großer Unterschied zwischen Menschen, die finanziell klug agieren und dem großen Rest (der Mehrheit?): die einen beschäftigen sich regelmäßig und bewusst mit ihren Finanzen, die anderen versuchen, mit dem Thema möglichst nichts zu tun zu haben, z.B. weil es Angst oder Schuldgefühle auslöst. Ich bin fest in Gruppe 2 verankert, habe aber das Glück, an einen Lebenspartner in Gruppe 1 geraten zu sein. Gottseidank berät er mich kompetent und geduldig. Ich dachte immer, ich sei ein seltsamer Einzelfall, aber anscheinend ist Gruppe 2 recht groß; ich weiß nicht, ob ich das beruhigend oder beunruhigend finden soll.

  2. Flusskiesel meint:

    > ,,Von jung auf wird Frauen vermittelt, dass sie ihrer Wahrnehmung nicht trauen können”

    In toxischen Beziehungen nennt man so etwas ,,Gaslightning”. So etwas gibt es also auch auf gesellschaftlicher Ebene … :-(

  3. Alexandra meint:

    Das gibt’s bereits im Elternhaus – das sind die Paare, die “nur wegen der Kinder” zusammenbleiben und vor diesen so tun, als hätten Mama und Papa sich immer noch ganz doll lieb.

  4. Hauptschulblues meint:

    Nachtrag zu “Wovon leben …”?
    H.s verdienten sich ihr Studium mit Arbeit bei der Post. Er hatte nichts zu erwarten, sie wollte mehr Unabhängigkeit.
    Von Anfang an arbeiteten beide Teilzeit, um sich alle Arbeiten und die Kinderziehung teilen zu können.
    Dazu gesellte sich ein Riesenglück: Ein geschenktes Haus mit großem Grundstück in einer der teuersten Städte Deutschlands.
    Die Rente ist wegen Teilzeit nicht sehr hoch, es geht aber, da keine Mietkosten anfallen. Alles andere (Reparaturen, Neuanschaffungen, Reisen etc.) kann bezahlt werden. Frau H. hat ein bestechendes System: Zu Beginn jeden Monats packt sie Geldscheine in verschiedene Kuverts: Haus, Versicherungen, Auto, etc. pp.. Und wenn ein Handwerker kommt, wird das Geld dem Kuvert entnommen. Kein Reichtum, aber ein Leben, in dem noch für viele andere Geld abfällt (Ärzte ohne Grenzen, medico, taz, Guardian u.v.m.). Jedenfalls ein Leben ohne Neid.

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