Journal Montag, 20. Februar 2023 – Rosenmontagswanderung von Altomünster nach Markt Indersdorf

Dienstag, 21. Februar 2023 um 8:46

Eigentlich gute Nacht, sie endete nur zu früh, weil meine Nase zugeschwollen war.

Aber das ermöglichte mir einen frühen Start in den freien Tag. Nach dem Bloggen ging ich auf eine kleine Einkaufstour: Post, Drogerie, Supermarkt, Apotheke, GLS-Paketshop (wieder: angeblicher Zustellungsversuch, als ganztägig jemand daheim war, kein Zettel, keine E-Mail; erst meine Erinnerung, dass da doch was kommen sollte, ließ mich hinterherrechieren – gerade noch rechtzeitig vor Rücksendung).

Die Wohnung vertulpt und narzisst.

Ich hatte mir für den Rosenmontag eine Wanderung gewünscht und Herrn Kaltmamsell um Auswahl gebeten. Er schlug die Strecke Altomünster – Markt Indersdorf vor, die wir 2016 schon mal gegangen waren. Eine sehr gute Idee, ich sah darin die Chance, eine ausgesprochen unangenehme Erinnerung zu überschreiben: Bei diesem Stichwort dachte ich bislang immer nur an eine der schlimmsten flutartigen Menstruationen (wir ham’s hier ja grad mit Körperausscheidungen), die ich auf dieser Wanderung erlebte, mit halbstündlichem Wechsel von XXL-Tampon im Gelände, dennoch blutnasser Unterwäsche, Händewaschen aus der Trinkwasserflasche, notdürftiger Reinigung auf der Toilette eines Cafés – alles belastend. (Vielleicht ein Vergleich für Menschen, die sowas gar nicht kennen: Wanderung mit Durchfall?)

Das Überschreiben gelang (glaube ich zumindest, das werden ja erst künftige Erinnerungen zeigen): Wir hatten einen wunderbaren sonnigen und milden Tag (ja, viel zu warm für Februar), benötigten weder Handschuhe noch Mütze, hatten weite Blicke, besonders weit durch die winterlich kahlen Bäume, begegneten nur einmal anderen Wanderern. Anders als bei unserer ersten Wanderung bekamen wir zwar keine Rehe und Hasen zu sehen. Doch die Vogelwelt bot einiges: Falken, knallgelbe Gebirgsstelzen, Wacholderdrossel, Bussard (?)

Für die Anfahrt mussten wir den MVV-Fahrplan austricksen: Am Stachus fuhr die S2 nicht, die Herr Kaltmamsell auf der MVV-Website recherchiert hatte. Doch es gab eine S2 nach Dachau. Und dort gab es eine S2 nach Altomünster. Doch in einer gewissen Parallelwelt: Das Abfahrtsgleis war kaum zu finden, die S-Bahn sah deutlich älter aus als die gewohnten (aber sauber renoviert und sehr ordentlich), es gab keine Bandansage für die Haltbahnhöfe, sondern eine Live-Ansage vom Fahrer (lustiges Raten, wie die sehr undeutlich gehörten Orte tatsächlich hießen). Wir kamen durch so erfunden klingende Halte wie Erdweg.

Die Wanderung selbst begann abenteuerlich (Herr Kaltmamsell führte uns nach runtergeladenen GPS-Koordinaten auf seinem Handy): Wir gingen unter dem alten Birgittinnen-Kloster durch: Offene Tür zu einem tunnelösen Durchgang, der unbeleuchtet über einige Ecken, Winkel, Treppen zum Ausgang führte. Auf der Liste der coolsten Wanderabschnitte ganz weit oben (hinter einem Wasserfall durch finde ich allerdings noch cooler).

Eingang zwischen Turm (an dem wir eine Weile zwei Falken beobachteten, die ihn umflatterten) und dem Haus links davon.

Ausgang.

In Altomünster eine weitere Skurrilität:

Die Kuh im Garten – sie lebte da offensichtlich. (Papá, Idee für dich?)

Erste Wegmarke hinter Altomünster: Der Kalvarienberg rechts oben.

Furchenfaszination.

Oben vorbei an Obstbäumen zur öffentlichen Ernte: Blick zurück nach Altomünster.

Was mag da bloß passiert sein?

Da wir nicht wussten, wie gut die Bankerl-Situation im Weiteren sein würde (später stellte sich heraus: zwischen Happach und Hirtlbach hervorragend), machten wir schon hier nach knapp zwei Stunden Frühstückspause in wärmender Sonne, ich aß misslungenes Brot, Apfel, Clementine.

Frühlingssymptome überall.

Albersbach.

Tennis-Schiedsrichter mit Jagdschein?

Unser Zielort Markt Indersdorf empfing uns mit Krokanten-Idyll. Nach vier Stunden und ca. 14 Kilometer Wanderung problemlose Rückfahrt (wieder mit selbst erratener Verbindung – diese S-Bahn Dachau-Altomünster verläuft wirklich in einer Parallelwelt).

Daheim Haushaltliches und Ausruhen. Zum Nachtmahl hatten wir eingefrorene Rouladen von der Vorwoche aufgetaut, dazu hatte Herr Kaltmamsell Ernteanteil-Blaukraut gekocht, außerdem Nudeln.

Genau dazu hatte ich Lust auf ein Bier. Mein Bruder hatte mir mal eine regionale Sechser-Kostprobe mitgebracht: Dem Koch schenkte ich ein Helles ein, mir ein dunkles Weizen.

G’lernt is g’lernt (nämlich bei meinem Bedien-Job mit 18/19 und von meinem Vater), auch wenn ich dieses Gelernte nur alle paar Jahre anwende.

Das Abendessen schmeckte hervorragend, die Halbe Bier machte überraschend betrunken. Nachtisch Schokolade.

§

Meine Güte, instagram: Krieg dein Spam-Problem in den Griff! Wenn ich sonst vier bis fünf Männername-viele-Ziffern-Accounts, Porno- oder Geldvermehrungs-Spam in der Woche blocken musste, ist das derzeit die Mindestzahl am Tag.

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Mehr zum Schöffenamt: Ich habe Holger Klein für seinen Podcast Die Wochendämmerung von meinen Erfahrungen erzählt und ihm Fragen beantwortet. (Und jetzt Bammel, dass ich zu wenig präzise war und nicht alles stimmte.)

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Bei formschub ein wichtiger Text über die Lebensphase, in der auch ich mich befinde: Im Freundes- und Bekanntenkreis stirbt die vorherige Generation.
“Gemischte Gefühle”.

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Journal Montag, 20. Februar 2023 – Rosenmontagswanderung von Altomünster nach Markt Indersdorf“

  1. Sebastian meint:

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  2. Madame Graphisme meint:

    Tumblr hat derzeit auch ein Porn/Spambot-Problem.
    Anscheinend gehen mal wieder Pakete mit “wie mache ich meine shady website legitim” herum.
    Aber jetzt wo Sie es erwähnen … diese Woche hatte ich noch gar keinen Pornbot! Also sind sie vielleicht von Tumblr zu IG gewandert.
    Frühjahrs-Migration der Jennifer1509654vfxs.

  3. Die Toni meint:

    Überraschendes Instagram: solche Spam bekomme ich gar nicht, wirklich nie; dafür aber reichlich hübsche halbnackige Frauen mit entsprechenden Zahlenkombinationen. Instagram hält mich für einen Mann. ;-)

  4. Friederike meint:

    Bei dem Baumstamm-Foto rätsele ich auch (und habe mir eine Erklärung zusammengebastelt).
    Schön, im Gespräch zum Schöffenamt mal Ihre Stimme kennen zu lernen!

  5. Croco meint:

    Das Baumstammfoto ist toll.
    Bei der Erklärung kann ich helfen. In der Spitze einer jeden Pflanze werden im teilungsfähigen Gewebe Hormone produziert, die nach unten abgegeben werden. Sie verhindern das Austreiben der ruhenden Triebe und veranlassen, dass sie horizontal wachsen. Das nennt man Apikaldominanz.
    Wird die Spitze angeschnitten, machen die Seitentriebe was sie wollen, nämlich nach oben wachsen. Hier gab es halt nur noch einen.

  6. Anne meint:

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