Journal Donnerstag, 29. Juni 2023 – Cotswolds Way 3 von Cleeve Hill nach Birdlip, und verschärfte Umstände

Freitag, 30. Juni 2023 um 8:54

Wieder deutlich zu früh aufgewacht. Aber wir hatten das Frühstück eh auf frühe 8 Uhr gelegt, um zeitig zu dieser langen Etappe loszukommen.

Herr Kaltmamsell bestellte auch hier zum Frühstück das Full English, war sehr zufrieden. Wie schon am Vortag bei der Anweisung, erstmal die Wanderschuhe im Stiefelraum auszuziehen, hatte die Unterkunft eine sachte Alpenverein-Note. Am Frühstücks-Buffet ebenfalls viele Anleitungen zum Selbermachen, auf dem Zimmer Anweisungen, sehr freundlich formuliert, für alles Mögliche inklusive fürs Lüften bei Abreise.

Ein ganzes Wanderhotel voller Memmen wie uns, die ihr Gepäck fahren ließen.

Aufbruch!

Blicke auf Cheltenham, das wir mit viel Mäandern und vor allem auf Höhenwegen an diesem Tag fast umrunden würden – wir sahen die Stadt nahezu von allen Seiten. Erstmal aber verließen wir das ausgedehnte Cleeve Common, nicht nur ein Naturschutzgebiet, sondern ein Rest des Allmende-Systems, das die englische Landwirtschaft einst prägte und von den enclosures beendet wurde.

Das Wetter war ganz wunderbar, mild mit viel Sonne, immer wieder gemischten Wolken, die Strecke war spannend, zudem sportlich lang. Dass sie besonders anstrengend wurde und ich nicht allzu viel davon mitbekam, lag aber an überraschender gesundheitlicher Unpässlichkeit.

Etwa zwei Stunden nach Aufbruch begannen meine Därme Samba zu tanzen und zu schmerzen, ich wünschte mir sehr innig ein Klo. Doch das lag ein ganzes Stück entfernt in einem Pub, es wurden dorthin die längsten 70 Wanderminuten meines Lebens. Im Schweinsgalopp.

Nach besuchtem Klo setzte ich mich in diesem Pub noch mit Herrn Kaltmamsell auf eine Tasse Schwarztee (er hatte ein Pint Cider), fühlte mich ganz schön wackelig. Doch vom Sitzenbleiben, so war ich sicher, würde mir auch nicht schneller besser, ging ich halt wackelig weiter.

Dazu kam: An Essen mochte ich dann nicht mal denken, die sportliche Anstrengung des Tages musste also ohne Nahrungsaufnahme auskommen (großen Dank für meinen nahezu unerschütterlichen Blutzuckerspiegel). So war ich bei all den schönen und immer wieder neuen Aussichten vor allem mit Durchhalten beschäftigt. Selbstverständlich bot der navigierende Herr Kaltmamsell Abkürzungen an, aber ich wollte doch den Cotswolds Way gehen! Das tat ich dann auch, ohne wirklich zu leiden.

Viper’s Bugloss (Gewöhnlicher Natternkopf?). Und Schmetterlinge gab’s gestern! So viele verschiedene und schöne!

Pferde-Ampel in Seven Springs, beachten Sie auch den Druckknopf auf Sattelhöhe.

Nach drei machten wir nochmal Pause am Crickley Hill Information Center.

Unbekannte Distel-Schönheit.

Nach exakt acht Stunden und knapp 26 Kilometern kamen wir an unserem Hotel im Zielort Birdlip an.

Dort fiel ich in unserem angenehm geräumigen Zimmer erst mal aufs Bett und rührte mich eine halbe Stunde nicht (davon hatte ich seit Stunden geträumt). Dann nutzte ich die überraschende Badewanne für ein Vollbad – und stellte am ablaufenden Wasser sowie am anschließend nicht mehr blütenweißen Handtuch fest, dass die Wanderung mich ganz schön dreckig gemacht hatte.

Gegen das Hungerzwicken im Bauch versuchte ich es mit Essen und packte das Lunchpaket aus, dass wir morgens vom Hotel bekommen hatten: Apfel, Käse-Gurken-Sandwich (eher trocken), Eiweißriegel. Der Bauch rumpelte nur wenig, und ich wurde satt.

Ich versuchte mich bis nach neun wach zu halten (um längeren Nachtschlaf wahrscheinlicher zu machen), unter anderem durch Bloggen. Herr Kaltmamsell guckte auf BBC Four eine sehr spannende Doku über die filmische Begleitung der britischen Kohleförderung ab den 1950ern, “The Mining Review”.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Donnerstag, 29. Juni 2023 – Cotswolds Way 3 von Cleeve Hill nach Birdlip, und verschärfte Umstände“

  1. Sigrid meint:

    Hoffentlich hat sich Ihr Bauch heute beruhigt!
    Weiterhin so tolles Wanderwetter!

  2. TomInMuc oder Tomate meint:

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    Gerne gelesen

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  3. mareibianke meint:

    Ganz schön tapfer durchgehalten, Respekt!!! Wenn sich der Hunger meldet, ist es ja im Allgemeinen überstanden, insofern hatten Sie hoffentlich eine ruhige Nacht und können heute die nächste Etappe genießen.
    Und wiedermal: allerherzlichsten Dank fürs Mitnehmen!

  4. Thea meint:

    Gute Besserung.

  5. Anke meint:

    Hoffentlich geht es heute besser.
    Vielen Dank für den interessanten Bericht.

  6. Sabine meint:

    Darf ich die App Flora Incognita empfehlen? Die ist recht gut im Bestimmen von allerhand Pflanzen. In der Nähe vom Pyramidenknabenkraut würde ich auch mal die Augen offenhalten nach der Bocksriemenzunge (in den Cotswolds weniger anstößig als „lizard orchid“ bekannt), die haben wir in Frankreich des öfteren in der Nähe des ersteren gesehen.

    Überhaupt eine feine Zeit in der Botanik – England scheint immer noch etwas später dran zu sein?

    Ich wünsche gastro-enteritische Beruhigung und frühes Weiterwandern!

  7. Birgit meint:

    Ja, das ist der gewöhnliche Natternkopf, wächst hierzulande (südlich Augsburg) auch und gerne meist als Pionierpflanze auf Schotterflächen.

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