Journal Sonntag, 8. Oktober 2023 – Hilfe bei Landtags- und Bezirkstagswahlen

Montag, 9. Oktober 2023 um 7:52

Sehr schlechte Nacht mit Halsweh, Husten, verstopfter Nase. Im Halbwachen überlegte ich, dass ich unbedingt als Wahlhelferin antreten musste, weil als Schriftführerin besonders schwer zu ersetzen, mir aber Krankmeldung am Montag in der Arbeit vorbehielt. (Weiterhin Corona-negativ.)

Das noch frühere Weckerklingeln fühlte sich wie eine Erlösung an. Nach schnellem Milchkaffee mit Herrn Kaltmamsell verließen wir das Haus rechtzeitig, um kurz nach sieben zum Aufbauen am bislang unbekannten Wahllokal einzutreffen. Wir gingen durch überraschend warme Luft, und ich fühlte mich überraschend gesund und fit nach der schlimmen Nacht.

Einsatz-Adresse war eine große Klosteranlage, die jetzt als Altenheim fungiert, darin drei Wahlräume. Es dauerte eine Weile, bis wir jemanden gefunden hatten, der uns unseren zeigen und aufsperren konnte: Ein Gruppenraum des Altenheims, den wir schnell beherzt komplett umbauen mussten, damit er Wahl-tauglich war. Irgendwann musste ich mich ausklinken, um den Schriftführungs-Computer fürs Protokollieren startklar zu machen. Wir öffneten pünktlich.

In den folgenden fünf Stunden der Schicht war ich sehr froh um meine halbwegs gründliche Vorbereitung: Es traten einige Sonderfälle auf, die ich mit vorbereitetem Nachschlagen lösen konnte. Ich hatte mit einem super Team zu tun, um das ich mindestens so froh war, denn fast ab der ersten halben Stunde strömten Wähler*innen in den Raum, davor stand durchgehend eine Schlange. Als ich am Vormittag kurz meinen Platz verließ, um meine Wasserflasche nachzufüllen, wurde es schon eng. Zusätzlich verabschiedete sich nach ein paar Stunden meine Stimme komplett, ich konnte nur noch flüstern. Zusammen mit den seit Tagen andauernden Schluckschmerzen tippe ich dann doch auf Kehlkopfentzündung. Zefix.

Schichtwechsel um eins. Da mich diesmal der ebenfalls wahlhelfende Herr Kaltmamsell nicht mit einem Sonntagsbraten bekochen konnte, waren wir auf einen Sabbat-Trick verfallen: Er hatte einen Tscholent vorbereitet, der über Nacht im Ofen gegart hatte, jetzt nur noch aufgewärmt werden musste.

Obenauf der Kneidel. Schmeckte sehr herz- und nahrhaft.

Den Nachmittag nutzte ich zum Ausruhen: Ich legte mich eine Stunde ins Bett, konnte tatsächlich schlafen, las danach die Wochenend-Süddeutsche.

Zum Schließen des Wahllokals und zum Auszählen traten wir wieder an.

Hinweg durchs ganztägig düster-warme Wetter am Westermühlbach entlang.

Der komplizierte Weg über den Hof zum Wahllokal.

Die Nachmittagsschicht war ebenso gut beschäftigt gewesen wie wir am Vormittag – und die Ärmsten hatten jetzt nicht mal eine Pause.

Für das Auszählen der Erst- und Zweitstimmen bauten wir den Raum wieder um. Die nächsten Stunden waren anstrengend weil hochkonzentriert, selbst bei dieser hervorragenden Zusammenarbeit. Für mich kam als Schriftführerin erschwerend hinzu, dass ich nicht sprechen konnte, mich also auch nur schwer bemerkbar machen, wenn Abläufe und Reihenfolgen nicht den Vorgaben des erfassenden Computers entsprachen. In wichtigen Fällen schnappte ich mir einen Kollegen oder eine Kollegin und bat darum, meine geflüsterten Hinweise laut zu sprechen. Ich war immer froh, wenn ich gerade nichts zu schriftführen hatte und mich am Auswerten und Zählen beteiligen konnte.

Es wurde spät. Abschließend brachten wir den Raum annähernd zurück in Originalzustand.

Zu Hause aß ich völlig erschlagen und ohne Appetit einen Teller Apple Crisp, um nachts nicht von Hunger geweckt zu werden, plante den Arbeitsmontag vor mit wahrscheinlicher Krankmeldung.

die Kaltmamsell

10 Kommentare zu „Journal Sonntag, 8. Oktober 2023 – Hilfe bei Landtags- und Bezirkstagswahlen“

  1. mareibianke meint:

    Gute Besserung!

  2. Joel meint:

    Willkommen im Club.
    Irgendwie beruhigt es mich zu hören dass ich nicht der Einzige bin der erkältet ist. Seit gestern Abend hat es auch mich erwischt, verdammte Sch….!

    Gute Besserung.

  3. Peter Ringeisen meint:

    Gute Besserung und herzlichen Dank für den Einsatz im Ehrenamt!

  4. engl meint:

    ja, gönn dem arbeitspferdchen mal eine pause. klingt jedenfalls sehr danach.

  5. Stadtneurotiker meint:

    Auch nochmal hier vielen Dank für das wichtige Engagement! Ich erwäge, mich für die Europawahlen als Helfer zu melden.

    Aber eine, wahrscheinlich blöde, Frage bleibt offen: Als Wahlhelfer*in wählt man vor dem Wahlsonntag brief, oder?

  6. Eule meint:

    Schriftführungs-Computer fürs Protokollieren, sehr fancy. Hier in NRW funktioniert das alles altbewährt mit Papier und Stift; der einzige technische Fortschritt ist die Nutzung eines Telefons für die Zwischenmeldungen. (Sowie ggfs. eines Taschenrechners.) Die Stimmzettel bemessen sich aber auch nicht in Quadratmetern.

  7. Roland meint:

    @Stadtneurotiker: Muß nicht sein, nach meinen Erfahrungen wird man meistens im eigenen Wahlbezirk eingesetzt. Und wenn nicht, hat man ja eine längere Pause, entweder zwischen Einweisung und Aufbau und der Ncahmittagsschicht oder nach der Vormittagsschicht bis zum Auszählen. Aber es spricht nichts gegen Briefwahl.

  8. die Kaltmamsell meint:

    Machte ich immer vom Einsatzort abhängig, Stadtneurotiker: Wenn mein eigener Wahlraum im selben Gebäude lag, ging ich nach der Schicht schnell rüber zum Wählen vor Ort. Wenn er, wie diesmal, ein gutes Stück entfernt lag, wählte ich Brief.

  9. Tine meint:

    Vielen Dank fürs Engagement und gute Besserung!

  10. marthe meint:

    So tolles Foto in der Morgendämmerung!
    Gute Besserung!

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.