Vom Gastgeben

Sonntag, 29. Oktober 2023 um 13:41

Angestoßen hat das Erinnern an mein Gastgeben der Roman Kochen im falschen Jahrhundert von Teresa Präauer. Darin hat ein Hetero-Paar jenseits der 40 in einer österreichischen Großstadt zum ersten Mal Gäste zum Abendessen. Das wird in mehreren Versionen erzählt, in einer Mischung von personalem und auktorialem Erzähler, mit unterschiedlicher zeitlicher Abfolge. Immer wieder fragt diese Erzählstimme “Erinnerst du dich daran” – und das mag mein Erinnern ausgelöst haben.

Die Gäste des Romans bleiben in allen Versionen gleich, das sind immer ein Ehepaar mit recht frischem Baby und ein Schweizer Freund. Es wird schnell klar: Das soll keine realistische Schilderung sein, sondern ein Sittengemälde mit bestimmten gesellschaftlichen Typen (es gibt keine einzige wirklich charakterisierte Figur, sie haben nicht einmal Namen). Das allerdings in meinen Augen nur offene Türen einrennt, die Instagramisierung des Lebens samt Hashtags, zeitgenössische Distinktion mit Statussymbolen und Markennamen etc. etc. (Warum sich die Gastgeberin “im falschen Jahrhundert” dabei fühlt, wurde mir allerdings nicht klar, dazu hätte sie eine Persönlichkeit gebraucht.) Daniela Strigl nennt den Roman in der FAZ “ein Stück Popliteratur und dessen satirische Verfremdung”, damit trifft sie am ehesten.

Doch selbst für Freude an der Satire muss ich die Prämissen nachvollziehen können, muss ich einen Bezug zum Satirisierten haben. Der fehlt mir in diesem Fall völlig, ich kenne die Umstände, die verzerrt werden, nur aus zweiter Hand, nämlich aus der Fiktion und aus Feuilleton-Essays darüber. Möglicherweise erklärt sich eine Minderheit, die zufällig besonders häufig Was Mit Medien arbeitet, für repräsentativ – und ist es in Wirklichkeit gar nicht?

Das beginnt mit dem Umstand, dass jemand jenseits der 40 zum ersten Mal Abendessensgäste hat, das erwähnte ich bereits. Oder die Haltung: Den guten Crémant trinkt das einladende Paar voher selbst, die Gäste bekommen den aus dem Supermarkt.

Auf die Gefahr, kitschig zu klingen (ich gehöre zu den von Max Scharnigg geschmähten Münchner Hausmeisterinnen, unten im Text): Ich kenne das halt anders herum. Wenn man etwas besonders Gutes hat, lädt man sich dazu Gäste ein, eine besonders edle Flasche oder aus dem Urlaub mitgebrachte, ferne Spezialitäten lässt man Freunde mitkosten. So kenne ich es von daheim, so kennt es Herr Kaltmamsell.

Hier also mein Gastgeben – das sich sicher ebenso satirisieren lässt, nur kommen darin keine für den Pop-Roman so essenziellen Markennamen vor.

Zum Attrakivsten an der eigenen Wohnung gehörte bei meinem Auszug aus dem Elternhaus mit 19 Jahren: Leute einladen zu können.

Unter anderem lud ich schon als Volontärin die drei Kolleg*innen und den Chef der Lokalredaktion in die mitbenutzte Wohnküche meine Dachkämmerchens in Eichstätt ein. Ich kochte zum ersten Mal selbst spanischen Cocido und erinnere mich vage an ein furchtbares Gemetzel mit dem gekochten Huhn, da ich a) noch keine Geflügelschere besaß und b) sehr wahrscheinlich noch nie Geflügel zerteilt hatte.

Es kamen ja alle auf meine Einladung – wie hätte ich denn herausfinden sollen, dass daran irgendwas nicht angemessen war? Wie überhaupt praktisch immer fast alle kamen, die ich einlud. Rückblickend wird mir klar, wie unkonventionell so manche meiner Einladungen gewesen sein muss. Doch dann geriet ich mit 25 Jahren auch noch an einen Partner (den heutigen Herrn Kaltmamsell), der mich darin unterstützte und eine ähnliche Auffassung vom Gastgeben hat. Auch lernte ich sehr spät, dass es unter Erwachsenen wohl eine Gesamtrechnung an Einladung und Gegen-Einladung gab, die zumindest mittelfristig ausgeglichen sein musste, sonst schlechtes Benehmen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass meine Gäste von einer Verpflichtung zur Gegeneinladung ausgehen könnten. (Dass ich auch in vieler anderer Hinsicht überhaupt kein Gespür für Menschliches habe, wurde mir erst Jahrzehnte später klar.)

Selbst rückblickend irrelevant waren solche Mechanismen zu Studienzeiten: Ich lud immer wieder Freunde und Freundinnen zu mir zum Essen ein – bei welcher Gelegenheit hätte ich sonst spannende neue Rezepte ausprobieren sollen? Oder mich mal an einen ganzen großen frischen Fisch wagen? (Den man mir am Augsburger Stadtmarkt ungeschuppt verkauft hatte, was ich erst nach dem Garen merkte, es war ein sehr fieseliges und anstrengendes Essen.)

Dazu kamen ausgedehnte und reichhaltige Frühstücke, Essenkochen für und mit Übernachtungsbesuch, Partys. Ich lehnte jedes Angebot ab, Speisen beizusteuern – war das doch wieder eine Gelegenheit, ganz Vieles auszuprobieren oder thematische Buffets zu gestalten, ich erinnere mich an ein rotes Buffet zum Roten Fest und an eines, für das ich ein neu erworbenes israelisches Kochbuch durchkochte. Zu anderer Leut’ Partys brachte ich aber gerne etwas mit, wenn gewünscht.

Und zwischendurch zum Geburtstag open house, das ich einmal wegen akuten Geldmangels mit großen Mengen frisch gekochter Maiskolben bestritt – es wurden alle satt. Wie ich ohnehin seit Auszug von Elterns meine Vorratshaltung in erster Linie daran bemaß, dass ich vier Überraschungsgäste damit satt bekam. Inklusive Wein und Saft.

Meine wilde Studienzeit (war überhaupt nicht wild und) fand nicht in Kneipen und Discos statt (oder hießen die schon damals Clubs?), sondern in den Wohnungen meiner Freundinnen und Freunde. Von Frank lernte ich die westerwälder Küche seiner Großmutter, Gisi konnte besonders gut Fleischgerichte und servierte köstliches Boeuf Bourguignon und Chili con carne (Fleisch in winzigen Stücken, mit Schokolade abgeschmeckt), bei Lisa (Eltern mit Gemüsegarten) aß ich meine erste Kürbissuppe und stellte fest, dass ich Rhabarber wirklich, wirklich scheußlich finde, bei Max machte ich erste Bekanntschaft mit Fenchel, Andrea brachte mir nach ihrem Thailand-Urlaub Tom Kha Gai bei, in Annes Lindenstraßen-WG wurde Besuch immer herzlich mitverköstigt (u.a. mit Sahne-Chicoree mit Kartoffeln). So sah meine kulinarische Bildung vor Einstieg ins Berufsleben aus. Wir trafen uns natürlich nicht nur zum Essen, sondern auch zum Filmschauen, Spielespielen – oder einfach so. Unter anderem, weil wir alle wenig Geld hatten und Ausgehen teuer war.

Ich bekam schon mit, dass manche nie zu sich einluden, doch ich ging davon aus, dass das denen halt nicht so viel Spaß machte wie mir oder sie nicht autark genug wohnten.

Zuletzt lebte ich solch einen großen und wohl unkonventionellen Einladungs-Impuls aus, als ich 2007 einen Job in der Zentrale eines Dax-Unternehmens antrat und mich dort sofort sehr wohl fühlte: Ich lud alle ca. 20 Kolleginnen und Kollegen der Abteilung samt Chef zu mir zum Essen ein, stückelte einen großen Esstisch zusammen, lieh mir bei Nachbarn Stühle aus, es gab mit großer Unterstützung von Herrn Kaltmamsell Spanisches in mehreren Gängen, über Tage vorbereitet.

Was ich bei aller Blindheit für Menschliches nur wenig zu spät bemerkte: Manche Gäste fühlten sich durch den Aufwand eingeschüchtert, in den ich mich gerne für Einladungen warf – nach Eintritt in die freie Wirtschaft gesteigert durch neue finanzielle Freiräume. Mangels Talent versuchte ich mich zwar nie an Tisch-Deko, doch anständig gedeckt war die Tafel bei mir auch zu Studienzeiten (frische und gleiche Teller für jeden Gang, passendes Besteck, passende Gläser, Servietten), und besonders elaborierte Speisenfolgen schrieb ich schon auch mal auf Karten für den Tisch. Um dann einmal besonders deutlich zu merken, wie zwei erstmalige Gäste völlig verschüchtert und steif auf ihren Stühlen saßen. Großen Aufwand gibt es seither nur für vertrautere Gäste und mit deren vorherigem Einverständnis.

Aber spätestens seit der Lektüre von Kochen im falschen Jahrhundert bin ich auf der Hut: Vielleicht ist, was ich für Gastfreundschaft hielt, ja doch nur Habitus und Distinktion und ich vergesse lediglich, die Hersteller von Geschirr und Tischwäsche zu nennen.

Illustrierende Fotos habe ich in meinen Alben nur zwei gefunden. Damals wurde halt fast nie fotografiert – ich kann das nicht besser finden als den heutigen Foto-Schatz, der mir zu praktisch jeder Erinnerung zur Verfügung steht, aus mir wird nie eine Feuilletonistin.

Das Album vermerkt lediglich:
“November ’92
Essen bei mir”
Das im Vordergrund bin ich, das um mich herum ist meine geliebte Wohnung am Augsburger Elias-Holl-Platz, im Hintergrund das Fenster zur Küche, die wohl einst eine Räucherkammer war.

Israelisches Buffet zu meiner riesigen Geburtstagsfeier 1995, für die ich eine Schnitzeljagd durch Augsburg organisiert hatte. Das Foto ist praktisch der Gegenschuss zum vorherigen, es zeigt eben diese Küche. (Und ich bin sehr froh darüber, erinnere mich dadurch an viele längst vergessene Ausstattungsdetails und Werkzeuge.)

die Kaltmamsell

26 Kommentare zu „Vom Gastgeben“

  1. Bleistifterin meint:

    Spannend!

    Wir haben gerade angefangen, mit unserem Siebenjährigen Loriot zu hören, es gibt diesen Dketch, bei dem genau erörtert wird, welches Ehepaar wann zu wem zum Essen “muss” – und wen sue eann selbst einladen müssen. Verorte das daher als bürgerliche Konvention der Nachkriegszeit, bevor man selbstverständlich in Restaurants zum Essen ging – dort alle einladen: zu teuer. (Paarweise) selbst zahlen: ungastlich…

    Selbst erinnere ich mich, dass meine Eltern oft Freunde zum Essen hatten, und habe das – wie Sie – als größtes Glück der Studentenzeit genossen: immer Mitesser in der WG-Küche zu haben/einzuladen.
    Häufige Gänseessen…
    Erst die wohnortferne Berufstätigkeit machte das zunichte, auch die Ehe erschwert es – der Meinige wird schnell formvollendet und formell und damit etwas zu steif – und ich frage mich, warum wir das so selten machen. Wahrscheinlich Babyzeit und Corona.

    ich hoffe jetzt, Junior an Essensgäste zu gewöhnen, indem alle seine Freunde selbstverständlich mitessen dürfen (abgesprochen mit deren Eltern). Nichts ist schöner als ein voller Esstisch!

  2. Jürgen Plieninger meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  3. Hildegard Reinsch meint:

    Auch ich (Einzelkind) freute mich an meiner ersten Wohnung (33 qm) an den Einladungen zum Abendessen für Kollegen, 3-4 Gänge, ausgesucht aus der damals neuen Zeitschrift Essen+ Trinken. Leider auch mit der Erfahrung, dass ich nie von denen nach Hause zum Essen eingeladen wurde, weil 1. Single und 2. traute man sich nicht „ kulinarisch gegen mich anzutreten“. Das hat sich über Jahrzehnte nicht geändert! Jetzt mit über 73 sitzen nur noch Famly and Friends am Esstisch, Max. 6 Personen, vor Jahren konnten es auch schon mal 100 Personen sein.
    Schöne Grüße nach München

  4. N. Aunyn meint:

    Bei uns in der WG haben wir gern und viele Gäste zu allen möglichen Tageszeiten. Über das Wochenende waren siebzehn da – von vier Leuten wußten wir es vorher. Drei wurden mitgebracht und waren vorher unbekannt.

    Weihnachten ist bei uns immer abends open house. Jenseits von Corona können da schon mal 35 Leute in unserem Wohnzimmer sich zusammenfinden.

  5. TomInMuc oder Tomate meint:

    Sehr gerne gelesen!

  6. Sandra meint:

    Das war ja wirklich interessant, zu lesen!
    Ich traue mich nie, für Gäste etwas Außergewöhnliches wie einen großen Fisch zuzubereiten. Lieber einfach und gelingsicher, sonst komm ich schon Tage (und Nächte) vorher ins Schwitzen. Ihr Apple-Crumble-Rezept gehört jedenfalls zu den gelingsicheren Gastgerichten und ist schon sehr erprobt.

  7. Nadine meint:

    Wirklich spannend zu lesen, ich habe gerade überlegt, ob ich (38) schonmal so ein richtiges Abendessen jenseits von Familie gegeben habe. Also klar, zu Studentenzeiten gab es Partys oder Spiele-Abende, aber da wurde nix großartiges aufgetafelt und auf gar keinen Fall hatten wir genügend zusammenpassendes Geschirr. Dann kam Umzug in eine fremde Stadt mit gleichzeitiger Mutterschaft, insg. 3 Kids, da war an Essenseinladungen lange nicht zu denken. Dann Corona und jetzt hätte ich so langsam wieder Kapazitäten. Aber die letzten Verköstigungen mit Gästen (Einschulung etc.) haben mir auch gezeigt, dass ich das eigentlich nicht wirklich gerne mache… Also die Vorbereitungen an sich stören mich noch nicht mal und machen mir sogar Spaß, aber die Veranstaltung an sich ist für mich Stress pur, selbst wenn nur die Familie da ist. Und passendes Geschirr für alle gibt es hier immer noch nicht ;o)
    Also ich wäre eher die Typin, die sich super gern einladen lässt und das auch wirklich genießt, aber eher keine Gegeneinladung ausspricht (bzw. die dann ins Restaurant verlagert).

  8. Sonni meint:

    Danke für diesen tollen Text, in dem ich mich an einigen Stellen wiederfinde. Auch ich bin begeisterte Gastgeberin und betreibe dabei großen (zu großen?) Aufwand. Denn das ist leider die Kehrseite – man ist so viele Stunden mehr mit den Vorbereitungen (und dann den Aufräumarbeiten) beschäftigt als die Gäste tatsächlich da sind. Mittlerweile finde ich das ganz schön anstrengend.

  9. Poupou meint:

    jetzt habe ich direkt Lust bekommen, den Roman zu lesen…

  10. Nina meint:

    Das war sehr spannend zu lesen, danke!

    Ich habe schon zu Jugendzeiten zuhause für Freund*innen gekocht. Die Küche war voll und meine Mutter mittendrin.
    Später dann oft große Essen in WGs und eigenen Wohnungen gegeben. Jetzt sitzen bereits die Freunde meines eigenen Kindes mit am Esstisch.
    Nur Kolleg*innen habe und würde ich niemals nach Hause einladen. Das ist mir zu intim und ich halte Privates und Berufliches gern ziemlich strikt getrennt.

  11. roswitha meint:

    in diesem text entdeckte ich viel bekanntes. ich stamme aus einem elternhaus, in dem immer gerne gäste bewirtet wurden, mal einfach, mal mit festessen. und anfangs verhielt ich mich im eigenen haushalt ebenso, dachte eigentlich nie darüber nach, warum ich(wir) selten eingeladen wurden. gerne kochte ich und bereitete alles mal mehr, mal weniger, vor. mir geht es wie hildegard reinsch, ich gebe allmählich auf. und spüre doch sehnsucht nach diesen festen, nach genußvollem essen und trinken und gemeinschaft spüren.

  12. Stefan meint:

    Late to the party, aber diesen Einblick in Ihr Gastgeben habe ich sehr genossen.
    Ein Aspekt dürfte neben der sozialen Komponente oder der Wohnsituation vor allem das eigene Verhältnis zum Kochen sein. Ich bin erst mit Mitte zwanzig Zuhause ausgezogen, ohne Studium oder Zivil-/Wehrdienst bestand einfach keine große Not. Zu meinem dreißigsten Geburtstag noch gab es im Singlehaushalt Bill Collins „Feuerzauber Texas” aus der Dose für die Partygäste. Teilweise werden noch heute Witze darüber gemacht, aber das war für mich damals „kochen“.
    Meine Frau dagegen hatte in WGs und Wohnheimen zu Studienzeiten durchaus auch die Erfahrung von Kochen und Essen mit mehreren Leuten gemacht. Einige Rezepte, die sie aus dieser Zeit „mit in die Ehe brachte “ verwende ich heute noch gerne. Und in ihrer WG haben sich die kulinarischen Fertigkeiten von Ofenpommes zu handgeschabten Spätzle weiterentwickelt.
    Heute kochen wir beide für Einladungen durchaus auch aufwändiger und mit Vorlauf – und laden auch gerne ein.

  13. Kitty Koma meint:

    Ich mag es, Menschen zu bewirten, 6 Personen sind ausreichend, es dürften aber auch mehr sein. Das habe ich von meiner Großmutter gelernt, die oft große Gesellschaften geben mußte und wollte. In ihrer Generation zeigte man ein schönes Zuhause vor. Gemeinsam Essen ging man bei großen Festen, bei denen die Gastgeberin entlastet werden sollte. Es war auch eine Form von sozialer Vertrauensbildung und Intimität, würde ich denken. Man war – im Gegensatz zum Restaurant – unter sich und war frei, zu entscheiden, wie der Abend weiter gestaltet wurde. In den Sesseln, mit Salzstangen und Alkohol zum Beispiel.
    Vor 15 Jahren gab es mal ein denkwürdiges 3gängiges Menü für 8, das ich mit nur mit der linken Hand gekocht habe, da die rechte verletzt war. Es war gelungen.
    Jetzt habe ich alle guten Voraussetzungen, viel Platz, große Tische, herrliche Services, aber der Abstand von Küche und Essplatz ist sehr groß. Ich bin „draußen“, kann beim finish nicht an Gesprächen teilnehmen und das Warmhalten des Essens ist eine eigene Disziplin geworden.
    Das löst sich sicher in den nächsten Jahren.
    Auf eine gegeneinladung kommt es mir garnicht so an. Aber ich merke, daß sich in der ländlichen Gegend auch Leute unter Druck gesetzt fühlen bzw. unwohl. Aber dann gibt es andere Gäste. Es gibt ja auch die Abende mit Bier u d grillwurst.

  14. Karin meint:

    Ich finde das Thema sehr spannend, vor allem die sehr unterschiedlichen Haltungen dazu. Vermutlich ist es eine Mischung aus “Wie bin ich es vom Elternhaus her gewohnt” und der eigenen Veranlagung. Bei mir führt beides dazu, dass ich Einladungen, die über drei Personen hinaus gehen, schrecklich finde. In meiner Herkunftsfamilie wurde kaum eingeladen, sondern in der Regel gemeinsam in Gaststätten gefeiert (mag unter anderem daran liegen, dass die Verwandtschaft sehr weitläufig ist und wohl die wenigsten 30, 40 Leute bei sich zuhause bewirten können). Ich selber als ausgesprochen introvertierte Person empfinde es als sehr anstrengend, viele Menschen in meinem Zuhause zu haben (weil ich diese ja nicht irgendwann bitten kann zu gehen, wenn es mir zuviel wird). Einladen lasse ich mich gern, denn dann kann ich auch wieder gehen, wenn s.o. Ich bringe aber wirklich gern auch Essen mit zu Einladungen/Buffets, mein Motiv ist nicht Sparsamkeit…

  15. iris meint:

    Am meisten genieße ich Geselligkeit bei Essenseinladungen mit noch unbekannten Teilnehmern, mit dem Austausch von Geschichten während des Essens.
    Während meiner Studentenzeit war ich eher informell unterwegs. Wenn es einen festlich gedeckten Tisch gab, war das schon die Ausnahme. Es gab wahrscheinlich nur ein Gericht und vielleicht noch einen Nachtisch. Als ich selber mal eingeladen war an einen perfekt gedeckten Tisch mit mehreren Gängen, hat mich das sehr eingeschüchtert. Das ist eine der wenigen Mahlzeiten, an die ich mich erinnere. Das Essen war für mich damals eine Notwendigkeit, damit man längere Zeit zusammen verbringen konnte.
    Beim Umzug in meine erste selbständige Wohnung war ein ausziehbarer Esstisch, an dem 8-10 Leute sitzen können, eine der wichtigsten Anschaffungen.
    Jetzt ist eine Einladung der Ausdruck dafür, dass ich die Gäste besonders schätze. Ich serviere am liebsten mehrere kleine Gerichte nacheinander, da ich es schwierig finde, gleichzeitig Hauptgericht und Beilagen warm auf den Tisch zu bringen. Ich fange immer schon am Vortag mit dem Kochen an, da ich sonst zur Essenszeit zu erschöpft bin.
    Auch ich lade höchstens 5-6 Gäste ein.
    Mal sehen, ob zu Silvester wieder die feste Gruppe zusammenkommt, zum Rückblick in das alte Jahr und Ausblick in das neue.

  16. Frau Bruellen meint:

    Hm, ich wurde ein bisschen traurig, als ich den Post gelesen habe, weil: mir ging es wie Dir: ich habe es geliebt, Gäste zu bewirten, in unserer Studentenwohnung, in unserer “Erwachsenewohnung” in Basel, dann im Haus. Und ja klar, je aufwendiger, je besser, weil: wann soll man solche Sachen ausprobieren?! Ich fand die (bestimmt nur gut gemeinte, blablabla) reflexhafte Antwort besonders meiner Schwiegermutter “Aber nicht wieder so einen Aufwand machen, gell?” oder “So einen Aufwand hättest Du aber nicht machen müssen?” immer sehr verletzend, weil … ich mehrfach zum Ausdruck gebracht habe, dass ich das gern mache, auch einfach, weil es MIR Freude macht. Die Gedanken über eine “Aufrechnung habe ich mir gar nicht gemacht, wobei das auch hier nicht zugetroffen hätte, weil dort noch mehr Aufwand betrieben wurde.

    Sobald ich weiss, dass Gastgeber das machen, weil sie es gern machen, kann ich das auch voll geneissen (*zwinkerzwinker*), da gibt es auch bei uns im Freundeskreis EInladende, da schlackere ich nur mit den Ohren
    Anyway: traurig bin ich deswegen, weil mir die Musse, so etwas zu planen und mich da reinzuwerfen, irgendwie tatsächlich durch Corona verloren gegangen ist. Ich vermisse das und auf der anderen Seite scheint mir die Hürde, das nur zu planen, so unendlich hoch…. (ich müsste einfach machen.)

    Wollt ihr unsere Gäste für sowas sein? (Das ist eine Einladung!)

  17. Neeva meint:

    Ich mache die nächste Untergruppe auf: Ich liebe es Gäste zu haben und koche oder backe dann auch gern aufwändiger. Dann steht aber alles auf dem Tisch und jeder nimmt sich was er mag. Passendes Geschirr gab es ab 30, Tischdecke eher nicht und Deko is nicht. Im späteren Verlauf des Abends sitzt man in Socken auf Couch und Sessel verteilt. (Ich schätze das kommt im Hause Kaltmamsell eher nicht vor.)
    Mein Mann zelebriert es mit seinen Freunden schön essen zu gehen, wobei dann alle Gerichte in der Mitte stehen und alle alles probieren können.

  18. die Kaltmamsell meint:

    SO gern, Frau Brüllen! Ich brezl mich dafür auch extra auf!

  19. Natascha meint:

    Ein sehr schöner Text, mit vielen verschiedenen Denkanstößen, von der Literatur/Satire-Kritik bis hin zu den vielen Dingen rund um Essen/Gastgeber sein/Gast sein etc.

    Ich habe mich schon in der Schulzeit im Freundeskreis an Hefeteig für die selbstgemachte Pizza etc., im Studium dann aber zunehmend ans Kochen herangewagt – erst die Aldi-Fertignudelpackungen “Pilzsauce”, die mit frischen Champignons und Zwiebeln verfeinert wurden.
    Einladungen zum Essen waren ein Zeichen meiner Wertschätzung, auch, dass ich jemanden in meinen Bereich einlud. Das finde ich bis heute auch das Spannende – die eigenen/die anderen vier Räume geben so viel Gesprächsstoff, Einsichten, Historie, …! Für meinen Mann gab es ein missglücktes (weil nicht gares) Kartoffelgratin – er hat sich glücklicherweise nicht schrecken lassen!
    Immer schon spielte der schön gedeckte Tisch eine große Rolle, selbst im Auslandsstudium, als die Wohnung ganz karg mit dem preiswertesten von Ikea eingerichtet wurde, war der Luxus türkisblaue Sets und Servietten dazu passend :) Auch heute noch ist der schöne Tisch, schönes Geschirr, Kerzenschein, Glamour, sehr geliebt.
    Das war sicherlich auch gesellschaftlich überformt – so kannte man das aus guten Restaurants; ein Essen wurde gehoben/feierlich etc. durch mehrere Gänge plus Tischdeko, “man” lädt ein.
    Diese Gegeneinladungskiste ist mir bekannt, wird aber nicht streng durchgehalten – eher oftmals mit weiter weg Freunden, dass jede Seite eben mal fährt (und einer dann keinen Alkohol trinken kann).

    Menuefolge muss immer sein. Ich bin experimentierfreudig (endlich ein Gelegenheit für…!), mein Mann macht mit, denkt aber immer “oh wei, wenn das gutgeht”. Tut es allermeistens, auch an Weihnachten. Und notfalls halt Spaghetti mit Pesto – war aber bisher noch nie der Fall. Und gibt ja dann auch Gesprächsstoff und herrliche Anekdoten.
    Was ich wegen des “Hineinlassens in meinen Bereich” allerdings nie praktiziert habe war das Einladen von Chef o.ä. – da war mir eine grundsätzliche Distanz lieber, nur die, wenigen, Kollegen, die zu Freunden/guten Bekannten mit Gesprächsstoff jenseits der Arbeit wurden, waren auch zu Hause willkommen.
    Lustigerweise hat keines unserer Kinder das übernommen – alle scheuen die heimatliche Party (wir feiern auch problemlos mit 80 Leuten auf 80qm – was zu Studizeiten in der Küche endete, ist auch heute noch dort, und um Stimmung muss man dann nicht verlegen sein), selbst zu Taufe oder so wird auswärts gegessen, und eine Tischordnung ist dann das höchste der Eigengestaltung.
    Dafür wird, das fällt mir auf, sehr viel mehr über Essen geredet, aber anders – weniger genussorientiert als gesundheitsbewusst oder technikorientiert (Herd, Gadgets, etc.).
    Essen gehen tue ich aber auch sehr gerne – finde mich in Ihrem Blog sehr wieder in dieser Mischung, und freue mich immer an den schönen Bildern des Tisches und der “Esskultur”. Halte das für eine Errungenschaft, die aber leider wenig mehr gepflegt zu werden scheint in der Jogginghosen-Generation. Insofern ist das alles gewiss auch kulturell massiv überformt.

  20. Poupou meint:

    Von zuhause war ich sowohl essen gehen mit und ohne Familie oder Freunden also auch Gäste zuhause bewirten gewöhnt. Meine Mutter notierte sich die Menüfolgen in einem Schreibheft, mit Kommentaren zu den Mengen, was übrig geblieben war und an was sie fürs nächste Mal denken wollte.

    Ich habe so mit 15,16 angefangen, Freund*innen in meinem Elternhaus zu bewirten. Anfangs immer Käsefondue mit zwei oder drei Gästen, das konnte dann, nach dem Zubereiten auf dem Herd, in meinem Kinderzimmer auf dem Rechaud weiter “gekocht” werden. Später auch andere Gerichte mit größeren Runden, für die ich im Wintergarten eine Tafel aufbaute. Und: gemeinsames griechisches Kochen der “Griechen”, nach unserer Griechenlandreise in der 10. Klasse, in der Küche meiner Eltern mit Tafel im Garten.

    Im Studium ging das so weiter, im WG-Zimmer wie auch später in meiner eigenen winzigen Wohnung habe ich immer gerne Freund*innen bekocht und war auch häufig bei ihnen zu Gast, manchmal veranstalteten wir thematische Kochsesssions, z.B. badische Abende, bei denen wir Exilbadener den Hamburgern mal zeigen wollten was süddeutsche Gastfreundschaft ist, gefolgt von Hamburger Abenden, wo wir Birn, Bohnen und Speck und Käpitanscurry kennen lernten. In York kochten wir (10 Mitbewohner aus 7 Nationen) reihum für alle, wobei sich das koreanische Essen bald als allgemeines Lieblingsessen herausstellte.

    Seit ich arbeite, ist das einladen und eingeladen werden stark zurückgegangen. Ich mag das immer noch sehr gerne, aber es findet einfach deutlich seltener statt. Einerseits möchte ich Menschen aus dem Beruf nicht privat treffen. Andererseits ist es schwieriger geworden, mit den Freunden gemeinsame Termine zu finden. Mir ist es auch selbst abends nicht mehr so angenehm lang aufzubleiben.

    Trotzdem gelingt es ab und an und dann auch sehr gerne mit mehreren Gängen, wobei mein persönlicher Ehrgeiz ist, das alles so zu planen, dass es hintereinander weg serviert werden kann, ohne dass ich oder der Liebste zwischendurch lange in der Küche verschwinden müssen.

    Oder wir haben die Redaktion Essen & Trinken der Wikipedia hier, dann kochen alle gemeinsam, bzw. der Liebste und ich geben die Spüler und kaufen vergessenen Dill, holen nach Wunsch Schüsseln raus und decken den Tisch, die Gäste übernehmen die Regie in der Küche. Größtes Lob von einem der Profis: bei euch kann man in der Küche ernsthaft arbeiten – aber es fehlen mehr Holzspatel und eine Schöpfkelle (inzwischen angeschafft).

    Im Sommer trifft sich eine Runde von Ex-Kollegen (die berufliche Distanz ist da ja weggefallen und es kommen inzwischen auch Personen dazu, die nach mir bei dem AG angefangen und diesen inzwischen auch schon wieder verlassen haben) bei uns im Gartenhaus zum Grillen, zu Salaten und Antipasti – die kennen sich inzwischen auch schon perfekt mit unserem Schneidebrett aus, wissen wo welche Schüsseln sind usw. so dass ich nur den Tisch decke und für Getränke sorge. Ich finde sowas einfach nur schön und entspannt – für mich und hoffentlich auch für die Gäste.

  21. caterina meint:

    Ich habe mich lange nicht getraut, Gäste zu bewirten. Meine Mutter war die perfekte Hausfrau, sie konnte wunderbar kochen. Und sie hat mir eingetrichtert, dass ich viel zu ungeschickt sei (sie ist Rechtshänderin, ich bin Linkshänderin. Da ist das Gezeter schon losgegangen). Und es hat einige Zeit gebraucht, bis ich den Mut hatte, von mir Gekochtes anderen Leuten vorzusetzen (für mich alleine habe ich gekocht, seit ich von zuhause ausgezogen bin).
    Jetzt, auf meine älteren Täg, hab‘ ich gerne Gäste. Aber nicht mehr als vier Leute. Die Wohnung ist klein, der Tisch fasst nicht mehr als 6 Personen. Ich benutze meine Gäste gerne als Versuchskaninchen, weil es Spaß macht, Neues auszuprobieren. Aber es gibt Gäste, die mir heute noch Bauchgrummeln bereiten. Das sind die, die so richtig etepetete sind, wo die Wohnung piekfein aufgeräumt sein muss (ist sie bei mir nie) und die nur Nobelrestaurants frequentieren. Aber das sind Pflichteinladungen, da Verwandtschaft.
    Ich selber mag es gerne unkompliziert und daher liebe ich Gäste, die sich selber nachschenken oder aus dem Topf/der Schüssel nachnehmen, die mir vorher schon sagen, ob es Unverträglichkeiten oder Abneigungen gibt. Und die es akzeptieren, dass ich keine Hilfe brauche, weder beim auftischen noch beim Abräumen.
    Ich decke gerne mit schönem (teils antikem) Geschirr und Silber, it dezenter Tischdekoration und Stoffservietten. Dafür spare ich mir ab und zu die Tischdecke, damit die schöne Rotbuchen-Tischplatte brillieren kann.
    Und wenn alle weg sind, dann waschen mein Mann und ich das Geschirr, räumen ab und auf und gönnen uns noch ein Nachbesprechungs-Sechzentel…….

  22. Frau Bruellen meint:

    YAY!!!! Ich meld mich auf anderen Kanälen für eine Terminsuche!

  23. Croco meint:

    Jetzt habe ich etwas Muße hier etwas zu schreiben.
    Ich komme aus einem sehr offenen Haus. Man konnte immer Leute mitbringen, alle waren willkommen. So war das schon bei den Großeltern, den Eltern meiner Mutter. Da waren schnell 20 Leute um den Tisch.
    Meine Mutter kochte sehr gerne und sehr gut. Sie machte sogar Kochkurse bei einem Sternekoch ums Eck. Und sie arbeite gerne alleine in der Küche. Abschauen war also fast unmöglich.
    So probierte ich Neues gerne aus, das mache ich noch heute.
    In Studentenzeiten kamen in der Wohnheimküche auch schnell viele Leute zusammen, auch wenn es nur Spagetti bolo gab.
    Später dann mit eigener Wohnung hatte ich gerne viele Gäste.
    Herr croco kannte nur Essen mit der Verwandtschaft.
    Ich dagegen war mit den Geschäftskollegen und Chefs meines Vaters durchaus bekannt. Auch der Pfarrer und alle möglichen anderen waren mal eingeladen. An Gegeneinladungen kann ich mich nicht erinnern, höchstens in die Wirtschaft.
    Ich hatte gerne Schüler da. Ganze Kurse saßen hier um die Tische.
    Ich lade gerne ein, probiere gerne aus. Und leide dann schrecklich, wenn mit etwas misslungen ist. Und vergesse das nie.
    Corona hat vieles verändert.
    Das Gästezimmer wurde in ein Büro umfunktioniert und es gab nur eine Drinneneinladung bisher.
    Auch die kleinen und großen Gartenfeste gibt es nicht mehr. An den Geburtstagen sitzen wir jetzt mit Nachbars draußen um einen Tisch.
    Das ist geblieben, sie grillen bei sich für alle und ich koche halt was bei uns. Es wird dann langsam dunkel und wir blinzeln zusammen in die Sterne.

  24. caterina meint:

    Ich hab’ mir meinen Beitrag nochmals durchgelesen. Es kommt kurz gefasst raus, dass es auch hier sehr lang gedauert hat, bis ich das “Du bist nicht gut genug” halbwegs überwunden habe…

  25. adelhaid meint:

    in der herkunftsfamilie kann ich mich nicht daran erinnern, dass menschen zum essen eingeladen wurden. es gab eher bei geburtstagen parties, bzw trinkgelage. gegessen hatten die nachbarn dann schon zu hause, weil melken und stall versorgen die uhrzeit aller geselligkeit bestimmte und neben der familie ja ggfs auch hofhelfer verköstigt werden mussten, und dann war man damit halt einfach schon durch. es gab vielleicht salzstangen.
    während des studiums habe ich dann am samstag viel für die wg gekocht, während des auslandsstudiums mit der wg (the german embassy abendbrot), was immer sehr nett war und eine hochinteressante kulturelle erfahrung für unseren us-amerikanischen mitbewohner gewesen sein muss. während des kochens (südbadener, unterfranken und norddeutsche am herd und der arbeitsplatte) wurde ausführlich über politik in usw und deutschland gestritten und am tisch höflich nach dem rüberreichen der pastasauce gefragt und viel gelacht. der mitbewohner wusste im ersten teil nicht wohin mit sich und saß im zweiten teil mit offenem mund dabei.
    der umzug nach MUC brachte dann erst eine beziehung mit vielen allergien und anderen unverträglichkeiten, dann eine beziehung mit vielen freunden und geselligkeit. diese entwickelte dann eine fress-gruppe, die alle 8 wochen rundrum einlud und sich dabei kulinarisch relativ schnell hochschaukelte von pasta pesto zu selbst gemachten antipasti, die über tage eingelegt und hergestellt wurden. dann kamen auch weine dazu, die passen sollten (und immer eine flasche für die person, der’s egal war – die bekam dann irgendwas, und nicht die teuren passenden weine). skifahrten und andere gelegenheiten haben mitunter sogar selbstgestaltete kochbücher hervorgebracht.
    der rückzug in den norden in eine neue WG brachte dann auch essen mit freunden, denn irgendwer musste helfen, das ganze huhn oder den großen fisch zu essen. allein war das nicht zu machen. für die erste einladung der lustigen frau fuhr ich dann sogar schnell zu ikea um ‘gleiche’ teller usw zu haben.
    die lustige frau kocht hervorragend und seit vielen jahren auch sehr experimentierfreudig. inzwischen sind die weine deutlich teurer und noch besser passend. einladen tun wir häufig und zwar sowohl freunde als auch kolleg*innen (das vermischt sich in diesem business ohnehin schnell). auf beiden seiten ist man mitunter verwundert, welchen ‘aufwand’ wir betreiben, aber es ist genau wie frau brüllen sagt: das macht spaß und wir genießen die stunden in der küche vorher sehr.
    die lustige frau hat in den letzten monaten eine art strategische arbeitseinladung entwickelt, bei welchen ‘generationenübergreifend’ eingeladen wird, und alte und neue menschen aus verschiedenen, sich nicht unbedingt immer berührenden bereichen der firma eingeladen werden und gemeinsam einen abend an unserem esstisch sitzen. dabei gibt es (fast immer das gleiche) essen aus großen schalen und schüsseln, damit auch beim rumreichen miteinander gesprochen werden muss. das funktioniert hervorragend. aber v.a. da werden wir mit großen augen angestarrt, wie wir denn dieses essen auf den tisch bekommen (meist einladungen unter der woche). das geheimnis ist vermutlich einfach routine.
    gegeneinladungen gab es bisher keine einzige.
    zu weihnachten hat sich eine freundesgruppe etabliert, die sich inzwischen über drei länder und mehrere deutsche städte verteilt, aber immer gemeinsam am tisch sitzen will. für die gab es jahrelang einen experimentellen main course und dazu eine recht feste (und inzwischen eingeforderte) abfolge von diversen dingen in schüsseln. vor zwei, drei jahren gab es dann plate service mit gerichten aus Nopi – da haben sie auch nicht gelitten. in diesem jahr wissen wir noch nicht genau, was es zu diesem weihnachtsessen geben wird. wir selbst schwanken zwischen plate service (weil total toll zu machen) und schüsseln (weil evergreen und so toll zu sehen wie sie sich freuen). mal sehen.
    dass es so wenig rückeinladungen gibt hängt definitiv mit der qualität des essens bei uns zusammen. die menschen sagen inzwischen, dass sie sich schlicht nicht trauen uns einzuladen. wir müssen dann immer wieder sagen, dass es uns um die geselligkeit geht, nicht ums essen, und dass kochen halt unser hobby ist… tja.

  26. die Kaltmamsell meint:

    Vielen Dank, adelhaid, das ist alles gut nachvollziehbar – und mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass du das selbst erfunden hast und nicht von daheim mitbringst. Dann auch noch Leute/Generationen am Tisch zusammenzubringen, ist ein Traum, der dann an meinem seltsamen Kaputtgehen und Rückzug nach innen scheiterte – einmal habe ich das noch geschafft mit einem Tisch voll Frauen zum Abendessen, die einander unbedingt kennenlernen sollten.

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