Journal Dienstag, 31. NovemberOktober 2023 – Trigonometrie mit Weinbegleitung

Mittwoch, 1. November 2023 um 9:21

Zu früh aufgewacht, ich nutzte die Zusatzzeit zum Nägellackieren.

Auch bei Regen freue ich mich am Ausblick aus unserer Wohnung. Unterm Schirm in die Arbeit.

Im Büro nach Langem mal wieder eine Tätigkeit, die mich in genau dem richtigen Maß forderte. Ich war so konzentriert, dass ich mich zum weiter entfernten Mittagscappuccino überreden musste, auch zum Mittagessen (Auberginenröllchen, Pumpernickel mit Butter, Granatapfelkerne – die in dieser Crowdfarming-Lieferung deutlich leichter zu pulen sind als in den vergangenen Jahren). Am Nachmittag war ich durch, fühlte mich wie nach einer besonders guten Sporteinheit.

Nach Feierabend marschierte ich auf direktem Weg nach Hause (und merkte, dass ich die Lieblingstweets/-tröts für Oktober vergessen hatte – wird halt Ende November eine Doppelfolge): Ich war mit Herrn Kaltmamsell zu feinem Abendessen auswärts verabredet, vorher wollte ich gerne noch eine Runde Yoga-Gymnastik turnen. Das klappte.

Ich hatte vor zehn Tagen einen Tisch im Pure reserviert: Stand auf meiner Liste mal zu probierender Restaurants, und auf die griff ich zurück, weil die Lokale, auf die wir eigentlich Lust gehabt hätten, für den Abend vorm Allerheiligen-Feiertag alle bereits ausgebucht waren.

Eine U-Bahn brachte uns schnell hin, wir sahen überraschend viele Halloween-Maschkerer.

Die Wirtsleute begrüßten uns herzlich, wir bestellten das 5-Gang-Menü aus der Chef’s Choice mit Weinbegleitung. Zum Einstieg gab’s ein Glas extrem trockenen Cava, die nächsten Stunden schlemmten wir.

Nachdem wir einander über die Ereignisse des Tages informiert hatten, inklusive Hintergrund aus den Tagen zuvor, sprachen wir lange über Mathematik. Mal wieder bedauerte ich, dass ich mich in der gymnasialen Unterstufe nicht ausreichend ins Üben und Lernen gehängt hatte, denn diese Grundwerkzeuge des Rechnens fehlten mir später, um in Mathe wirklich Spaß zu haben (ich war interessiert und hatte mittelgute Noten, scheiterte aber immer wieder daran, meinen Lösungsweg auch durchzurechnen). Und so wünschte ich mir spätestens zur Berentung eine*n Personal Trainer*in für Mathe: Jemand, die mir dieses Werkzeug draufschaffte und eintrainierte, um dann nochmal die spannensten Seiten der Trigonometrie und Algebra mit mir durchzuspielen. So weit entfernt zur Berentung kann ich mir auch vormachen, dass ich heute eher zu der geistigen Anstrengung bereit bin, die das kostet, als zu Schulzeiten.
(Bei dieser Gelegenheit erinnerte ich mich daran, wie auf meinem ersten Flug in die USA 1992 ein US-amerikanischer Professor mir über ca. zwei Stunden die Chaostheorie erklärte, das muss ich mal genauer erzählen.)

Gruß aus der Küche war ein Bällchen Käse-Brandteig Gougères – wie auch viele andere Details von der servierenden Claudia De Luca liebevoll erklärt.

Zur geflämmten Lachsforelle mit Apfel, Kohlrabi, Radieschen, Buttermilch Dashi, Dill gab’s einen überraschend hellen und frischen Burgunder: Cardonnay „Les Saussots” Domaine Chavy-Chouet.

Die Entenbrust mit zweierlei Mais und fermentierten Pflaumen wurde begleitet von einem katalanischen Garnacha Familia Nin Ortiz – der sich als genau so untypisch herausstellte, wie er uns von Patrick Fischbacher angekündigt worden war: Ich hätte ihn blind eher vom Neusiedler See vermutet.

Mittlerweile erklärte mir Herr Kaltmamsell, der ein wenig beleidigt war, dass ich nicht ihn als Personal Mathe-Trainer engagieren wollte, Grundzüge und Nutzen der Trigonometrie, die Winkel zwischen Daumen und Zeigefinger nutzend. Übergang zu Kurvendiskussion via Sinus und Kosinus.

Zu Roggen-Schlutzkrapfen mit Spitzkrautfüllung, Fonduta, Spinat und Sultaninen bekamen wir aus der Magnum-Flasche einen ungewöhnlichen Italiener eingeschenkt: Die Cuvée 2016 Riné Cantrina aus der Lombardei bestand nämlich hauptsächlich aus Riesling, der den Geschmack auch dominierte.

Der Weinknaller des Abends hatte zum Hauptgang seinen Auftritt: Aus Kampanien kam Primalaterra von Azienda Agricola Salvatore Magnoni. So dicht und gleichzeitig leicht mit Kirsche, Lorbeer, Wacholder, Pfeffer und einem Blumenmeer in der Nase und am Gaumen (ich erinnere mich noch bis zum Schreiben jetzt an Geschmacksdetails) hatte ich schon lang nichts mehr getrunken.

Und er machte sich ganz ausgezeichnet zur geschmorten Lammkeule und Merguez mit Kürbiscreme, grünen Bohnen, Kumquat (super Kombi), Harissa-Jus.

Schon beim Reinkommen hatte ich die Vitrine mit hochinteressant aussehendem Käse registriert; zum Abschluss entschieden wir uns folglich für einen Käseteller mit Birnen-Chutney und Pain d’Espice (sehr würzig).

Im Glas dazu ein elsässischer Gewürztraminer Steingrubler, der sich in Kombination mit dem Käse wunderbar entfaltete.

Herr Kaltmamsell kämpfte bereits seit einiger Zeit mit schweren Augenlidern, wir schafften es aber noch gut zurück zur U-Bahn und nach Hause.

die Kaltmamsell

7 Kommentare zu „Journal Dienstag, 31. NovemberOktober 2023 – Trigonometrie mit Weinbegleitung“

  1. kecks meint:

    Mit Verlaub, der Herr Kaltmamsell klingt nach einem fantastischen Gatten und das alles nach einem grandiosen Abend. Bitte die Chaostheorie-Anekdote nachliefern!

  2. Angela meint:

    Frage zum Foto: Was ist denn das was da auf dem Balkon an der Mauer links hängt?

  3. die Kaltmamsell meint:

    Das ist eine Heizung, Angela, die die Vormieter angebracht haben und die mit Ethanol befeuert wird. Nachdem wir ohnehin die Beseitigung von so vielen Wohnungsveränderungen erbeten hatten, brachten wir’s nicht übers Herz, auch das wegmachen zu lassen.

  4. Andrea0966 meint:

    31. November?

  5. die Kaltmamsell meint:

    Uah – danke für die Korrektur, Andrea0966!

  6. Christine meint:

    Die Sache mit der Trigonometrie und allem, was darauf folgt: In der Schule fand ich das alles nur so semi-interessant und hatte offenbar keine fähigen Pädagogen.
    Dann hab ich als Vermesserin aber ein halbe Mathestudium absolviert und war damals dementsprechend fit. Kann das alles aber nicht mehr wirklich abrufen.
    Da mein Kind aber nun so langsam in das Alter kommt, in dem sie diese Themen in Mathe behandelt, bin ich gespannt, wie gut ich das alles noch drauf habe und ob ich ihr da eine Hilfe sein kann. Auf jeden Fall habe ich noch einen Regalmeter Mathebücher. Und das schöne bei Mathe ist, dass die Sachen ja nicht veralten. Im Gegensatz zu Bio- oder Geschichtsbüchern.

  7. Angela meint:

    Aha ‚Lager’feuerromantik auf dem Balkon. Danke!

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