Journal Montag, 30. Oktober 2023 – Ruhiger Montag, Regen

Dienstag, 31. Oktober 2023 um 6:26

Die Nacht war ein wenig unruhig, doch zum Weckerklingeln wachte ich munter auf. Es war weiterhin mild genug für einen barhäuptigen Marsch in die Arbeit.

Den Mond in den Feierabend entlassen.

Frieren musste ich dann wieder im Büro, langes Baumwoll-Shirt und leichter Blazer drüber waren nicht genug, von den Heizkörpern ging keinerlei Wärme aus.

Zwischen Besprechungen verließ ich das Haus kurz für einen Mittagscappuccino bei Nachbars, der Himmel war dunkeldüster geworden. Mittagessen: Scharfer Karottensalat, Dickmilch.

Zu Feierabend war es nach Zeitumstellung schon dunkel. So bekam ich nicht mit, dass es zu regnen angefangen hatte, und feuchtelte auf dem Heimweg (kurzer Abstecher zum Vollcorner und zur Bank für Bargeld) langsam durch.

Daheim Yoga-Gymnastik, ich begann nochmal Adrienes 30-Tage-Programm Home – vor ca. vier Jahren mein Einstieg ins Zuhause-Yoga. Brotzeitvorbereitungen, dann servierte Herr Kaltmamsell ein feudales Nachtmahl: Erster Gang Lauch-Käse-Suppe (Lauch aus Ernteanteil), für uns ein erstes Mal mit diesem deutschen Klassiker, überraschend köstlich.

Zweiter Gang: Georgische Auberginenröllchen mit Walnuss-Kräuter-Füllung aus Immer schon vegan von Katha Seiser. Rezept auch hier zu finden. Schmeckten ausgezeichnet, wie beim Georgier, doch hätte ich nie rausgeschmeckt, dass auch Korianderblätter verarbeitet waren: Sie gingen unter.

Der Nachtisch kam von mir: Ich hatte schon am Vorabend eine heimische Quitte im Ofen gebacken (hätte es eigentlich schon am Sonntag geben sollen, doch ich hatte zu spät ans Backen gedacht, und die brauchen halt doch über eine Stunde und müssen dann noch eine Weile abkühlen), servierte sie mit Joghurt und Wabenhonig. Danach ging nur noch wenig Schokolade.

Abendunterhaltung war eine Tierdoku auf 3sat:
“Geheimnisvolle Eichhörnchen”.

Saublöder Titel, aber viele niedliche Tierbilder. Neues gelernt habe ich nicht über Eichhörnchen, sondern über Kleiber.

Vielen Dank für Ihre Reaktionen auf meinen Gastgeben-Text (auf vielerlei Plattformen). Ich lerne daraus, dass mein Verhalten wohl nicht Mainstream ist – unter anderem daraus, dass die Schilderung erheblich weniger Beiträge zum Thema auslöste, als ich erwartet hatte. Leute einladen scheint doch eher ein Nischenhobby zu sein.

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Ich lasse endgültig die Illusion fahren, Politiker*innen handelten Fakten-basiert. Sie handeln gemäß Wähler*innenstimmung und -gefühlen – und verstärken die in ihrem eigenen populistischen Interesse. Zum Beispiel mit der Unterstellung, Asylbewerber würden durch staatliche Unterstützung besser gestellt als Menschen, die auf Bürgergeld angewiesen sind.
Umso wichtiger, dass Journalist*innen ihre Aussagen überprüfen. Hier zum Beispiel der Bayerische Rundfunk:
“Asylbewerber: Welche Leistungen sie wirklich bekommen”.

Aber auch das wird nicht bei Menschen ankommen, die sich irgendwie benachteiligt fühlen und sich ihre Stimmungen und Vorurteile nicht durch Fakten nehmen lassen.

§

Ich wiederum nehme hiermit zurück, dass es bei der Lösungsfindung im derzeit eskalierten Nah-Ost-Konflikt nicht hilft, historisch zu argumentieren. Wer die Hamas-Massaker damit rechtfertigt, Israel sei eine Kolonialmacht, und die israelische Bekämpfung der Hamas als “Genozid” bezeichnet – beides offensichtlicht eine im Westen verbreitete Argumentationslinie -, sitzt einer gefährlichen und belegbar falschen Informationen auf. Deshalb wichtige Lektüre dieses Essays von Simon Debag Montefiore im Atlantic:
“The Decolonization Narrative Is Dangerous and False”.

The Israel-Palestine conflict is desperately difficult to solve, and decolonization rhetoric makes even less likely the negotiated compromise that is the only way out.

via @antjeschrupp

(Kann man sich auch von z.B. Google übersetzen lassen.)

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Montag, 30. Oktober 2023 – Ruhiger Montag, Regen“

  1. N. Aunyn meint:

    Man kann es auch einfacher sagen als der Bayrische Rundfunk.

    Das Asylbewerberleistungsgesetz sieht vor, daß Asylbewerber 80 Prozent von dem bekommen, was Bürgergeldempfänger erhalten.

    Offizielle Begründung: Die Leute leben – meist – in Sammelunterkünften. Da können sie sich gemeinsam organisieren und kochen. Ob die Geflüchteten das wollen interessiert niemanden. Der Nigerianer will nicht unbedingt das gleiche essen wie der Afghane.

    Was die Lebensmittelgutscheine betrifft, so läuft es nach den Erfahrungen unserer WG darauf hinaus, daß diese für bestimmte Läden gelten, wobei die großen Discounter nicht dabei sind, sondern E.d.e.k.a, R.e.w.e etc.
    Der Lebensmittelgutschein muß “auf einen Rutsch” eingelöst werden. Wechselgeld wird nicht herausgegeben, sondern einbehalten. Oft werden Personenkontrollen in den Geschäften durchgeführt. Die Supermärkte sind angehalten keinen Tabak und keine alkoholischen Getränke abzugeben. Telefonkarten wurden auch oft verweigert, weil die nicht unter Nahrungsmittel und persönliche Hygiene fallen.

    Bei unseren Mahnwachen vor dem Abschiebeknast, der jetzt Flughafengewahrsam heißt, haben wir bei den anschließenden Besuchen drinnen festgestellt, daß Tabak und Telefonkarten besonders begehrt waren.

    So zumindest die Praxis in den nicht mehr ganz so neuen Bundesländern wie wir sie kennengelernt haben durch Mitbewohner.

    Es gibt und gab in bestimmten Orten Initiativen – meist im kirchlichen Kontext -, die den geflüchteten Menschen diese Gutscheine abkaufen, damit diese Bargeld in der Hand haben und nach ihren Bedürfnissen einkaufen können.

    Gerade in den kleinen Städten ist es nicht unbedingt selbstverständlich, daß die Geflüchteten in den für sie vorgesehenen Geschäften auch die Waren finden, die sie für ihr Kochen brauchen / möchten.

    Es gab auch in Berlin Gruppen, die nach Brandenburg gefahren sind und dort Geflüchteten die Lebensmittelgutscheine abgekauft haben (für den realen Wert selbstverständlich). In Einzelfällen haben dann Läden versucht sich zu verweigern, wenn nicht Geflüchtete sie dann einlösen wollten (… ist nicht auf Sie ausgestellt).

    Durch zahlreiche politische Aktionen ist diese Praxis inzwischen seltener geworden.

    Zur Neuangleichung der Sätze für 2023 ist noch zu sagen: Nicht umgesetzt wurde bislang im AsylbLG das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 24. November 2022, mit dem die Reduzierung von Leistungen für alleinstehende Asylsuchende in Sammelunterkünften für verfassungswidrig erklärt wurde.

    Besten Dank fürs Mitlesen wer bis hierhin durchgehalten hat. Mehr zu diesen Unerfreulichkeiten gibt es immer wieder auf unserem Blog in der Kategorie “Politisches”.

  2. Trulla meint:

    Danke, Frau Kaltmamsell, für den Link zum Nahostkonflikt. Jede Stimme der Aufklärung und Richtigstellung ist derzeit so notwendig.
    Ich bin oft erschüttert, wer alles dazu neigt, den bestialischen Überfall der Hamas mit fehlgeleiteter israelischer Politik zu relativieren.
    Ja, wer wollte leugnen, dass es den Palästinensern im Gazastreifen schlecht ging und geht. Ich bestimmt nicht. Wissen diese – mitunter wirklich zu gutgläubigen – Menschen, die den bestialischen Überfall trotzdem noch zu rechtfertigen versuchen, denn wirklich nicht, dass die Hamas ihre eigenen Leute seit je skrupellos opfert und jede Verbesserung der Lebensbedingungen selbst permanent unterlaufen hat?

  3. Pippilotta meint:

    “…von den Heizkörpern ging keinerlei Wärme aus.”

    Was sagt denn die Haustechnik bzw. der Arbeitgeber dazu?

  4. Frau KeLu meint:

    Ich hatte den Einladungstext nicht kommentiert, weil ich es selbst sehr ähnlich mache. Ich lade gerne ein, plane, bereite aufwendig vor, freue mich an Gesellschaft und erwarte keine Gegeneinladung.

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