Journal Mittwoch, 6. März 2024 – Kalter Regentag, Pizzaabend

Donnerstag, 7. März 2024 um 6:23

Weckerklingeln zu Regengeräuschen.

Fußmarsch in die Arbeit unterm Regenschirm. Den Hauptteil des Vormittags verbrachte ich in einer internen Informationsveranstaltung an anderem Ort, zu dem ich unterm Schirm zu Fuß marschierte (Frischluft!). Nach viel Gelerntem marschierte ich auch zurück, war nur wenige Minuten nach den Kolleg*innen im Büro, die den Bus-Shuttle genutzt hatten.

In meiner Abwesenheit war überraschend viel aufgelaufen, das ackerte ich erstmal weg.

Spätes Mittagessen: eine Portion Eintopf vom Vorabend, ein wenig Weißkraut-Kimchi.

Büronachmittag mit emsigem Abarbeiten, darunter Angst wegen Anfragen, zu denen mir nicht sofort eine Lösung einfiel. Eine musste ich nach ein paar Rechercher-Runden absagen, aber das ist ja auch eine Lösung – am schlechtesten ertrage ich es, in der Luft zu hängen.

Dazwischen Abendessen-Abstimmungen mit Herrn Kaltmamsell: Ernteanteil war weggegessen, schon am Dienstag wälzten wir die Idee, aushäusig Pizza zu essen. Die Wunsch-Pizzeria war bereits ausgebucht, wir würden also einfach mal drauf losgehen. (In München muss man bereits seit Jahren selbst für Kaffee-Verabredungen reservieren, mal sehen, wann nicht mal Döner mehr spontan geht.)

Auf dem Heimweg brauchte ich keinen Schirm mehr, es war ohne Regen kalt und ungemütlich. Lebensmitteleinkäufe bei Edeka und im Süpermarket Verdi. Zu Hause hängte ich nur noch schnell Wäsche aus der programmierten Maschine auf und goss Pflanzen, dann spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell Richtung Hauptbahnhof zum Ca D’oro, wo wir vor Jahren schonmal gute Pizza bekommen hatten.

Der Teig schmeckte mir sehr gut, der Belag schon auch – aber die Hälfte davon hätte gereicht. Ich schaffte die Pizza ohne Überfressung, doch es ging keinerlei Schokolade mehr. Dafür gab’s bis zum Einschlafen Basilikum-Rülpserchen.

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Auf Mastodon fand ich einige Hinweise auf diesen Deutschlandfunk-Beitrag von Andi Hörmann:
“Gefallener Engel
Marieluise Fleißer und ihre Heimat Ingolstadt”.

Sehr schön gemacht. Man hört Fleißer auch selbst, aber vor allem viele Menschen, die im heutigen Ingolstadt mit ihr und ihrem Werk zu tun haben. (Nebenbei erfuhr ich, dass die Buchhandlung Gerd Stiebert, an der ich seinerzeit lernte, dass es auch kleine Buchläden gibt, nicht mehr vom Namensgeber geführt wird. Wo hat die Fleißer wohl davor in Ingolstadt ihre Bücher gekauft?)

Das freute mich besonders, weil ich in letzter Zeit oft an die Fleißer denke. Eigentlich seit Jahren jedesmal, wenn die Lebensgeschichte von Künstler*innen erzählt wird, die sich gegen ungeheure Widerstände durchsetzten, “an sich glaubten” und damit Erfolg hatten. Marieluise Fleißer ist die Patronin all derer, die sich irgendwann nicht mehr gegen die Widerstände stemmten, sondern nicht mehr konnten und wollten, die aufgaben. Deren Geschichte wird halt nur sonst nie erzählt. Erst aus diesem Hörstück lernte ich, dass der Fleißer-Preis genau zu diesem Thema ausgeschrieben ist: “Der Marieluise-Fleißer-Preis wird an deutschsprachige Autorinnen und Autoren vergeben, in deren Werk wie bei Fleißer der ‘Konflikt zwischen unerfüllten Glücksansprüchen und alltäglichen Lebenswelten’ zentrales Thema ist.”

Ich seh sie dann immer vor mir, wie sie im Tabakladen ihres Ehemanns mitarbeitet, bis er endlich stirbt und sie sich zu ihren eigenen Interessen zurückziehen kann. Wenn ich mein Ingolstadt erklären möchte, verweise ich immer noch auf Fleißers Theaterstück Der starke Stamm und auf ihren einzigen Roman Eine Zierde für den Verein.

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Gestern Abend erfuhr ich, dass es für “Dankbarkeiten” im kleinsten Theater Münchens eine zusätzliche Aufführung gibt, eine Matinee um 15 Uhr am Ostersonntag, 31. März: Vielleicht bekommen Sie hier noch Karten dafür.

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Man sieht nur mit dem Herzen gut? Uoah – das Herz hat dazu auch eine Meinung.

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https://youtu.be/_i72tIEvFaE?si=fgAPB-dcTvEwedh4

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Journal Mittwoch, 6. März 2024 – Kalter Regentag, Pizzaabend“

  1. Friederike meint:

    Toller Sketch!

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