Archiv für März 2024

Journal Sonntag, 24. März 2024 – Schnee, Graupel und Stockfischabenteuer

Montag, 25. März 2024

Wunderbar und ausreichend geschlafen. Interessant geträumt, unter anderem vom spanischen Verlagswesen, das viel besser als das deutsche funktionierte und zum Beispiel für die vielen Krimi-liebenden Fabrikarbeiter immer wieder Gesamtausgaben der beliebtesten Reihen herausgab. Von keinem Detail daran habe ich irgendwelche Fachkenntnis, ich bin stolz auf mein Fantasiezentrum, das daraus etwas bis zur Erzählbarkeit Kohärentes baute.

Die Energie nutzte ich erst mal, um mich online für Organspende zu registrieren. Einen ausgefüllten Organspende-Ausweis trage ich in meiner Geldbörse bei mir, seit ich denken kann, allerdings immer in der Sorge, ob der im Ernstfall auch schnell genug gefunden wird. Die Absicherung einer Registrierung ist mir sehr sympathisch.

Beim ersten Aufruf der Website zum Start hatte der Vorgang arg kompliziert ausgesehen, doch an diesem Sonntagmorgen erinnerte ich mich daran, dass ich sehr wohl eine Online-Ausweisfunktion habe, wo ich meine PIN nachgucken kann, dass ich bereits für das mühsame Erkämpfen der Bayern-ID die Ausweis-App installiert hatte.

Da mein Personalausweis eingelesen werden musste, begann ich den Registrier-Prozess auf meinem Smartphone. Für ein Durchspielen auf dem PC hätte man ein Lesegerät benötigt: Das ist nach meiner Erinnerung das erste Mal, dass ein Amtsvorgang eigentlich nur auf Smartphone ausgelegt ist – eigentlich schlau, ist deutlich weiter verbreitet als persönliche Rechner. Nach einfachen, verständlichen Anweisungen las ich meinen Personalausweis durch Legen hinters Smartphone ein, verifizierte ihn mit der PIN. Nach nur einer Fehlermeldungsrunde wurde ich um Eingabe meiner Krankenversicherungsnummer gebeten und um Hinterlegung meiner E-Mail-Adresse. Durch Anklicken in einer Auswahl hätte ich die Organspende auch nur eingeschränkt erlauben können, die Entscheidung jemand anderem übertragen oder völlig untersagen.

Das war’s, ich bin als Organspenderin in Deutschland registriert. Allerdings muss ich jetzt noch bis Sommer lebendig durchhalten, um wirklich nützlich zu sein: Der Zeitplan der Einführung nennt auf der Website 1.7.2024 für “Abruffähigkeit Entnahmekrankenhäuser”.

Weil das endlich mal wieder ein rundes Technikthema war, schrieb ich nach Jahren Pause im Techniktagebuch darüber.

Bloggen, Internetlesen, Fertigmachen für eine Schwimmrunde im Olympiabad. Dass es um neun bereits windig regnete, nahm mir die Entscheidung ab, ob ich nicht doch radeln wollte. Und da waren auch schon Schnee und Graupel.

Ich holte also nochmal die dicke Winterjacke raus und setzte mich damit in eine U-Bahn zum Olympiapark.

Gutes Schwimmen, die Bahnen waren nicht voller als an Samstagen. Mit Rücksicht auf meine zickige linke Schulter ließ ich es langsam angehen und erhöhte erst nach einigen Bahnen den Druck. Ich schwamm problemlos, manchmal sogar mit Sonnenschein, spürte zwar die akute Stelle im Kreuz, doch ohne Schmerz. So hatte ich Muße, über meine aktuelle Lektüre, Larissa Kikols Signed nachzudenken und warum sie mir so gut gefällt.

Auf meinem Rückweg zum U-Bahnhof setzte wieder Regen ein. Daheim buk ich erst mal die Erdnuss-Cookies für die Arbeit, etwas nach zwei gab es zum Frühstück Birne, dann einige Scheiben selbst gebackenes Schokoladenbrot aus der Gefriere mit Butter und Zwetschgenmus.

Internetlesen, Buchlesen, kleine Siesta, mehr Buchlesen.

Mehr Schnee und Graupel.

Herr Kaltmamsell würde spät von seinem Deutschlehrer*innen-Ausflug heimkommen, ich kochte dennoch Nachtmahl – wir würden es halt getrennt essen. Jetzt kam der seit Tagen gewässerte Stockfisch zum Einsatz: Meine Eltern hatten bei einer regelmäßig nach Portugal fliegenden Nachbarin Bacalao bestellt, und sie war mit einem ganzen salzgetrockneten Fisch zurückgekommen. Davon hatte ich am Sonntag zuvor ein großes Stück bekommen. Jetzt kochte ich dieses weich, während der Fisch abkühlte, turnte ich eine Runde Yoga-Gymnastik. Dann löste ich das Fischfleisch von den Gräten: Ein Teil wurde mit unter anderem Kartoffeln und Lauch aus Ernteanteil baskischer Fischeintopf für den Abend, den anderen Teil würde ich nach völligem Abkühlen einfrieren.

Wurde gut! (Ein bisschen zu salzig – waren vier Tage Wässern mit mehrfachem Wassertausch nicht genug?) Nachtisch Schokolade.

Herr Kaltmamsell bekam spät auch noch zwei Teller Stockfisch-Eintopf und erzählte dazu bereits ein wenig von seinem Ausflug. Auf arte lief La La Land, gefiel mir jetzt besser als damals im Kino, ich komm einfach nicht drauf, wo er hakt.

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Für die wahrscheinliche Altersstruktur der Lesenden hier zielgruppenperfekt:
“Wohin mit den Schätzen? Wenn Sammler nicht mehr können”.

Schaffen Sammelnde zu Lebzeiten keine Lösung für ihre Schätze, wandert vieles auf den Müll oder zurück auf den Sammelmarkt. Ein frühzeitiges Loslassen falle den meisten Sammelnden schwer. “Deshalb sterben 90 bis 95 Prozent der Sammlungen auch mit dem Sammler.”

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Meldung aus der Vorreiter-Nation Österreich:
“Mama geht tanzen
Ein Club, drei Stunden, 2000 Frauen: Eine neue Partyserie speziell für Mütter feiert in Österreich einen Riesenerfolg. Trinken unter Zeitdruck und Stau am Männerklo”

via @sauer_lauwarm

Das klingt richtig gut!

Viele sind in Freundinnengruppen gekommen. Junge Mamas, die sich aus der Babyspielgruppe kennen. Mütter, die über die Kindergarten-Whatsapp-Gruppe von der Party erfahren haben. Ich entdecke aber auch einige Frauen über 60. Sie sehen nicht aus wie Mamas, die kleine Kinder zu Hause haben. Später erfahre ich von der Veranstalterin, dass etwa 25 bis 30 Prozent der Frauen keine Mütter sind. Sie sind heute nicht hier, weil sie einen Abend ohne Kinder genießen wollen. Sie sind hier, weil sie endlich mal wieder in einen Club gehen wollen. Zu einer vernünftigen Uhrzeit. Weil sie ohne Männer feiern wollen, ohne ständig angetanzt und angemacht zu werden. Ohne ihr Trinkglas im Auge behalten zu müssen.

Revival of the Tanztee Samstag- und Sonntagnachmittag?
(Wahrscheinlich zu nah an der Pfarrjugend-Disco.)

Journal Samstag, 23. März 2024 – Abgesoffene Wanderung durch die Maisinger Schlucht

Sonntag, 24. März 2024

Gut und lang geschlafen, ich zog den Rollladen zu einem sonnigen Morgen hoch.

Doch wie angekündigt bedeckte sich der Himmel bald. Ich merkte, dass meine Wanderlust auch eine Wanderung in Regen und Sturm einschloss, außerdem war für die Nacht zum Sonntag eine Rückkehr des Winters vorhergesagt, Regen erschien mir immer noch besser als Schnee und Graupel, also los nach Starnberg und durch die Maisinger Schlucht.

Ich nehme vorweg: Da hatte ich mich insgesamt verschätzt. Es regnete energisch. Die superduper Wanderjacke schützte zwar vor nassem Oberkörper und Kopf, doch die Wanderhose ist im Gegensatz zur Jacke nicht dazu gedacht, Regen abzuhalten: Sie zeichnet sich lediglich dadurch aus, dass sie besonders schnell trocknet. Wofür es aber wenigstens hin und wieder eine Regenpause braucht. Blöderweise regnete es durch, und das heftig. Nach einer Stunde, ich war gerade am Ende der Maisinger Schlucht, hatte ich nasse Socken, gegen Wasser aus nasser Hose helfen auch keine ziemlich dichten Lederwanderstiefel. Und nach anderthalb Stunden spürte ich, wie sich meine Unterhose aus der Wanderhose nass sog, jetzt wollte ich wirklich einfach nur heim.

Angefangen hatte das Ganze mit Durcheinander im S-Bahn-Verkehr: Notarzteinsatz auf der Stammstrecke (es ist unwahrscheinlich, dass ich die Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke noch erlebe, die solche Durcheinander reduziert).

Ankunft in Starnberg. Aussicht war aus.

Nachdem mein Weg sich mit dem zweier anderer Wanderer mehrfach gekreuzt hatte (es waren für das Sauwetter überhaupt erstaunlich viele Wandernde unterwegs, ich begegnete fünf weiteren), sprachen sie mich an: Ob ich auch nach Andechs ginge? So erfuhr ich, dass es eine Wanderung Starnberg-Andechs gibt. Wir waren uns einig, dass eine halbe Stunde ohne Regen unserer Kleidung gut täte.

Da das Vergnügen der Draußenbewegung im Regenströmen weniger lang anhielt als vorhergesehen, plante ich um auf Rückfahrt bereits vom S-Bahnhof Possenhofen und strich den Rückweg nach Starnberg über Prinzenweg. Am Bahnhof informierte mich die Anzeige, dass die nächste S-Bahn erst in einer halben Stunde kommen würde, also dreht ich eine Runde durch Pöcking, um nicht zu frieren. Als ich zurück zum Bahnhof kam, war diese S-Bahn gestrichen. Nun verlegte ich mich auf die nächste S-Bahn in die Gegenrichtung nach Tutzing, von dort würde es neben S-Bahnen auch Regionalzüge nach München geben.

Es war schließlich dieselbe S-Bahn, die mich zum Stachus brachte: Weder Fahrpläne noch Angaben in der MVV-App stimmten, das war die nächste Verbindung. Obwohl der Wagen geheizt war, fühlte ich mich durch und durch kalt, die mitgenommene Zeitung war nass und unlesbar, meine klammen Finger konnten eh nicht blättern.

In München hatte es aufgehört zu regnen, ich ging schnell nach Hause und ließ mir ein Bad ein: Ah, das heiße Wasser brachte Gefühl in Füße und Hände zurück. Die armen nassen Wanderstiefel stopfte ich mit (trockenem) Zeitungspapier aus, genau dafür (und für Umzüge) hat man ein Print-Abo. Frühstück um halb drei war dann die eigentlich als Wanderbrotzeit besorgte Nussschnecke, davor ein Apfel. Kurz darauf prasselte es schon wieder gegen die Fenster.

Bügeln unter erschwerten Bedingungen: Eigentlich ist die Haltung am Bügelbrett genau die, in der mein Kreuz derzeit brüllend schmerzt. Ich versuchte also mal Bügeln im Sitzen, gibt genug Menschen, die das immer so tun. Oah, nee, komplexere Stücke wie Blusen kriege ich so nicht in den Griff. Ich wechselte also mehrfach zwischen Stehen und Sitzen. Dabei hörte ich ein BBC-Stück von 2018, zum 40. Jahrestag des Hörspielstarts von Hitchhiker’s Guide Through the Galaxy:
“Don’t Panic! It’s The Douglas Adams Papers”.
Am meisten lernte ich daraus über die damalige BBC (z.B. taucht genau eine Frauenstimme in der Doku auf).

Erdnusskeksteig gekneten für ein Treffen in der Arbeit, Yoga-Gymnastik mit nur Dehnen. Zum Abendessen gab es nach ein paar libanesischen Nüsschen Rahmspinat mit Kartoffeln – irgendwas fehlte, es schmeckte sehr beilagig. Aber ich wurde angenehm satt. Dann noch Schokolade.

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Hatte ich verpasst: Andrea Diener bloggt wieder! Das darf sie “Newsletter” nennen, so lang sie möchte.

In “Aufblasflamingos und andere Obsessionen” schreibt Andrea:

Auf Urlaubsfotos, die ich mag, müssen Menschen abgebildet sein, nicht nur Sehenswürdigkeiten. Und zwar alle Menschen. Solche, die man kennt, wegen der persönlichen Erinnerungsfunktion. Aber auch solche, die nur zufällig im Bild sind.

Nicht nur bei Urlaubsfotos. Ich möchte mich sehr nicht in eine Reihe mit Fotografinnen des Kalibers von Andrea Diener stellen, ich knipse wirklich einfach nur herum, doch wenn möglich warte ich mittlerweile immer darauf, dass mir jemand ins Bild läuft, fährt, radelt – weil Menschen und Geräte das Foto zeitlich verankern. Auch das ein Beitrag zu “Ja, jetzt ist das langweilig. Aber in zwanzig Jahren!”

An den beschriebenen “trigger” kommen bei mir fotografierende Menschen heran, die halte ich besonders gern fotografisch fest – mit dem Problem, dass ich mich eigentlich nicht traue, fremde Menschen ohne ihre Einwilligung zu fotografieren. Wenn ich mich das traue, traue ich mich wiederum nicht, das Foto zu veröffentlichen – zumindest ist der Augenblick festgehalten.

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Die Übertragung von Literatur ins Medium Film ist immer spannend. Hier lässt sich Fatih Akin zu seiner Verfilmung von Tschick ausfragen – ich habe eine Menge gelernt.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/eSm1FqDyUX0?si=UMrbtwxmmqWMwS9c

Nebeninformation: Es gibt eine Website Tschickucation, eine Initiative der Familie Herrndorf, mit Schulmaterial zum Thema:

Du liest „Tschick“ im Deutschunterricht? Dann kann dir diese Seite helfen, den Roman besser zu verstehen.

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Abschließend eine Durchsage der Sprach-Hausmeisterin (ich glaube, die kommt jetzt öfter vorbei und der ist deskriptive Linguistik total wurscht):
Es heißt “Mundpropaganda”.
In den vergangenenen Monaten begegnet mir immer wieder “Mund-zu-Mund-Propaganda” – was soll das bitte sein? Tröpfcheninfektion?
Nein, der Duden kennt auch nur “Mundpropaganda”.
(Sie dürfen mich hier übrigens jederzeit auch hausmeistern. Vielleicht können wir sogar streiten! Mit solchen Nebensachen könnten wir Streiten üben.)

Journal Freitag, 22. März 2024 – Start ins Strohsingle-Wochenende mit Blütenpracht

Samstag, 23. März 2024

Guter Nachtschlaf, aber beim Weckerklingeln freute ich mich sehr aufs Ausschlafen am Wochenende. Der Tag wurde sonnig, verhangen nur durch leichten Wolkenschleier, und warm.

Traubenhyazinten neben dem Verkehrsmuseum am Bavariapark.

Im Büro lustiger Double Bind der Schmerzen: Im Sitzen tat mir irgendwann der Po weh (also im Grunde die Sitzbeinhöcker, die sich hin und wieder auch beim Joggen melden) inklusive Iliosakragelenk (die Mobilisierungsübungen dafür gehören fast zu jeder Einheit meiner Yoga-Gymnastik – ich möchte nicht wissen, wie es mir ohne Yoga ginge), im Stehen hielt ich es wegen der aktuellen linken Kreuzschmerzen nur wenige Minuten aus. Auf der Arbeitsebene vermittelte ich unter anderem das kleine Einmaleins der Veranstaltungsorganisation.

Das Wetter lockte sehr nach draußen, ich ging auf einen Mittagscappuccino ins Café Colombo.

Zurück am Schreibtisch ein paar Querschüsse, mein Mittagessen (Mandeln, Bananen) aß ich spät.

Mir steht ein Stroh-Single-Wochenende bevor, Herr Kaltmamsell ist auf Deutschlehrer*innen-Ausflug. Mein Plan war unter anderem eine samstägliche Wanderung am Starnberger See, allerdings sah ich immer banger auf die Wettervorhersage, die für Samstag Sturm und Regen prognostizierte. Doch auch so freute ich mich arg auf mehr als 48 Stunden allein.

Überraschend intensiver Arbeitsnachmittag, doch ich machte mich ran, denn ich wollte noch etwas von dem wunderschönen Wetter haben.

Das schaffte ich dann auch, statt wie sonst in zackigem Marschtempo schlenderte ich erst zum Vollcorner, um unter anderem Zutaten für mein Abendessen zu kaufen, dann mit viel Gucken und Schnuppern nach Hause.

Magnolie in der Lessingstraße.

Am Beethovenplatz wurden die blühenden Zierkirschen gewürdigt.

Magnolien in der Nußbaumstraße.

Ärger über das framing der Boulevardpresse: Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hatte entschieden, dass die Stadt München zu wenig tut, um den EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid einzuhalten, unsere Luft hier ist einfach zu schlecht. Dieselmotoren mit hohem Schadstoffausstoß dürfen jetzt voraussichtlich bald nicht mehr in die Stadt fahren.

Eigentlich sollte das Fahrverbot bereits im Oktober 2023 auf Dieselfahrzeuge der Norm Euro 5 ausgedehnt werden. So sah es ein Kompromiss vor, den die Stadt München mit DUH und VCD nach einer früheren Klage ausgehandelt hatte. Im vergangenen Herbst entschied sich der Stadtrat dann aber anders und beschloss, es erst einmal bei der ersten Stufe des Verbots zu belassen – obwohl die Grenzwerte nach wie vor nicht an allen Messstellen eingehalten wurden.

(Quelle)

Und wie macht die Boulevardpresse ihre Schlagzeilen? “Schlappe der Stadt vor Gericht”, “Diesel-Drama”, “Neue Fahrverbote”.

Ich sehe hier dasselbe Muster, mit dem die Klimakatastrophe populistisch behandelt wird: Als Problem geschildert werden nicht die lebensbedrohlichen Auswirkungen des Klimawandels, sondern mögliche Einschränkungen durch Gegenmaßnahmen. Das halte ich für verantwortungslos.

Zu Hause erst mal Fenster und Balkontüren geöffnet, Wäsche aus der programmierten Maschine aufgehängt, eine Runde Yoga-Gymnastik geturnt (zum ersten Mal dieses Jahr noch bei Tageslicht), Wasser des wässernden Stockfischs erneuert. Dann kochte ich Fusseloni, rührte reichlich Joghurtsauce, schnippelte Gurke, rote Paprika, Kirschtomaten, Ruccola und vermischte das (kein Nudelsalat!). Ich aß alles auf. Und schob Schokolade hinterher. Ja, war zu viel, aber ich habe jeden Bissen genossen.

Nichts davon könnte ich oder würde ich nicht auch mit anwesendem Herrn Kaltmamsell tun, doch hin und wieder genieße ich diese andere Art des Entspanntseins, die ich nur allein erreiche.

Und dann ging ich NOCH früher ins Bett zum Lesen! Larissa Kikols Signed über ihre Recherche zu und Begegnungen mit illegalen Graffiti-Künstler*innen ist in einem Blog-Tonfall geschrieben, der mir sehr gut gefällt, und liest sich angenehm süffig.

Journal Donnerstag, 21. März 2024 – Arbeiten daheim mit Frühmorgenlauf

Freitag, 22. März 2024

Guter Nachtschlaf trotz offenem Fenster. Wobei mir einfällt: Zwar wecken mich in der Wohnung auf dieser Seite des Hauses seit drei Jahren öfter laute Menschen auf der Straße davor, dafür habe ich keine Nachbarn mehr, die mich mit ihrem rücksichtslosen Rollladen-RRRUMMMMS! mitten in der Nacht aus dem Bett werfen.

Wecker auf 15 Minuten früher: Ich wollte den Homeoffice-Tag zu dieser Jahreszeit mit frühem Sonnenaufgang für eine Laufrunde vor der Arbeit nutzen. Das klappte auch, ich wurde mit einer herrlichen, gut einstündigen Lauferei über Alten Südfriedhof und an der Isar bis Thalkirchen und zurück beschenkt.

Aussicht bei Laufbeginn mit schwer abschätzbarem Wetter, ich setzte vorsichtshalber eine Schirmmütze auf – gegen Regen oder Sonne.

Mit den Öffnungszeiten des Alten Südfriedhofs hatte ich mich etwas verschätzt: Zwar stand das Haupttor am Stephansplatz offen, doch die anderen Tore zum Verlassen des Friedhofs waren noch nächtlich verschlossen. Gerade als ich umdrehen und zurücklaufen wollte, fuhr der Sicherheitsdienst herbei und schloss das Tor des Durchgangs zum neuen Teil auf – ich konnte hinunter an den Westermühlbach laufen.

Interessant fand ich den Unterschied zwischen Hinweg vor sieben (nur eine weitere Läuferin, und die hatte einen Hund dabei) und Rückweg nach sieben (reichlich andere Läufer*innen).

Ich genoss das so sehr, dass ich gleich mal Morgenlaufpläne für die nächste Woche machte.

Zurück daheim schnelle Dusche, dann den Arbeitsrechner aufgeklappt.

Erst nach zehn begann es zu regnen, heftig und ausdauernd, ich hatte mit meinem Lauf Glück gehabt. Der restliche Tag spielte Aprilwetter.

Und dann wartete ich vergeblich auf die Heizungsablesung. Sie war für zwischen 11:30 und 13:30 Uhr angekündigt, irgendwann machte ich mir trotzdem meinen Mittagscappuccino, kurz vor eins trotzdem mein Mittagessen (gelbe Kiwi, Quark mit Joghurt und Birne). Um zwei ging ich sicherheitshalber runter zum Info-Zettel an der Haustür, ob ich mich vielleicht verlesen hatte.

Klappt übrigens nicht nur im Büro, sondern auch zu Hause: Gegen blendende Sonne Rollladen herablassen -> Sonne verscheuchen. Einmal sogar mit Gewitter herbeirufen.

Die Kastanie vorm Haus gibt Pfötchen!

Es klingelte schließlich um halb vier – und der Besuch der Hausverwaltung mit Handwerker drehte sich dann gar nicht um die Heizungszähler, diese Kästchen können tatsächlich bereits nach Hause telefonieren: Angeguckt wurde die Wasseruhr in der Küche, die soll durch ein sendefähiges Modell ersetzt werden. Das sie für genau unseres allerdings nicht dabei hatten, es wird einen weiteren Termin brauchen.

Die letzten beiden Arbeitsstunden wurden dann noch wild, leider auf eine unangenehme und folgenreiche Weise. Ich musste aber pünktlich um fünf Schluss machen: Weil Herr Kaltmamsell anderweitig beschäftigt war, musste den Ernteanteil ich abholen. Das tat ich also (leider meldete sich beim Kistentragen der Kreuzschmerz besonders elendiglich), anschließend ging ich noch auf Einkäufe zum Edeka in der Sendlinger Straße. Dessen Sortiment ist wirklich besonders reich: Als ich in den Tiefkühltruhen nach Spinat suchte, entdeckte ich Hühnerklein – das ich zu Studienzeiten bevorzugt für Hühnerbrühe verwendet hatte, auch heute noch gerne täte, aber mittlerweile für verschwunden hielt.

Daheim Häuslichkeiten, dann eine Runde Yoga-Gymnastik, die hatte ich echt nötig. Herr Kaltmamsell verarbeitete zwei Drittel des Ernteanteils zu Ofengemüse: Schwarzen Rettich, Sellerie, Rote Bete, Lauch, Karotten. Ich steuerte Kräuterjoghurt bei (mit Petersilie und Kresse). Nachtisch Süßigkeiten.

Früh ins Bett zur nächsten Lektüre, eine Leihgabe von Neffe 1: Larissa Kikol, Signed.

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Wieder ein Habe-ich-mir-nie-Gedanken-gemacht-aber-jetzt-wo-ich’s-lese-Moment: Alkoholkonsum, Alkoholismus und Krankenhausaufenthalte. Oder: Seien Sie besser ehrlich im Anästhesiegespräch. Wirklich ehrlich.
“‘Möchten Sie vielleicht ein Bier?'”.

via @narkosedoc

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Maaaaaaannn! Jetzt wieder dieses Gezicke um gerechte Sprache! Den einzigen wirklich konstruktiven Vorschlag habe ich auf instragram gefunden (danke an alle Weiterleiter!). Das ganze fing ja an, weil einige Menschengruppen sich nicht mitgemeint fühlen. @fuchs.kirsten schlägt deshalb vor, dass Mädchen und Frauen diesem Gefühl von klein auf gegentrainieren.

Journal Mittwoch, 20. März 2024 – Große Pläne im Kartoffelkombinat / Granta 166, Generations

Donnerstag, 21. März 2024

Wieder eine recht gute Nacht. Ich werde wohl bald zu meiner Sommer-Bettdecke wechseln: Das Federbett ist mir zu warm, ich verschwitze den Bezug fast jede Nacht (als geborene Nachtschwitzerin kenne ich den Unterschied zu klimakterischen Schweißausbrüchen). Lieber staple ich bei zu kalt eine Zusatzdecke.

Es wurde zu einem herrlich sonnigen Tag hell, doch auf dem Weg in die Arbeit war ich um meine Handschuhe froh.

Im Büro wurde ich umgehend hektisch: Erst musste ich ein Schlamassel beseitigen, das ich nicht selbst angerichtet hatte (ich hatte sogar in den vergangenen Monaten mehrfach versucht, diese Art von Schlamassel grundsätzlich zu verhindern, indem ich die Verursachenden über Hintergründe informierte – vergeblich). Dann entdeckte ich, dass ich einen Fehler gemacht hatte, der anderen Aufwand und Probleme bereitet – sowas grämt mich ja tief und lange. (Stellte sich dann heraus, dass der Fehler versehentlich doch nicht so schlimm war, weil ich nicht um eine Ecke, sondern um zwei zu viel gedacht hatte, das hob sich nahezu auf.)

Später Mittagscappuccino bei Nachbars, spätes Mittagessen: eine Hand voll Mandeln (müssen weg), Mango mit Sojajoghurt. Die Kreuzschmerzen ließen nach, plagten mich nur noch bei längerem Stehen.

Mittelaufregender Nachmittag, ich kam fast pünktlich raus – und nahm meinen Arbeits-Laptop mit: Am Donnerstag würde ich von daheim arbeiten (gnarf), weil der Heizungsableser angekündigt war. Zu meiner Überraschung, denn 2023 waren die Messröhrchen an den Heizkörpern durch weiße Kästchen ersetzt worden, von denen ich erwartet hatte, dass sie mit Zuhause telefonieren können.

Heimeranstraße

Auf dem Heimweg Einkäufe im Süpermarket Verdi und im Drogeriemarkt.

Keine Yoga-Gymnastik, weil ich an einer Info-Veranstaltung des Kartoffelkombinats über Zoom teilnahm: Es sind drei große Bau-Projekte geplant (Gebäudesanierung, Regenauffangbecken, Photovoltaik-Anlage), um unsere Gärtnerei zukunftssicher zu machen, also für den Klimawandel zu wappnen; finanziert werden soll das durch Zeichnung von mehr Genossenschaftsanteilen. Details wusste ich bereits aus einer sehr informativen Broschüre zum jüngsten Ernteanteil, gestern beantworteten Kartoffelkombinats-Vorstand Daniel und
-Vorständin Jana Fragen.

Zum Tagesschau-Gong waren wir fertig. Herr Kaltmamsell hatte währenddessen das Weißkraut aus Ernteanteil mit Farfalle zu Krautfleckerl gemacht. Nachtisch Schokolade.

Im Bett mein aktuelles Buch ausgelesen.

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Granta 166, Generations

Nachdem mir der neue Herausgeber von Granta magazine, Thomas Meaney, mit der ersten von ihm verantworteten Ausgabe Deutschland gleichmal das Kraut ausgeschüttet hatte, freue ich mich umso mehr, wie gut mir die aktuelle Ausgabe zum Thema Generations gefiel (angefangen mit dem großartigen Titelbild). Zwar sank mein Herz, als sein Vorwort zunächst die Generationen-Einteilung Boomers, Gen X, Millennials etc. aufgriff (halte ich für unbrauchbar für nützliche Analysen, und die Forschung gibt mir recht), doch dann las ich schlaue Gedanken darüber, welche Einflüsse und Merkmale die zugehörigen Schriftsteller*innen vereinen.

Die Zusammenstellung der Texte für das Magazin selbst spielt das Thema Generations ganz anders und erkenntnisfördernd durch. Unter anderem: Guy Gunaratne gibt einem Einwanderer der ersten Generation in London die Stimme, mit der er seine Tochter anspricht, vor allem darauf, wie anders ihre Einwanderungs-Identität ist. Eine Geschichte, “Isabel” von Lillian Fishman, stellt eine heutige lesbische Beziehung ihrem Vorläufer vor 20 Jahren gegenüber. “Lifetimes of the Soviet Union” von Yuri Slezkine schildert die verschiedenen Generationen politischer Strömungen der Sowjetunion. In “The Full Package” von Zoe Dubno geht eine Teenagerin mit ihrer Großmutter Kleidungkaufen, “Ricks & Hern” von Nico Walker erzählt von zwei Polizisten in New York, einer davon alt, einer jung, in “The Trouble with Old Men” schildert Samuel Moyn, wie verschiedene Kulturen und Zivilisationen durch die Menschheitsgeschichte ihre Ältesten behandelt haben, von Verehrung bis systematischem Mord (Nachtrag: Hier muss unbedingt herbeiassoziiert werden die “Ahndlvertilgung” von Helmut Qualtinger).

Und ich habe den Fotografen Kalpesh Lathigra entdeckt, auf instagram @kalpeshlathigra. (Huch, der folgte gleich zurück!)

Das alles zeichnet ein Bild von der Dynamik unterschiedlicher Generationen, ihrer Wirkung aufeinander – bunt und bereichernd.

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Nein, was derzeit als “Künstliche Intelligenz” bezeichnet wird, hat nichts mit selbständigem, kreativen Denken zu tun. Das wird lediglich seit Entwicklung von Computern (im Sinne von Turing-vollständig) allen Computern prognostiziert – mal enthusiastisch hoffnungsvoll, mal apokalyptisch ängstlich. Dabei ist lediglich die Geschwindkeit der Berechnungen extrem gewachsen. Ich habe mich, musste mich, mittlerweile damit abfinden, dass immer der neueste erstaunlichste heiße Scheiß an Rechner-Fertigkeiten “Künstliche Intelligenz” heißt. Eine Geschichte dieses Begriffs auf Englisch im Guardian:
“Race to AI: the origins of artificial intelligence, from Turing to ChatGPT”.

Darin auch eine schöne Erklärung von deep learning.

Journal Dienstag, 19. März 2024 – Schmerzen, aber Frühling

Mittwoch, 20. März 2024

Guter Nachtschlaf, die Kreuz-Hüft-Schmerzen waren zum Glück im Liegen weg.

Das Draußen düster und kühl, doch am Vormittag wurde es heller bis sogar sonnig. Die Freude darüber wurde getrübt durch die Kreuz-Hüftschmerzen, ich wechselte oft zwischen Sitzen und Stehen am höhenverstellbaren Tisch – Stehen ging aber nur mit ständiger Gewichtsverlagerung von einem Bein auf das andere, ich muss ausgesehen haben wie ein gestörtes Käfigtier. Wie erwartet griffen die Schmerzen auf umliegende Bereiche über. (Fall Sie mir Diagnosen und Gesundheitstipps mitteilen wollen: Lassen Sie’s, ich war gestern schon wieder lustig am Löschen. Vielleicht möchten Sie hier nachlesen, welche ich schon kenne? Und wenn Sie sich unbedingt erleichtern müssen: Das offene Google Doc, das ich als Sammelbecken für die Flut Ihrer Meinungen 2020 angelegt habe, ist immer noch offen.)

Mittags schien die Sonne richtig schön, ich ging raus ins Westend auf einen Mittagscappuccino – Spaziergang wundervoll, der Cappuccino schmeckte diesmal nach Kirschschokolade (es werden wechselnde Espressosorten verwendet).

Auf dem Gollierplatz fand möglicherweise gerade die Stadtmeisterschaft im Wettlaubblasen statt.

Mittagessen später am Schreibtisch: Apfel, Granatapfelkerne mit Joghurt und Mohn – von Letzterem vielleicht ein wenig zu viel, ich kam schier nicht nach mit Kauen und Schlucken. Aber jetzt sind die Reste des Mohns aufgebraucht, den ich für Kleckerkuchen gekauft hatte.

Nach Feierabend ging ich in kühler Sonne über den Hauptbahnhof nach Hause, machte im Automaten im Untergeschoß wieder Fotos für mein Projekt – das schon seit 18 Jahren läuft, wie ich beim Einsortieren des Abzugs im Schrank sah.

Yoga-Gymnastik der sportlichen Art, fühlte sich für mein wehes Kreuz wohltuend an. Doch als ich anschließend in der Küche im Stehen eine Mango für die Mittwochsbrotzeit schnippelte, wusste ich wieder vor Schmerz nicht ein noch aus.

Als Nachtmahl hatte Herr Kaltmamsell die Karotten des Ernteanteils in Stiften im Ofen gebacken, dazu gab es Haselnussmus-Dip und scharfes Zhug, außerdem Käse aus Friesland, diese zweite Sorte fein säuerlich. Nachtisch Schokolade.

Früh ins Bett zum Lesen, die aktuelle Granta-Ausgabe Generations gefällt mir besonders gut.

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Ich bin alt, ich mag Geschichten über Spezialläden, die auch heute noch Kundschaft haben. Kafka on the road schreibt über einen der letzten Läden für Anglerbedarf in Berlin, Angelhaus Koss – mit Madenautomat an der Straße!
“Es geht weiter”.

(Immer wenn ich denke, dass ich vielleicht doch zu den Boomern gehöre – eigentlich als 1967 geborene ein paar Jahre zu spät -, denke ich an das Stück “Rente gehn”: Nee, diese alternative Vetternwirtschaft, diese selbstherrlichen Versicherungsbescheißer, die sind tatsächlich einen Abschnitt älter. Meine Generation müsste das Lied umdichten auf irgendwas mit Computern und Internet – und auf die herabschauen, die noch nie ein BIOS von innen gesehen haben und nicht mal die einfachsten html-Tags kennen. Wir haben noch in Loseblattwerken recherchiert!)

§

In letzter Zeit hatte ich einige Gespräche darüber, wie viel ein eigenes Auto tatsächlich kostet – und welch luxuriöses Reisen und Fahren mit anderen Verkehrsmittel dadurch bezahlbar wäre.
@fliggerit verlinkte gestern eine Aufstellung des ADAC über Gesamtkosten nach Pkw-Modell, die ich sehr interessant fand.
“Übersicht: Autokosten aller Modelle von A bis Z”.

Jetzt wäre ich noch dankbar für jemanden, die die Taxikosten ausrechnet, führe man all diese Privat-Pkw-Kilometer damit – zwischen Großstädten mit Direktverbindung gerne Bahn.

Journal Montag, 18. März 2024 – Schmerzen außen und innen

Dienstag, 19. März 2024

Guter und reichlicher Schlaf, so gehörte sich das endlich mal wieder. (Um den Preis von Frischluft: Ich hatte das Schlafzimmerfenster nach einer halben Stunde ganz offen gegen Lärmstörungen geschlossen).

Arbeitsweg mit Regendrohung, aber ich kam trocken an.

Es ist Magnolienzeit!

Im Büro brachte mich ein Blick ins Postfach erst mal ordentlich ins Wirbeln und machte mich gleich im Anschluss sehr müde.

Da war dieser eine Muskel über der linken Po-Seite, der seit Sonntag schmerzt, mit Ziehen um die linke Hüfte bis ins Knie. Schon am Sonntag konnte ich nur an der Arbeitsfläche in der Küche schnippeln und tun, wenn ich die Hüfte durchgehend in Bewegung hielt, sonst wurde der Schmerz unerträglich. Gestern wusste ich mir im Büro irgendwann nicht mehr anders zu helfen, als mich unter den Tisch zu legen und so lange mit LWS-Drehungen rumzudehnen, bis ich an diesen Muskel kam (ich erwischte ihn mit offenem windshield wiper nach rechts) – half dann aber auch nicht dauerhaft. Zefix.
Am wenigsten Schmerzen hatte ich im Sitzen, das war neu.

Nach einigen Vormittagsbesprechungen hatte ich Zeit für einen Mittagscappuccino bei Nachbars; die Qualität dort schwankt sehr, gestern bekam ich den besten bisher.

Viel Planung und Orga, Mittagessen war ein großer Apfel (aus Ernteanteil von einem Partnerbetrieb und köstlich), außerdem Granatapfelkerne mit Joghurt und Mohn. Und eine Ibu zur Schmerzbekämpfung.

Nachmittag einerseits emsig, vorm Fenster wie angekündigt “ausdauernder” Regen, wie es auf Wetterdeutsch heißt. Andererseits biss sich mal wieder der Selbsthass durchs Innere, den ich dann auch noch mit heim nehmen musste. Mich selbst nicht so wichtig nehmen? Ach, größter Wunsch. Seit so vielen Jahren versuche ich mich zu ignorieren, aber Existenz lässt sich einfach nicht wegdenken. Wahrscheinlich habe ich einfach nur noch nicht die richtige Droge für mich gefunden.

Einkäufe im Vollcorner, für das letzte Stück brauchte ich keinen Schirm mehr. Yoga-Gymnastik war gestern eine Folge mit langsamen, leichten Dehnungen, ich hoffte auf Besänftigung der Kreuz-Hüft-Schmerzen. Vergeblich.

Als Nachtmahl wärmte ich im Ofen das restliche Topinambur-Hähnchen vom Sonntag auf, danach gab es reichlich Süßigkeiten (sogar nur bis kurz vor zu viel).

§

Gabriel Yoran fragt bei Krautreporter:
“Was wurde eigentlich aus der Zukunft?”

Vieles funktioniert heute schlechter als früher: nicht nur Elektrogeräte, sondern ganze Demokratien. Wenn der Fortschritt stockt, sind wir enttäuscht. Warum eigentlich?

Ein besonders interessanter Gedanke:

Wagners Arbeit macht klar, dass von Fortschritt nur sprechen kann, wer eine Vorstellung davon hat, was wünschenswert ist.

(Erinnerte mich an die Forderung, Schulunterricht solle etwas “fürs echte Leben” vermitteln – dafür muss erst mal definiert werden, welche Vorstellung von wünschenswertem Leben die Fordernden haben.)

§

Wenn Sie überzeugt sind, dass Bürgergeld-Empfänger*innen in erster Linie arbeitsscheues Gelichter sind, werden Sie diese Fakten von tagesschau.de ohnehin nicht erreichen. Für den Rest:
“Wie viele ‘Totalverweigerer’ es wirklich gibt”.