Archiv für August 2024

Journal Samstag, 3. August 2024 – Alle Sommerwetter in einem Tag

Sonntag, 4. August 2024

Gut und ausgeschlafen; erst nach sieben zog ich den Rollladen hoch – in Dürsternis und Regen. Na ja, keine Überraschung, das war angekündigt. Aber halt auch: kein Balkonkaffee.

Nahaufnahme eines nackten Fußes mit silbern lackierten Nägeln in einer hellgoldenen Riemchensandalette

Weiteres Schuheintragen (die Nägel werden noch pedikürt und bekommen eine andere Farbe).

Möglicherweise habe ich unseren Geschirrschrank ruiniert. Ich entdeckte an der linken vorderen Ecke des Schranks eine Wasserlache auf dem Parkett, also unter dem Topf mit der immer mächtigeren Efeutute auf dem Schrank, die ich morgens gegegossen hatte. Umgehend holte ich einen Lappen und ging der Quelle nach: Klare Spuren auf dem weiß lackierten Holz von oben – dabei hatte ich regelmäßig gecheckt, dass der Unterteller unterm Blumentopf nicht volllief. Wohl nicht oft und gründlich genug. Zwar zeigte die Oberseite des Schranks zu meiner Erleichterung keine Spuren von regelmäßiger Überflutung, doch es war wohl oft genug Wasser ausgelaufen, dass ich bereits einen Spalt am Eck der oberen Verzierung und der unteren Leiste sah.

Das Wetter beruhigte sich: Der Regen hörte auf, der Himmel wurde bunt inklusive blauer Flecken.

Semmelkauf und kurzes Abbiegen in den Edeka in der Holzstraße für Tomaten und Nektarinen. An der Kasse ein Schild, das die Schließung dieser Filiale am 12. August ankündigte – oh. Edekas gibt es nun wirklich genug in der Innenstadt (vor allem, seit auch die Tengelmanns zu Edekas wurden), aber dieser hier hatte einen besonderen Platz in meinem Herzen. Was mag nur statt dessen in die Räume kommen?

Zum Dantebad radelte ich im Vertrauen auf die Wettervorhersage, die erst für den späteren Nachmittag weiteren Regen ankündigte. Komisches Wetter: Eigentlich war die Luft kühl, doch jede Bewegung führte zu Schwitzen.

Das Schwimmbecken war ohne Freibadwetter wenig beschwommen, neben Wolken schien vom Himmel immer wieder die Sonne und verglitzerte den Metallboden, und mein Körper machte sehr gut mit – vielleicht schon eine Wirkung meiner Eisen-Kur?

Zudem schön: Es waren nur Leute im Becken, die einfach schwammen, ohne Spielzeug. Vielleicht lief ja gerade bei den Olympischen Spielen der Wettbewerb im Geräteschwimmen, auf den die anderen sonst trainierten, und sie saßen alle vorm Fernseher.

Nach Heimradeln in der Sonne und mit nur wenigen lebensgefährlichen Situationen: Zum Frühstück um zwei gab’s zwei Kürbiskernsemmeln mit dick Butter und Tomaten.

Gemütlicher Nachmittag: Lesen auf dem Balkon (mit herabgelassener Markise, denn jeder Sonnenstrahl machte unangenehm heiß), Bettschwere, die Lesen unmöglich machte, also eine Runde Siesta. Danach wurde es doch wieder düster: Gewitter und Regenguss.

Yoga-Gymnastik mit wackligem Kreislauf, der aber hielt. Zum Abendessen verarbeitete Herr Kaltmamsell die Ernteanteil-Zucchini zu italienischer Scarpaccia (etwa so, aber mit Polenta ins Mehl gemischt), ein Tipp aus dem Kartoffeldruck, dem Newsletter zu unserem Ernteanteil.

Gedeckter Tisch, auf Glastellern flacher Zucchinikuchen, dazwischen eine weiße Schüssel mit Salat, ein Glas Weißwein

Schmeckte ok, aber andere Verarbeitungen von Zucchini sind mir lieber. Dazu machte ich den kleinen Chinakohl aus Ernteanteil zu Salat mit Joghurtdressing (seit Studentinnentagen, in denen ich Chinakohl wegen seines Preis-Sättigungsverhältnisses oft aß, kommt in das Joghurtdressing dazu immer Sesamöl) und restlichen Tomaten, im Glas ein aromatischer und kräftiger Pecorino.

Im Fernsehen ließen wir Caroline Links Verfilmung von Als Hitler das rosa Kaninchen stahl laufen – die mir lediglich illustrativ vorkam, ohne künstlerisch oder erzählerisch Eigenes. Im Bett las ich weiter Meg Rosoff, The Great Godden – immer ärgerlicher über die eindimensionale Handlung und die stereotype Darstellung der Figuren: Nein, so sind Menschen nicht, so sprechen sie nicht, so verhalten sie sich nicht.

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Vor 40 Jahren erreichte die erste E-Mail Deutschland, über das Computer Science Network (CSNET). Tagesschau.de nutzt die runde Jahreszahl für einen schönen Hintergrund-Artikel:
“Erste E-Mail erreicht Deutschland”.

Journal Freitag, 2. August 2024 – Sterbebetten

Samstag, 3. August 2024

Unruhige Nacht, die Todesnachricht trieb mich um. Zumal ich sehr wahrscheinlich nicht an der Beerdigung des Verstorbenen würde teilnehmen können, da sie wohl mit meiner Reise nach Essen kollidiert (Termin stand da noch nicht fest – doch abends erwies sich meine Befürchtung als zutreffend).

Blick aus Wohnzimmer auf Balkon mit Bank und Tisch, darauf zugeklappter Laptop, eine große Tasse, ein Wasserglas

Balkonkaffee, angenehmer Weg in die Arbeit. Sowohl über dem Klinikviertel als auch überm Westend sah ich einen einzelnen Mauersegler fliegen, vielleicht war es derselbe. Der ganz zum Schluss nochmal nachsieht, ob auch niemand was im Bad oder unterm Bett vergessen hat.

Im Büro wechselte ich wieder in die neuen hohen Riemchensandaletten zum Einlaufen.

Ich rief meinen Vater an, sprach ihm mein Mitgefühl zum Verlust eines seiner ältesten Freunde aus, erfuhr Details über die letzte Begegnung mit dem Freund auf dem Sterbebett. Es war eine lustige Geschichte, die mir den ganzen Tag nachging: Zum einen dachte ich viel an den Verstorbenen, der Teil meiner Kindheit war. Zum anderen daran, dass diese Art von Geschichte von einer Weltwahrnehmung sprach, die meinen Burder, meinen Vater und mich verbindet.

Trotz starkem inneren Abgelenktseins brachte ich Arbeit zuwege, letzter Arbeitstag vor einer Woche Urlaub.

Mittagscappuccino im Westend, unterwegs jagten gerade dunkelgraue Wolken über den Himmel und drohten mit Regen.

Subjektive Kameraperspektive von jemandem, der auf einer breiten fensterbank sitzt, Beine mit blauer Hose darauf ausgestreckt, links davon eine Tasse Cappuccino, draußen sitzen Menschen

Mehrgängiges Mittagessen: Salat aus kleingeschnippeltem Ernteanteil-Fenchel, Flachpfirsiche (nicht sehr aromatisch) mit Sojajoghurt. Dazu las ich einen Artikel im SZ-Magazin, der zu meinem Tages-Gefühl passte: Die Ärtzin und Schriftstellerin aus Odessa Iryna Gingerova erzählt über Hausbesuche (€ – ich wünschte, ich könnte Ihnen den wundervollen Text schenken):
“Hausbesuch” / “Es gibt so viele Arten zu sterben”.

Urlaubsübergaben, Dinge fertig gemacht, Abwesenheitsnotiz eingeschaltet: Ab in den dritten Bröckerl-Urlaub des Jahres (nach re:publica und Bachmannpreis), bevor ich dann Mitte September endlich so richtig drei Wochen Jahresurlaub inkl. Oktoberfestflucht mache. (Und damit endlich den Jahresurlaub 2023 aufbrauche.)

Der Heimweg über Abendessen-Einkäufe im Vollcorner war angenehm kühl, ich musste mich in meinem Sommerhemd sogar erst warmgehen. Zu Hause erste Abendessens-Vorbereitungen (Tsatsiki mit Ernteanteil-Gurke), dann Yoga-Gymnastik, die wieder sehr gut tat (weswegen ich dieses Programm weiterverfolge und nicht wie geplant auf eine Woche Pilates gewechselt habe).

Bohnenranke in einer Gebäudenische am Fenster, die sich vom Topf im Boden bis über die Decke hinaus hochrankt

Stand der Kletterbohne.

Jetzt aber Feiern des Wochenendes und des Starts in meine Urlaubswoche. Als Alkohol hatte ich Herrn Kaltmamsell vorgeschlagen: Aperol Spritz oder PetNat oder eine Flasche Weißwein zum Essen.

Ein Mann und eine Frau auf einem Balkon lachen in die Kamera und haben jeweils ein Glas Aperol Spritz mit Strohhalm in der Hand.

Hier seine Wahl, wir setzten uns fürs erste Glas davon auf den jetzt sonnigen und warmen Balkon.

Als Nachtmahl briet Herr Kaltmamsell die dicke Scheibe Bio-Entrecôte, die ich mitgebracht hatte, mit Knoblauch und Ernteanteil-Salbei, dazu gab es Mole und das Tsatsiki. Hervorragend. Zum Nachtisch Eiscreme und noch ein wenig Schokolade. Im Fernsehen ließen wir Clueless laufen, meiner Ansicht nach eine der besten Verfilmungen von Jane Austens Emma. (Nein, nein, nein, der kann unmöglich schon 19 Jahre 29 JAHRE – siehe Kommentar – alt sein.)

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Wir im Kartoffelkombinat haben einen wirklich spannenden Arbeitsplatz zu besetzen:
Die Leitung des Pack-Teams für die Ernteanteile. Vielleicht wissen Sie jemanden?

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Maximilian Buddenbohm erzählt von einem München-Aufenthalt mit Familie, und ich frage mich, in welche Inszenierung er da wohl geraten sein mag, mit Kostümen, Lehrfilmchen und sonstigem Drum und Dran. Das Erleben der eigenen Wohnstadt durch Besucher ist schon arg anders. Ja, man sieht vereinzelt Bayern-Cosplayer*innen im Münchner Straßenbild, doch so geballt, wie er es schildert, eigentlich nur zum Oktoberfest-Umzug. Und vergangene Woche war ja nicht mal Starkbierzeit oder ähnliche Kostümfeste. Durch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft fallen wir Münchner*innen sonst auch weiterhin nicht auf; wo bei anderen sowas sitzt, haben wir hier Grant: Die grundsätzliche Verstimmung über die Zumutung des Lebenmüssens. Noch dazu zwischen anderen Menschen. Das müssen alles weitere Besucher*innen gewesen sein.

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Dieser Artikel wurde in den vergangenen Wochen in meinem Internet so oft von Radlerin zu Radlerin gereicht, dass ich auch hier auf ihn hinweisen will: Er scheint wirklich wichtig zu sein.
“Cycling’s Silent Epidemic”.

Too many women stop riding their bikes because of labial swelling and pain. Here’s why it happens, what they can do about it, and how to prevent it in the first place.

Einen Absatz zitiere ich unabhängig von Sattel-Problemen bei Radlerinnen: Zu viele Frauen können ihre äußeren Genitalien nicht korrekt benennen (das soll um Himmels Willen kein Vorwurf sein, es ist nie zu spät zum Lernen) – was das Sprechen über Probleme damit noch schwerer macht als ohnehin.

To fully understand what causes these injuries, it’s important to review some basic terms. Despite our colloquial use of the word “vagina,” the correct word for a woman’s external genitals is “vulva,” which includes the labia majora (fleshier outer lips), labia minora (inner lips), the clitoris, perineum, pubic mound, and the vaginal opening (but not the vagina, which is the muscular inner canal that connects the vulva to the uterus).

Hier eine Grafik mit den deutschen Begriffen.

When I started reporting this story, I too felt awkward discussing the topic with sources—we would talk in coded language. Then I decided to start each interview with a quick review of terms, and discussions became more comfortable and informative. A woman could now tell me that her labia majora became enlarged, instead of grasping for vague euphemisms like, “It wasn’t pretty down there.”

Journal Donnerstag, 1. August 2024 – Sommerlich ruhig

Freitag, 2. August 2024

Beim nächtlichen Klogang konnte ich alle Fenster und Türen der Wohnung öffnen: Sturm und Regen hatten aufgehört, es kam kühl und frisch von draußen rein. Guter Schlaf, vom Wecker geweckt.

Balkonkaffee, angenehmer Spaziergang in die Arbeit.

Straße in Morgensonne, Altbauten, im Hintergrund ein Kirchturm aus Backstein

Gollierstraße ohne Schulkinder.

Eckgeschäft in einem Altbau, auf der verblichenen Markise steht "Imbiß" und "Metzgerei", die Jalousien sind herabgelassen

Aber auch: Gollierstraße künftig ohne Metzgerei. Zwar wurde auch hier (wie in den meisten Innenstadt-Metzgerläden) in erster Linie Brotzeit verkauft, doch ich hatte mich über die schiere Existenz eines kleinen, Inhaber-geführten Metzgerladens gefreut.

Aushang in der Ladentür, dass die Metzgerei zum 20.7. schließt

Mal sehen, was die “neue Leitung” damit macht.

Im Büro erstmal Schuhwechsel: Ich hatte die Riemchensandaletten für die Jahrhunderthochzeit zum Einlaufen dabei. Nach der Arbeit waren meine Füße von der Hitze und einem Tag Rumlaufen immer so dick gewesen, dass ich nicht hatte reinschlüpfen wollen. Zu meiner Erleichterung erwiesen sich die Schuhe als überraschend bequem beim hauptsächlichen Sitzen und auf den Gängen über die Gänge. Ich hielt zweieinhalb Stunden durch, bis ich Blasengefahr spürte.

Vorm Bürofenster sang eine Männerstimme mittelschräg und leidenschaftlich “Himbeereis zum Frühstück” – mir ging das Herz auf.

Für unsere Essen-Reise wollte ich einen Restaurant-Tisch reservieren – und wurde dafür zu einem Telefonanruf gezwungen. Den dann zu vorher genau gecheckten Geschäftszeiten ein Automat entgegen nahm, ich war gespannt, ob das funktionieren würde, wozu hat der Herrgott denn bitte das Internet erfunden? Und Reservierungs-Plattformen? Aber nach einigen Stunden meldete sich das Restaurant tatsächlich, ich reservierte.

Glas mit Cappuccino auf Nussbaum-farbenen Holz, im Hintergrund hängen Gemälde an der Wand

Mittagscappuccino im Westend mit Kunst (merken: auch als großer Cappuccino ist mir der hier zu rass).

Im Büro Fachsimpeln über Druckpapiere, geordnetes Arbeiten. Mittagessen Pfirsiche und Aprikose (himmlisch!) mit Sojajoghurt und Leinsamenschrot.

Ich machte sehr früh Feierabend, um zu meinem Friseurtermin in der Innenstadt zu marschieren. Bewegung war kein Problem, denn die Luft hatte unter Wolken abgekühlt. Die Mauersegler waren vielleicht schon weg, auf meinem Weg sah ich nur noch einen fliegen.

Haarschnitt mit angenehm wenig Gespräch.

Selfie einer Frau mit kurzen weißen Haaren und einer Brille vor sonnenbeschienenem Park

Ich war zufrieden. Jetzt schien die Sonne wieder – und machte sofort heiß.

Zu Hause Yoga-Gymnastik (schön, auch wenn meine Wirbelsäule mal wieder zum Gottserbarmen rumpelte und krachte), dann Telefonat mit meiner Mutter: Eine erfreuliche Einladung für Sonntag, aber auch eine Todesnachricht, die mich sehr traurig machte.

Ich bereitete aus dem frisch geholten Ernteanteil Abendessen: Eisberg-Salat (Ausgleich für die Schlammbäder der vorhergehenden Wochen: ich musste ihn fast gar nicht waschen), Gurke, Tomaten mit Joghurt-Knoblauch-Dressing. Außerdem gab es die restlichen Salzgurken. Nachtisch reichlich Schokolade.

Abendunterhaltung: Eine arte-Doku über neue archäologische Erkenntnisse zur minoischen Kultur auf Kreta – die weit ab sind von dem, was ich in den 1980er darüber lernte.

Das aktuelle Granta 168, Significant other las ich aus (na ja), startete im Bett die nächste Lektüre, von Kollegin empfohlen: Meg Rosoff, The Great Godden.

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Gabriel Yoran fängt mit einem Kaffee-Vollautomaten an und analysiert sich zurück bis zur Erfindung der Idee form follows function, um am Ende bei der Bedeutung des anfänglichen Vollautomaten für die Zukunft der Menschheit anzukommen. Mit Genuss und Belehrung gelesen, hier an Sie verschenkt:
“Sie haben Geld, sie haben Zeit, und sie brauchen dringend ein Hobby”.

Tatsächlich hat sich der Designdiskurs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts komplett verschoben und das, was mit Funktionalität gemeint ist, wird mittlerweile genauer und viel weiter gefasst. Erheblichen Anteil daran hatte der französische Sozialphilosoph und Soziologe Pierre Bourdieu. Seine erstaunliche Erkenntnis: Das, was eine Person schön oder hässlich, vulgär oder fein findet, verrät ihre soziale Position und Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe.

Bourdieu kränkte ganze gesellschaftliche Leitmilieus, in dem er in seiner Ende der 1970er Jahre erschienenen Studie „Die feinen Unterschiede“ zeigte, dass „guter Geschmack“ nicht angeboren, sondern „Ausdruck sozialer Differenzierung“ ist. Indem ich bestimmte Filme ansehe, bestimmte Musik höre, aber auch bestimmte Waren gut finde und kaufe, offenbare ich meine gesellschaftliche Stellung. Es geht natürlich um Geld, aber nicht nur: Bourdieu beschrieb, dass sich soziale Ungleichheit nicht nur mit ökonomischem, sondern auch mit kulturellem, sozialem und symbolischem Kapital erklären lässt. Mit kulturellem Kapital ist nicht nur formale Bildung gemeint, sondern der ganze Apparat an Kulturtechniken, Kunstverständnis, Geschmack, Gehabe, der einem den Zugang zu den „besseren Kreisen“ eröffnet.

Journal Mittwoch, 31. Juli 2024 – Einschränkend heißer Hochsommertag

Donnerstag, 1. August 2024

Wecker für ein wenig mehr Schlaf vorgestellt, das klappte auch. Draußen war es sommermorgenlich mild genug für einen weiteren Balkonkaffee.

Der Dienstag war so voll gewesen, dass ich beim Runterladen der Bilder von meinem Smartphone fast die vom Isarlauf am Morgen gleich abgelegt hätte: Er kam mir mindestens einen Tag länger zurück vor. Meine Morgenverrichtungen absolvierte ich so flott, dass ich nicht mal später im Büro ankam. Unterwegs war ich vor lauter Sommerferiengerüchen völlig wuschig geworden – jetzt bitte eine Zeitreise zurück an den Baggersee, gleichmal mit Papa zum Kreuz schwimmen, dann erste Sandkastenprojekte mit den hoffentlich bereits eingetroffenen weiteren Kindern.

Geordnete Beschäftigung im Büro. Mittagscappuccino bei Nachbars, die Außentemperatur noch erträglich.

Cappuccinotasse auf einem weißen Tisch, im Hintergrund sieht man eine offene Tür, die auf eine sonnige Terrasse mit Menschen führt

Zu Mittag gab es Roggenbrot, außerdem wunderbaren Pfirsich, herrliche Aprikosen.

Obwohl das Büro nicht wirklich heiß wurde, wackelte nachmittags mein Kreislauf massiv, ich hielt mich an meinem Schreibtisch fest.

Nach Feierabend ging ich unter wolkenlosem Himmel und unangenehmer Hitze (Madrid-Erinnerungen) lieber mal langsam. Lebensmitteleinkäufe, alle weiteren Vorhaben strich ich wegen Wackeligkeit in der Hitze.

Herr Kaltmamsell hatte für eine angenehm kühle Wohnung gesorgt. Ich erledigte erstmal Finanzdinge am Rechner um abzukühlen, auch Maniküre (gnarf) stabilisierte mich. Dann aber Yoga-Gymnastik, tat gut. Währenddessen zog draußen der Himmel langsam zu, es waren Gewitter angekündigt.

Abendessen bei gegen die Hitze geschlossenen Fenstern: Herr Kaltmamsell hatte am Dienstag Salzgürkchen angesetzt, außerdem gab es Käse und Brot, auch ein Salätchen aus Petersilie, Tomate, Zwiebel, schwarzen Bohnen. Zum Nachtisch gab es drei Sorten Speise-Eiserl vom Lidl, es mir war seltenerweise sehr danach gewesen.

Dass das Gewitter ausbrach, hörte ich erstmal an zuschlagenden Fenstern und Türen im ganzen Haus (nicht bei uns, weil alles noch zu war).

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Bitte lesen Sie hierüber nicht hinweg:
“Umwelthilfe warnt vor ‘Hitzehölle’ in deutschen Städten”.

Die Deutsche Umwelthilfe hat 190 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern bewertet – nach dem Grad der Versiegelung (der Durchschnitt liegt bei 45 Prozent) in Kombination mit dem Grünanteil. 24 Städte in Deutschland sind besonders stark versiegelt (Anteil mehr als 50 Prozent) und haben gleichzeitig besonders wenig Grünvolumen. Davon liegen zehn in Bayern: Regensburg, Ingolstadt, Nürnberg, Schweinfurt, Fürth, Erlangen, Bamberg, Aschaffenburg, Rosenheim, Augsburg.

Aber die Parkplätze.

Nachtrag: Hier die Gesamtliste mit der Einstufung deutscher Großstädte. via @loosy83
Auffallend: Ostdeutsche Städte sind sehr wenig versiegelt. Und es taucht der wunderschöne Begriff “dreidimensionale Vegetationskörper” auf – <3

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Melanie Amann vom Spiegel formuliert bei Markus Lanz prägnant, wie die Auswahl von Diskussionsteilnehmern in TV-Runden zu Sachthemen den Eindruck bei Zuschauern komplett verzerren kann: Die false balance, die Populist*innen seit einigen Jahren gezielt nutzen. Allerdings gibt es tatsächlich Menschen, die nicht wahrhaben wollen, wie weit Experten-Wissen und Fachkompetenz entfernt ist vom Rummeinen auf der Basis von ein paar Online-Schnippseln (“selber denken”).