Journal Samstag, 28. Juni 2025 – Heißer CSD mit Hintergrundinfo

Sonntag, 29. Juni 2025 um 7:15

Früh aufgewacht, aber gemerkt, dass das genug Schlaf war, und es passte mir gut in den Kram: Angekündigt war ein brüllheißer wolkenloser Tag (mitleidige Gedanken an die CSD-Feiernden), zu meiner Schwimmrunde wollte ich lieber früh.

Tatsächlich war es auf dem Balkon beim Morgenkaffee dann ganz schön frisch, der Himmel bewölkt. Egal, ich blieb bei meinen Plänen. Auch bei dem, zum Dantebad mit U-Bahn statt Rad zu fahren: Radeln in großer Hitze schreckte mich ab, die CSD-Großveranstaltung barg das Risiko verstärkten LALÜ!s unterwegs, zudem wollte ich zum Frühstück Torte mitbringen, die sich auf dem Fahrrad nicht so gut transportieren ließ.

Beim Schwimmen (gut!) Wechsel von Wolken und Sonne, dazu ein wenig Wind. Ich legte mich noch ein Stündchen auf die vertrockneten Wiesenreste, jetzt überwog die Sonne. Auf den Ohren den vertrauten Soundtrack von Grand Budapest Hotel, ich freute mich sehr an den Details der Instrumentierung (Mandolinen! Hackbrett! Harfe!). Beim Zusammenpacken heftiges Handtuch-Ausschütteln, ohne Gras bestand die Freibadwiese halt aus Dreck.

Auf dem Fußweg zum Konditor dann eindeutig Sommerhitze, ich hatte nichts dagegen, danach zehn Minuten auf die U-Bahn zu warten im schön kühlen U-Bahnhof.

Aus dem U-Bahnhof stieg ich am Sendlinger Tor hinauf in das Gewummer der Christopher-Street-Day-Parade.

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Vielleicht ein guter Anlass, Grundsätzliches zu LGBTQ+ zu klären – es ist noch gar nicht so lang her, dass ich einem unwilligen “Was für ein Schmarrn soll das jetzt schon wieder sein?”-Frager die Abkürzung trotz klarem Queer-Kontext aufdröselte. Und mir Mehrheits-cis-Hete (habe ich mir ja nicht ausgesucht) hören vielleicht auch Unwillige zu?

Homosexuell (schwul/lesbisch), heterosexuell, bisexuell bezeichen die sexuelle Orientierung eines Menschen. Sie bezieht sich auf das Geschlecht oder die Geschlechter der Personen, zu denen sich ein Mensch sexuell hingezogen fühlt.

Cis/trans/nicht-binär sind einige Begriffe für die Geschlechtsidentität. Hier geht es um die Frage, ob sich ein Mensch mit dem ihm zugewiesenen Geschlecht identifiziert, ob es ihn passend und ausreichend beschreibt.

Nicht-binäre, trans und inter Menschen können deshalb genauso homo-, bi-, pan-, hetero- oder asexuell sein, wie cis Menschen. Die Geschlechtsidentität sagt nichts über die sexuelle Orientierung aus.

Freundliche und meiner Ansicht nach einleuchtende Erklärungen finden sich auf der Website Liebesleben vom Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit.

Die Initiative LIEBESLEBEN ist seit 2016 die Nachfolgerin der Kampagne »Gib AIDS keine Chance«.

Awwww, also eine Urenkelin von “TINA! WAS KOSTEN DIE KONDOME?!”

Ach, und weil wir gerade dabei sind: Hier die kürzeste Trans-Debatte, die alle relevanten Aspekte abdeckt.

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Frühstück kurz nach zwei: Tomaten mit Salz, drei halbe Stücke Torte (Nuss-Buttercreme, Walnuss-Buttercreme, Pistazien-Erdbeer-Sahnetörtchen) – mein Bauch sandte danach noch eine ganze Weile Fragezeichen.

Auf dem Balkon Internet-Lesen, Zeitunglesen – es war dort deutlich wärmer als in der verdunkelten Wohnung, aber hinter der Markise erträglich.

Und ich hatte ja noch einen Termin, auf den ich mich seit Wochen freute: HAARESCHNEIDEN! Am Ende des Nachmittags spazierte ich zum Friseur und ließ mich endlich von meinem Pelz befreien. Beim Blick in den Spiegel merkte ich, dass mich beim Schwimmen die Sonne erwischt hatte – trotz gründlichem Eincremen.

Auf dem Heimweg blieb ich zweimal in Gesprächen mit Bekannten hängen, eines davon beruhigte mich – ich hatte bereits befürchtet, diesen Kontakt durch meine manchmal abschreckende Art vergrault zu haben.

Zum Abendessen gab es asturianischen Eintopf (stand auf der Liste, Speck/Morcilla/Chorizo hatte ich schon vor Monaten gekauft), Herr Kaltmamsell hatte ihn schon morgens noch in der Kühle gekocht. Zum Aperitif Highballs (Ginger Ale mit Bourbon). Nachtisch Süßigkeiten.

Haushaltsvorbereitungen für Übernachtungsbesuch Sonntag auf Montag und für die sonntägliche Generalversammlung des Kartoffelkombinats.

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Holger Gertz schrieb in der gestrigen Süddeutschen eine ganze Seite Drei, warum der Fernsehsender Phoenix eine ungemein wichtige Funktion hat (€ – seufz):
“Gegen die Vollverblödung”.

Wenn Muster sichtbar werden, ist das fürs Publikum ein Erkenntnisgewinn. So was funktioniert aber nur, wenn Sender und Empfänger durchhaltebereit sind. Phoenix, der Ereignis- und Dokumentationskanal von ARD und ZDF, bleibt bei Parlamentsdebatten stundenlang drauf, als Zuschauer findet man dann manchmal nachmittags etwas wieder, was man schon vormittags entdeckt hat, der Parlamentsfunk erinnert an die Dauersendungen von Olympischen Spielen. Man macht das Publikum mit etwas vertraut, allein durch die permanente Anwesenheit von Kameras und Kommentatoren. Keine Ansicht ohne Einordnung. Im Stadion passiert was, und in den Wettbewerbspausen treten Fieldreporter an Sportler und Trainer heran und fragen und suchen gemeinsam nach Erklärungen für das, was passiert ist.

So ist es auch bei Phoenix. Im Parlament passiert etwas, und dann ist Sitzungsunterbrechung, und die Phoenix-Parlamentskorrespondenten, als Fieldreporter getarnte homines politici, passen die Politiker vor dem Sitzungsaal ab. Und während sie miteinander reden, kann man eine Glocke hören, als Hinweis darauf, dass die Debatte im Plenum bald fortgesetzt wird. Aber solange es noch nicht so weit ist, reden sie bei Phoenix in aller Ruhe erst mal weiter, steigen in die Tiefe der Themen ein, schlagen Schneisen in wild wuchernde Schlagwortwälder: Heizhammer, Teuer-Schock, Steuerknall. Das kostet natürlich Rundfunkgebühren, aber nicht mal zehn Cent. Keine sehr hohe Versicherungssumme für den Schutz gegen gesamtgesellschaftliche Vollverblödung.

§

Es begann mit der Theorie eines Washingtoners auf Mastodon zur Entstehung von Bezeichnungen chinesischer Gerichte (lustig). Ein Druko wies dann auf einen aktuellen Artikel genau zu diesem Thema hin, inklusive Metaebene, welche Art von Übersetzung die Ursprungskultur respektiert. Hugo Tseng, Englisch-Professor an der Sanda University in Shanghai, schreibt über:
“What’s the Right Way to Translate Chinese Dish Names?”

Chinese dishes are notoriously difficult to translate accurately, due to the country’s rich and layered culinary history, a cultural preference for vivid imagery, and the presence of ingredients and techniques that have no direct equivalents in English.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Samstag, 28. Juni 2025 – Heißer CSD mit Hintergrundinfo“

  1. Ilka meint:

    Oh, hier auch mehr Sonne als gewünscht. Hab die Bestrahlung im Wasser unterschätzt.

  2. Frau Werwolf meint:

    Danke für die wunderschöne Kurzdebatte!
    Wobei ich „ta geule“ nicht mit „lass es gut sein“ übersetzen würde…

Beifall spenden: (Unterlassen Sie bitte Gesundheitstipps. Ich werde sonst sehr böse.)

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