Journal Freitag, 18. Juli 2025 – Sommerlicher Draußenabend, weitere TV-Enttäuschung
Samstag, 19. Juli 2025 um 7:52Aus tiefem Schlaf geweckt worden, wie angekündigt zu einem sonnigem Morgen.
Frisch war es trotzdem ganz schön auf meinem Marsch in die Arbeit – ärmel- und jackenlos, weil Juli.
Recht umtriebiger Arbeitsvormittag, ich grub mich tief in ein Thema ein und hätte darüber fast meinen Mittagscappuccino verpasst. Aber nur fast, ich marschierte ins Westend. In der Sonne war es jetzt angenehm warm, im Schatten weiterhin für die Jahreszeit zu kühl.
Zu Mittag gab es Roggenvollkornbrot (Beweis, dass der Bäcker Wimmer handwerklich arbeitet: ein Loch im oberen Viertel des Kastenbrots, vermutlich Ursache Übergare), Aprikosen, Nektarine.
Nachmittags Konzentrations-verhindernder Kreislaufschwindel, ziemlich scheiße (klar: nicht so schlimm wie Kotzübelkeit oder Migräne, aber SO NERVIG!). Nur mit Mühe bekam ich noch Dinge weggeschafft.
Heimweg in angenehm milder Sonne über Einkäufe im Forum Schwanthalerhöhe.
Fürs Abendessen war ich aushäusig mit Herrn Kaltmamsell verabredet, davor blieb noch Zeit für eine Runde Yoga-Gymnastik bei offener Balkontür auf sonnenüberflutetem Parkett.
Reserviert hatte ich in der Taverna Melina unweit von daheim, einer der vielen Sommerprogrammpunkte auf unserer Liste. Die Außenfläche vorm Lokal in der Maistraße brummte bereits, man hatte darauf noch mehr Tische und Stühle untergebracht als in den Sommern zuvor (bewunderswertes Schlängeln der zahlreichen freundlichen Kellner dazwischen).
Als Vorspeise bestellte ich wie geplant Tsatsiki zum Abgleich: Deutlich weniger flüssig als meines, ich werde den Joghurt künftig abtropfen lassen und die Gurke entwässern. Als Hauptgericht bekam ich gebratene Seezunge mit Kapern und getrockneten Tomaten in Olivenöl, war gut.
Gegenüber ein Nudelgericht von der Tageskarte. Als Wein hatte ich eine Flasche weißen Gerovassiliou Assyrtiko/Malagousia ausgesucht, der gut passte. Stamperl Ouzo bekamen wir auch zweimal hingestellt und als Nachtisch aufs Haus gute Wassermelone. Gespräche: Ich brachte Herrn Kaltmamsell auf den neuesten Stand meiner vor allem Arbeitswoche. Gemeinsames Nachdenken über die Bezeichnung “Townhall”, die seit ein paar Jahren für interne Info-Veranstaltungen verwendet wird, die früher Betriebsversammlung hießen (auch wenn sie nicht vom Betriebsrat einberufen wurden).
Deutlich vor Ablauf unseres Zwei-Stunden-Slots (diese Unsitte wird wohl nicht mehr weggehen) waren wir durch, ich lud Herrn Kaltmamsell noch auf einen Digestiv in die Bar Auroom ein.
Einmal Rumkugel (nicht mehr offiziell auf der Karte, aber auf Bitte zubereitet), einmal sahniger Pistazien-Cocktail. Der Spaziergang in die Bar und jetzt nach Hause fühlte sich herrlich sommerlich an: Heller Himmel, milde Luft, die Straßen und Lokale voller Sommervolk.
Beim Heimkommen war es immer noch so früh, dass ich einer neuen TV-Serie auf ZDF Neo nachging: Nighties spielt in einem fiktiven Hotel Prinzenhof im Münchner südlichen Bahnhofsviertel – mir war sofort klar, dass dieses Set-up ein enormes Potenzial bietet, ich kenne ja die Geschichten eines Hotelbesitzers von genau dort.
Doch auch diese Komödie wurde eine weitere enttäuschte TV-Hoffnung: Anstelle dieser echten, echt guten Geschichten erfand das Drehbuch irgendeinen an den Haaren herbeigezogenen Scheiß. Zwar erkannte ich, dass sich auf irgendwelche Klischees bezogen wurde, doch die kannte ich nicht mal – bin ich zu alt dafür? Alles machte deutlich, dass die Leute hinter dem Drehbuch nicht einmal 24 Stunden in welchem Hotel auch immer hinter den Kulissen verbracht hatten. Wahrscheinlich, fällt mir jetzt ein, wurde sich statt auf echte Hotels auf das Genre Hotel-TV-Serien bezogen – das würde zumindest den Nachtportier in Anzug und Krawatte erklären. (Herr Kaltmamsell weist mich zudem auf das Genre Mockumentary wie Stromberg hin, das vermutlich referenziert wurde.)
Sehr wahrscheinlich aber würde eine TV-Komödie, wie ich sie erhofft hatte, beim breiten Publikum eh nicht funktionieren: Sie zündet nur bei Menschen, die zumindest eine leise Ahnung von der Hotel-Wirklichkeit haben.
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Das aktuelle fluter (Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung) dreht sich um das Thema Handwerk und ist schon wieder richtig gut. Hier zum Beispiel ein Filmchen über Handwerk-Influencerinnen, aber auch ein Artikel, warum Nagelstudios fest in vietnamesischer Hand sind, eine Modestrecke über die Handwerks-Wurzeln bestimmter Kleidungsstücke, Handwerk für die Energiewende, ein Portrait der Berliner Driller Queens (hatte ich schon mitbekommen, kenne eine zufriedene Kundin), u.a. gelernt: Erst seit 1994 dürfen im Westen Deutschlands Frauen im Baugewerbe arbeiten (feministisches Kotz-Emoji).
3 Kommentare zu „Journal Freitag, 18. Juli 2025 – Sommerlicher Draußenabend, weitere TV-Enttäuschung“
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19. Juli 2025 um 10:14
Zu Tsatsiki: Joghurt muss nicht abgegossen werden, wenn man den echt griechischen mit 10% verwendet, der ist schnittfest, da muss man sogar die Gurken nicht notwendigerweise entwässern.
Nachtrag zu Grace: mir gefällt er, allerdings nur im englischen Original.
19. Juli 2025 um 13:56
Zum entwässern der Gurke für Tsatsiki nehme ich ein feines Sieb und presse das fein geriebene Gemüse aus. Der Gurkensaft ist gut gekühlt der Aperitif, kennengelernt bei Seiser K, als sie im Noma speiste.
19. Juli 2025 um 15:31
Auch von mir ein Nachtrag zur Serie Grace, die ich hier in Kanada im Original sehe. Ich finde sie auch gut, die Dialoge sind im Original nicht grottig, die Charaktere sind sehr vielschichtig gezeichnet. Ich empfehle auch sehr die zugrunde liegenden Bücher.
Was mir nicht so gefällt sind die manchmal zu grafischen Details, es ist zu real, zu viel Gewalt. Ich kann mir das nicht mehr anschauen.
Liebe Grüße aus Toronto, Sabine B.